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Alt 21.06.2006, 00:34   #1
pantiger
 
Dabei seit: 05/2006
Beiträge: 293


Standard Geschichte eines Augenblicks

1

Das Leben kann durch Kleinigkeiten verändert werden. Ein Blick, eine Berührung oder ein Lächeln kann reichen. Alles zusammen ist imstande eine vollkommene Neuordnung herbeizuführen.

Es war Dienstag, ich sass im Bus nach Hause und war ziemlich fertig. Mein Arm gebeugt ans Fenster gelegt, den Kopf an die Hand gelehnt. Mit meiner andere Hand hielt ich mich am Rand des Sitzes neben mir fest. Der Blick wandert den Häusern und Strassen entlang, obwohl ich die Strecke bestens kannte, konnte ich nicht anders, als nach draussen zu sehen.
Eine stark befahrene Kreuzung, welche mich schon seit klein auf fasziniert hatte, war schon in Sicht, als ich etwas auf meiner Hand spürte, ich drehte mich um, ein kleines Mädchen, lief gerade im Bus nach hinten, sie hatte eine Feder, mit welcher sie meine Hand streifte. Ihre Eltern standen weiter vorn und riefen nach ihr, sie wollten nicht, dass die Kleine die anderen Fahrgäste störte, doch ich konnte das Mädchen gut verstehen, in diesem Alter wollte ich auch immer alles begutachten und durchstreifen. Ihre Eltern riefen noch einmal und sie lächelten dabei nach hinten, um ihre Tochter zu überzeugen.
Im nächsten Augenblick geschah mehr, als in einem Moment eigentlich platz hätte, das Mädchen drehte sich, wollte sich am Sitz festhalt, wo meine Hand lag, im Drehen schaute sie mich an und lächelte, ich lächelte zurück, während ich im Augenwinkel ausserhalb des Busses ein auf uns zu bewegendes Objekt bemerkte. Das nächste Bild, das ich vor Augen hatte, war ein riesiger Lastwagen, der zwei Meter vor mir stand, wo zuvor noch der vordere Teil des Busses gewesen war. Ich erstarrte, doch ein Druck an meiner Hand, liess mich langsam wieder zu mir kommen. „Das Mädchen“, dachte ich nur noch. Es stand neben mir, hielt meine Hand mit aller Kraft, die Augen weit auf und der Mund brachte gerade noch die Worte “Mama“ und “Papa“ hervor.
pantiger ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.06.2006, 01:45   #2
Eloran
Gast
 
Beiträge: n/a

8o

...weiter, bitte?
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Alt 21.06.2006, 08:45   #3
pantiger
 
Dabei seit: 05/2006
Beiträge: 293


Wird kommen, doch ich bitte um Geduld.
pantiger ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.06.2006, 12:15   #4
Yve
 
Dabei seit: 12/2005
Beiträge: 756


Bis jetzt ist es nicht schlecht, obwohl sich der Text etwas schlecht lesen lässt. Die Geschichte ist im Grunde nichts Neues, aber mit ein wenig Überarbeitung, könntest du westentlich mehr daraus machen. Durch das kleine Mädchen wird die Tragik besser veranschaulicht, aber du solltest auch über die Ich-Person etwas schreiben. Aber wie du ja schon sagstest, wird da noch Einiges kommen.
Yve
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Alt 21.06.2006, 23:16   #5
Ex Grünkreuz
 
Dabei seit: 05/2006
Beiträge: 265


Standard RE: Geschichte eines Augenblicks

Hi pantiger,


Ich werd erstmal ein paar Punkte aufzählen die mir beim Lesen aufgefallen sind und dann Allgemeiner werden. Zur Geschichte selbst werde ich noch nichts sagen, da sich diese ja noch entwickelt.

