Nacht-Mahl bei Poetry.de

Erich Kykal · 07.10.2011, 23:06

Ich gieße mir den Abend in den Becher,
trink ihn in langen Zügen langsam leer
und bin darin, als treuester der Zecher,
dem Dämmern hingegeben ohne Wehr.

Die Nacht deckt mir die Sinnentafel kühl
mit Silber wie aus mondenhellen Flüssen,
nährt mich mit unerfindlichem Gefühl
aus ihren wiesentaubeschwerten Küssen.

Wir fallen tief uns in die offnen Wunden,
als wollten wir vergessen, dass die Zeit
verloren ist, die wir uns nicht gefunden
zu großen Augenblicken in der Ewigkeit.

Dann rauche ich den Morgen in der Pfeife,
lass Nebel steigen in den neuen Erdentag
und fasse, wo ich seine Seligkeit begreife,
der meinen nach, die er mir schenken mag.

Ex-Ralfchen · 08.10.2011, 10:06

fein...fein...ERICH, aber sollte es sich nicht so lesen:

Zitat:

Die Nacht deckt mir der Sinnentafel Kühle

?

Erich Kykal · 08.10.2011, 12:26

Hi, G.! (G-Punkt?...Da war doch was...

)

Auch eine sehr lyrische Möglichkeit. Du beziehst die "Kühle" auf die "Sinnentafel" selber, als wäre sie ein tatsächlicher Tisch.
Ich beziehe "kühle" als Adverb auf die Tätigkeit der Nacht - das Decken des Tisches: Die Nacht deckt kühle mir die Sinnentafel... - aus reimtechnischen Gründen umgestellt, was mit einem Adverb auch statthaft ist.

Ich schwanke noch - beide Alternativen sind schön.

LG, eKy

Ex-Abendstern · 08.10.2011, 14:35

Da steckt einiges drin. Zum Beispiel Rilke.

Erich Kykal · 08.10.2011, 19:00

Hi, Abendstern (Der Name passt zur Thematik!

)

Rilke ist ja auch mein großes und ewiges Vorbild - das fass ich mal ganz als Kompliment auf, auch wenn mich mancher vielleicht darob des Epigonentums zeiht!
Verwechselbar wird's nie - dazu reiche ich bei weitem nicht an diesen Dicher der Dichter heran!

LG, eKy

Erich Kykal · 01.11.2011, 22:29

Ich gieße mir den Abend in den Becher,
trink ihn in langen Zügen langsam leer
und bin darin, als treuester der Zecher,
dem Dämmern hingegeben ohne Wehr.

Die Nacht deckt mir die Sinnentafel kühl
mit Silber wie aus mondenhellen Flüssen,
nährt mich mit unerfindlichem Gefühl
aus ihren wiesentaubeschwerten Küssen.

Wir fallen tief uns in die offnen Wunden,
als wollten wir vergessen, dass die Zeit
verloren ist, die wir uns nicht gefunden
zu großen Augenblicken in der Ewigkeit.

Dann rauche ich den Morgen in der Pfeife,
lass Nebel steigen in den neuen Erdentag
und fasse, wo ich seine Seligkeit begreife,
der meinen nach, die er mir schenken mag.

Thing · 01.11.2011, 22:36

Ich schreibe nichts.
Vor hoher Kunst verstumme ich.

thing

Erich Kykal · 08.11.2011, 23:27

Hi, Rom.!

Tu das nicht - gerade die sollte ja inspirieren!

LG, eKy

pöne · 09.11.2011, 11:31

pooh...damit kann man/n sich sehen lassen...großartig

Ex-Ralfchen · 09.11.2011, 12:50

Zitat:

Zitat von Risiko

Ich gieße mir den Morgen in die Tasse,
und schlürfe hastig in der Bahn ihn leer,
auf dass mich Sorgen, die ich früh schon hasse,
mich kaffeeheiß im Magen drücken sehr.

ja HASELinchen - eine wunderbare anti-dote, nur das kann man noch verstärken in richtung alkismus:

Ich schütte mir den Morgen glasklar ins Kristall,
spüre das Brennen Schluck für Schluck ums Herz,
der Geist schiebt Ängste weg nach Überall.
Die Kälte scheuch ich dann mit bodenlangem Nerz.

Ex-Ralfchen · 09.11.2011, 16:38

auf jeden fall auch der größte dichter von uns dreien. und: ein fantastischer graphiker. und das wissen hie die wenigsten. seine entwürfe für bucheinbände sind leg-ende.

Erich Kykal · 07.09.2017, 18:42

Ich gieße mir den Abend in den Becher,
in langen Zügen trinke ich ihn leer
und bin darin als treuester der Zecher
dem Dämmern hingegeben ohne Wehr.

Die Nacht deckt mir die Sinnentafel kühle
mit Silber wie aus mondenhellen Flüssen,
ernährt die unerfindlichsten Gefühle
aus ihren wiesentaubeschwerten Küssen.

Wir fallen tief uns in die offnen Wunden,
als wollten wir vergessen, dass die Zeit
vergeudet ist, die wir uns nicht gefunden
zu Augenblicken in der Ewigkeit.

