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Alt 10.02.2008, 18:37   #1
Leviathan
 
Dabei seit: 02/2008
Beiträge: 20


Standard Nachtblume

Dort wo ich herkomme würde man sie Poldunista nennen. Ich nenne sie Nachtblume.
Nachtblume ist meine Freundin, nicht mehr. Wir lieben uns nicht. Aber ich mag sie. Sie ist nett zu mir - und dafür kann ich mich glücklich schätzen. Sie ist nicht zu allen nett. Manchmal ist sie komisch. Ich versuche darüber hinweg zu sehen. Schließlich hat jeder seine Macken. Ja. Ich kann wirklich froh sein, sie zur Freundin zu haben.
Ich denke, ich hatte noch nie eine so gute Freundin wie sie. Aber wir waren nicht immer so gut befreundet.
Wir haben uns kennen gelernt - damals, als die Feuer in den Städten noch brannten, und Leichen an den Straßenrändern niemanden störten.
Ich möchte von dieser Zeit erzählen. Vielleicht triffst du irgendwann deine eigene Nachtblume. Und dann bist du vorgewarnt!




Mein Herz…steh doch endlich auf!

Najade!



***

Marius starrte an die Decke. Seine Augen waren trüb und seltsam grau. Wie jedes Mal.
Ich hatte es aufgegeben ihn davon abzuhalten, er würde es eh nur heimlich machen. Besser ich konnte so auf ihn aufpassen, als dass er es unkontrolliert machte.
Gabriel…alles - bewegt sich? « sagte er leise. Es war mehr ein Flüstern, und ich hörte ausseiner Stimme wie trocken sein Mund war. Ich antwortete nicht, wohl wissend dass meine Antwort ihm in diesem Zustand nichts bedeutete.
Er stand auf, schwankte ein wenig.

»Dieses Gefühl - kannst du es auch spüren? « Er stützte sich auf den Tisch, der unmittelbar neben ihm stand. Seine Hand zitterte, vermochte das Gewicht seines Körpers nicht mehr zu halten. War es diesmal zuviel gewesen? Würde er…Kümmerte es mich überhaupt? Natürlich tat es das. Ich schüttelte den Gedanken ab. Er war mein bester Freund, ich wüsste nicht was ich ohne ihn in dieser Welt anfangen würde.
Als er sich über dem Tisch erbrach, schloss ich die Augen. Die Wohnung stank eh schon nach Erbrochenem und verschimmelten Lebensmitteln. Ich war resistent gegen den Geruch geworden, trotzdem war mir schwindelig. Mein Kopf wurde schwer, ich stützte ihn auf meinen Knien, die ich fest an den Körper gezogen hatte.
Ich bekam nicht einmal genau mit, wie Marius zusammenbrach. Ein dünnes Rinnsal von Blut floss aus seinem Mund und mischte sich mit dem Erbrochen, das mit einem stetigen Plit, Plit vom Tisch tropfte.

Er sagte nichts mehr. Würde auch nichts mehr sagen. Für mehr als stumme Tränen reichte meine Kraft nicht. Das Blutbächlein hatte sich einen Weg durch den Dreck gebahnt und lehnte nun an meinen Turnschuhen.
Und gerade in diesem Moment schoss mir ein absurder Gedanke durch den Kopf. In meinen Gedanken formte sich eine Melodie. Marius hatte es ständig gesummt.
Voir sur ton chemin...
Was sollte ich tun? Mein Leben hatte keinen Sinn mehr. Ich betrachtete voller Abscheu das Tütchen auf dem Tisch. War das mein letzter Ausweg? Wollte ich wirklich raus?
Ich stemmte mich auf meine schlaffen, schmerzenden Arme, achtete nicht ob des Knackens, das die Nachwirkung jahrelangem Abdrehens bezeugte.
Der Boden schien unter meinen Füssen zu wanken. Ich hatte mich selten so schwach gefühlt, und wusste nicht ob es kam weil ich lange nichts gegessen hatte, oder es der Gedanke das mein bester Freund soeben abgekratzt war. Ich war nie so schlecht runtergekommen…
Ich öffnete das Tütchen mit zitternden Fingern und verteilte die Hälfte auf dem Tisch. Den Rest den ich zusammen schob, häufte ich am Rand des Tisches und ließ mich auf die Knie fallen.
Ich heulte auf. Ich konnte das nicht. Mit einem Aufschrei stieß ich den Tisch um und warf mich auf den Boden.

