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Zeitgeschehen und Gesellschaft Gedichte über aktuelle Ereignisse und über die Menschen dieser Welt.

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Alt 28.04.2013, 22:48   #1
weiblich Blaubeere
 
Benutzerbild von Blaubeere
 
Dabei seit: 01/2013
Ort: in der Milchstraße,dieser kleine Klecks da
Alter: 26
Beiträge: 20

Standard Obdachlos

Du armes Wesen, bist du dir deines Glückes bewusst?
Kannst Freiheit erleben, durch deinen Verlust
Du hast dich aus der Konsumkette erfolgreich geschlagen
Und jeder schaut nach unten, sieht nur das Versagen
Du musst nur diesen Blicken entrinnen
Hast alles verloren, du kannst nur gewinnen
Du armes Wesen, wie reich du nur bist
Blaubeere ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.04.2013, 23:16   #2
weiblich C.Alvarez
 
Benutzerbild von C.Alvarez
 
Dabei seit: 07/2006
Ort: Mauritius, stella clavisque maris indici
Beiträge: 4.889

Na ja, Blaubeere, wenn ich nicht sicher wäre, daß du es nicht so meinst, dann würde ich dein Gedicht als puren Zynismus einordnen. Du meinst es aber sicher nur gut, glorifizierst den Obdachlosen als glücklichen Verweigerer des Konsumzwanges, dem alle Wege offen stehen.
Tja, wenn da die Wirklichkeit nicht wäre. Und die trägt ein ganz anderes Kleid.
Du solltest dir nochmal überlegen, ob du den Reichtum der Freiheit ausgerechnet Obdachlosen zuordnest.

Gut gemeint von

Corazon
C.Alvarez ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.04.2013, 07:35   #3
weiblich Ex-Nitribitto
abgemeldet
 
Dabei seit: 08/2011
Ort: Berlin
Beiträge: 407

Standard Obdachlos

Hallo Blaubeere,

vielleicht hält man in deinem Alter das totale Losgelöstsein von allen (elterlichen) Bindungen noch für die Erfüllung des Lebens, für wahre Freiheit. Bei uns hier sitzen täglich ein paar obdachlose Jugendliche unter der S-Bahnbrücke. Sie markieren angestrengt Selbstbewusstsein, hinter dem sie ihre Ängste verstecken. Ja, sie sind frei. Frei von jeder Verantwortung, von jedem Zwang. Ihre einzige Verantwortung besteht darin, sich selbst über Wasser zu halten. Ist das aber die Freiheit, die man sich, auch wenn man so jung ist wie du, ernstlich wünscht? Nein, zynisch bist du nicht, zynisch wird man erst, wenn man von Erfahrungen enttäuscht ist. Für mich ist das Unerfahrenheit, Sehnsucht nach dem Besonderen, das Vogelgefühl, sich über alles erheben zu können, das einen jungen Menschen in deinem Alter beherrschen kann. Aber ich verwechsle deine Person nicht mit der von dir erfundenen Person im Gedicht, aber es ist nun mal so, dass die erfundene Person durch die Stimme des Autors spricht und deshalb auch viel vom Autor selbst hat.

Zum Gedicht selbst: Bei aller Vorrede - ich lese ein wenig ironisches Mitleid heraus, du schaffst dir selbst einen kleinen Abstand. Du sammelst, verdichtest deine Gedanken, wie es das Gedicht verlangt. Du konzentrierst dich auf die Aussage, ich finde kaum ein überflüssiges Wort. Du hältst die Satzlogik ein, genauso die Stilebene. Ein bisschen zu viele "nur" sind drin. Was die Metrik angeht, so sehe ich das, musst du noch daran arbeiten. Aber ansonsten halte ich dieses Gedicht für den Anfang von vielen weiteren guten Gedichten, vorausgesetzt, du behältst den klaren Blick.

Lieben Gruß
Nitribitto
Ex-Nitribitto ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.05.2013, 17:23   #4
weiblich Blaubeere
 
Benutzerbild von Blaubeere
 
Dabei seit: 01/2013
Ort: in der Milchstraße,dieser kleine Klecks da
Alter: 26
Beiträge: 20

Vielen Dank für die Kritik.
Es enstand jedoch durch ein Gespräch mit einem Obdachlosen.
Ich habe mich zu ihm gesetzt und geredet, wir sind in den Supermarkt gegangen und er hat mir von sich berichtet. Er hat mir eine wirklich fassende Geschichte erzählt, wie er in diese Situation reingeraten ist und er sagte sogar einen Vers von Goethes Faus auf. Er war nicht anders als wir.
Ehrlich gesagt, war da kein Stück Ironie verpackt. Es war vllt. etwas Ironisches auf unsere "gehobene Gesellschaft" vorzuweisen.
Denn unsere Ignoranz zu solchen Menschen stört mich. Sie ist makaber ausgeartet. Ich meine wieso ist es möglich, dass ein Mensch folgendes von sich behauptet: "Ich bin der Abschaum dieser Gesellschaft."
Dieser Satz hat mir ehrlich den Verstand geraubt. Wenn man in die Augen eines Obdachlosen schaut, dann sieht man lediglich dieses Loch, dieses schwarze Loch ohne Hoffnung, man merkt dass er nicht motiviert genug ist sein Leben zu bessern.
Doch trotzdem ist er frei. Für uns ist die Freiheit mittlerweile nur ein Symbol geworden, wir sind überall eingeschränkt. Geld ist für uns Macht und so betrachten wir auch den Menschen, das war der Grundgedanke.
Ja, an der Metrik muss ich arbeiten, davon weiß ich nicht so viel und danke für die Kritik nochmal
Blaubeere ist offline   Mit Zitat antworten
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