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Alt 10.10.2006, 21:56   #1
Lexx
 
Dabei seit: 10/2006
Beiträge: 2


Standard Vom Sternenhimmel

Das hier ist meine letzte Kurzgeschichte, die ich geschrieben habe. Die erste seit knapp 16 Monaten, da mich - wie schon im Vorstellungsthread geschrieben - für eine etwas längere Zeit quasi meine Muse verlassen hat und vor einigen Tagen urplötzlich wieder da war. Der Text ist in etwa 40 Minuten entstanden, alles in einem Stück hintereinander weg. Jedenfalls.. nachdem ich das niedergeschrieben hatte, ging es mir wieder fantastisch. In etwa so, als hätte ich alles rausschreiben müssen, an Gefühlen, die ich in den 16 Monaten angestaut hatte... bin jetzt auf eure Kommentare gespannt.


Vom Sternenhimmel
Und jetzt... jetzt kommt es mir in den Sinn, fällt es mir wie ein Stein vom Herzen, vor die Augen, in die Hände. Ich stehe mit leerem Magazin vor dem Feind. Vor den Kopf gestoßen, weggeschmissen, weggestoßen. Das Wetter ist scheiße, ich fühle mich wie Scheiße. Alles ist einfach nur scheiße. Das erste mal seit langem. Die Welt ist wirklich klein. Wirklich klein und farblos. Farblos, nicht ganz, ehr mattfarben. Ist rau und undurchsichtig. Ich stehe am Fenster und sehe hinaus in die Ferne. Das Licht in meinem Zimmer ist aus. Im dunkeln kann ich nur schwer erkennen, was draußen vor mir geschieht. Der Mond leuchtet stark. Es ist eine hellere Nacht als sonst, da wir Vollmond haben. Meine fettigen Haare hängen mir in mein Gesicht. Ich streife sie zurück über die Ohren und wende meinen Blick nach oben gen Himmel. Ich fühle mich schwach, wie angegriffen, die Verteidigung am Boden, schutzlos ausgeliefert. Jetzt wird es kalt im Zimmer. Die eisige Luft von draußen zieht durch das geöffnete Fenster in die Wohnung hinein. Ich kann meinen Atem vor mir sehen. Sehen wie er ausströmt, sich ausbreitet und sich dann in der Luft auflöst und einfach wieder verschwindet so schnell er gekommen war. Die Flasche Whiskey steht neben mir. Jim Beam. Ich hasse Jim Beam. Ich hasse Whiskey und ich hasse Alkohol. Ich strecke meinen linken Arm aus und greife sie, taumele dabei ein paar Zentimeter nach hinten. Einen kurzen Moment harre ich in dieser Pose aus, schalte meinen Geist ab und fange mich wieder. Wie ein Rausch fühlt es sich an. Die Flasche, sie ist nur noch zur Hälfte gefüllt, hebe ich an meinen Mund und setze an, nehme einen großen Schluck. Es brennt mir auf der Zunge. Ein Licht blitzt mir vor den Augen auf, alles wird Schwarz. Ich bin kurz weggetreten. Blackout, Gedankenstillstand, ein Schwindelanfall. Mein Kopf scheint explodieren zu wollen. Ich schlucke kurz auf, dann spucke den Inhalt mit einem stöhnen aus dem Fenster. Die Flasche schmeiße ich in die Ecke, sie zerbirst in drei große und viele kleine Glasteilchen. Jetzt bin ich wach und meine Zunge brennt noch immer. Langsam vor Müdigkeit torkelnd schleife ich mich mit lahmen Füßen aus dem Zimmer, über die Stoffdecke am Boden, den herumliegenden Müll, die Treppe hinunter, nach draußen und setze mich auf die alte verkommene Holzbank aus vergangenen Zeiten, im kleinen Garten vor dem Haus.

