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Alt 22.09.2007, 15:01   #1
Liliane
 
Dabei seit: 06/2007
Beiträge: 16


Standard Geschichte ohne Titel

Hallöchen.
Bin wiedermal in dieses Forum gelangt und wollte mal einen Auszug einer ewas älteren Geschichte von mir reinstellen (als ich sie schrieb, war ich glaube ich 11 oder 12).
Einen Titel habe ich bisher leider nicht gefunden. Es handelt sich um eine Fantasy-Geschichte, so à la Unendliche Geschichte oder so.
Bitte euch ganz lieb um Kommentare und Kritik!
Viel Spass.

1

Den kleinen Ort, der dicht unter Pigliyea lag, nannte jeder immer nur „Rozagewel“, was in ihrer, der Ferralloff-Sprache, nichts anderes als „Rosendorntal“ bedeutete. Der Name erwies sich, wie das meiste in ihrer Sprache, auch als ziemlich passend, da der Ort wirklich von einer dichten, undurchdringlichen Rosenhecke- der Sorte immerblühend angehörig- umschlungen war. Bloss an einer Stelle schwang sich die Hecke zu einem grossen, wohlgepflegten Torbogen auf und bot somit den einzigen Ein- und Ausgang des Dörfchens.
Einst hatten die gütigen Samariter Baron Jaronefs diesen Torbogen als ihr letztes Vermächtnis hinterlassen, bevor sie hinunter in den Süden gewandert waren. Das war aber lange vor dem Tode König Oldals, als Ferarralloffanien zu zerbrechen drohte und der grosse Meteorit vom Himmel fiel, um Gutes und Böses für immer und ewig zu trennen.
Vor dem Bogen standen stets zwei „eiserne Ritter“, oder wie sie es nannten: „Zyysen“. Zyysen waren äusserst dunkle Wesen, Rittern mit eisernen Mänteln ähnlich. Unter ihren schwarzen Helmen schlummerten Gesichter, die noch nie das Tageslicht gesehen hatten. Demnach wurde gemunkelt, der Sehsinn fehle ihnen vollständig, und zwangsläufig nahm man an, sie orientieren sich alleine durch ihre ständig schnüffelnden Nasen, welche unheimlich schaurig unter ihren Helmen hervor wucherten. Gattung Zyysen wohnten weit entfernt von Pigliyea in dem dunkeln Wald Forfor und schickten zwei ihrer Artgenossen den weiten Weg bis hierher nur, um Wache am Eingang von Rozagewel zu halten und dies auch nur, weil es die einzige Art war, an Futter zu kommen, wenn man bedachte, dass sie sich von blauem Blut ernährten und die Gewelaner, die Einwohner vom Rosendorntal, die einzigen im ganzen Lande waren, die auf blauem Blute flossen.
Leider Gottes gab es in jeder der zwölf gewelanischen Unterarten nur noch je einen Einzigen mit blauem Blute. Denn war die Zahl der den Zyysen Ausgelieferten in den letzten Jahren drastisch emporgeschnellt. Die Gattung der Zyysen wurde immer populärer und vermehrte sich so schnell, dass die Gewelaner den Blutslohn für die Wachen am Eingang von ihrem Dorf dermassen erhöhen mussten, und viele der Einwohner Ferralloffaniens die Blaublütigen bereits der Vergangenheit anordneten.
Jeder dieser Blaublütigen war mit speziellen Eigenschaften und Talenten geprägt, die ein Segen, aber gleichwohl ein Fluch waren. Viel schnellere und bessere Fortpflanzung, die Kraft zu heilen und andere Unsterblich zu machen gehörten, unter anderem, dazu. Jedoch litten sie an unheimlichen Wahnvorstellungen, und wussten, dass jeder von ihnen einmal den Zyysen ausgeliefert wurde.
Jedes 77. Kind, jenes in der 77. Geburt und am 77. Tag im 77. Monat der Tragezeit geboren wurde und im 13. der zwölf Blaublütigen entstand, erbte dieses farbene Blut in roten Adern . Und solche Zufälle waren selbst in Ferralloffanien äussert selten. Immer mehr vom Aussterben bedroht, war blaues Blut zu höchst berüchtigt, und alle anderen Geschöpfe konnten nur zusehen, wie einer dieser Sonderlinge nach dem anderen an die eisernen Ritter ausgeliefert wurde.
Etwas musste sich ändern, dies waren sich alle einig. Und da wirklich nur wenige bis zum zeitigen König, Ismael VI, für seine Selbsüchtigkeit gehasst, vorsprechen konnten, beschlossen sie, einen Jüngling voller Mut und Energie zu finden, der sich gegen das Böse an der anderen Seite des Dooff-Meteoriten verschwor und es bezwingen konnte.

