Poetry.de - das Gedichte-Forum
 kostenlos registrieren Forum durchsuchen Letzte Beiträge

Zurück   Poetry.de > Poetry Workshop > Theorie und Dichterlatein

Theorie und Dichterlatein Ratschläge und theoretisches Wissen rund um das Schreiben.

Antwort
 
Themen-Optionen Thema durchsuchen
Alt 13.06.2007, 14:05   #1
analyzer
 
Dabei seit: 06/2007
Beiträge: 6

Standard Devolution

Hallo erstmal an alle,

ich bin neu hier im Forum und bin aus einem simplen Grund hier. Ich werde vorraussichtlich eine Utopie veröffentlichen. Zumindest halten einige Menschen hier auf der Welt was von mir und meinen, dass ich es schaffen könnte und das ich schockieren dürfte. Nun ja, ich habe etwas geschrieben und diese Leute waren schockiert und zufreiden zugleich. Ich suche allerdings Rat, da ich nich wirklich weiß, ob ich die Geschichte veröffentlichen sollte, da einige Tabu Themen frei angesprochen werden, was eigentlich Grundlage der Meinungsfreiheit aber konträr meiner Meinung von Freiheit ist. ;-)
In der Geschichte geht es um eine utopische Zukunft, in der Freiheit das zentrale Thema ist und überstrapaziert wird. Freiheit wird zum Grundelement einer Gesellschaft, die durch die gleichzeitig aufkeimende Wertelosigkeit zugrunde geht.

###############################################
Hier ein Einblick in meinen Text:

Ich kannte den Besitzer und die anderen Nachbarn nur zu gut und so durfte ich schon das sechste mal in dieses Cafe gehen ohne dass es jemand gemeldet hätte. Schließlich gab es eine Cafe Begrenzung, sodass jeder nur fünf mal im Monat in ein Cafe gehen durfte. Das ganze wurde mit Hilfe von einfachen und leicht fälschbaren Lochkarten kontrolliert. Ich saß im Cafe und trank zum sechsten mal meinen schmackhaften dunkelschwarzen und wohlriechenden Tee mit einer Brise Zucker, was in der heutigen Zeit unglaublich wertvoll war. Gerade als ich aus dem Cafe rausschaute sah ich ein paar Beamte in orangen Anzügen auf mich zukommen. Ich ahnte das Schlimmste. Man hatte mich beim Übergenuss erwischt und nun waren sie hinter mir her.

Ich lies genügend Geld liegen und verließ das Cafe durch den Hintereingang. Eigentlich wurde es in solchen Fällen ja öfter als Ausgang benutzt. Ich rannte los und fragte mich, weswegen es ein solches dämliches Übergenussgesetz gäbe. Es war zu dämlich. Zuvor fragte ich mich gar nicht, ob das bestehende System schlecht sei. Doch nun fragte ich mich allen ernstes, in was für einer Situation wir leben würden. Der Staat wurde von einer Partei regiert. Jeder konnte in diese Partei eintreten und seine Ideen zur Geltung bringen. Genau genommen war jeder Bürger bereits seit seiner Geburt ein Parteimitglied und musste die Karriereleiter der Partei bezwingen. Die Partei nannte sich Toleranz. Leider wusste keiner mehr, was das bedeutete, allerdings wurde uns gesagt, dass es Freiheit und Gerechtigkeit heiße. Dazu kämen Solidarität und Loyalität zum Volke und seinen Ideen. Von den letzten beiden Begriffen verstand das Volk nichts, aber solange es gut war, war es ja auch egal. Die Bürger wurden in so genannte Arbeitsgruppen verteilt, in denen sie völlig frei Ideen ausarbeiten konnten. Die Freiheit war laut des Staates unendlich und so konnten wir jegliche Ideen durchsetzen, solange wir Anhänger finden würden. Komischerweise waren wir gar nicht frei. Wir hatten ein Cafe Übergenussgesetz, was uns unfrei machte. Schon vor mir gab es Dutzende, die dagegen rebellierten, doch der Staat wies ihre Bitten ab mit der Begründung, dass man nicht anders könne, da es sonst keine Gleichberechtigung gäbe. Schließlich könne sich der Staat nicht die erforderlichen Mittel und Nährstoffe sowie andere Ressourcen leisten, sodass jeder nur seinen Anteil bekomme. Wenn man also das Übergenussgesetz brach, nahm man theoretisch anderen die Möglichkeit, sich selbst zu ernähren. Das ganze geht eigentlich auf die Erderwärmung zurück, das wussten bereits Kleinkinder. Aufgrund dieser sind viele Nutzflächen auf der Erde verbrannt oder einfach überschwemmt worden. Die Nahrung wurde knapper, die Bevölkerung allerdings größer.