Dann rauche ich den Morgen in der Pfeife,
lass Nebel steigen in den neuen Tag
und fasse, wo ich seinen Sinn begreife,
dem meinen nach, den er mir schenken mag.

Hallo!

Hier waren einige Korrekturen nötig, denn bei diesem alten Werk fanden sich noch so manche metrischen Schnitzer!
Ignoriert also, wenn möglich, die beiden bisherigen Versionen.

LG, eKy

Thing · 08.09.2017, 17:28

Nein, das mache ich nicht.
Aber ich lasse mir die neueste Fassung dieses Favoriten auf der Zunge vergehen und stelle es mir zitiert vor!

Lieben Gruß
von
Thing

Erich Kykal · 08.09.2017, 19:33

Hi Thing!

Lass es dir zergehen, worauf immer du lustig bist!

Ich freue mich sehr, wenn ich begeistern kann!

LG, eKy

07.10.2011, 23:06	#1
Erich Kykal Dabei seit: 09/2011 Ort: Österreich Alter: 59 Beiträge: 876 Meine Gedichte	Nacht-Mahl Ich gieße mir den Abend in den Becher, trink ihn in langen Zügen langsam leer und bin darin, als treuester der Zecher, dem Dämmern hingegeben ohne Wehr. Die Nacht deckt mir die Sinnentafel kühl mit Silber wie aus mondenhellen Flüssen, nährt mich mit unerfindlichem Gefühl aus ihren wiesentaubeschwerten Küssen. Wir fallen tief uns in die offnen Wunden, als wollten wir vergessen, dass die Zeit verloren ist, die wir uns nicht gefunden zu großen Augenblicken in der Ewigkeit. Dann rauche ich den Morgen in der Pfeife, lass Nebel steigen in den neuen Erdentag und fasse, wo ich seine Seligkeit begreife, der meinen nach, die er mir schenken mag.

08.10.2011, 12:26	#3
Erich Kykal Dabei seit: 09/2011 Ort: Österreich Alter: 59 Beiträge: 876 Meine Gedichte	Hi, G.! (G-Punkt?...Da war doch was...) Auch eine sehr lyrische Möglichkeit. Du beziehst die "Kühle" auf die "Sinnentafel" selber, als wäre sie ein tatsächlicher Tisch. Ich beziehe "kühle" als Adverb auf die Tätigkeit der Nacht - das Decken des Tisches: Die Nacht deckt kühle mir die Sinnentafel... - aus reimtechnischen Gründen umgestellt, was mit einem Adverb auch statthaft ist. Ich schwanke noch - beide Alternativen sind schön. LG, eKy

08.10.2011, 19:00	#5
Erich Kykal Dabei seit: 09/2011 Ort: Österreich Alter: 59 Beiträge: 876 Meine Gedichte	Hi, Abendstern (Der Name passt zur Thematik!) Rilke ist ja auch mein großes und ewiges Vorbild - das fass ich mal ganz als Kompliment auf, auch wenn mich mancher vielleicht darob des Epigonentums zeiht! Verwechselbar wird's nie - dazu reiche ich bei weitem nicht an diesen Dicher der Dichter heran! LG, eKy

07.09.2017, 18:42	#12
Erich Kykal Dabei seit: 09/2011 Ort: Österreich Alter: 59 Beiträge: 876 Meine Gedichte	Nacht-Mahl Ich gieße mir den Abend in den Becher, in langen Zügen trinke ich ihn leer und bin darin als treuester der Zecher dem Dämmern hingegeben ohne Wehr. Die Nacht deckt mir die Sinnentafel kühle mit Silber wie aus mondenhellen Flüssen, ernährt die unerfindlichsten Gefühle aus ihren wiesentaubeschwerten Küssen. Wir fallen tief uns in die offnen Wunden, als wollten wir vergessen, dass die Zeit vergeudet ist, die wir uns nicht gefunden zu Augenblicken in der Ewigkeit. Dann rauche ich den Morgen in der Pfeife, lass Nebel steigen in den neuen Tag und fasse, wo ich seinen Sinn begreife, dem meinen nach, den er mir schenken mag. Hallo! Hier waren einige Korrekturen nötig, denn bei diesem alten Werk fanden sich noch so manche metrischen Schnitzer! Ignoriert also, wenn möglich, die beiden bisherigen Versionen. LG, eKy

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01.11.2011, 22:29	#6
Erich Kykal Dabei seit: 09/2011 Ort: Österreich Alter: 59 Beiträge: 876 Meine Gedichte	Ich gieße mir den Abend in den Becher, trink ihn in langen Zügen langsam leer und bin darin, als treuester der Zecher, dem Dämmern hingegeben ohne Wehr. Die Nacht deckt mir die Sinnentafel kühl mit Silber wie aus mondenhellen Flüssen, nährt mich mit unerfindlichem Gefühl aus ihren wiesentaubeschwerten Küssen. Wir fallen tief uns in die offnen Wunden, als wollten wir vergessen, dass die Zeit verloren ist, die wir uns nicht gefunden zu großen Augenblicken in der Ewigkeit. Dann rauche ich den Morgen in der Pfeife, lass Nebel steigen in den neuen Erdentag und fasse, wo ich seine Seligkeit begreife, der meinen nach, die er mir schenken mag.

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09.11.2011, 11:31	#9
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