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Alt 21.01.2017, 10:34   #1
männlich andaristan
 
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Ort: Aschbach-Markt, wo alle Säufer der Welt einst geboren wurden und wohin sie auch wieder zurückkehren.
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Standard Schneealb Fortsetzung

Ulf
Er war noch nicht einmal wach. Er war nicht hier. Fauliges Fieber hatte seinen Körper betäubt und sein Verstand war umnachtet von den Gestalten kreischender Weiber und erschlagener Männer. All diese Bilder verschwommen in einem blutroten Sog des Leids und er konnte nichts deutlicher wahrnehmen als tierisches Heulen und unwirkliches Wimmern, Geräusche geboren auf den Stränden der Anderswelt. Was ihn am meisten erschütterte war die aus Todeswut getriebene Stimme einer jungen Frau, bei der sein Gedärm sich zusammenzog wie ein Strick. „Die Maden sollen dich fressen, Wolf!“
Schließlich löste sich jener Schreckenssog in stille Finsternis auf. Die Stimmen wurden leiser bis er sie kaum noch verstehen konnte, aber sie schienen jetzt wirklicher zu sein. Seine Lunge füllte sich mit kalter Luft. Tautropfen benetzten seine Stirn. Hufgetrampel. Sein Rücken schmerzte. Als er zu Bewusstsein kam lief ihm ein bösartiger Schauer über den Rücken, sodass er einen entsetzlichen Schrei ausstieß, der wie ein Riss durch den Schirm der Nacht ging. Darüber hinaus musste er zu seinem Leidwesen feststellen, dass er gefesselt war, verkehrt mit seinen Schultern und Armen auf den Rücken eines Pferdes gebunden. Durch rohe Kraft konnte er sich nicht befreien, auch wenn er sich noch so mühte. Schaum quoll aus seinem Mund. Selbst die beiden Männer in Kettenhemd und Übergewand, die den Gaul führten, hielten Abstand zu dem Gefesselten, denn sein Gebaren wirkte unnatürlich, selbst für einen Nordländer. „Sieh dir das an! Wie er die Augen verdreht!“, wunderte sich der Eine. Der Schreck stand ihm zu Gesicht geschrieben. „Soll er doch. Außer den Krähen wird ihn hier draußen keiner hören.“, meinte der Andere, welcher mit seinen Zähnen den Stumpf aus einer Feldflasche zog. Er spuckte diesen aus, und nahm einen kräftigen Schluck. „Ich nehm auch einen!“ Der Nebel kroch aus den Wasserlöchern und schlich ihnen um die Füße. Im Allgemeinen reagierten die beiden Ridder kaum noch auf den Wilden am Pferd, der seine ungestümen Befreiungsversuche nun endlich aufgegeben zu haben schien. Ohnehin würden die drei Gestalten in dieser sternklaren Nacht keine Aufmerksamkeit mehr auf sich ziehen. Der Gefangene zitterte am ganzen Leib und hustete schwer. Atem und Schweiß dampften in der Märzkälte. Die schwarzen Umrisse der Fichten und die andauernden Geräusche von Grillen, Mücken und Fröschen machten den beiden Männern die Angelegenheit nicht einfacher. „Ist es wahr was man über ihn sagt?“, fragte einer der Ridder.
Der Andere seufzte einen Moment lang, schließlich nickte er:„Bald wird der hier geschlachtet wie das Tier das er ist.“ Jeden einzelnen Huftritt Schmerzen erduldend, ahnte der Gefesselte nichts Gutes, nein, er wusste, dass sie ihn töten oder einem Auftraggeber oder sonst wem ausliefern würden. Insgeheim hoffte er, dass keiner dieser räudigen Totenbeschwörer oder sonstige Hexer mit seiner Gefangennahme in Verbindung stünden. Er wollte nicht durch irgendeine unheilige Verwünschung korrumpiert werden. Wenn es ihm nun bestimmt ist zu sterben, dann durch die Axt. Was bis vor einer Stunde geschehen ist, konnte er sich beim besten Willen nicht erinnern, nicht einmal seinen Namen wusste er. Langsam ließen seine unnatürlichen Zuckungen und Schweißausbrüche nach. Der Hengst hielt inne und die Männer lösten ihn vom Ross. Zuerst brach er in sich zusammen und empfing dafür einen heftigen Tritt in die Rippen. „Ihr Nordmänner habt doch eine besondere Vorliebe für Menschenopfer, nicht wahr? Du brauchst nicht zu fragen, ich erfülle dir deinen Wunsch.“ Der Andere konnte sich sein dummes Lachen nicht verkneifen, wie er eben ins Gebüsch pisste. Alles was der Gefesselte erkennen konnte waren die Schatten der Bäume und ein Wurzelstock in der Mitte der Lichtung. Endlich konnte er seine Peiniger erkennen. Sie trugen ein Kettenhemd, Schulterpanzer und einen rotweißgestreiften Waffenrock. Zudem konnte er auf einem länglichen Schild ein Wappen ausmachen und es sah aus wie ein gegabelter Zweig mit drei weißen Blüten, der auf einen rötlichen Grund gestickt war. Mit der Heraldik, wie man es im Süden nennt, war er allerdings nicht vertraut. Jetzt nahm ihn der Kleinere am Strick und zwang ihn vor dem Hackstock in die Knie und der Nordländer wusste nun endgültig, dass es um ihn geschehen war. Er versuchte mehr oder minder erfolgreich nichts zu denken und sich auf die umliegenden Geräusche zu besinnen. Zur Verwunderung der beiden Anderen formte sich sein Mund zu einem Lächeln. „Was ist mit dem?“ „Bringen wir´s endlich hinter uns, dieser Bastard ist mir nicht mehr geheuer!“ Warum er grinste? Er wollte keine Angst haben, wo sein Schicksal besiegelt zu sein schien und hatte er sie doch, wollte er sie nicht in seinem Antlitz tragen. Nein, er durfte den Göttern keinen Vorwand geben, von ihm geringschätzig zu denken, nicht in seinem letzten Moment dieser qualvollen Stunden. Eine Eule war in hörbarer Nähe und beobachtete das Vorgehen. Nun zog der Ridder sein Schwert und setzte dem Gebundenen die kalte Klinge an den Nacken. Langsam holte jener aus und hielt plötzlich inne, als der Nordländer begann kryptische Worte in der Sprache seiner Väter zu murmeln.
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Alt 22.01.2017, 12:52   #2
weiblich Unar die Weise
 
