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Alt 13.08.2007, 16:54   #1
Lyrika
 
Dabei seit: 06/2007
Beiträge: 247


Standard Der Abfluß

Der Abfluss

Ich wasche mir die Hände. Ich drehe den Wasserhahn auf.
Ich drehe kaltes Wasser an. Ich wasche mir die Hände immer mit kaltem Wasser. Das Wasser strömt. Mit einem lautem Rauschen. Es ist so viel Wasser. Ich bin erstaunt.
Wie kann nur soviel Wasser aus diesem Wasserhahn kommen. Diese unglaubliche Menge an Wasser strömt lediglich hinaus, weil ich den Wasserhahn einmal kurz betätigte. Ich drehe ihn wieder ab. Es tropft noch etwas. Dann drehe ich ihn wieder auf. Wieder strömt viel Wasser hinaus.
Ich habe die Kontrolle über das Wasser. Und ich fühle mich ein wenig wie ein Zauberer.
Allerdings bin ich nicht die einzige Person die ein Waschbecken besitzt.
Ich bin nicht die einzige Person die sich die Hände wäscht.
Vielleicht haben tausende Leute auf der Welt ein Waschbecken. Millionen. Vielleicht auch Milliarden. Vielleicht waschen sich tausende gerade in dieser Sekunde die Hände. Vielleicht Millionen. Oder Milliarden. Es ist so seltsam.

Ich nehme ein Stück Seife. Grüne Seife. Sie riecht nach Apfel. Nach grünem Apfel. Viele Leute haben Seife. Vielleicht nicht gerade grüne Seife. Vielleicht auch keine die nach Apfel riecht. Vielleicht haben sie auch flüssige Seife. Es gibt auch Leute die gar keine Seife besitzen. Aber es gibt bestimmt eine Menge Menschen auf der Welt die jetzt gerade in dieser Sekunde ein Stück Seife in der Hand halten. Die sich die Hände mit Seife waschen. Oder auch ohne Seife. Vielleicht kaufen sich irgendwelche Leute irgendwo in der Welt ein Stück Seife, weil sie Seife brauchen. Vielleicht wird gerade irgendwo in einer Fabrik Seife hergestellt oder im Fernsehen läuft gerade irgendwo Werbung für Seife. Irgenwo auf der Welt schlafen einige Leute zur Zeit.Vielleicht träumen davon ja gerade irgendwelche Leute von Seife. Oder sie träumen sich davon die Hände zu waschen. Es gibt auch sehr arme Länder, in denen die Leute noch nicht einmal wissen was Seife ist. Und ich halte gerade ein Stück Seife in der Hand.
In dem Laden in dem ich mir diese grüne Seife gekauft habe, gab es ganz viele von dieser Sorte Seife. Vielleicht liegt bei mehreren Leuten genau diese Seife im Badezimmer. Und irgendjemand wäscht sich jetzt gerade in diesem Moment seine Hände mit genau dieser Seife.

Ich schäume mir meine Hände mit der Seife ein. Es entsteht dabei weißer Schaum. Dann spüle ich mir meine Hände mit dem kalten Wasser ab. Ich lege die Seife zurück in die Seifenschale. An einem Haken hängt ein rosandes Baumwollhandtuch. Ich trockne mich damit ab. Es ist ganz weich. Meine Hände werden dadurch trocken.
Auch dieses Handtuch habe ich, so wie die Seife, in einem Laden erworben. Ich ging hinein und dachte mir,dass ich ein Handtuch gebrauchen könnte. Ich hatte genug Geld dabei. Das Handtuch war nicht besonders teuer.
Irgendwann stellten irgendwelche Fabrikarbeiter dieses Handtuch in einer Fabrik her. Irgendwelche Leute die ich nicht kenne. Und jetzt habe ich dieses Handtuch. Niemand konnte wissen,dass ich mir einestages dieses Handtuch kaufen würde. Mitarbeiter des Ladens in dem ich mir dieses Handtuch kaufte sortierten es ins Regal. Irgendwelche Verkäuferinnen, die ich nicht kenne und die mich nicht kennen. Sie berührten mein Handtuch. Das selbe Handtuch mit dem ich mich jetzt gerade abtrockne.