Es brach aus mir heraus. Mich würde nie jemand hören.
»Er ist nur ein Mensch. Warum heulst du…? «
Es war eine leise Stimme, aber sie führte einen harten Klang mit sich. Ich schaute aus geschwollenen Augen zum Fenster.
Auf dem Sims saß eine junge Frau mit langen schwarzen Haaren, die, durchbrochen von einer violetten Strähne im matten Licht der Kerzen leuchteten.
Durch den Tränenschleier meiner Augen sah ich nur kurz das Aufblitzen ihrer grauen Augen.
»Ich verstehe…dich nicht...« sagte ich, versucht den zittrigen Unterton in meiner Stimme zu unterdrücken. Der Gedanke, in diesem verdreckten Raum, inmitten einer Blutlache zu sitzen, machte mich nervös - obgleich es mir eigentlich egal war. Denn was hatte ich noch zu verlieren?
In meinem Kopf lachte jemand, doch ihre Lippen bewegten sich keinen Zentimeter.
»Du hast mich sehr wohl verstanden! «

Ein jähes Zucken durchlief meinen Körper und mir war, als würden sich sämtliche Sehnen zusammenziehen. In meinem Kopf breitete sich eisige Leere aus. Ich nahm den schwachen Geruch von Wacholder wahr, der mich auf eigenartige Weise betäubte.
Sie war bei mir, beugte sich über mich - ihre langen Haare strichen über meine Wange. Ein sanfter Hauch von Vertrauen glitt über mich hinweg. Ich öffnete die Augen und sah für einen kurzen Moment das Gesicht eines kleinen Mädchens. Doch dieses Gesicht wurde binnen Sekunden wieder zu dem einer jungen, verbitterten Frau.
Als ich den Kuss meines Lebens bekam, war nicht mehr viel von mir übrig. Ich fühlte mich leer und ausgelaugt.
Und war ich glücklich und frei.
Bis auf…diesen stummen Schrei, der in meinem Kopf widerhallte. Er kommt nicht von mir… wer hat ihn von sich gegeben?
In den Augen der Frau sehe ich nicht mich selbst. Es ist ein fremdes Gesicht.
Nie sah ich zuvor ein Gesicht, das mir so kalt und strafend entgegenblickte.

***

In meinem Kopf sind Scherben. Scherben einer längst vergangenen Liebe. Eine Wüste aus Beton und Asphalt .. zeigt mir das Altes nicht weicht aus meinem Kopf. Ich bin leicht, schwebe, verliere mich selbst in einem Meer aus Tränen. Es droht mich zu überfluten. Was soll ich tun?
Kann nicht ohne dich leben. Bin allein. Du wirst der Letzte sein der um mich weint... und doch -
- werde ich warten. Trete auf eine der Millionen Scherben, sehe darin unsere schönste Erinnerung, fühle wie sie unter meinen nackten Füssen zerrinnt, sich voller Blut im Boden der Dunkelheit verliert.
Haben wir uns nicht selbst belogen? Uns und alle anderen? Sag… ein kleines Stückchen Wahrheit… Es war nicht alles umsonst, nicht einfach nur da…
Ich habe keine Angst mehr. Halte mich an dir fest und weiß dennoch du bist nicht da. Durch die Nacht, die tiefste Sehnsucht kann ich dein Gesicht sehen.
Und auch wenn es sich noch tausendmal von mir abwendet - zwischen Tag und Nacht legt sich die Dämmerung - wenn deine Lippen sich noch tausendmal verschließen... ich werde mich an den letzten Kuss erinnern. Voller Liebe gegeben - es kann nicht alles zerbrochen sein.
Und da - liegen dort nicht zwei Scherben aneinander? Fügen sie sich nicht zusammen, als seien sie nie zerbrochen?
Ich werde mich daran festhalten, dieses Mosaik aus Scherben wieder zusammenfügen. Dauert es auch ewig.

