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Alt 08.07.2012, 08:15   #1
männlich otto
 
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Standard Wegbrot

Am Hang Zypressen eng nebeneinander, schwarzes Getuschel über dem letzten Brand. überragend. Der Brandteufel würde wieder kommen.

Ein steiler Anstieg, Gedankengepäck in den Gefühlen, ungeübt lief er. Ringsum Aschegestöber, voraus die kleine Kapelle. Der Mann mit dem Stein, Brot kauend. Grußlos setzte er sich dazu, etwas abseits, Distanz wahrend.

Er war gekommen, um für immer auf der Insel zu bleiben für den Rest seiner Tage. Über den Berg während der Vormittagssonne wollte er ins Dorf. Es gab dieses Haus zum Verkauf. Das Dach mußte erneuert werden. Für einen Fremden würde es schwierig werden, hatte ihm Kostas gesagt. Er hatte ihm den Tip gegeben.

" Da ist noch etwas. Einer legt Brände, aber nie an der Kapelle. Man sagt, dass er die Touristen vertreiben will. Beweisen kann man nichts, Du findest ihn an der Kapelle."

" Ich werde ihn einfach fragen. Nie brennt es an der Kapelle sagst Du?"

" Drei, Dreifaltigkeit, die drei zusammen gewachsenenZypressen in Tausend Jahren. Irgenwer einer von seinen Vorfahren pflanzte sie an der Kapelle. Jeder auf der Insel kennt sie. Man sagt, dass diese schwarzen Zypressenfackeln das Feuer fernhalten. Nie brannte es an der Kapelle."


Wenn er bleiben würde, dann mußte er das Haus kaufen. Der letzte Brand hatte das Feuer bis an das Dorf heran getrieben. Kam der Wind vom Meer, dann fraß das Feuer sich hoch über den Berg in Richtung Dorf. Nach den letzten Bränden hatten viele das Dorf verlassen. Nur einige Alte waren geblieben.

Der Mann auf dem Stein an der Kapelle pfiff, eine Ziegenherde trat aus den Olivenbäumen hervor. Der Hund umkreiste sie, trieb sie zum Bach, von dessen Randungen massenhaft Frösche ins Wasser sprangen und unter den Steinen des Bachbettes verschwanden. Die Tiere, stumm und braunäugig tranken sie,
sehr gelassen.

" Wer macht so etwas?"


Der Mann sah auf, sah ihn kurz an, sein Messer schnitt vom Käse in der Hand.
Langsam schob er Stück um Stück in den Mund.

" Das sollte kein Fremder fragen." Der Hirt hatte ein Gesetz gesagt. Es war keine Drohung.

Er stand auf, es würde eine schwierige Verhandlung werden, die Dorfgemeinde war gegen den Verkauf des Hauses. Wenn er den Preis zu drücken versuche, dann wären seine Chancen gleich Null, hatte Kostas ihm zu bedenken gegeben.

Kostas und er waren arbeitslos. Auf der Insel gab es kaum bezahlte Arbeit. Jeden Sommer war er auf die Insel gekommen, nie im Winter. Bisher hatte er gedacht, dass er die Insel nach all den Jahren kennen würde. In den letzten Jahren hatte es regelmäßig Waldbrände während der Sommersaison gegeben.

" Natürlich kannst Du es versuchen. Aber warum willst Du es versuchen? In den letzten Jahren scheint der Wind zugenommen zu haben. Es muß gar keinen Brandstifter geben. Vieles kommt und geht wie von selbst. Und außerdem, es ist nicht nur das Dach, das repariert werden muß. Da ist Vieles
im Dorf, das niemand wieder ganz machen kann. Nimm Dir ein gutes Messer mit, wenn Du es nicht anders kannst, als auf die Insel zu gehen. Das Messer kann gut sein, wenn Du auf meinen Sohn treffen solltest. Nimm meins, ich brauche es nicht mehr."


