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Zeitgeschehen und Gesellschaft Gedichte über aktuelle Ereignisse und über die Menschen dieser Welt.

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Alt 27.07.2006, 08:46   #1
avenzo
 
Dabei seit: 07/2006
Beiträge: 22

Standard Das Kätzchen

Für alle, die im Herzen noch Kinder sind


Grau-weiß gestreift, lang ausgestreckt,
von Wiesenblumen halb verdeckt:
ein Kätzchen döst im Grase.

„Was wäre“, – denkt ein Falter keck –
„wenn ich den kleinen Tollpatsch neck´?“
Schwupps! – sitzt er auf der Nase.

Auf-ab – Auf-ab! – das Näschen zuckt;
dem Kätzchen dieses schrecklich juckt.
Schlussendlich muss es niesen.

Erschreckt erhebt der Falter sich.
Das Miezchen ist gar ärgerlich;
erblickt erstaunt nun diesen:

„Was bist du für ein buntes Ding?“
Flink folgen nach dem Schmetterling
vier samtigweiche Pfoten.

Ein kühner Sprung: „Gleich hab´ ich dich!“
Vergeblich! – seht, der Flatterich
schwebt um die Erbsenschoten.

Das Kätzchen eilt ihm lange nach.
Doch schließlich – übern Wiesenbach –
ist ihr das „Ding“ entschwunden.

Nun dreht es sich verzagt im Kreis,
(weil es den Weg zum Haus nicht weiß)
gewiss schon ein, zwei Stunden.

Am Himmel hoch die Schwalben zieh´n.
Weiß´ Wölkchen vor dem Winde fliehn;
man merkt schon, wie es dunkelt.

Dem Miezchen wird gar angst und bang;
vom Waldrand dringt manch fremder Klang,
und Aug´ um Auge funkelt.

Ein Käuzchen schwebt leis durch die Nacht.
Die Mäusemutter fiept: “Gebt acht!
Der Unhold kann euch sehen!“

Ganz nah schleicht sich ein Fuchs heran.
In Panik flüchtet Herr Fasan;
sonst wär´s um ihn geschehen.

„Oje! Welch schrecklicher Gesell!“
Hoch sträubt sich auf das Nackenfell
und zittrig ist `s am Leibe.

Gottlob – der Fuchs trollt in den Wald.
Dem Miezchen ist gar grimmig kalt:
„Wo bloß die Sonne bleibe?“

Das Kätzchen macht sich winzigklein,
und schließlich schläft es zaghaft ein;
immer ein Ohr am Lauschen.

Bleich scheint der Mond am Himmelszelt.
Still wird `s ringsum; nur fern vom Feld
hört man die Ähren rauschen.

Frühmorgens ist es aufgewacht.
Verschlafen – von der bangen Nacht –
streckt es die müden Glieder.

Vom Baum guckt keck ein Vöglein zu,
verhält sich still; putzt dann in Ruh
im Astwerk sein Gefieder.

Am Grashalm zirpt ein Grillenmann.
„Ob man den Kerl wohl fressen kann?“
Dem Miezchen knurrt der Magen.

Behende stürzt es auf ihn ein;
die Grille findet `s gar nicht fein.
Wer lässt sich schon gern jagen?

Durchs Felde hüpft er kreuz und quer;
das Kätzchen immer hinterher
auf ihren kleinen Pranken.

Zu fangen ist der Hüpfer nicht!
Gar hurtig ist der grüne Wicht
zwischen den Erbsenranken.

Verdutzt bleibt jetzt das Miezchen stehn:
„Hab ich dies Feld nicht schon geseh´n?
Ich könnte es beschwören!“

Erfreut lauscht nun das Katzenkind
mit spitzen Ohr im Sommerwind;
ein Stimmchen ist zu hören:

„Wo bist du kleine Mieze, Miiiez!“
Das Kätzchen saust - Mariechen sieht `s -
dem lockend Ruf entgegen.

„Wo warst du kleiner Schlingel bloß?“
Mariechen nimmt es auf den Schoß;
ein wahrer Katzensegen.

Das Mädchen krault dem armen Tropf
das Nackenfell, den Bauch, den Kopf.
Die Welt könnt´ jetzt versinken.

Zufrieden schnurrt das Katzentier.
Mariechen gibt – noch lauwarm – ihr
ein Schälchen Milch zu trinken.

Das Miezchen streicht – nach Katzenart –
sich um die Ohren und den Bart
und putzt sich auch die Nase.

Dann fallen ihm die Äuglein zu.
Mariechen geht; lässt es in Ruh.
Das Kätzchen döst im Grase.
avenzo ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 27.07.2006, 08:55   #2
pantiger
 
Dabei seit: 05/2006
Beiträge: 293

Ich musste an meine Katze denken, als ich das las (nur das sie die Tierchen immer erwischt).
Das Gedicht finde ich gut, es klingt nicht irgendwie erzwungen, ausser das mit den Erbsenranken, aber da es dann nochmal vorkommt, ist es als Anhaltspunkt nicht schlecht:-)

Hast mir ein schöner Start in den Morgen bereitet=)


Liebe Grüsse
pantiger
pantiger ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 27.07.2006, 10:19   #3
exmaex
 
Dabei seit: 04/2005
Beiträge: 362

ja, ich finde es auch leicht und unterhaltsam und ungezwungen
ein wenig humor schwingt bei deiner sprache, die mir hier sehr zusagt, auch mit (aber das ist ansichtssache, es gibt für mich worte, die allein schon von der synthese aus klang und semantik lustig wirken, z.b. unhold)

alles in allem:

sehr keck!

lg max
exmaex ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 27.07.2006, 18:12   #4
avenzo
 
Dabei seit: 07/2006
Beiträge: 22

Hallo pantiger, hallo exmaex,

herzlichen Dank für eure Kommentare und für die Zeit, die ihr euch genommen habt.

Seid lieb gegrüßt
avenzo
avenzo ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 27.07.2006, 18:22   #5
tribesant
 
Dabei seit: 07/2006
Beiträge: 158

Standard An Avenzo

Das ist echt ein schönes Kinderlied. Wie exmaex gefällt auch mir der leichte, fröhliche Art deiner Sprache. Außerdem erzähltst du eine echt putzige Geschichte.
tribesant ist offline   Mit Zitat antworten
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