Als erstes hat mich gestört das du erst Blick geschrieben hast und fünf Wörter später Augenblick. Ich finde das klingt nicht schön, besser wäre es wenn du Augenblick an die Stelle von Berührung setzten würdest. Der nächste Satz klingt etwas sprücheklopferisch und besserwisserisch. Die Gefahr ist wenn man es so allgemein gültig und gehoben schreibt, das der Leser eine andere Meinung hat und an der Stelle den Text nicht zustimmt und so aus dem Lesen rauskommt und lieber diskutieren würde.
Zu dem eigentlichen Text. Hier sind mir vorallen zwei Sachen aufgefallen. Zum einen was Yve schon angedeutet hat, das es zu vorhersehbar ist. Du nimmst durch deine Erklärungen schon die Spannung vorweg. Wenn man drei Zeilen etwas über eine große Kreuzung liest und weiß das ein Ereigniss
das Leben wendet, ist ein Unfall sehr wahrscheinlich. Entweder hättest du die Kreuzung weglassen sollen oder auch andere Möglichkeiten anbieten. Der andere Punkt in deiner Geschichte ist das du manche Dinge viel zu ausführlich beschreibst und andere übergehst. So hast du die Position der Arme unnötig detailiert beschrieben oder auch wer wo im Bus ist, hättets du kurzer und präziser machen können.

Ich glaube dein Problem ist das du zu wenig Vertrauen in die Intelligenz des Leser hast. Er kann sich die Situation leichter vorstellen als du vielleicht annimmst. Letztendlich ist es auch egal für die Geschichte, ob es eine große Kreuzung war oder eine kleine oder ob du hinten im Bus warst mit dem Mädchen und die Eltern vorne oder umgekehrt. Durch das Beschreiben, nimmst du etwas den Lesefluß und die Spannung. Daher solltest du versuchen dich mehr auf dem Kern der Geschichte zu konzentrieren. Du hast sie ja auch Geschichte eines Augenblickes genannt, daher sollte der Augenblick für den Leser am intensivsten sein.
Aufgefallen ist mir noch, das du manchmal sehr umgangssprachlich schreibst ("und war ziemlich fertig; dachte ich nur noch") das finde ich aber nicht stören oder unpassen und wollte es nur mal so erwähnen.

Also insgesamt hättest du den Prolog vielleicht weglassen können. Du versuchst schon über die interessanten Dinge zu schreiben, die aus dem Alltag herausstechen, wie ein Blick oder eine Berührung. Es ist aber für meinen Geschmack noch nicht intensiv genug. Der Leser liest zwar das es eine Berührung gab, aber er kann nicht nachvollziehen was an dieser jetzt so Einzigartig sein soll.
Das kannst du erreichen, wenn du deine Stärken des Gedichtschreibens einfließen lässt. Versuche Metaphern oder andere Mittel zu finden um so die Gefühle besser auf den Leser zu übertragen. Versuche es nachempfinden zu lassen wie es war als das Mädchen die Hand hielt usw.


puhh ich glaub das reich erstmal als Kommentar
Ex Grünkreuz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.06.2006, 23:37   #6
pantiger
 