Und wenn ich es beendet habe - wirst auch du feststellen dass du nicht ohne mich leben kannst… nicht wahr?

Die Zeit drängt, Najade…beeil dich!

Du musst aufwachen!


***

Nach Luft schnappend wachte ich auf. Mir war als hätte man mir die Kehle zugeschnürt. Ich hatte einen salzigen Geschmack im Mund, fast unerträglich machte sich Durst bemerkbar.
Mein Versuch mich aufzurichten bekam ich mit stechenden Schmerzen im Hinterkopf quittiert. Ich rollte mich vorsichtig auf die Seite. Ich lag inmitten des Raumes, mein Hemd hatte sich mit Blut voll gesogen.
In diesem Moment fiel es mir wieder ein. Es war das Blut meines besten Freundes gewesen. Wie lange hatte ich hier gelegen?
Wie spät war es?
Wie ein Blitz zuckte das Gesicht der jungen Frau vor meinen Augen auf. Es war wieder da, alles. Ich wusste dass ich nicht mehr normal war. Der Durst schien mich zu übermannen und ich fing an nervös zu zittern.
In diesem Raum gab es, so erschien es mir zumindest, nichts was mein Verlangen nach etwas zum trinken hätte stillen können.

Ich stand auf. Und ich sah alles mit anderen Augen. Meine Gedanken waren völlig klar. Ich sah an mir herab und verspürte nicht den geringsten Ekel ob der Körperflüssigkeiten, die an mir klebten. Ich zog mein T-Shirt aus - kalt war mir nicht.
Irgendwo tief in mir erklang Weinen…obwohl ich glücklich war wie nie zuvor.
Ich atmete heftig, doch fand ich keinen Sinn darin, dreckige Luft in meinen Körper zu pumpen. Es war alles seltsam verklärt, und nichts wie vorher. Jetzt konnte ich keinen Unterschied feststellen. Lasziv fuhr ich mir durch die Haare. Sie standen vor geronnenem Blut, aber auch das schien mir völlig normal. Ich fühlte mich gut.
Unter einem der Tische lag Marius. Um ihn herum hatte sich inzwischen eine Lache von angetrocknetem Blut gebildet. Ich musste sehr lange bewusstlos gelegen haben, denn der Saft war schon fast schwarz und in den Boden gesickert.
Meine Trauer war verschwunden. Fühlte ich überhaupt etwas? Trotzdem nahm ich ihn auf die Arme und trug ihn vor mich her aus dem Haus, das in dem dämmrigen Abendlicht mehr denn je wie eine Ruine wirkte.

Mit einem letzten Blick nahm ich Abschied von dieser meiner Behausung, die mir Schutz und Geborgenheit für viele Wochen gegeben hatte. In diesem Haus starb mein bester Freund, und auch ich fühlte mich als hätte ich hier mein Leben gelassen.
Es waren viele Jugendliche auf der Strasse, einige wagten es sogar mir hinterher zu schauen. Aber die meisten redeten hinter vorgehaltener Hand. Ich wusste nicht warum sie mich mieden. Tote stören niemanden mehr. In Zeiten wie diesen stehen Leichen an der Tagesordnung.
»Sie erkennen was du wirklich bist, Gabriel…« Es war die Stimme der seltsamen Frau. »Sie sehen die Bestie in dir. Mach dir keine Gedanken - sie sind nur Vieh im Vergleich zu uns! «
Sie ging einige Schritte hinter mir, das konnte ich spüren; ihre Stimme klang klar und etwas Belustigendes schwang in ihrer Stimme mit. Ich grinste und blieb stehen - selbst nicht wissend warum.

