Über die Bedeutung von Kommas...

[Ottilie]

Den neuen Medien gebührt wohl das Verdienst: Kommas sterben aus sie werden zunehmend weggelassen sie gehören vermutlich zu einer aussterbenden Zeichenspezies. Welche Folgen das haben kann sehen wir an einem kleinen Gedicht dessen Varianten sich nur in der Kommasetzung unterscheiden.

Kleiner Widerspruch, Version 1

Und löscht man spät im Freudenhause
nach aller Notdurft aus das Licht,
so hört zuletzt man ein Gestöhne,
ein maulig Wort, und jemand spricht:

Der letzte Freier, raunzt Helene,
war zwar bei mir, doch kam gar nicht.


Kleiner Widerspruch, Version 2

Und löscht man spät im Freudenhause
nach aller Notdurft aus das Licht,
so hört zuletzt man ein Gestöhne,
ein maulig Wort, und jemand spricht:

Der letzte Freier raunzt, Helene
war zwar bei mir, doch kam gar nicht.

[Heinz]

Liebe Ottilie,
ich schaudere beim Blick in nie vermutete Abgründe!
Die Frage, die mich nun umtreibt, ist: Kam der Freier oder Helene nicht?
Wann, wohin oder woher er oder sie nicht gekommen sind bleibt unbeantwortet.
Grinsende Grüße,
Heinz

[Ilka-Maria]

Liebe Ottilie,

zu diesem Thema gibt es einen Klassiker, allerdings in Englisch:
"Eats, Shoots & Leaves" von Lynne Truss.

Das Buch enthält zahlreiche Beispiele dafür, wie wichtig korrekte Interpunktion für das genaue Verständnis von Texten ist.

A woman, without her man, is nothing. = Eine Frau ist ohne ihren Mann nichts.
A woman: without her, man is nothing. = Die Frau: Ohne sie ist ein Mann nichts.

Der Titel des Buchs bezieht sich auf den Satz:
Comes a Panda into a café, eats, shoots and leaves: = Kommt an Panda in ein Café, isst, schießt und geht wieder.
Comes a Panda into a café and eats schoots and leaves = Kommt ein Panda in ein Café und isst Schoten und Blätter.

Im Deutschen sind mit der "Schlechtschreibreform" auch die strengen Kommaregeln gefallen, und seither herrscht bei ihrer Anwendung eine starke Unsicherheit.

Was mich aber mehr umtreibt, ist der zunehmend falsche Umgang mit Dativ und Akkusativ und das Aussterben des Genitiv. Über letzteres könnte man fast froh sein, denn es erspart uns solche Unsitten wie die Einschleppung des angelsächsischen Genitiv-"s". Und was die Zusammen- und Getrenntschreibung angeht, herrscht ohnehin totale Willkür und die Gefahr zahlreicher Missverständnisse bei der Wortbedeutung.

LG
Ilka

[Heinz]

ich trau mich, noch zwei Beispiele anzuführen:

Komm, wir essen, Opa! Wie wichtig das Komma ist, zeigt der Satz:
"Komm, wir essen Opa!"

Mehr grinsen konnte ich bei:
Du hast, Marie, den schönsten Hintern weit und breit!

oder

Du hast, Marie, den schönsten Hintern, weit und breit!

Liebe Grüße,
Heinz

[dunkler Traum]

... Ottilie, wie lange hast du an deinem Satz gesessen oder kam er so über dich? Echt gut.

einen noch

Sie befahlen uns zu töten. - lt. neuer Rechtsschreibung zulässig
Sie befahlen uns, zu töten.
Sie befahlen, uns zu töten.

dT

[Ilka-Maria]

Auch ein schönes Beispiel:

Er redet und er redet (er redet immerfort).

Er redet, und er redet (dieser redet und jener redet, also zwei verschiedene Personen).

Nebenbei bemerkt: Abfolge von Demonstrativpronomen = Wieviel kostet das Brötchen? Und dieses? Und jenes? Und das?