Nun könnte ich das Badezimmer verlassen. Einfach so. Doch ich bemerke, dass ich den Wasserhahn noch nicht ausgestellt habe. Noch immer fließt das Wasser hinaus. Das Wasser ist durchsichtig, aber weil so viel Wasser hinausströmt sieht es aus, als wäre es sogar ein wenig weiß. Immernoch dieses laute Geräusch. Es erinnert mich an fließende Bäche oder Flüße.
Und plötzlich beginnt ein Bach in meinem Kopf zu fließen. Und er wächst zu einem Fluß. Wird schließlich ein Meer.
Ich weiß, dass es viele Menschen gibt in dessen Köpfen Bäche fließen.

Das Wasser sammelt sich im Waschbecken. Es dreht sich ein wenig im Kreis. Dann fließt es in den Abfluss. Kleine Spritzer sind in dem Waschbecken verteilt.

Sekunden können zur Qual werden. Sind sie doch kleine Spritzer der Zeit.
Verteilt auf der Welt.


Wenn ich meine Hände unter den Wasserstrahl halte, um sie zu waschen, dann beginnt es ein klein wenig zu spritzen. Diese Spritzer sind dann am Rand des Waschbeckens. Ich drehe den Wasserhahn ab. Es ist Wasserverschwendung, ihn so lange anzulassen. Mehrere Millionen auf der Welt waschen sich nämlich jetzt gerade die Hände oder putzen sich die Zähne oder baden oder duschen oder sitzen auf der Toilette.
In dieser Sekunde. Die Feuerwehr muss Feuer löschen , einige kochen etwas oder trinken etwas. In heißen Ländern wird sehr viel Wasser benötigt. Zur Abkühlung. Alles in dieser Sekunde. Und Millonenfach. Milliardenfach.

In meinem Kopf beginnt es zu Pochen. Millionenfach.
Menschen strömen umher. Sie fließen durchsichtig durch die Welt.
Und überall hinterlassen sie Spritzer.

Ich höre den Wasserhahn tropfen. Er tropft regelmäßig. Zuerst sammelt sich am Ende des Wasserhahn etwas Wasser. Viel Wasser. Es wird zu einer kleinen Schicht. Irgendwann ist es soviel Wasser dass es sich zu einem kleinen Tropfen bildet. Zu einem kleinen Tropfen wohlgemerkt. Dann wird der Tropfen größer. Er wird größer und größer. Er wird auch schwerer. Irgendwann wird er zu einem großen, schwer am Ende des Wasserhahns herunterhängendem Tropfen. Er hängt da und man beginnt sich zu fragen wann er heruntertropft. Er beginnt zu schaukeln. Aber wann genau er heruntertropft, das weiß man nicht. Man bemerkt dass mehr Wasser aus dem Wasserhahn dringt. Natürlich kommt nicht soviel Wasser herausgeströmt als wenn ich den Hahn betätigt hätte , aber es kommt immer mehr Wasser hinaus, sodass der Tropfen beginnt zu wachsen. Durchsichtiges Wasser.

Irgendwo küssen sich Menschen in dieser Sekunde. Sie umarmen sich.
Einige werden sich sicherlich auch streiten. In der selben Sekunde, in der ich hier stehe. Vielleicht weint irgendjemand. Fühlt sich allein. Es sterben Menschen. Millionenfach. Allerdings erblicken einige Menschen zum ersten Mal heute das Licht der Welt. Für einige ist dieses der schönste Tag in ihrem Leben. Für andere der schlimmste Tag in diesem Leben. Jetzt.