Sie trat neben mich. »Sei dankbar für das Geschenk welches ich dir gegeben habe, Gabriel. «
»Welches Geschenk?« Ich sah sie nicht an, bemerkte aber ihr Zögern.
»Du hast es noch nicht bemerkt, wie? Gut, dann werde ich dir noch ein wenig Zeit geben. « Ihre Hand berührte sanft meinen Hinterkopf, und wieder fühlte ich diese Kälte in ihrer Berührung.
»Du wirst von selbst drauf kommen, mein Herz...«
Was auch immer sie meinen mochte, ich machte mir keine Gedanken drum. Die Belustigung hielt weiter an.
Ich erkannte mich selbst nicht.
Und noch lange spürte ich die Hand an meinem Kopf, als ich die Strasse in Richtung Innenstadt entlang wanderte.

***

Mein Kopf ist schwer. In meiner Nase klingt der feine Geruch des Wacholders aus. Ich versuche Klarheit in mein Innerstes zu bringen - aber nichts wird dich mir wegnehmen können. Dies ist wohl der hundertste Brief den ich dir schreibe. Ein Jahr ist vergangen, und du bist immer noch in meinem Kopf. Was sehe ich wenn ich in den Spiegel gucke?
Ich sehe das Letzte bisschen Hoffnung glimmen. Der Rest ist schwarz.
Und ich sehe diesen Brief, dessen achtlos hin gekritzelte Worte verschmiert sind von Tränen. Ich weine immer noch um dich. Kann einfach nicht verstehen - oder will es vielleicht auch nicht verstehen - warum du dich von mir abwendest.
Ich mag nicht mehr weiter schreiben.
Ich ertrage das nicht mehr.

Es wird nicht aufhören, es sei denn

- du wärest tot.


Najade! Du musst aufstehen!

Wach auf Najade!



***

Ich weiß nicht mehr wann, aber irgendwo auf dem Weg lud ich Marius auf einer Parkbank ab. Es wurde mir zuwider ihn mit mir rumzuschleppen. Das ewige Gegaffe der Leute ging mir auf die Nerven.
Außerdem hatte ich das Interesse an ihm verloren. Ich hoffte auf eine Bar, denn der Durst brachte mich fast um den Verstand. Es war bereits dunkel geworden, für viele war dies das Stichwort von der Strasse zu verschwinden. Bis auf ein paar vereinzelte Grüppchen regte sich nichts mehr.
Auch ich hatte die Dunkelheit gemieden, aus Angst vor den Gangs, die nachts um die Häuser zogen um wahllos zu töten. Seit dem die letzten Autoritären verschwunden waren, gab es niemanden mehr vor dem sie Angst haben mussten. Vor ein paar Monaten kamen die ersten. Hauptsächlich töteten sie Menschen die Älter waren als sie. Die Anführer dieser Gruppen mochten höchstens fünfundzwanzig sein, also gab es reichlich Tote…

Sie waren es auch, die Marius an die Drogen gebracht hatten. Er war schon immer leicht zu beeinflussen gewesen, sein großes Bedürfnis nach Ansehen und Position hatten ihn in den Tod getrieben.
Eine der Gangs hatte ihn aufgenommen, ihn verführt. Sie meinten das gehöre dazu. Und er fühlte sich gut.
Aber er war nur ihr Spielzeug. Man konnte zusehen wie er zugrunde ging - langsam aber sicher. Das war in ihrem Sinn. Und daran hatten sie sich aufgegeilt, die Hunde. Ich hatte ihm das schon oft gesagt, aber nie hatte er mir geglaubt. Wie oft hatten die mich verprügelt, wenn ich wieder einmal versucht hatte, ihnen von Marius abzuraten.
Er war erst 17 gewesen. Er war kein Engel, nie gewesen, aber den Tod hatte er nicht verdient gehabt.