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Standard Lieber Andaristan,

„Sieh dir das an! Wie er die Augen verdreht!“, wunderte sich der Eine. Der Schreck stand ihm zu Gesicht geschrieben. „Soll er doch. Außer den Krähen wird ihn hier draußen keiner hören.“
Diese Stelle erschließt sich mir nicht, Augenverdrehen kann man doch nicht hören.

Was ist ein Ridder? Meinst du Ritter?
Für das leichtere und entspanntere Lesen, würde ich Absätze einbauen.
Dann wirkt der Text besser und kommt nicht so erschreckend blockend daher.

Ansonsten, wieder spannend. Das Ende ist gut. Geht es noch weiter?

In Erwartung, Unar.
Unar die Weise ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.01.2017, 14:02   #3
männlich andaristan
 
Dabei seit: 07/2015
Ort: Aschbach-Markt, wo alle Säufer der Welt einst geboren wurden und wohin sie auch wieder zurückkehren.
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Stimmt, da hast du Recht, Augenverdrehen kann man nicht hören, die Stelle werde ich verbessern.. ja könnt ich noch etwas mehr reinstellen
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Alt 22.01.2017, 14:02   #4
männlich andaristan
 
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Beiträge: 351


Richtig, Ridder ist in meiner Fantasy-Welt das Wort für Ritter
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