Er stand auf, der Hirt und er gingen in eine andere Richtung. Die Herde verlor sich in Richtung Meer, er im Anstieg des Berges zum Dorf mit dem Messer von Kostas. Dann sah er die noch dünne Rauchwolke über dem Berg, die beinahe senkrecht in den Himmel stieg. Der Wind würde kommen, und der Vormittag würde nur knapp reichen um über den Berg zu kommen. Es war sehr heiß, und am Hang duftete der Thymian ihm seinen Weg weisend.
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Alt 08.07.2012, 08:54   #2
Thing
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Halli Hallo, otto -

eine interessante Geschichte, obwohl sie für mich kryptisch ist.
Ich kann die Zusammenhänge nicht eruieren.
Was hat es mit dem Stein auf sich, was mit Kostas Messer?
Aber ich sehe Bilder vor mir - die Insel, die Asche, die Ziegen (nicht eher gelbäugig?), den Hund, Zypressen und Kapelle,
ich rieche den Thymian, die Salzluft, das Brot.
Die drei Protagonisten bleiben für mich ziemlich farblos.
Der Stil sagt mir sehr zu: knapp, lapidar, unverschnörkelt, kein wischi-waschi dabei.
Aber d e n Bock korrigiere:

"Nimm Dir ein gutes Messer...." ist korrekt.


LG
Thing
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Alt 08.07.2012, 10:35   #3
männlich otto
 
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Standard Wegbrot

Ja natürlich, " Nimm". Schon berichtigt.
Zu den drei Protagonisten. Zwei Griechen, einer dazu, kein Inseleinheimischer.
Kostas und der Fremde sind miteinander befreundet. Eines Tages verließ Kostas
seine Insel, ließ seinen Sohn zurück. Die Gründe sind annehmbar, es sind die Gründe von vielen Nomadisierenden. Jetzt ist der Fremde zum Nomaden geworden. Zunächst ist er auf einen Geschmack gekommen, den er bei seinen sommerlichen Besuchen auf der Insel bekommen hat. Bislang erlebte er die Insel als Idylle. Der Kauf des Hauses sollte Vieles von den Wunden heilen, die er bislang geschlagen bekam. Doch die Insel ist etwas nicht kalkulierbares Bedrohliches, an dem er selbst über die Sommerjahre mitwirkte. Die Insel als Ganzes zeigt sich nicht mehr nur als Bedrohte ( Zerstörung authentischer Kulturstrukturen), vielmehr ist sie selbst zur Bedrohung geworden. Sie ist abweisend geworden, verlangt in Ruhe gelassen zu werden. Eher das ein Haus zerfällt, als dass es von einem Fremden gekauft( besetzt) wird. Käme Kostas auf seine Insel zurück, so wäre es doppelter Gewinn. Einer wie erdürfte das Haus reparieren ( denn es ist ja seins, das er verließ, das jetzt zerfallen ist).
Das andere, es könnte eine Aussöhnung mit seinem Sohn geben, den er verließ, der es nicht verstand, der ihm gram ist. Stattdessen kommt da ein anderer, ein wie von seinem Vater Geschickter, Bestellter. Der Sohn, ist er ein Brandstifter, um Touristen vonder Insel fernzuhalten? Ist dies eine gelebte Bitternis gegen seinen Vater, den er an seiner Seite bräuchte?

Der Stein, der Hirte, die Ziegen, der Berg, die Zypressen, der Thymian, die Hitze: schon beinahe Symbole einer griechischen Insel. Es sind beharrliche Zeichen. Und der Hirte hat seinen Platz an der Kapelle auf dem Stein, wenn die Sonne am höchsten über den Bäumen steht, die ihm Schatten spenden.
Eine Schnittstelle, wo uns auch der Fremde begegnet, der sich jetzt entscheiden muß ( Nein, ein Fremder darf so nicht fragen).

Das Messer ist das Symbol der ambivalenten Zwecke: Käse schneiden oder töten ? Kostas legt ihm beide Möglichkeiten mit seinem Messer in die Hand, doch den Käse schneiden oder töten, das ist Zweierlei. Der Hirte ist ein akzeptierter Teil der Insel, der Fremde wird auf den Sohn von Kostas treffen. Was verbindet, trennt beide von einander?

