Entspann dich bei Poetry.de

gummibaum · 24.11.2012, 16:59

Rastlos beginnt er wieder
ein Neues in dem Müll
der abgebrochnen Lieder
und wird allmählich still.

Denn Fäuste, die sich ballen,
lähmt bald der Widerstand,
dann ist die Kraft zerfallen
und Elend schwärmt ins Land.

Poetibus · 24.11.2012, 19:22

Hallo, gummibaum,

es dauerte einen Moment, bis es bei mir "Klick" machte und ich den Titel mit dem Gedicht in Einklang brachte bzw. ich musste das Gedicht erst zu Ende lesen. Der Titel wirkte auf mich zunächst ein wenig irritierend, was die Rubrik betrifft.

Er passt zu einem Protagonisten, der rastlos und unruhig ist, Angefangenes nicht zu Ende bringt und so zwar wieder etwas beginnt, aber der - so wirkt es jedenfalls auf mich - wohl allmählich die "Antriebsenergie" verliert. In der zweiten Strophe lese ich die Darstellung von "Kampfeswillen", der zu erlahmen beginnt.

Für mich sieht es so aus, als ob dieses Gedicht aus der Perspektive eines "Beobachters" geschrieben ist, der offenbar jemandem (mit dem Titel "Entspann dich") den Rat geben möchte, nichts "krampfhaft zu erzwingen". Da stimme ich persönlich zu, ich denke auch, dass auf diese Art selten etwas erreicht wird, das Scheitern (immer wieder) ist beinahe vorprogrammiert. Niemandes Kraft ist unerschöpflich ...

Das Gedicht stimmt mich traurig, zugleich aber auch nachdenklich. Düster ist, dass solche Menschen eigentlich das "Elend", in dem sie sich wiederfinden, selbst verursachen. Leider wird ein vernünftiger Rat meist nicht angenommen.

Ein gelungenes Gedicht, in dem ich sogar Teile von mir wiedererkannte, als ich jung war, dachte ich auch, man könnte das "Schicksal zwingen". Was mich zur Frage bewegt, ob man nun ein bestimmtes Alter oder vielleicht eher bestimmte Erfahrungen braucht, um die Dinge gelassener anzugehen. Ob es wohl die Älteren in jeder Generation den Jüngeren raten, die den Wert dieses Ratschlags allerdings erst dann verstehen, wenn sie selbst alt genug sind, ihn zu geben?

Freundlichen Gruß,

Poetibus

simbaladung · 24.11.2012, 20:45

im wahrsten Sinne des Wortes treffende, kluge Zeilen zur rechten Zeit,
nein ich wundere mich jetzt nicht

gummibaum, du scheinst sie auch gut zu kennen, diese Menschen, die getriebenen, die für eine Sache brennen, die scheinbar unerschöpfliche Kräfte haben (wie Poetibus so schön beschrieben hat), ihr "Scheitern" zu erleben tut weh, sie müssen das "langsamer gehen", das Haushalten mit Kräften, das Entspannen mühsam lernen ...

oder meinst du mit deinem Gedicht die Rastlosen, die nie irgendetwas richtig
hinbekommen (Stichwort:Müll, 1. Str.), es aber immer wieder versuchen, bis
sie irgendwann die Kraft verlieren?

Danke für dein Gedicht,
simba

gummibaum · 25.11.2012, 13:59

Hallo Poetibus,

ja, es ist, wie du sagst aus der Blickrichtung des Beobachters. Ich bin im Moment am Punkt, wo mir die Kraft ausgeht und ich weise werde. Du hast wieder toll kommentiert. Danke.

Hallo simbaladung,

vor 1-2 Jahren hat mich diese Rastlosigkeit noch regiert. Manches gelang dabei, gelingt aber inzwischen nicht mehr. Daher mein Ratschlag in der Überschrift. Danke für deine positive Reaktion.

LG gummibaum

24.11.2012, 16:59	#1
gummibaum Dabei seit: 04/2010 Alter: 70 Beiträge: 10.909 Meine Gedichte	Entspann dich Rastlos beginnt er wieder ein Neues in dem Müll der abgebrochnen Lieder und wird allmählich still. Denn Fäuste, die sich ballen, lähmt bald der Widerstand, dann ist die Kraft zerfallen und Elend schwärmt ins Land.

