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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken.

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Alt 04.04.2008, 11:57   #1
t.a.j.
 
Dabei seit: 04/2008
Beiträge: 22

Standard Klage an die Erde

Was trägst du mich, gehässig Boden,
noch auf deinem breiten Rücken,
wenn ich doch kaum zu stehen weiß,
ein Krüppel bin, doch ohne Krücken?

Weit in deine dunklen Tiefen
will ich kriechen, will ich sinken,
nunfort Wurm und Welt ernähren
und von Lethes Wasser trinken.

Ach Erde, stille, greise Mutter,
führ mich nicht an deine Brust,
ich erlöse deine Bande,
dass du mich nicht nähren musst

Doch Erde hält mich stets im Leben,
hat aus Asche mich geboren,
und ich habe in den Jahren,
was ich lieb, an sie verloren.

Ach schwarzer Grund und schwarze Erde,
warum musstest du sie nehmen?
Trugst sie durch deine tiefen Tore
hinab in Hades' Land der Schemen

Nimmst die einen, nährst die andren.
Woran wählst du aus wer geht?
Du fütterst mich mit bittrer Asche,
während sie in dir vergeht!

Erde, stumme Mörderbuhle,
wie kann solcher Schmerz bestehen,
was kann ein Menschenherz ertragen,
was ein Menschengeist verstehen?

Noch meine ich sie lieg bei mir,
noch hör' ich ihrer Stimme Klang,
doch was da klingt ist nicht ihr Singen,
nur der Toten Nachtgesang.

Und neben mir liegt nur ein Schatten,
den mein Herz wirft auf die Erde,
auf den grausam, weichen Boden,
den ich nie mehr lieben werde.

Denn er hat gierig sie verschlungen,
will sie mir nicht wiedergeben
und hält mich doch mit Hohn und Spott
wie einen Hund am Leben.

Ich werf' mich gegen deine Mauern,
bis ich endlich Einlass finde
und wie sie aus allen Tagen,
allen lichten, still verschwinde.

Nun machst du Blumen, bitterer Humus
blühen, als wär nichts geschehen.
als könnten ohne ihre Küsse
jemals Tage noch vergehen.

Als wär der Mai nicht nur Dezember,
nicht kalt die Luft und leer der Raum,
nicht bitter jeder Trank und Hoffnung
nur ein nie geträumter Traum.

Ich hasse dich, Verschlingerin,
Boden, Erde, Untergrund,
du nahmst sie so begierig auf
in deinen kalten, nassen Schlund.

Du nahmst sie mir, ein Ende war's,
das ich nie verwinden werde,
und anstelle meines Herzens
pocht nun mein Klagen an die Erde.

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Die letzte Zeile ist geklaut, sie war so zu sagen die Inspiration für das ganze Gedicht.
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