Dabei seit: 05/2006
Beiträge: 293


2

Ich sass auf einer Bank mit der Kleinen auf dem Schoss beim Eingang eines kleinen Parkes, verlässt man diesen kommt gleich die Kreuzung. Sie hielt meine Hand, die hatte sie nicht mehr losgelassen. Ihre Füsse lagen auf der Bank, ihr Kopf war an meine Brust gelehnt. Meine Arme hatte ich um sie geschlungen.
So sassen wir da, als ein Mann kam, er sah nach offiziell aus, obwohl er keine Uniform anhatte. Er fragte mich nach meinem Namen und meinem Befinden, als ich antwortete, dass es einigermassen ginge, wollte er wissen, was ich erlebt hatte.
Nachdem ich den Bericht beendet hatte, waren meine Arme noch enger um die Kleine geschlungen als zuvor. Sie zu sehen und zu spüren, gab mir Kraft, Mut und den klaren Kopf, den ich brauchte, um das durchzustehen.
„Die Arme“, murmelte der Beamte, während er in einem Mäppchen blätterte.
„Wie heisst sie?“, fragte ich, in der Hoffnung, dass es auf einem der Blätter steht, um in diesem zierlichen Geschöpf vielleicht etwas aufwecken zu können, wenn ich ihren Namen kenne, denn sie rührte sich kaum, seit wir den Bus verlassen hatten.
„Wir wissen es noch nicht. Wenn die Eltern geborgen sein werden, dann können wir es herausfinden.“
„Was geschieht mir ihr jetzt? Kommt sie in ein Heim? Es heisst, Heime seien schlecht …“, beim Gedanken, dass sie einfach abgeschoben werden könnte, wurde noch trauriger, aber auch wütend.
„Zuerst wird man schauen, ob sie Verwandte hat, die sie aufnähmen oder sonst jemand aus dem Umfeld der Familie. Wenn dort niemand gefunden wird, kommt sie vielleicht noch kurz in ein Heim, doch es sollte schnell eine Pflegefamilie gefunden sein für sie.“
Ich wollte noch zum Unfall Fragen stellen, doch bevor ich ansetzen konnte, kam ein Polizist, dieser mit Uniform, flüsterte ihm etwas ins Ohr und deutete dabei mit dem Kinn in meine Richtung. Der Beamte ohne Uniform nickte kurz, nahm ein Blatt entgegen, welches ihm der andere entgegenstreckte, danach ging dieser wieder zur Kreuzung.
Mit einem erwartungsvollen Blick schaute ich hoch.
„Sie heisst Galina Frei, fünf Jahre alt, wohnte hier in der Stadt und so wie ich sehe, hat sie keine weitere Verwandte. Die Familie zog neu hier her, das wird eher schwer mit dem Freundeskreis, kann ich aus Erfahrung sagen …“
Während er sprach, legte ich Galinas Fuss, der von der Bank gerutscht war, wieder auf diese.
Nachdem er fertig gesprochen hatte, schaute er mich an und sagte: „Die vom Jugendamt kommen gleich. Sie erwarten mich mit der Kleinen am Eingang des Parkes.“
Obwohl es mir schwer fiel, stellte ich sie behutsam auf den Boden. Der Mann ging vor ihr ein wenig in die Knie und versuchte mit ihr zu reden, doch sie blieb stumm. So bewegte er seine Hand in die Richtung ihrer, um sie zu nehmen, doch in dem Moment als er sie berührte, fing sie an zu schreien. Dieses Schreien zerbrach mir das Herz. Mit der Hand, an der sie sich immer noch hielt, zog ich sie zu mir und mit dem anderen Arm drückte ich sie gegen mich.
Um sie zu trösten, nahm ich sie hoch. Das Geschrei verstummte und es waren nur noch ein paar Schluchzer zu hören.
Sie legte ihren Kopf auf meine Schulter und ich strich ihr durch das Haar. In diesem Augenblick hatte ich nicht nur ein Gefühl, das mir sagte, sie gehöre zu mir, nein, ich wusste es. Dieses Mädchen ist ab heute ein Teil von meinem Leben.
pantiger ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.06.2006, 23:22   #7
pantiger
 