24.11.2012, 20:45	#3
simbaladung Dabei seit: 07/2012 Alter: 67 Beiträge: 3.073 Meine Gedichte Meine Favoriten	im wahrsten Sinne des Wortes treffende, kluge Zeilen zur rechten Zeit, nein ich wundere mich jetzt nicht gummibaum, du scheinst sie auch gut zu kennen, diese Menschen, die getriebenen, die für eine Sache brennen, die scheinbar unerschöpfliche Kräfte haben (wie Poetibus so schön beschrieben hat), ihr "Scheitern" zu erleben tut weh, sie müssen das "langsamer gehen", das Haushalten mit Kräften, das Entspannen mühsam lernen ... oder meinst du mit deinem Gedicht die Rastlosen, die nie irgendetwas richtig hinbekommen (Stichwort:Müll, 1. Str.), es aber immer wieder versuchen, bis sie irgendwann die Kraft verlieren? Danke für dein Gedicht, simba Geändert von simbaladung (24.11.2012 um 22:30 Uhr)

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24.11.2012, 19:22	#2
Poetibus Dabei seit: 09/2012 Ort: Einfach geradeaus und dann links abbiegen. Alter: 56 Beiträge: 562 Meine Gedichte Meine Favoriten	Hallo, gummibaum, es dauerte einen Moment, bis es bei mir "Klick" machte und ich den Titel mit dem Gedicht in Einklang brachte bzw. ich musste das Gedicht erst zu Ende lesen. Der Titel wirkte auf mich zunächst ein wenig irritierend, was die Rubrik betrifft. Er passt zu einem Protagonisten, der rastlos und unruhig ist, Angefangenes nicht zu Ende bringt und so zwar wieder etwas beginnt, aber der - so wirkt es jedenfalls auf mich - wohl allmählich die "Antriebsenergie" verliert. In der zweiten Strophe lese ich die Darstellung von "Kampfeswillen", der zu erlahmen beginnt. Für mich sieht es so aus, als ob dieses Gedicht aus der Perspektive eines "Beobachters" geschrieben ist, der offenbar jemandem (mit dem Titel "Entspann dich") den Rat geben möchte, nichts "krampfhaft zu erzwingen". Da stimme ich persönlich zu, ich denke auch, dass auf diese Art selten etwas erreicht wird, das Scheitern (immer wieder) ist beinahe vorprogrammiert. Niemandes Kraft ist unerschöpflich ... Das Gedicht stimmt mich traurig, zugleich aber auch nachdenklich. Düster ist, dass solche Menschen eigentlich das "Elend", in dem sie sich wiederfinden, selbst verursachen. Leider wird ein vernünftiger Rat meist nicht angenommen. Ein gelungenes Gedicht, in dem ich sogar Teile von mir wiedererkannte, als ich jung war, dachte ich auch, man könnte das "Schicksal zwingen". Was mich zur Frage bewegt, ob man nun ein bestimmtes Alter oder vielleicht eher bestimmte Erfahrungen braucht, um die Dinge gelassener anzugehen. Ob es wohl die Älteren in jeder Generation den Jüngeren raten, die den Wert dieses Ratschlags allerdings erst dann verstehen, wenn sie selbst alt genug sind, ihn zu geben? Freundlichen Gruß, Poetibus

25.11.2012, 13:59	#4
gummibaum Dabei seit: 04/2010 Alter: 70 Beiträge: 10.909 Meine Gedichte	Hallo Poetibus, ja, es ist, wie du sagst aus der Blickrichtung des Beobachters. Ich bin im Moment am Punkt, wo mir die Kraft ausgeht und ich weise werde. Du hast wieder toll kommentiert. Danke. Hallo simbaladung, vor 1-2 Jahren hat mich diese Rastlosigkeit noch regiert. Manches gelang dabei, gelingt aber inzwischen nicht mehr. Daher mein Ratschlag in der Überschrift. Danke für deine positive Reaktion. LG gummibaum