Ich rannte weiter und kam genau an diesen Punkt vor dem großen Gemälde. Ich schaute hinauf und das ganze Bild war außergewöhnlich. Ein Durcheinander der Farben. Das ist vor etwa zehn Jahren gewesen. Nun stand ich an der selben Stelle und machte mich auf den Weg zum Aufzug. Ich hatte in den letzten zehn Jahren eine Menge erlebt. Das eine war glücklich, das andere unglücklich. Doch das wichtigste in diesem Augenblick fiel mir zum ersten Mal im Leben auf. Der Gedanke war derart simpel, dass man nicht draufkommen konnte. Ich habe überlebt und das fiel mir erst in diesem Moment so auf.

Ich stieg in den Aufzug ein und wollte in den siebenundsechszigsten Stock fahren. Der gläserne Aufzug war an der Außenseite des großen trüben Gebäudes befestigt, sodass man die gesamte Stadt überblicken konnte. Eigentlich konnte man das nicht so sehr, da der Rest der Häuser ebenfalls so hoch gebaut wurden. Trotzdem konnte ich über das eine oder andere Hochhaus schauen und ich erkannte diese obszöne Landschaft. Wie in einem Albtraum erhebte sich vor mir eine Welt des Absurden. Ich erkannte einige Dinge, die mir zu Nachdenken gaben. Gerade am fünfundvierzigsten Stockwerk baute sich vor mir eine große Satansfigur auf und ich erschrak, obwohl ich diesen Anblick jeden Tag mehrmals ertragen musste. Die Satansfigur war der Turm eines Hochhauses, der ebenfalls bewohnt war. Die Innenräume dieses Turms hatten eine blutrote Farbe und es hatte den Anschein, dass der Satan lebte. Was oder wer genau Satan war, wusste ich eigentlich nicht genau. Er war die Leitfigur einer Organisation, die sich Luziphus nannte und in diesem Gebäude verweilte. Das einzige, was ich zu dieser Organisation wusste war, dass sie in enger Beziehung zum Staat und ihrer so genannten Toleranzaktion befand.

Als ich im genannten siebenundsechszigsten Stockwerk ankam bog ich nach rechts ab und kam auf einen langen schmalen Flur von etwa sechzig Metern. An mir gingen einige viele Türen vorbei. In diesem Flur schien es, als würden sie laufen. An meiner Wohnung angekommen, öffnete ich die Tür mit der Aufschrift Dr. Imaginus. Ich hatte meinen Master in Informatik und man gab mir den Namen Imaginus, da ich in meiner Vergangenheit oft dafür bekannt war, mir Sachen vorstellen zu können, die andere nicht verstanden. Es waren hauptsächlich mathematische und informatische Prozesse. Leider kostete mich die Intelligenz meinen Namen und nun wusste ich leider nicht mehr, wie genau ich hieß. Ich betrat den Raum, an den Wänden lauter Plakate und Urkunden erblickend, und wendete mich an meinen Schreibtisch. Ich hatte seit Tagen nichts gegessen und ich trank nur noch diesen einfachen Tee. Ich dachte mir, dass das Land nicht genügend Nahrung hatte und dass ich einem kleinen Kind dabei helfen würde, wenn ich nichts aß und mich von Tee ernährte. Ich wusste auch, dass ich das ganze nicht aushalten würde, doch der Gedanke, dass da draußen kleine Kinder um Nahrung flehten, machte mich krank und so wollte ich es aushalten.

Ich nahm den ersten und einzigen Pinsel, den ich je besessen hatte, in die Hand und schrieb an meinen verehrten Freund Animagus einen Brief. Warum ich diesen Brief schrieb, wusste ich nicht. Schließlich gab es da draußen Möglichkeiten, die sich Web 5.0 nannten. Ich hätte ganz einfach eine Sprachmittelung verschicken können oder eine Videoübertragung starten können, doch das Briefe schreiben erschien mir wesentlich bequemer und kunstvoller. Es machte Spaß etwas zu tun, was niemand tat und das war in dieser Welt der Freiheit nahezu unmöglich. Wir schrieben uns Briefe, wo wir nur konnten. Lediglich das Verschicken wurde zur Schwierigkeit, da es keine Möglichkeit gab, die Briefe zu versenden. So benutzte ich eine Sprachmitteilung um ein Treffen zu vereinbarn und übergab den Brief meinem Freund. Leider musste das Ganze geheim in einem verlassenen Hinterhof geschehen, da es die Polizei nicht gerne sah, wenn man ein Briefgeheimnis hatte. Schließlich lebten wir in Freiheit und sollten jedem die Freiheit geben sich unseren Briefverkehr anzuschauen. Doch es interessierte niemanden, da ja niemand wusste, was Briefe eigentlich seien.