Neben der Tanne links vom Königshaus „Molto“, gegen Abend hinzu, als die Dämmerung sich langsam in den Himmel einschlich und das feuchte Abendrot wie goldig kupfrige Wölkchen in einem unendlichen Ozean der Freiheit schwamm, sass ein Botschafter.
Der Botschafter war von nicht allzu grosser Gestalt, einer Qualle ähnlich und der Gattung Galqueforeck angehörig. Seine lange Zischelzunge strich und leckte gerade behutsam über den dicken, bräunlichen Stamm des Tannenbaumes. Mit den kleinen, spitzen Zähnen versuchte er sich immer wieder, trotzig wie er war, ein Stück der schmackhaften Rinde für seinen Gaumen zu sichern. Aber sichtlich gelang ihm dies nicht, denn die väterlichen Geister des Waldes hatten ihr eigen Fleisch und Blut mit einem undurchbrechlichen magischen Wortkreis geschützt, den nur die auserwählten, „goldenen Knaben“ betreten konnte. Dies ist jedoch eine andere Geschichte, auf die heute nicht näher eingegangen werden soll.
Enttäuscht und müde legte er sich schliesslich doch noch in den Schatten, zog seine Schutzhülle aus dem linken Nasenloch heraus - der daran hängen gebliebene Schleim schien ihn nicht zu stören - und wickelte sich endlich damit ein. Eine - nicht allzu lange - Weile später hörte man das Gaucheln, welches bestätigte, dass er sich in einem tiefen Gesundheitsschlaf befand.
Kaum hatte dieses Geräusch begonnen, schon sprang eine leichtfüssige, verschattete Gestalt dem Botschafter entgegen. Ihr Aussehen war verhüllt, doch sah man deutlich, dass sie etwas suchte- und es auch fand. Minuten später hüpfte sie schliesslich, mit einem kleinen, versiegelten Couvert im langen, dunkelweinroten Schnabel, davon und war bald ausser Sichtweite.
Lange nachdem die Nacht vorüber war und die ersten Sonnenstrahlen das Land erreichten, bewegten sich die violetten, verschleimten Augenlider des Galqueforecks mühsam nach oben und zwei verschlafene, dunkle Äuglein blinzelten verstohlen in die Landschaft hinaus. Mit seinen kurzen knobligen Finger rieb der Galqueforeck sich den letzten Schlaf aus den Augen, steckte seine Schlafhülle zurück ins Nasenloch und zog sich eine kleine ledrige Tasche über den überlangen, grünen Hals.
Schliesslich spuckte er sich noch einmal in beide Handflächen und rappelte sich dann gemächlich auf.
Die „frischen“ Vögel, seit jeher ein Zeichen des Frühlings, waren vor einigen Tagen eingetroffen, sassen nun auf den prallen Bäumen, die Flügel dicht an ihre elegtanten Leiber gedrungen, und sangen. Sie sangen ohne Rast die ganzen Tage und Nächte des Frühjahrs hindurch, ohne auch ein einziges Mal Luft zu holen. Jeder einzelne Ton war bestimmt und trotzdem so spontan, dass ihr Lied dem Lächeln eines Engels ähnlich war.
Fröhlich summend setzte der Botschafter seinen Weg fort. Obwohl es nur noch ein kleines Stückchen war, und der Galqueforeck ja acht Tentakel besass, erschien ihm dieses Bisschen als eine unendlich lange Reise. Langsam drängte er sich an frischen, wildwachsenden Olivenhainen und allerlei kleinen Büscheln von Blümchen und wildwachsenden Gesträuchern vorbei, die von Scharen bunter, teilweiser bis zu 30 cm grosser, Schmetterlinge umschwirrt waren. Mormolodonen, kleine Wesen mit silbernem Fell, nicht grösser als eine moderne Hausratte, kamen aus kleinen Tunnellöchern in der Erde, die unterirdisch zu einem grossen Gewebe anliefen, geschlüpft und winkten jedem vorbeilaufenden Wesen freundlich zu. Von sanfter Natur, waren sie eine der wenigen Geschöpfe, die einem stets Mut und neue Hoffnung zu vermitteln vermochten.
Irgendwo hinter aller Natur reckte sich ein riesiges, majestätisches Gebäude empor. Nur Wenige hatten diesen royalen Bau jemals gesehen, geschweige denn, betreten. Das königliche Haus begann schnurgerade und lief oben kuppelförmig zusammen, besass viele Türme, hatte elegante Verzierungen aus reinstem Elfenbein, und Fenster mit Gläsern aus den seltensten Kristallen. Die Mauern, die vollständig aus reinem Bernstein bestanden, waren vor vielen, vielen Jahren von regelrechten Zwergen hergestellt worden, eine Gattung, an die man sich heutzutage nur noch erinnern konnte.
Allmählich kam auch der Botschafter diesem märchenhaft schönen Gebäude näher. Kaum glaubte er aber, er hätte nun endlich diesen mühsam durchdrungenen Dschungel hinter sich, reckten sich drei hohe, hagere Pflanzen vor ihm empor. An den mattgrünen Stengeln hingen nur wenige kleine Blätter, dafür waren diese monströsen Pflanzen aber geradezu mit hölzernen Dornen übersäht. Ihre Blüten, die die Farbe ausgetrockneten Blutes annahmen, waren beinahe geschlossen, bis auf je eine kreisrunde, winzige Öffnung, von der eine unheimliche Schwärze auszugehen schien. Diese mystischen Wesen schauderten den Galqueforeck und liessen eine kühle Gänsehaut über seinen lila Rücken huschen. Mit zusammen gekniffenen Augen, den Atem anhaltend, schlich er ihnen Schritt für Schritt näher, versuchte einen Bogen um sie zu machen, doch war dies unmöglich. Keines der Scheusalen bewegte sich, und trotzdem wurde ihm der Weg versperrt. Versperrt, von einigen totstillen Wesen!

Fortsetzung folgt!

Cya!
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