Die Farben der Protagonisten werden dann hervortreten, wenn man sich beim Lesen der Geschichte für ihre Möglichkeiten interessiert. Natürlich bedarf es dazu einiger Erfahrungen, die das in der Geschichte Behauptete belegen. Doch bin ich nicht einer, der eigene Erfahrungen in seinen Geschichten für die Leser durchdekliniert. Einige Kurzgeschichten habe ich gerne mit kurzen Sätzen geschrieben. Deshalb habe ich den Protagonisten nicht viel " Lametta"
umgehängt. Ihre Eigenschaften sind jedoch - so behaupte ich- durchaus realistisch anzunehmen.

Jetzt habe ich etwas mit diesem, meinem Gegenkommentar getan, was ich überhaupt nicht gerne mache. Ich habe die Geschichte auf der Betrachtungsebene nacherklärt. Allerdings gibt es eine weitere Ebene, die sich erst nach mehrmaligem Lesen - hoffentlich- erschließt.

Liebe Grüße,
otto.







Ich werde ein wenig auflösen.
Gruß otto.
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Alt 08.07.2012, 12:10   #4
Thing
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Hab ganz herzlichen Dank, lieber otto, für Deine aufschlußreiche Antwort!
So wird die Geschichte farbiger, lebendiger für mich.
Nicht mehr kryptisch. Und selbstverständlich metaphernreicher.
Leider gehöre ich zu d e n Lesern, denen man am besten alles vorgekaut präsentiert, weil sie nicht gerne Rätsel raten.


LG
Thing
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Alt 08.07.2012, 13:28   #5
männlich otto
 
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Standard Wegbrot

Vielleicht noch ein Tip um den Protagonisten näher zu kommen:
Ich habe weitestgehend auf ihre Beschreibung, ihre Handlungsebenen verzichtet.
Wenn Du aber Dein Augenmerk auf ihre naheliegenden Bedürfnisse, ihre Wünsche, ihre potenziellen Ziele richtest, dann sollten sie durchaus vorstellbare
Handlungsperspektiven verraten. Ja in gewisser Weise kann sie der Leser in nicht durchgearbeitete Persönlichkeiten hinein charakterisieren. Ob und wie sie sich so entscheiden, ob sie sich weiter von ihren Zielen entfernen oder annähern, ist
das offene Ende, das der Leser mit seiner eigenen Erfahrung, seiner Werteordnung für sich wollen kann.

Diese Geschichte folgt einem für mich geltenden Schema nach Aufbau, Syntax und Handlungsabfolge. Dabei kommt es häufig eben dazu, dass Vieles unausgeschrieben bleibt, wenn der Leser einen ihm wünschenswerten Abschluß
sucht. Insofern ist das Ganze eine Momentaufnahme, eingebettet in eine kultur- und zeitspezifische Phase, die den Leser mit auf einen zu begehenden Weg nimmt, in dem das " Brot" ( Metapher für Zehrung und Schnitt) von ihm selbst zu schneiden ist, damit er sein Selbstverständnis für die Protagonisten gewinnt.

Wichtig ist auch die augenblicklich eingeführte Ortsbestimmung, die Reduktion der Protagonisten auf zwei bis drei, ein Plot ( das Auseinandergehen vom Fremden und Hirten auf eigene Wege). Der Stein an der Kapelle ist Achsenkreuz für Begegnung und Auseinandergehen. Zugleich ist der Stein zusammen mit der Kapelle und den Zypressen ein religiöser, spiritueller Fixpunkt für das Zuhause des abgegrenzten Bereich des Inselnomaden im Verhältnis des sein Zuhause zuchenden Fremden ( sein Zuhause ist längst nicht entgültig und bedarf des Kampfes, der absehbaren Auseinandersetzung mit dem Dorf, dem Sohn seines Freundes; der Sohn ist das Dorf, dem im Grunde alle drei Protagonisten auf unterschiedlich Art verhaftet sind).