So schrieben wir uns alles mögliche an Nachrichten. Wir trafen uns und sprachen mehr miteinander, als in den Briefen stand. Oft sprachen wir über die Themen, die an sich in den Briefen geklärt werden sollten. Wir schrieben die Briefe weiter, einzig allein aus dem Grund der Einzigartigkeit. Wir waren einzigartig und wir genossen es. Ein Glück fiel dieser Genuss nicht dem Übergenussgesetz unter, da es das bisher schönste in meinem Leben stehlen würde. Wir schrieben über alles, wir logen uns an, schrieben über Einkäufe, die wir nicht getätigt hatten, schrieben über frei von uns erfundenen Gerüchten und wir hofften, dass jemand die Briefe entdeckte und die Gerüchte weiterverbreiten würde. So legten wir die Briefe immer in den Untergrundbahnhöfen nieder und warteten bis sie weg waren. Oft genug nahm sie jemand auf und warf sie in die Müllvernichtungsmaschinen, aber das war uns egal. Wir hatten unsere Briefe schließlich kopiert und in der ganzen Stadt verteilt. Das taten wir bereits seit einigen Jahren. So entstand das, was sich heute als Revolutioni contra Devolutioni bezeichnet. Immer mehr Menschen fingen an diese Briefe zu schreiben und es entstand ein reger Briefaustausch.
###############################################

Ich danke euch schon jetzt für eure Mühen und für eure kreativen Ideen.

Das einzige was ich eigentlich wissen will ist, ob die Geschichte zu radikal, zu schokierend oder zu traurig/trübe ist.

danke
analyzer
analyzer ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.06.2007, 14:26   #2
Werther
 
Dabei seit: 01/2007
Beiträge: 404

Sry, hab grad nich viel Zeit. Habe mir jetzt nur mal schnell den ersten Absatz durchgelesen und dazu nur eines zu sagen: du erklärst zu viel. Dadurch machst du dir selbst die Spannung kaputt. Erkläre später, provoziere den Leser, weiterzulesen, weil er es am Anfang noch nicht verstehen kann.

Soviel erstmal dazu. Ich lese es heut abend zuende, dann folgt womöglich Weiteres.

Gruß, Werther
Werther ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.06.2007, 14:26   #3
störfaktor
 
Dabei seit: 04/2007
Beiträge: 175

Zitat:
Das einzige was ich eigentlich wissen will ist, ob die Geschichte zu radikal, zu schokierend oder zu traurig/trübe ist.
Nein, sie ist lediglich langweilig.


Darf ich dir trotzdem noch was auf dem Weg geben, auch wenn du es nicht wissen willst? Deine Geschichte erinnernt mich an die, die ich früher mal schrieb.

Du baust die Geschichte mit dem Holzhammer auf, kein Wunder das sie platt bleibt.

Es gibt keine Identifizierung zu dem lyrischen Ich, was leider verhindert das man sich in die Situation hineinversetzen kann und jede emotionale Verbinung verhindert. Der Charakter sollte auch ohne die Welt in der er lebt spannend sein, ansonsten sind die Stellen in denen nichts passiert extrem langweilig.

Du bist zu hektisch und ungeduldig. Man merkt das du schnell zu den Stellen kommen willst die dir in Gedanken vorschweben. Der Rest interessiert dich nicht das merkt man leider. Du solltest dir mehr zeit geben alles aufzubauen und es nicht alles schnell runterrasseln. Du schreibst aus der Sicht des lyrischen Ich´s, aber warum sollte jemand das denken: "Das ganze geht eigentlich auf die Erderwärmung zurück, das wussten bereits Kleinkinder." ? Man sieht das es nur für den Leser ist, das wirkt platt !

Dein Thema wirkt geklaut von George Orwell, zumindest bist du sehr von ihm inspiriert. Du solltest etwas mehr deinen eigenen Stil finden.

