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Philosophisches und Nachdenkliches Philosophische Gedichte und solche, die zum Nachdenken anregen sollen.

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Alt 06.06.2014, 22:10   #1
männlich Krähenkrone
 
Benutzerbild von Krähenkrone
 
Dabei seit: 06/2014
Ort: Gotha
Alter: 27
Beiträge: 68

Standard Der Schutzengel

Die Sonne scheint auf mein Gesicht
Doch öffne ich die Augen nicht.
Trotz Dunkelheit seh‘ ich das Licht
Und höre, wie ein Engel spricht:

„Ich sand euch die Weisen auf eure Erde,
Zu hüten der Menschen, wie eine Schafherde.
Ich schick euch die Alten, um euch zu belehren.
Ich gab euch die Kraft, euch selbst zu bewähren.
Ich lobe die Jungen, um euch aufzubauen.
Ich bot euch das Feuer, um Eis aufzutauen.
Ich zeig euch die Hoffnung, um euch zu bewahren
Vor Trauer und Leid, vor Dämonenscharen.
Ich schuf die Liebe, um euch zu beglücken.
Ich schenk euch die Schönheit, um euch zu entzücken.
Ich ließ euch die Freiheit, um euch hochzupreisen.
Ich bewahr‘ die Gesundheit, um euch gutzuheißen.
Ich vergab euch die Sünden, um euch zu beschützen.
Ich versuche fast alles, nur um euch zu nützen.
Doch was macht ihr nur mit meinen Gaben?
Die Weisen ließt ihr alle verjagen.
Lasst euch von niemanden was sagen.
Nutzt die Kraft, um Zerstörung zu wagen.
Schikaniert die Jugend, um vor euch wegzurennen.
Nutzt das Feuer, um die Zukunft zu verbrennen.
Verliert die Hoffnung, um Mitleid zu erhaschen.
Vergesst die Liebe, um euch reinzuwaschen.
Beneidet die Schönheit um ihre Perfektion.
Nehmt and‘ren die Freiheit wegen ihrer Position.
Klagt über die Krankheit, wenn sie euch ereilt.
Begeht neue Sünde, damit sie euch heilt.
Was glaubt ihr eigentlich wer ihr seid?
Geprägt von Hass und Eitelkeit,
Von Habsucht und der Angst vor Leid,
Geleitet vom gebroch‘nen Eid
Von Strafe und Verurteilung,
Ist euer Leben ungelung‘.“

Die Stimme verhallt in der Finsternis
Und ich spüre in ihr das Ärgernis.
Das Licht am Horizont verglimmt,
Während ein Sturm an Kraft gewinnt.
Wasser fällt in ganzen Meeren,
Soll der Menschheit Bess‘res lehren.
Der Wind peitscht über alle Felder,
Zerstört die Ernte, fordert Strafgelder.
Die Welt versinkt in vollkommener Leere
Verschlingt die Menschheit, die sündenschwere.

Der Himmel klart auf und der Tag bricht herein
Und so tritt heraus aus dem goldenen Schein
Der trauernde Engel mit seiner Gnade,
Denn die Vergeltung, die schmeckt ihm so fade.
Das Schwert in der Linken streckt er nach oben,
Die Rose der Rechten fällt langsam zu Boden.
Die Flügel verbrennen im gleißenden Licht,
Den Heiligenschein erkennt man fast nicht.
Und die Linke, die führt er zu seinem Herzen,
Zu beenden sein Leid und all seine Schmerzen.
So sinkt der blutende Engel lächelnd hinab
Zu vereinigen sich mit dem irdischen Grab.

Die Erde von seinem Blut durchtränkt,
Ist letztlich das, was Leben schenkt.
So wird die Menschheit neugeboren
Und auch der Engel bleibt nicht verloren.
Krähenkrone ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.06.2014, 13:51   #2
weiblich C.Alvarez
 
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Ort: Mauritius, stella clavisque maris indici
Beiträge: 4.892

Hallo Krähenkrone,

Generell kann man sagen
Dass sich beklagen
Und das leise wimmern
Keinen so recht kümmern

Aber dein Text wäre nicht nur lesbarer, wenn du die ganzen Ich’s der Zeilen 7-11 und 13-18 einfach weglassen würdest, er wäre auch besser. Ersatzlos streichen.

Gruss

CDP
C.Alvarez ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.06.2014, 14:40   #3
männlich Krähenkrone
 
Benutzerbild von Krähenkrone
 
Dabei seit: 06/2014
Ort: Gotha
Alter: 27
Beiträge: 68

Vielen dank CDP für die nette Kritik.
Das mit den Ich's kann ich schon nachvollziehen, aber das Gedicht ist eher zum Vortragen gedacht und nicht zum Lesen (Es hätte wahrscheinlich mehr Sinn gemacht, dass irgendwo zu erwähnen. Naja, immerhin kann ich's beim nächsten Mal besser machen ^^.) Vor allem bei dem Ich's und dem parallem Aufbau der Zeilen (7-18) kann man aber schön erkennen, wie egoistisch der Engel eigentlich ist und beim Vortragen kann man damit schön spielen.

Trotzdem nochmal Danke, das du dir die Zeit genommen hast einen Kommentar zu schreiben.

Mfg Krähenkrone
Krähenkrone ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.06.2014, 14:51   #4
weiblich C.Alvarez
 
Benutzerbild von C.Alvarez
 
Dabei seit: 07/2006
Ort: Mauritius, stella clavisque maris indici
Beiträge: 4.892

Ach so. Als Vortrag muss man den Text natürlich ganz anders bewerten und dann machen die Ich's auch Sinn, und erst durch sie wird der Charakter des Engels transparent.
Da muss ich meine Kritik direkt mal zurückziehen

Viele Grüsse

CDP
C.Alvarez ist offline   Mit Zitat antworten
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Stichworte
einsicht, engel, menschheit

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