Sie waren da. Ich spürte ihre Blicke im Nacken. Sie beobachteten genau jeden meiner Schritte, studierten meinen Körper bis ins kleinste Detail. Mir war fast, als könnte ich sie hören, doch jedes Mal wenn ich mich auf meine Ohren konzentrierte, verstummte das Gemurmel. Was mochten sie wohl denken? Ich war immer noch blutverschmiert.
Was waren sie? In ihren Blicken war etwas animalisches, etwas, das mich unter anderen Umständen hätte fürchten lassen. Aber heute fühlte ich mich ihnen zugehörig, wie ich so die Strasse entlangging.
Ein Schatten bewegte sich hinter mir.
»Komm mit mir, Gabriel…lass mich dir ein Geschenk geben, wie es vorher noch niemand von mir bekommen hat…«


***

Ihre Lippen waren weich und warm. Mir war als würden wir miteinander verschmelzen - sie empfing mich mit ihrer ganzen Wärme und war dabei doch so unendlich weit entfernt. Ihre Augen waren geöffnet und sahen mich liebevoll an. Aber hinter ihnen fühlte ich eine tiefe Trauer. Es waren dieselben Augen die mich schon eisig berührt hatten, nur sah ich dieses Mal das Kind in ihr. Sie seufzte leise und drehte den Kopf weg. Die Kälte um uns machte ihren Atem sichtbar, in schnellen Abständen hauchte sie ihr Wohlbefinden aus. Der schwache Geruch von Wacholder stieg mir zu Kopfe und machte mich benommen. Ich kannte diesen Duft, verband Innigkeit mit ihm, fühlte mich wohl. Ich sah sie über mir, ihre Lippen bewegten sich, doch konnte ich nichts hören.

>Najade…erinnere dich an die Regeln der Pyramide. Unsere hochgeschätzte Regentin Lhyrika, Kain habe sie selig, kann dich sehen - egal was du machst, wo du bist…erinnerst du dich? Und erinnerst du dich an das dritte Gebot?
Gib niemals Preis deinen Körper einem, der der Maskerade abgedankt hat. Verachte jene, die im Dshihad gegen uns gekämpft haben, denn Gehenna wird sie alle vernichten.
Lass dich niemals ein mit einem des Sabbats, denn er wird dich verraten, er wird deinen Körper gebrauchen, den Bischof zu stärken.
Es geht nicht um dich, denn nun bist du eine Tremere von vielen.<

Wach auf -

Najade!


»Nein! « rief sie und umarmte mich stärker. Ich wusste nicht warum sie das tat, doch ihre Augen baten mich, nicht aufzuhören sie zu liebkosen. Vorsichtig küsste ich ihre Augenlider, ihre Wangen.

>Najade, all dies ist nötig um dich in unserer Gemeinschaft aufzunehmen. Du wirst viel Busse tun müssen um den Fluch, den dein Erzeuger dir aufgelegt hat, abzulegen. Du wirst keine Freundschaften mehr schließen, kein Tremere hat Freunde. Du wirst hart arbeiten müssen für den Clan. Viel opfern müssen…deinen schönen Körper…
Und nun komm, Kleine…lass die Herren nicht warten.
Du tust es für den Clan, Najade…<

Um Gottes Willen! Wach auf!

Du bist -



>Wie hat es dir gefallen, Najade? So schlimm war es nicht, oder? Die Tremere danken es dir. Nur noch ein paar Abende, dann hast du für deine Schuld gesühnt. Glaube mir, irgendwann wirst du es gerne tun. Du wirst Spaß daran finden.
Du fühlst dich schmutzig? Najade, Kind, du bist schmutzig! Du als Caitiff kannst froh sein, das wir dich aufgenommen haben.<


Tränen rannen über ihr Gesicht. Hatte ich etwas falsch gemacht? Waren es Tränen des Glücks?
»Najade…? « flüsterte ich, aber keine Reaktion folgte. Ihr Körper bewegte sich weiter rhythmisch und brachte mich fast um den Verstand. Ich hörte ihr leises Wimmern, gefolgt vom Schluchzen - und es berührte mich so sehr.