[Ottilie]

Liebe Leser, vielen Dank fürs Kommentieren! Das kleine Textlein ist auch schon ein paar Jährchen alt, fiel mir aber beim Stöbern ins Auge, denn - das Thema wird wohl in dem Maße aktueller, je mehr die "Kommakultur" verfällt. Ich sehe einen direkten Zusammenhang zwischen dieser Verfallskultur und der Fähigkeit, die Welt logisch zu gliedern, zu analysieren, ihr letztlich einen Sinn abzuringen... Hier noch zwei hübsche - alllerdings auch bekannte - Beispiele:

Er will sie nicht.
Er will, sie nicht.

Der Schulrat sagt, der Lehrer ist ein Dummkopf.
Der Schulrat, sagt der Lehrer, ist ein Dummkopf.

Schönen Abend wünscht Ottilie

[Ilka-Maria]

Zitat von Ottilie

Das kleine Textlein ...

Auch kleine Textlein oder auch Textklein tragen zuweilen Gewicht.

[DieSilbermöwe]

. Im Deutschen sind mit der "Schlechtschreibreform" auch die strengen Kommaregeln gefallen, und seither herrscht bei ihrer Anwendung eine starke Unsicherheit.

Stimmt nicht ganz, die strengen Kommaregeln sind nicht gefallen, sie sind nur anders.
(Hier wird ein Nebensatz von zwei Hauptsätzen eingerahmt, daher zwei Kommas ).

Ich sehe auch nicht, dass die Kommakultur „verfällt".

Für Unsichere empfehle ich das Buch:
„Kommasetzung
Der Crashkurs für Studierende" von Johanna Andresen.

Eigentlich finde ich die Kommasetzung gar nicht schwer.

LG DieSilbermöwe

[Nöck]

Zitat von Silbermöwe

Eigentlich finde ich die Kommasetzung gar nicht schwer.

So ist es, und Texte, in denen der Autor ganz und gar auf Kommata verzichtet, finde ich sowas von daneben (gilt übrigens auch, wenn Groß- und Kleinschreibung missachtet wird.

Nöck

[Ilka-Maria]

Zitat von DieSilbermöwe

Stimmt nicht ganz, ...

Wenn ich mir das "Komma-Programm" ansehe, das ich noch aus den 60ern habe, stimmt das sehr wohl. Davon ist nicht viel geblieben. Jetzt heißt es: Kannst ein Komma setzen, wenn du magst. Musst aber nicht. Ohne geht's auch.

Aber weshalb sollte ich über fehlende oder zu viel gesetzte Kommata klagen, wenn ich täglich feststelle, dass in diesem Forum kaum jemand zwischen einem Bindestrich und einem Gedankenstrich unterscheiden kann?

[DieSilbermöwe]

. Aber weshalb sollte ich über fehlende oder zu viel gesetzte Kommata klagen, wenn ich täglich feststelle, dass in diesem Forum kaum jemand zwischen einem Bindestrich und einem Gedankenstrich unterscheiden kann?

Liebe Ilka,

ich glaube, das stimmt auch nicht. Ich wollte es schon länger mal loswerden:

Wenn ich mit dem Handy schreibe, kann ich den Bindestrich - richtig setzen, und sobald ich weiter schreibe, macht das Handy oder ggf. auch der PC aus dem Bindestrich einen Gedankenstrich - man merkt es meist erst später.

Und ich merke gerade, dass ich mit dieser Browser-Version gar keinen Gedankenstrich setzen kann. Es liegt nicht immer an der Unfähigkeit der User.


LG DieSilbermöwe

[Heinz]

und wer erklärt mir, wie ich einen Gedankenstrich setze?
Wann ein Binde- bzw. Gedankenstrich gesetzt wird, das ist mir schon klar.
Aber was mach ich mit meiner Tastatur, wenn ich einen Gedankenstrich setzen will.
Liebe Grüße,
Heinz

[Nöck]

In Windows: Strg-Taste und Minus-Taste auf dem Ziffernblock (In Word).

Nöck

[DieSilbermöwe]

@ Nöck

Funktioniert auf dem Handy nicht.

LG DieSilbermöwe

[Ilka-Maria]

Zitat von DieSilbermöwe

Es liegt nicht immer an der Unfähigkeit der User.

An wem denn sonst? Ich schreibe meine Texte nicht auf "dummen" Geräten, sondern am PC, und zwar auf einer separat angeschlossenen Tastatur, die genau das tut, was ich von ihr will.