Dabei seit: 05/2006
Beiträge: 293


3

Zwei Weitere versuchten auch noch, Galina von mir loszureissen, doch beide Male schrie sie, beide Male musste ich sie in die Arme nehmen, damit sie sich wieder beruhigen konnte und beide Male zersprang mein Herz beinahe. Die Frau vom Jugendamt, Frau Guth, welche irgendwann gekommen war, bat mich um den Versuch, Galinas Hand loszulassen, doch sie ergriff meine Hand sofort wieder. Es war nichts zu machen, sie liess sich nicht von mir trennen.
Als meine Eltern ankamen, war es bereits dunkel. Nachdem sie sich vergewissert, dass mir nichts fehlte und erfragt hatten, wer das Mädchen sei, informierte sich mein Vater bei einem Beamten über den Unfallhergang, während meine Mutter sich neben mich auf die Bank setzte und mit Frau Guth sprach.
„Eva ist doch erst 18, sie geht noch zur Schule, sie kann doch nicht um ein Kind kümmer, dazu noch ein traumatisiertes, für das man speziell sorgen muss! Das wird ihr doch zu viel!“
Noch einen Tag zuvor hatte ich meine Mutter angeschnauzt, als sie mit einer Nachbarin über mich gesprochen hatte, als wäre ich ein noch ein Kind. Doch in diesem Moment, Galina mit beiden Armen fest an mich gedrückt, konnte ich sie plötzlich verstehen, sie wollte nur das Beste für mich, sie wollte, dass mein Leben “gut“ verläuft und ich vor allem Schlimmen bewahrt werde.
„Machen Sie sich nicht zu viel Sorgen. Heute bleibt Galina bei Ihrer Tochter. Es ist wichtig, dass das Mädchen bei jemandem ist, dem sie vertraut und Eva ist zurzeit die einzige Person, von der sie sich berühren lässt. Wenn die Kleine bei Ihrer Tochter bleiben sollte, würden wir ihr helfen, sie würde aber auch Ihre Unterstützung benötigen. Auch mit der Schule könnte in diesem Fall eine Lösung gefunden werde. Doch es steht noch nichts fest. Kommen Sie morgen ins Jugendamt, dann werden wir mehr wissen“, ihre ruhige Stimme und ihre Sicherheit liessen meine Mutter Vertrauen fassen und mich ebenso. Sie gab meiner Mutter die Hand und mir nickte sie zu.
Währenddessen trat mein Vater zu uns, setzte sich neben meine Mutter und legte seinen Arm um sie. Obwohl sie flüsterten, verstand ich, was sie sagten: „Was war mit dem Lastwagen? Wie konnte er in den Bus fahren?“
„Die Bremsen“, antwortete mein Vater, „sie haben wahrscheinlich versagt, doch man weiss es noch nicht genau.“
„So etwas darf doch nicht passieren! Dafür gibt es doch Kontrollen!“
„Ja, sollte es. Aber warten wir erstmal ab, bis klar ist, was geschah.“
„Ja“, meine Mutter atmete tief durch. Nach einer Pause fragte sie: „Sie wird ihren Weg gehen, oder?“, obwohl ich es nicht sah, spürte ich ihre Blick auf mir ruhen.
„Du kennst unsere Tochter, sie kann alles schaffen, vertrau ihr.“
Es tat gut zu wissen, dass es Leute gab, die mir zur Seite standen und an mich glaubten.
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Alt 12.07.2006, 23:50   #8
pantiger
 