Vor allem ist es egal was ist, wichtiger ist wie es ist. Werd subjektiver, versucht weniger politisch zu schreiben. Hochtrabend von Freiheit usw. wenn du aus der Sicht des lyrischen Ichs schreibst, verhalte dich auch so. Dein inneres deine Gefühle sind dann wichtiger als Äußeres...
störfaktor ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.06.2007, 14:30   #4
analyzer
 
Dabei seit: 06/2007
Beiträge: 6

Vielen Dank für eure wirklich für mich sehr wichtige Hilfe,
das mit der Langeweile stimmt und ich danke für die Bestätigung. Was genau soll ich dagegen unternehmen. Ich werde versuchen etwas daran zu ändern, allerdings ist das nciht ganz einfach, da ich eine traurige Gesellschaft darstellen will. Mehr Kritik und vor allem Verbesserungsvorschläge sind erwünscht.
analyzer ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.06.2007, 14:35   #5
störfaktor
 
Dabei seit: 04/2007
Beiträge: 175

Du solltest dir selbst mehr im klaren sein was du willst und was du kannst. Such deine schriftstellerischen Stärken, such was du nicht kannst, finde deinen Stil. Baue Metaphern, rethorische Mittel ein. Erzeuge Gefühle und erkläre sie nicht nur. Wie äußert sich die traurigkeit der Gesellschaft? sind alle traurig? warum sollte es kein Glück mehr geben, weil man nicht öfter als 5mal Kaffee trinken kann?
störfaktor ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.06.2007, 14:59   #6
analyzer
 
Dabei seit: 06/2007
Beiträge: 6

aber was ist, wenn man die gefühle der anderen gar nicht erklären will und der hauptcharakter nicht sonderlich gegen die gesellschaft gerichtet ist. was ist, wenn die gesellschafrt gar nichts vom übel weiß, unaufgeklärt bis zum geht nicht mehr und werteverfallen an allen ecken.

wie soll man das dann schreiben?
analyzer ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.06.2007, 15:04   #7
störfaktor
 
Dabei seit: 04/2007
Beiträge: 175

woran soll man den "Werteverfall" erkennen ?
störfaktor ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.06.2007, 15:07   #8
analyzer
 
Dabei seit: 06/2007
Beiträge: 6

ups, das habe ich nicht in dieser stelle. tut mir leid, aber werteverfall ist ein großer teil des konzepts, allerdings nciht in diesem auszug zu erkennen.

Was hälst du vom Anfang?:

Ich stand vor einem großen dunkelgrauen vollgeschmierten Gebäude und ging auf den großen schwarzen Eingang zu, kaum als ich mich in die Nähe wagte, bewegte sie sich und gab mir den Weg frei. Innen war das Gebäude ganz genau wie außen. Vollgeschmierte Wände, Dreck an allen Ecken und sonst eine trübe und dennoch melancholische Atmosphäre. Überall diese farbenfrohen Malereien und trotzdem schienen die Wände traurig grau. Gegenüber von mir ragte ein großes Gemälde, ich schätze es war 10 Meter hoch und mindestens 15 Meter breit, empor und ich schaute auf die farbenfrohe und chaotische Malerei. Es war irgendwie was besonderes. Die Pinselstriche sahen überaus schön aus, obwohl sie auf das Papier hingeklatscht wurden. Doch ich betrachtete lieber den Raum als Ganzes und mir wurde übel. Ganz abscheulich diese Art von Kunst, überall zu betrachten in dieser Stadt. Überall diese wilden expressionistischen Malereien, man erkannte nichts und dennoch schien es, als würde sie etwas aussagen. Ich fragte mich, ob die Farben irgendeine Bedeutung hätten. Und diese Formen. Die so genannte Wolkenmalerei, unschön anzusehen, chaotisch zu fühlen und ausdruckslos gedankenlos. Ich verstehe sie nicht. Verstehe ihre Bedeutung nicht. Verstehe ihren Ursprung nicht. Verstehe überhaupt nicht, wer auf die Idee kommen könnte, solch etwas zu malen. Möglicherweise liegt das daran, dass ich keine Ausbildung in diesem Fach genießen durfte. Normalerweise war es ja Pflicht Kunst und Malerei in der Schule zu wähle, aber seitdem es keine Schulpflicht mehr gab, habe ich es aufgegeben und wollte mich den Dingen widmen, die mich auch interessierten. Im Grunde genommen interessierte mich eigentlich nicht viel. Jedenfalls war das bis zu meiner persönlichen Revolution der Fall.
analyzer ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen für Devolution

Themen-Optionen Thema durchsuchen
Thema durchsuchen:

Erweiterte Suche



Sämtliche Gedichte, Geschichten und alle sonstigen Artikel unterliegen dem deutschen Urheberrecht.
Das von den Autoren konkludent eingeräumte Recht zur Veröffentlichung ist Poetry.de vorbehalten.
Veröffentlichungen jedweder Art bedürfen stets einer Genehmigung durch die jeweiligen Autoren.