Fugentanz

[Stachel]

Ich tanze auf Gräbern, auf deinem, auf meinem
und auch in den Wolken, für Kohle und Perlen, ich tanze im Weizen, im Nebel,
voll Freude. Die Zukunft, ich will sie gestalten!
Der Mann mit dem Hund, den er hetzte, sie beide erstarken von Neuem.

Ich tanze vergangenen Schatten entgegen,
in Trauer, im Nebel, ich tanze bis hoch in die Lüfte,
für Kohle und Perlen, die leg ich am Grab in den Wolken den Sternen zur Seit.
Ich tanze zu Kreuze, ich tanze beim Bart des Propheten,
den Nudeln im Sieb eine Widmung. Ihr alle, kommt, tanzt!

Ich tanze zum Bellen der Hunde, ich tanze bis hoch in die Lüfte,
durch torfige Erde, da tanz ich, vergangenem Bellen entgegen
und heutigem nicht mehr davon.
Sie hetzen, ich tanze, ich dreh mich im Nebel, ich tanze,
durch wallenden Weizen, verwirble die Perlen und presse die Kohle
zu Stein, denn vielleicht wird daraus Diamant.

Ich tanze in Freude und Trauer, erinnre das Bellen, so tanz ich
bis hoch in die Wolken, entgegen Vergessen und Hetzen.
Ich tanze und suche die Perlen der Sterne.
Auf Kohle, da tanz ich. Tanzt mit und sie wird Diamant!

[gummibaum]

nur der der diamant fügt sich nicht in die daktylen.

der enthusiastisch-hymnische duktus weist zum dithyrambus, der inhalt zu shivas schöpfungs-tanz... aber im detail erschließt sich mir das gewebe leider nicht, lieber stachel.

gern gelesen
gummibaum

[DieSilbermöwe]

Ich finde es schön ....und ich schreibe keine Begründung, weil ich keine weiß.
Die Zeilen verzaubern mich einfach.

[Thing]

Mich erinnern die Verse seltsamerweise an Celan (Todesfuge).

LG
Thing

[Stachel]

Zitat von Thing

Mich erinnern die Verse seltsamerweise an Celan (Todesfuge).

Das kommt wohl nicht von ungefähr.

Zitat von DieSilbermöwe

Ich finde es schön ....und ich schreibe keine Begründung, weil ich keine weiß.
Die Zeilen verzaubern mich einfach.

Ich freue mich sehr darüber, dich mit dem Gedicht verzaubern zu können. Danke, dass du offen bist und dich verzaubern lässt.

Zitat von gummibaum

nur der der diamant fügt sich nicht in die daktylen.

Der "Diamant" am Ende der Strophen 3 und 4 endet betont und setzt damit eine Zäsur. Der gleiche Effekt entsteht aber auch zu Ende der 2. Strophe ("tanzt!") und jeweils in der Mitte der 2. und 3. ("Seit" und "davon").

Oder liegt es daran, dass du das Wort "Diamant" auf der ersten Silbe betonst?

Zitat von gummibaum

der enthusiastisch-hymnische duktus weist zum dithyrambus, der inhalt zu shivas schöpfungs-tanz...

Rhythmus, Versatztechnik, Bilder und Duktus habe ich der Todesfuge von Celan entlehnt. Das Gedicht darf gerne als Antwort oder Weiterführung zu dieser verstanden werden.

Vielen Dank, lieber Gummibaum; auch dafür, dass du einen neuen Blickwinkel hinzufügst.

Freundliche Grüße von
Stachel

[gummibaum]

ich habe mich geirrt, stachel: diamant fällt nicht aus dem versmaß.

sorry. lg g

[Stachel]

Zitat von gummibaum

ich habe mich geirrt, stachel: diamant fällt nicht aus dem versmaß.

sorry. lg g

Ist doch nicht schlimm, lieber Gummibaum. Ich hatte schon angenommen, dass du vielleicht Diamant auf der ersten Silbe betonst. Ich glaube, da gibt es regionale Unterschiede.

Freundliche Grüße von
Stachel