Nee, Silbermöwe, so einfach lasse ich niemanden sich rausreden. Ein Gerät, das meint, mir Vorschriften machen zu müssen, gehört in den Müll. Mein Mobilphone ist keine Instanz, auf die ich mich verlassen oder auch nur einen Krümel Zeit verschwenden würde. Ich nutze es für zwei oder drei Funktionen, die sein müssen - ansonsten liegt das Ding nur herum und kostet mich Geld. Aber es für meine literarischen Ergüsse einzuspannen käme mir nicht in den Sinn.

Ach ja, mein letzter Satz ist so ein klassisches Beispiel dafür, dass man früher kein Komma setzte. Regel: Wenn das Subjekt mit dem einfachen oder erweiterten Infinitiv mit "zu" am Anfang eines Satzes steht, fällt das Komma weg. Weiß heute aber niemand mehr und setzt ein Komma.

Sorry, aber mir kann in dieser Hinsicht niemand Kokolores erzählen. Die Rechtschreibregeln sind längst aufgeweicht wie das Brötchen fürs Hackfleisch. Und das kann man nicht einfach auf das Mobilphone schieben.

[DieSilbermöwe]

. Ich schreibe meine Texte nicht auf "dummen" Geräten, sondern am PC, und zwar auf einer separat angeschlossenen Tastatur, die genau das tut, was ich von ihr will.

Tja, ich bin an 12 Stunden meines Arbeitstages nicht zu Hause. Ich sehe es irgendwie nicht ein, einen PC samt Tastatur auf dem Wege zu und von der Arbeit mitzuschleppen, nur um einen Gedankenstrich richtig setzen zu können.

. so einfach lasse ich niemanden sich rausreden. Ein Gerät, das meint, mir Vorschriften machen zu müssen, gehört in den Müll.

Deine Meinung. Ich bin heilfroh, dass ich ein Handy habe, ob mit Gedankenstrich oder ohne.

Rausreden? Du lieber Himmel. Grammatik und Rechtschreibung ist mein Beruf.

Was sind denn schon die Kommata.
Zu denen sag' ich immer "ja".
Ich finde die so richtig heiter,
denn hinter denen geht es weiter.

Viel schlimmer ist ein Punkt am Ende.
Dahinter geht es oft NICHT weiter.
Ob Satz, ob auch das Lebensende. -
Punkte finde ich NICHT heiter.

[Ilka-Maria]

Zitat von DieSilbermöwe

Grammatik und Rechtschreibung ist mein Beruf.

War meiner auch.

Alles gut.

Zitat von Heinz

und wer erklärt mir, wie ich einen Gedankenstrich setze?
Wann ein Binde- bzw. Gedankenstrich gesetzt wird, das ist mir schon klar.
Aber was mach ich mit meiner Tastatur, wenn ich einen Gedankenstrich setzen will.
Liebe Grüße,
Heinz

Meinst Du mit "Tastatur" die eines PC?
Wenn ich wüsste, wie man hier Bilder (img's) einfügen kann, könnte ich es Dir zeigen.

[Heinz]

Hallo Silberling,
ja, ich meine die Tastatur eines PC. Mir wurde geraten: Strg drücken und die Minustaste. Bei mir passiert da nichts.
Gruß,
Heinz

[Nöck]

Heinz,

du musst die Minustaste auf dem separaten Ziffernblock drücken, bei mir klappt es.

[Heinz]

Lieber Nöck, hab ich gemacht. Das Resultat sieht so aus:

Drücken der Minustaste = -
Drücken der sep. Minustaste = -

Ich sehe keinen Unterschied. Also werde ich in Zukunft nicht mehr denken, dann brauch ich auch keine Gedankenstriche.
Hab Dank für Deine Hilfe!
Heinz

Zitat von Heinz

Hallo Silberling,
ja, ich meine die Tastatur eines PC. Mir wurde geraten: Strg drücken und die Minustaste. Bei mir passiert da nichts.
Gruß,
Heinz

NUR die Taste oberhalb der Taste Strg drücken.

Separaten Ziffernblock - den man ja z.B. auf einem Notebook gar nicht hat - brauchst Du nicht.

So ↓

-
Strg