Ich möchte Dich dazu anregen auch meine beiden anderen ( eher aus dem fiktiven heraus laborierten Kurzgeschichten) ähnlich befragend anzugehen, sonst erscheinen sie nur unverständlich und kryptisch und unlogisch. Auch sie haben mindestens immer zwei inhaltliche Ebenen.

Lieben Gruß,
otto.
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Alt 08.07.2012, 13:44   #6
Thing
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Das wäre etwas für Ilka-Maria -

sie hat einen exzellenten analytischen Verstand, was ich von mir leider nicht behaupten kann.
Hab Dank für Deine Ausführungen!


LG
Thing

Falls Du in meine Kurzgeschichten schaust, wirst Du das deutlich erkennen.
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Alt 09.07.2012, 11:33   #7
männlich Ex-Ralfchen
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erstens lieber otto: bitte nie mehr als einen text/tag in einer rubrik. du überforderst die leser. danke.

zu deiner prosa:

ich hab nach den ersten beiden absätzen (ich lese bei prosa immer nur die ersten beiden) vorerst mal zum lesen aufgehört. dein kurzer abgehackter stil bringt mich gedanklich ins keuchen. es kommen nur fragmente rüber. die verdichtung ist fast wie die dichte in einem lockeren neutronenstern. sie nimmt dem text das lebendige. nur spin bleibt übrig. schade.
Ex-Ralfchen ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.07.2012, 11:36   #8
Thing
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besser als Ralf hätte ich es unmöglich formulieren können.
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Alt 09.07.2012, 13:42   #9
männlich otto
 
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Standard Wegbrot

Lieber Teilweiseleser!

Zunächst: was das tägliche Einstellen von Texten hinsichtlich ihrer Zahl anbetrifft: spricht Du hier für das gesamte Forum?

Zur Kurzgeschichte " Wegbrot":

Wer nur zwei Absätze liest -das sind bei meiner Geschichte 6 Sätze - dem kann sich weder der Aufbau, der Inhalt, noch die Erzählperspektive ausreichend erschließen, um fundiert über den Text zu reflektieren. Es kommt zu Kurzschlüssen, das ist bedauerlich. Bedauerlich für den Leser und den Autoren.

Kurzum, ich finde Deinen Kommentar salopp und wenig professionell. Zudem erweckst Du den Eindruck keinen ausreichenden Einblick zu Kurzgeschichten
amerikanischen Stils in der Struktur der Eisbergmethode zu haben. Zudem ist die Stilentwicklung nicht statisch geblieben. Ich empfehle also sich damit auseianderzusetzen, damit Kommentare aktuelle Fachkompetenz zeigen.
Das Du bei Prosa immer nur die beiden ersten Absätze liest, kannst Du natürlich nicht nur meinem Stil zurechnen. Darf ich vermuten, dass Du unter Zeitdruck stehst, und schnell ... zur Seite legst? Natürlich wünsche ich meinen Lesern nicht, dass sie bei meinen Texten " keuchen"; was für ein Wort im kommentatorischen Zusammenhang und nicht gerade literarisch! Also bitte, eine etwas distanziertere Ausdrucksweise, sachlicher, respektvoller.

Wenn Du jedoch andere grundsätzliche Einwände geltend machen willst, nur zu, ich bin einer fundierten Kritik gegenüber aufgeschlossen. Nun habe ich keinen Grund mich für meine Geschichte zu rechtfertigen, doch was Deinen Kommentar anbetrifft, so bitte ich um mehr literarische Kompetenz; wenn möglich. Aber gemach, Du hast mich neugierig auf Deine Texte gemacht, und richtig ist auch, dass ich beginnen sollte sie einmal nach meinen Ansprüchen zu kommentieren. Das sollte doch unserem Diskurs gut bekommen.

Ich verweise ausdrücklich auf Gegenkommentare, die ich Thing schrieb, die ja den Text zunächst nicht zugänglich fand. Celan sagte einmal an seine Leser gewendet: immer wieder lesen. Ich füge hinzu: in Gänze.

Nun hoffe ich, dass Du meinen Kommentar ganz liest. Bliebe es bei den ersten beiden Absätzen, dann wären das immerhin 2 Sätze.

Gruß otto.
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