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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken.

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Alt 27.02.2008, 13:51   #1
NachtPoet
 
Dabei seit: 10/2006
Ort: München
Beiträge: 18

Standard Tot Schweigen

Tot Schweigen

Wenn Stille schneidet, sticht die Deine mich
direkt ins Herz, und lässt mich lautlos leiden.
Mir ist, als willst Du meine Laute meiden.
Du schweigst mich tot.

In meiner Not
such ich ja nur ein Wort, nur eine Geste.
Doch folgt auf jede Stille nur die nächste
und macht mein ewig Sehnen lächerlich.

Ach, schweige, denn, was gibt es noch zu sagen.
Es ist vorbei, die Worte sind verbraucht.
Und jedes Sinnen, Sein, ist schon verraucht
bevor wir es in weltlich Worten wagen.

Du schweigst mich tot, und bist doch selbst gestorben
für mich. In meiner Welt ist es nun still.
Und alles, was ich Dir noch sagen will,
ist mir schon längst in meinem Mund verdorben.


Epilog: Mal wieder ein Schweigegedicht… ist ja nicht so, als hätte ich davon nicht schon ein paar verfasst, u.a. eines meiner vielleicht besten Werke, "Das Mahl", und aus jüngster Zeit, "Das Schweigen".

Ich denke, wenn man wie ich in einer Welt der Worte lebt, kommt dem Schweigen ein besonderer Stellenwert zu. Nicht zwingend ein negativer, nein, denn im Schweigen kann man ohne Worte unendlich viel sagen. Ja, es gehört zu den magischsten Momenten zwischen zwei Menschen, wenn man miteinander schweigen kann und das Verständnis zugleich über alle Worte hinaus wächst.

Aber Schweigen kann auch tödlich sein. Das Schweigen, wenn man füreinander keine Worte mehr hat. Wenn man bewusst etwas verschweigt, oder bestimmten Worten auszuweichen versucht. Aber das bösartigste und aggressivste Schweigen ist das Schweigen als Waffe. Dieses “Ich rede nicht mehr mit Dir”, “Ich strafe Dich mit Schweigen”. Dieses den anderen ignorieren, ausblenden, bis hin zum leugnen seiner Existenz.

Eltern machen das manchmal mit ihren Kindern und gehören dafür meiner Meinung nach an den Zungen aufgehängt. Liebende machen das manchmal, aus Verzweiflung, als letzte Waffe, um sich, so seltsam das klingt, Gehör zu verschaffen. Es nimmt dem Anderen jede Chance auf Kommunikation, Austausch, Klärung der Situation.

Schweigen kann Gold sein, aber auch schneidender Stahl, kalt und hart. Wo wenige Worte, wenn sie ehrlich sind, wenn man sich öffnet und aus der Seele spricht, so viel bewegen können, lässt diese Art der Stille alles erstarren und einfrieren.

Deshalb: Schweige, wenn Du nichts zu sagen hast. Wenn Worte überflüssig sind. Wenn Du nur sprechen würdest, um die Stille zu füllen, nicht mit Inhalt, sondern mit leeren Worthüllen. Vielleicht auch, wenn Deine Worte an jenen, die sie hören, verloren sind. Ansonsten: Sprich, verschaffe Dir Gehör, gib den Anderen die Chance, Dich zu verstehen.

Sprich Dich aus!
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