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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken. |
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26.04.2008, 15:29 | #1 |
Oh Herr
Du hast meine Gebete nie gehört,
hast mich ersäuft,erschlagen und vergessen. Ich sah lachende Hyänen meine Eingeweide fressen. Im Traum erschlug ich dich oft und so gründlich,dass ich dich wiederbeleben mußte,um dich nochmal erschlagen zu können. Gesungene Liebeslieder an dich,oh Herr halfen mir,dir den Schädel wegzublasen. Vergessen all die Psalmen,die wir lasen. Du hast meine Gebete nie gehört... Und dann erschlug ich das Flittchen, das sich Leben nannte. Das man niemals verliert,weil es uns ständig an der Nase rum führt. Meine Glieder zucken,ich will nach Hause gesunden. Oh Herr,siehst du meine Not? Du lachst... Ich hab meinen Ort nie gefunden. Du predigst dem Leben den Tod. |
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02.05.2008, 01:57 | #2 |
RE: Oh Herr
Hmmm - das hat schon Kraft!
Hallo Jeanny - Deine Haltung und Dein Anliegen treten hier deutlich zutage, da bleibt keine Frage offen, wo der Text denn hinzielen soll. Rein formalsprachlich ist mMn ein bißchen was zu korrigieren: Str. 1, Z. 2: "ersoffen" - das kommt von ERSAUFEN (intransitiv), nicht von ERSÄUFEN (transitiv), was hier gebraucht würde (parallel zu "erschlagen"); richtig sollte es heißen. "hast mich ersäuft..." Str. 2, Z. 4: Nenn es Kaffebohnenritzensägerei - aber ich kann nicht anders: "nochmal" ohne -s ist hier besser als "nochmals". Str. 3, Z. 2: "wegzublasen" in einem Wort - Z. 3: Plural von Psalm heißt "Psalmen" mit -n Str. 4: "Das man niemals verliert,weil es mich ständig an der Nase rum führt." Da stimmt der Bezug nicht so ganz : Im ersten Satzglied ist das unpersönliche "man" das Subjekt; in der "weil"-Begründung ist dann plötzlich von "mich" die Rede. Vorschlag - entweder "Das ich doch niemals verlieren kann, weil es mich ständig an der Nase herum führt" oder "Das man niemals verlieren kann, weil es einen ständig an der Nase herum führt." (Den rhythmischen Grund für die Verkürzung "rum" sehe ich wohl - aber mich kann der damit verbundene Wechsel des Sprachregisters nicht überzeugen.) Str. 5: "Meine Glieder zucken,will nach Hause gesunden." Warum sollte hier das Subjekt denn unbedingt ausfallen? Würde dich das "ich" nach dem Komma tatsächlich so sehr stören? Es würde den Satz-Fluss wesentlich natürlich machen ... "nach Hause gesunden" finde ich übrigens ein großartiges sprachliches Bild! =) Letzte Zeile: Das Adjektiv (resp. Adverb) heißt "tot". Auch mit dem Substantiv "Tod" könnte man die Zeile formulieren, wenn man wollte: Du predigst dem Leben den Tod. oder: Du predigst im Leben den Tod. (Die letzte Strophe finde ich überhaupt stark!) Nach sämtlichen Kommas fehlt das nötige Leerzeichen. Manche Zeilenumbrüche erscheinen unmotiviert ... oder zumindest seltsam. "Gesungene Liebeslieder an dich, oh Herr halfen mir, dir den Schädel wegzublasen." Hmmm - das gibt mir leider kein Bild. Ich kann den Inhalt nicht nachvollziehen ... wie der Vorgang hier gedacht ist. Aber Du wirst Dir wohl was gedacht haben dabei. Verrätst Du mir, was? In den Str. 1-4 könnte vielleicht jemand Über-Genaues Anstoß an der Zeitenfolge nehmen. Ich denke, es ist so vertretbar. Hast Du Dich in voller Absicht für "gehört" anstatt für "erhört" entschieden in Bezug auf die Gebete? (Str. 1, Z. 1 / Str. 3, Z. 4) Jeanny, ich kann mit Deinem Gedicht etwas anfangen. Ein "Lästergebet". - Von Ferne (ganz von Ferne) erinnert mich das an Christine Lavant. Gern gelesen. Gruß, LeSchmürz. |
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03.05.2008, 19:47 | #3 |
gesperrt
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sehr beeindruckend, jeanny,
du bist offenbar nicht dumm genug, dich von den personalisierten gestalten ("herr") der religionen leiten zu lassen, die ja m.m.n. konstrukte für kindliche gemüter sind. ab hier kann der weg nur noch in die philosophie führen... liebe grüße norbert |
03.05.2008, 19:50 | #4 |
RE: Oh Herr
Hallo Le Schmürz,
schon nicht übel,wenn man ab und an mal ne Kritik bekommt bei der man merkt,daß der Denker denkt... Ich möchte mal den Versuch wagen,auf die "Gesungenen Liebeslieder" einzugehen. Hab ein Buch über Sklaven gelesen,die in sargähnlichen Löchern dahinvegetierten,wenn sie nicht schuften taten. Ja,die haßten ihre Märtyrer,aber noch mehr haßten sie den,an den sie glauben mußten um all das auszuhalten was ihr Leben war. Irgendwann haßten sie dann auch das,an was sie glauben mußten,um zu glauben... Mich hat diese Textstelle nicht wieder los gelassen. Vieles trifft man im Leben öfters,so wohl auch diese Situation der Sklaven,nur das es Heute andere Namen für die gleichen Sachen gibt. Wie Du siehst,hab ich mit der Rechtschreibung bzw. Form so meine Probleme. Ich danke Dir für diese Kritik und vielleicht hört man sich mal an anderen Stellen. L.G. Jeanny |
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