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Beiträge: 293


4

Das Gebäude, in welchem sich das Jugendamt befand, war ein grauer Kubus. Das Büro wäre genau so trist gewesen, wenn nicht der Schreibtisch ein durch Mustern verziert heimelig wirkender Holztisch und die Stühle gleicher Art gewesen wären. Ich vermutete, dass Frau Guth persönlich diese Möbel mitgebracht hatte, sie passten zu ihr. Sie sass auf der einen Seite des Tisches, neben ihr war Frau Asco, eine Kinderpsychologin, mein erster Eindruck von ihr war durchaus sympathisch.
Nachdem wir angekommen waren und Frau Asco sich vorgestellt hatte, gab es ein Moment der Stille, doch in diesem fühlte ich mich sicher – meine Eltern an meiner Seite, die glücklicherweise jenen Morgen frei hatten, und Galina auf meinem Schoss. Es war diese Sicherheit, die mir den Mut gab auszusprechen, was mein Wunsch – oder vielmehr bereits mein fester Wille war: „Ich will, dass die Kleine bei mir bleibt, ich will mich um sie kümmern. Mir ist es egal, was ich dafür aufgeben muss. Ich werde auch alles machen, was Sie mir sagen. Es wird wahrscheinlich nicht einfach, aber sie gehört zu mir, das weiss ich einfach“, ich hörte wie meine Stimme zitterte und stoppte.
Die Blicke aller ruhten auf mir. Hätte ich in ihre Augen geschaut, hätte ich vermutlich Verwirrung, Verwunderung und bei meiner Mutter vielleicht noch ein wenig Angst gesehen. Doch ich schaute sie nicht an, mein Blick war auf Galina gerichtet, die zum ersten Mal nicht den Boden oder meinen Körper anstarrte, sondern direkt in mein Gesicht. Nicht länger als eine Sekunde, jedoch lange genug um meinen Willen erheblich zu stärken.
„Es wird nicht einfach für Sie werden“, sagte Frau Guth mit einer ernsten, aber sanften Stimme.
„Ja“
„Sie gehen noch zur Schule, doch Galina lässt sich offensichtlich nicht von Ihnen trennen, wir müssen deshalb auch mit der Schule eine Lösung finden. Schule aufgeben ist keine Option, das soll gesagt sein“, der Ton gewann an schärfe, „Freizeit werden sie kaum noch haben. Sie werden mit der Kleinen Übungen und Beschäftigungen machen und regelmässige Sitzungen bei Frau Asco besuchen müssen.“
„Die Schule wird es höchst wahrscheinlich erlauben, dass ich Galina mitnehme, sie stört niemanden, solange sie bei mir ist und von niemandem berührt wird. Meine Freizeit ist mir nicht wichtig, wenn ich sie für die Kleine aufbringe, wird sie besser genutzt als zuvor. Meinen Spass war mir in meiner Teenagerzeit wichtig, die ist seit gestern Abend zu Ende“, überrascht von der Klarheit und Überzeugung in meiner Stimme, hielt ich inne.
„Sie wollen sich also wirklich um das Kind kümmer?“
„Ja“
„Und wie wollen sie Kleider und Essen bezahlen?“
Aus irgendeinem Grund hatte ich diese Frage bei all meinen Überlegungen übersehen. Sie war ein Schock für mich. Ich schaute zu meiner Mutter, sie starrte ratlos zu meinem Vater, der eine ernste Miene aufgesetzt hatte.
„Fürs Erste“, begann er zu Frau Guth gewendet, „werden wir die Kosten übernehmen, etwas anderes hätte keinen Sinn, die Kleine muss – vorerst – bei Eva bleiben. Ich möchte nicht, dass sie die Schule abbricht, sie würde auch kaum einen Job bekommen mit einem Mädchen, das ihre Hand nicht loslässt. Wie es danach weitergeht, müssen wir noch klären, dazu kamen wir in den vergangenen Stunden noch nicht.“
„Denn wäre vorläufig für Galina gesorgt“, sagte Frau Guth und ihr Gesicht wirkte auf einmal zufrieden und nicht mehr so streng.
„Wäre es besser, wenn ich mit der Kleinen dort hingehe, wo sie wohnte oder sollte jemand anders ihre Sachen holen?“, fragte ich.
„Ich ginge gerne mit Ihnen zusammen in die Wohnung. In einer bekannten Umgebung ist die Wahrscheinlichkeit grösser, dass sie auf etwas reagiert, vielleicht dass sie auch etwas findet, was ihr halt gibt. Aber ich weiss, ob man sich viel erhoffen darf, denn sie lebten erst eine Woche in der Wohnung, doch je nachdem ist die Einrichtung noch dieselbe wie in der früheren Wohnung“, antwortete die Kinderpsychologin, die sich bis dahin im Hintergrund hielt.
„Ja, das hat mir der Polizist erzählt. Er sagte auch, dass sie hier sehr wahrscheinlich noch keine nahe Bekannte hatten, die auch die Kleine gut kennen würden.“
„Der Unfall war erst gestern, vielleicht werden wir noch etwas von Bekannten hören. Wenn es solche geben sollte, dann könnten sie Galina auch eine Hilfe sein. Doch zurzeit wissen wir von keinen“, sagte Frau Asco und nach einer kurzen Pause fuhr sie fort: „Mit der Schule versuche ich so schnell wie möglich ein Termin zu vereinbaren, am besten wäre gleich morgen. Heute Nachmittag werden wir in die Wohnung gehen. Kommen sie einfach um 14.00 Uhr hier her, wäre das in Ordnung für Sie?“
„Ja, natürlich“, sagte ich, während mein Vater sich langsam erhob.
Meine Mutter zögerte, doch durch ein freundliches Nicken von Frau Guth traute sie sich auch aufzustehen.
Als ich schon unter der Türe stand, drehte ich mich nochmal um: „Eine Frage noch: Galina ist erst neu in der Stadt, aber es geht noch 10 Wochen bis Sommerferien sind, ist sie nicht an einem Kindergarten angemeldet?“
„Ja, das war sie, ab nächsten Montag hätte sie ihn besucht...“
„Ok“, unterbrach ich sie, da mir noch eine Frage in den Sinn kam: „Was ist mit der Beerdigung ihrer Eltern?“
„Keine Sorge“, sagte Frau Guth und mit einem Lächeln beendete sie den Satz, „wir haben uns darum gekümmert. Sie werden erfahren, wo und wann sie stattfinden wird.“
„Danke“, antwortete ich und verliess das Büro.
Es war das Glück im Unglück, auf diese Menschen getroffen zu sein.
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