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Alt 02.01.2007, 10:54   #1
David
 
Dabei seit: 01/2007
Beiträge: 31


Standard Eismann

Eismann

Die Schneeflocken fallen sanft rieselnd auf die Erde nieder, alles ist gefroren und kalt. Kahle zitternde Äste ragen in die Dunkelheit. Der Kälte trotzend, dem Tod so nah hat jede Pflanze all ihre Pracht abgeworfen und sich so weit in sich zurückgezogen wie ihr möglich war, um im neuen Jahr aufs Neue zu erwachen. Weiß funkelnd liegt eine glitzernde Eisdecke über der Welt, so gefährlich schön. Die Winterpracht lässt so manches Herz vor Freude schneller schlagen, doch in Wirklichkeit bringt sie mehr Tot als Freude. Ich friere, es ist auch wirklich kalt hier draußen, aber die äußere Kälte ist nichts im Vergleich zu meiner inneren. Ich spaziere umher, wohin nur? Der Schnee knirscht unter meinen Sohlen, die glänzenden Kristalle, die wie Federn durch die Luft wehen, schmelzen in meinem Gesicht und die Kälte sticht jetzt noch mehr als vorher. Ich könnte doch wieder zurück gehen. Aber wohin zurück? Einerseits hätte ich besser gar nicht gehen sollen, aber andererseits ist sie schon lange vor mir gegangen. Ich komme an einem Haus vorbei in dessen Vorgarten ein kleiner Schneemann steht, so einer mit Karottennase, Hut, steinernen Augen und einem Besen an seiner Seite. Dann fällt mir ein, dass dieser kleine Schneemann besser für das Leben geeignet ist, welches wir führen, als wir es selber sind. Er spricht nicht, er sieht nichts und er hört nichts, aber trotzdem haben die Menschen ihre Freude an ihm. Doch sein bester Vorteil ist, dass sein Herz aus Eis ist und er deshalb nichts fühlt. Man kann ihn modellieren wie man will, und hat man die Nase voll von ihm so wird er zertreten. Doch bevor man ihn zertritt, sollte man ihn sich noch einmal genau ansehen, denn man wird ihn spätestens im Sommer sehr vermissen. Ihn kümmert es nicht. Plötzlich wird mir klar, ich bin dieser kleine Schneemann. Irgend etwas stimmt aber nicht, denn mein Herz ist zwar kälter als der Schnee aber es tut so weh, ich fühle Schmerz. Ich bin kein Schneemann ich bin ein Eismann, niemand kann mich zertreten, ich werde nur immer mehr zu Eis. Und dann weiß ich wieder warum ich hier draußen bin. Ich will nicht hier sein, aber ich gehöre nicht mehr nach drinnen. Warum nur? Ich habe doch keinen Anlass gegeben. Ich stelle doch gar keine Ansprüche, ich will sie doch nur zurück. -Schweigende Gedanken- Ich wollte sie zurück. Und wieder dieses Stechen in meinem Herzen, die Wut in meinem Bauch, ich schreie, reiße mir meine Jacke vom Leib um nicht zu verglühen, ich renne, weiter und immer weiter. Meine Lunge schnürt sich, von dieser eisigen Luft durchdrungen, zu und ich stürze... -Nichts mehr-. Warum sehe ich meinen warmen Atem nicht mehr aufsteigen? Meine Lunge brennt nicht mehr und ich fühle mich von einer so schweren Last befreit, dass ich glaube fliegen zu können. Nein ich kann es, ich fliege! Ich sehe Richtung Boden und sehe ... mich. Ich bin nicht erschrocken und nicht besorgt, ich bin erlöst. Plötzlich sehe ich ihn und sage:„Endlich sehe ich dich wieder, ich hab so viel zu erzählen.“ „Ich weiß, komm mit mir.“ „Aber sie...“ „Sie wird aufwachen. Vertrau mir.“ Er nimmt mich an die Hand und wir gleiten durch die Nacht ins Nichts.

David
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Alt 02.01.2007, 11:07   #2
lichtelbin
 
Dabei seit: 07/2006
Beiträge: 626


So, ich hab einmal mehr wie du *höhö*

ich finde die geschichte sehr schön, naja, das ist jetzt der falsche ausdruck, traurig, aber doch hoffnungsvoll.
(übrigens schreibt man der Tod und du hast ein paar kommata vergessen)
Der Vergleich mit dem Eismann ist sehr schön, oft hat man das gefühl, ein panzer aus eis wächst über einem, dehnt sich aus, je kälter er wird und zerquetscht einem dann, ohne einem zu nutzen.
das ende ist sehr traurig und ich habe es nicht vorhergesehen, obwohl ich nach der hälfte überlegt habe, was jetzt wohl passieren wird.
es ist schlimm, dass er stirbt... ob sie es so gewollt hätte, bin ich mir nicht sicher...
ein wenig altbekannt ist der teil, dass er fliegt und sich von oben aus sieht, da hättest du dir noch etwas besseres einfallen lassen können.
glaubst du an gott?
die geschichte erscheint sehr gottvertrauend, finde ich

engelsgruß, lichtel
lichtelbin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.01.2007, 16:39   #3
Nothingness
 
Dabei seit: 12/2004
Beiträge: 140


Nach Wunsch verschoben.
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Alt 05.01.2007, 11:32   #4
Struppigel
 
Dabei seit: 05/2006
Beiträge: 1.007


Die Geschichte ist ingesamt ok.

Allerdings gibt es inhaltliche Wiederholungen, die auf die Dauer nerven - dem Protagonisten ist kalt. Das steht sowohl im selben Wortlaut mehrfach da, als auch in verschiedenen Varianten. Die Welt ist kalt, dies ist kalt, mir ist kalt... ich friere, zitternd, Eis...

Und dann hat der Prot plötzlich ein Glühen in seinem Bauch, kann aber nicht einmal seinen warmen Atem erkennen. Das passt einfach absolut nicht zusammen. Auch nicht als Antithese oder ähnliches. Und wenn das eine zeitliche Abfolge sein soll, dann müsste es besser gekennzeichnet werden - so wie es ist, verwirrt es jedenfalls.

Tod
Struppigel ist offline   Mit Zitat antworten
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