Vor mir sehe ich eine Person in den Büschen liegen. Eine männliche Person. Ich kann sie nicht genau erkennen. Der Mann trägt zerlumpte Kleidung und hält eine Flasche fest in den Händen. Ich stehe auf und ein schummriges Gefühl überkommt mich im Nacken. Plötzlich ertönt ein mächtiger Lärm rechts von mir um die Ecke, mein Herz rast, ich erschrecke und stoße einen leisen panischen Schrei auf. Sekundenbruchteile später springt eine schwarzfarbige Figur an mir vorbei, ich falle nach hinten und lande auf dem Rücken - Ein stechender Schmerz überkommt mich und durchzieht meinen ganzen Körper. Dann sehe ich wie eine kleine Straßenkatze langsam auf mich zu kommt, an mir vorbei läuft. Ihre hellen und scharfen Augen sehen an mir vorbei, wandern zu der Person im Gebüsch, etwa vier Meter von mir entfernt. Auf dem Boden liegend schaue ich wieder nach oben. Es ist eine wolkenlose Nacht und die Sterne leuchten am Himmel. Mir kommt es vor, als würden sie stärker Leuchten als sonst. In größeren Abständen spüre ich, wie mich kleine Regentropfen treffen. Der Schmerz in meinem Rücken lässt langsam nach. Ich versuche aufzustehen - fühle mich ausgebrannt und ich weiß nicht warum. Kann es nicht verstehen. Mein Blick wandert wieder rüber zu der männlichen Person. Die kleine Katze sitzt still neben ihm. Wenn ich es nicht ganz genau wüsste, würde ich behaupten, mein Verstand will mir einen Streich spielen. Einen schlechten Streich. Ich sehe auf sie hinunter und die Katze dreht sich um, schlängelt sich schnurrend zwischen meine Beine durch, hält kurz inne und verschwindet dann im schnelleren Tempo in die Büsche vor mir. Meine Beine folgen einen Schritt, zwei Schritte, drei Schritte und stoppen wieder, krallen sich förmlich in den Boden. Die Person atmet nicht, liegt regungslos am Boden. Schon eine ganze weile. Jetzt erkenne ich, dass die Haut sehr blass ist.

Ich spüre, wie mein Herz anfängt, schneller zu rennen, mir davon zu rennen. Ich gehe auf die Knie, strecke meine Hand aus, fasse der Person auf die Schultern. Ein kalter Schauer durchzieht meinen Arm, meinen Körper, meine Knochen bis ins Mark hinein. Mit einem ruck ziehe ich den seitlich im Busch liegenden zu mir rüber, sehe in sein Gesicht, seine Augen, seinen Mund, seinen Hals, seine fettigen langen Haare. Mein Herz rast, ich spüre wie sich das Adrenalin durch meine Blutbahnen reißt. Die Flasche Whiskey. Sie sticht mir ins Auge. Der Mann hält eine Flasche Whiskey in den Händen. Eine Flasche Jim Beam. Meine Hände greifen danach. In dem Moment, als meine Finger sie berühren, zerspringt sie. Kleine Splitter fliegen mir in das Gesicht. Mein Körper vibriert, meine Hände werden unkontrollierbar. Das Vibrieren, das Zittern wird zu einem Beben in mir. Mit verzerrtem Blick sehe ich die zerlumpte Kleidung am Körper des Mannes, sehe meine zerlumpte Kleidung am Körper dieses Mannes, dieser Person. Die unbekannte Person. Ein stechender Schmerz durchdringt wieder mein Rückenmark. Die Schmerzen sind zu stark, ich winde mich auf dem nassen Rasen, mit dem Rücken zum Boden. Noch immer mit verzerrtem Gesicht blicke ich wieder in den Himmel, zum Haus, zum zweiten Stock und ich sehe das Fenster. Die Bolzen sind herausgebrochen. Die halbe Holzwand, dass verrottete Holz aus dem das ganze Haus schon seit vielen Jahren besteht. Um das Fenster herum ist es aufgebrochen. Ich sehe Blut an meinem Körper, meine Hände tun weh, brennen. Ich sehe aufgeschürfte Wunden an ihnen. Spüre das Adrenalin in meinen Adern, wie mein Herz es durch die Gänge pumpt. Meine Augen werden schwach. Schwer zu halten. Ich lasse sie fallen. Mein Blick verdunkelt sich und die kleine Katze ist wieder da. Sitzt wenige Zentimeter neben mir und schaut mich an. Ich spüre meinen Körper nicht mehr. Ich fühle mich ausgebrannt... und schwach.
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