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Alt 14.02.2016, 06:17   #1
männlich Dämmerung
 
Dabei seit: 02/2016
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Standard Was will ich? : Die Geschichte eines Deserteurs

Es ist ein wunderschöner Frühlingsmorgen, der frische Wind pfeift umher, während die saftigen Bäume sanft rascheln.Auch die Tiere sind munter und spielen im Gehölz in der nähe eines kleinen Baches.
Alles ist grün und lebendig und die Naturgeräusche verbinden sich mit der reinen Luft zu einem wohltuenden Duft.

Ich laufe dort auf einem Weg nahe des Baches, er ist fast nicht zu erkennen, da er mit Gräsern und Blumen überwuchert ist, bis ich kurz innehalte um die glühende Morgensonne zu bewundern.Also setze ich meinen Tornister ab, um auf einen kleinen, aber vor kraft strotzenden Baum zu klettern.Besonders sportlich bin ich zwar nicht, aber die Hoffnung, nur diese herrlich warme Sonne genauer zu sehen, treibt mich immer weiter hinauf.Meine Hände sind schon müde und sogar mit den Beinen will ich keinen halt mehr finden.
Mit einer letzten Anstrengung schaffe ich es aber zu meinem eigenen verwundern doch, noch einen Ast weit höher.
Nun bin ich ihr ganz nahe der Wärme, der Sonne, die immer aufgeht auch wenn nichts mehr voranschreitet.Selbst wenn Tiere und Pflanzen schon lange verrottet und verdörrt sind, die Sonne geht trotzdem auf.Vor Freude und Hochgefühl beginne ich nun pfeifend hin und her zu wippen, man könnte meinen ich wäre ein Schuljunge, der sich mit seinem ganzen Körper über seine erste Liebe freut.
In diesem einfältigen, aber auch bewundernswerten, Geisteszustand brach der Ast.Ich wurde bestraft.

Nun sehe ich den Himmel, der keine einzige Wolke trägt und fühle nichts mehr.
Keine Natur und Sonne erhellt mein Gemüt, nur der Schmerz des Falles und der Himmel bestimmen meine Wahrnehmung.

Ja, das wahr wohl meine Bestrafung die Hoffnung zu sehen und gleich darauf zu erkennen, was für ein Wunschträumer ich doch bin.Auch die Dämmerung ist nun langsam vorüber und die Sonne verschmilzt langsam mit dem kalten Himmel.Nach einigen Minuten der Reglosigkeit erhebe ich mich vom Boden und setze und setze einen Fuß nach dem anderen darauf.
Es ist still,es ist noch Morgen,stumme Tiere.
Ich schlendere letargisch zu meinem Tornister und krame meine Trinkflasche heraus, die mit Kaffee gefüllt ist, der nun kalt und fad schmecken würde.Der erste Schluck schmeckt besonders widerlich aber der zweite und dritte schien angenehmer zu sein.Der bittere Nachgeschmack ist nicht zu ertragen, also wühle ich mit der anderen Hand in meinem Tornister herum, um das Stück Brot zu finden.
Das Brot ist einigermaßen frisch aber fast hart, dennoch reicht es aus um diesen leidigen Geschmack zu entfernen.Kauend schaue ich mich um und unterbreche nur mit leidigen seufzern.
Der Schmerz vom Aufprall schießt mir in den Rücken, ich muss an meine Füße denken.


Schon seit Tagen traute ich mich nicht mehr die Stiefel auszuziehen, denn ich spürte dort nichts mehr.Nur ab und zu ein leichtes ziehen in den Versen.
Das macht mir Angst, noch vor einigen Wochen schmerzten sie ohne Unterlass.Es war sogar so Schlimm, dass ich begann wie ein alter Mann zu laufen, um jeden stechenden Schmerz beim Laufen zu entgehen.
Um nun endlich Gewissheit zu haben, wie es um meine Füße bestellt ist, setze ich mich vor meinem Gepäck hin, ziehe die Knie nahe an meinen Körper und beginne leicht mit meinen Zehen zu wackeln.Kein Schmerz.
Ein ungutes Gefühl überkommt mich, ich beginne die Schnürung behutsam zu entfernen.Dann ziehe ich langsam die Lasche nach unten.Sofort schießt mir ein widerlicher Geruch in die Nase, aber nicht weil meine Füße so lange in ihrem Schweiß lagen, Nein!Es ist etwas anderes.Es ist ein Geruch den ich leider nur zu gut kenne, der widerwärtig süße Geruch von Verwesung.
Ich zittere und nach kurzem warten, um sicher zu gehen, dass meine Wahrnehmung mir keinen Streich spielt, reiße ich mir den linken Schuh vom Fuß.


Mein Magen dreht sich um und ich muss mich schlagartig übergeben.Der ganze Körper zittert immer heftiger.Ganz knapp verfehle ich nur meinen Tornister, der links hinter mir lag.Aus purer Hilflosigkeit springe ich auf, um auf meinem rechten Bein zum Bach zu springen.Am liebsten würde ich einfach hineinspringen um den Geruch loszuwerden, der mir nun Allgegenwärtig ist.Aber mein Verstand verbietet mir diese Dummheit, da meine Kleidung ruiniert werden könnte.Wieso ist mir das denn so wichtig?Schmutzige und nasse Klamotten bin ich schon seit Monaten gewohnt.Ich kam auf das Ergebnis nur meinen Fuß hinein zu halten, um den Dunst zu entfernen.Er ist stark entstellt und in verschiedenen dunklen Farbtönen angelaufen.An manchen Stellen kann man noch nicht mal mehr Haut erkennen.


Das kalte Wasser umspült meinen Fuß und ich beruhige mich allmählich, aber nun muss ich wohl auch den anderen Stiefel ausziehen.Ich bereite mich darauf vor, indem ich mein großes Taschentuch aus meiner Brusttasche ziehe.
Ich weiche es im Bach ein um zusätzlich Schutz vor dem bevorstehenden Gestank zu bekommen und binde es mir um die Nase.Eine oder zwei Stunden sitze ich nun dort am Bach und denke nach.
Ich sollte mir vielleicht ein paar neue Klamotten besorgen, in diesem Aufzug falle ich nämlich unnötig auf.Um nun dieses selbst auserkorene Problem zu lösen mache ich mich auf den Weg zur nächsten Ortschaft.
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