Weil das Wasser nicht so schnell fließt, sieht man, dass es durchsichtig ist. Es ist so durchsichtig, dass sich das Licht darin spiegelt.
Das Licht zaubert kleine, winzige Regenbögen in diesen Tropfen. Wenn ich dicht genug an den Tropfen gehe, dann kann ich mich in diesem Tropfen spiegeln. Ich sehe meine Augen. Ganz groß. Dann beginnt der Tropfen, der fast am Ende des Wasseerhahns zu kleben scheint, sich zu lösen. Er tropft hinunter. Es macht ein Geräusch. Plop. Ein hohles Geräusch. Der Tropfen ist nun ein kleinerer Tropfen im Waschbecken. Er sieht aus, wie einer der Spritzer, die entstanden sind als ich mir die Hände wusch. Dann rennt der Tropfen zur Mitte des Beckens. Er zieht einen langen Schweif hinter sich. Irgendwann trifft er auf einen anderen Tropfen im Waschbecken. Er scheint mit diesem Tropfen zu verschmelzen. Er wächst mit ihm zusammen und wird zu einem größeren,dickeren Tropfen. Nun rennt dieser Tropfen weiter. Er hinterlässt ebenfalls eine kleine, dünne Wasserspur. Dieser tropfen trifft viele andere Tropfen und wächst mit ihnen zusammen . Letztend lich landet er im Abfluss. Er fließt zielstrebig dort hinein. Irgendwann verschwindet er.
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Alt 13.08.2007, 18:18   #2
Struppigel
 
Dabei seit: 05/2006
Beiträge: 1.007


Hallo Lyrika,

mir ist klar, dass die unheimlich vielen Wiederholungen - inhaltlich und sprachlich - Absicht sind. Ebenso die Beschreibung jeder Kleinigkeit, wobei nach einem Satz oftmals alles wiederholt und wie bei "Ich packe meinen Koffer" noch Details hinzugefügt werden ("Ich wasche mir die Hände. Ich drehe den Wasserhahn auf. Ich drehe kaltes Wasser an.").
Ich sehe ein, dass Du detailliert beschreiben willst, um die Faszination an den Kleinigkeiten, wie der Kontrolle über das Wasser, deutlich zu machen. Fast jeder hier wird auch solche Zustände von sich kennen, in denen man sensibel für die Details des Lebens ist.
Nur leider kommt das bei einem Leser, der sich gerade nicht in einem solchen Zustand befindet, (ich korrigiere: bei mir) überhaupt nicht an. Zu übertrieben sind die Wiederholungen eingesetzt, Spannungsmomente gar nicht vorhanden.
Die ersten beiden großen Absätze habe ich noch mit Müh und Not geschafft, aber dann aus Langeweile abgebrochen.

Grüße

Struppi
Struppigel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.08.2007, 23:09   #3
apnoe
 
Dabei seit: 01/2007
Beiträge: 785


hi lyrika, ich habs bis zum irgendo küssen sich menschen absatz geschafft, aber nur weil ich ab den handtüchern weitergeskrollt habe..manno, das ist echt zu lang, um noch spannend zu sein.
leider, denn die idee fand ich witzig, bis ende des absatz 1, dann hats mich nur mehr erstaunt, wie man waschzwang in worte kleiden kann.oder gelebte fadesse.
nfu, lg
a
apnoe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 26.08.2007, 20:32   #4
Lyrika
 
Dabei seit: 06/2007
Beiträge: 247


Danke für das Kritisieren des Textes.

Zitat:
Nur leider kommt das bei einem Leser, der sich gerade nicht in einem solchen Zustand befindet, (ich korrigiere: bei mir) überhaupt nicht an. Zu übertrieben sind die Wiederholungen eingesetzt, Spannungsmomente gar nicht vorhanden.
Die ersten beiden großen Absätze habe ich noch mit Müh und Not geschafft, aber dann aus Langeweile abgebrochen.
Ja, wie du schon gesagt hast soll das so sein.

Hmm...ich habe die ersten beiden Absätze schon stark bearbeitet.
Die Originalversion sah noch anders aus.
Ich könnte höchstens noch den Teil mit dem Handtuch weglassen.

Der Rest soll so sein. Wenn du dich dabei langweilst, dann ist ja fast schon das erreicht worden was erreicht werden sollte.
Das Gefühl sollte ja vermittelt werden
Lyrika ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 26.08.2007, 20:47   #5
Struppigel
 
Dabei seit: 05/2006
Beiträge: 1.007


Hallo Lyrika,

willst Du wirklich, dass Deine Leser das Lesen abbrechen? Ist es dann nicht etwas übertrieben mit der Langeweile?

Grüße

Struppi
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