Was sollte ich tun? Es war nicht das erste Mal das ich mit einer Frau schlief, doch ging mir dieses Erlebnis näher als alles andere. Vielleicht erging es ihr genauso? Ich fühlte mich, als würde ich hier mit meiner Schwester liegen, so nah war ich ihr.

>Was hast du getan, Najade?
Weißt du in welche Gefahr du dich gebracht hast?
Geh Kind…die Tremere sind nichts für dich… der Pontifex ist schon nah. Er wird dich vernichten. Du darfst selbst als Lehrling keine Kinder zeugen, Najade.
Das ist das Oberste Gebot der Tremere, Najade…
Nun verschwinde!<


»Najade?« Leise wagte ich einen erneuten Versuch.

Sie öffnete ihre Augen, umfasste ihre Brüste. »Nenn mich nicht Najade…bitte. Gib mir einen anderen Namen. Ich ertrage es nicht länger so genannt zu werden.«
Tausend Namen schossen mir durch den Kopf, doch mit jedem dieser Namen verband ich etwas. Ich wollte einen Namen, der voll und ganz frei war von irgendwelchen Erinnerungen und Gefühlen. Einen Namen, der genau das widerspiegelte, was sie für mich war.

Najade!
Die Zeit ist gekommen! Ich habe lange darauf gewartet, aber jetzt hast du dein Vinculi gefunden. Erinnere dich! Ich bin dein Vater…
Ich habe dich geschaffen um ihn zu schaffen.
Verzeih mir…ich konnte mich dir nie offenbaren…aber ich habe alles gegeben, meinen Geist in den Körper dieses Jungen zu schicken.
Habe dich zu früh verlassen, habe dich leiden lassen.
Ich habe deine Rufe gehört, dein Flehen - aber man hat es nicht zugelassen, ich konnte nie zu dir.
Doch höre -
Solltest du ihn finden, mach ihn zu einem von uns.
Er wird dich von allem Leid erlösen, mich dir wiedergeben. Und ich werde dich nie wieder verlassen. Erinnerst du dich noch an damals? Damals…als du noch nicht den Sinn deines Daseins begriffen hattest? Najade, hatte ich gesagt, Najade…auf jedem steinigen Hügel wächst eine Blume. Sie wird sich nie öffnen - das Unkraut nimmt ihr Wasser und Licht. Aber selbst die Kleinste Blume, schwach und unbedeutend, wird sich eines Nachts öffnen, wird das Unkraut besiegen und erblühen.
Auch du wirst erblühen, …-


Ich gab ihr einen Kuss auf die Wange.
»Ich werde dich Nachtblume nennen…«




Liebevoll sah Kakeeru sie an...es war als würde er mit ihr verschmelzen, seine Arme umschlossen sie als wären sie nie getrennt gewesen. Er war in den Körper des Jungen gefahren - sie hatte diesen Weg für ihn geöffnet. Ihre Umarmung war zärtlich, aber seltsam kalt. Der Blick in ihre Augen verriet ihm wie alt sie geworden war. Zwar verriet ihr mädchenhafter Körper nicht im geringsten das sie nun schon 200 Jahre auf der Erde wandelte - aber er wusste wie ihr Leid sie hatte altern lassen.

Ich sehe dich an, doch erwiedern deine Augen meinen Blick nicht. Sie sind seltsam verschwommen, scheinen durch mich hindurch zu sehen.
Dein achtlos hingekritzelter Lidstrich verschmiert dein Gesicht und lässt es noch trauriger aussehen.

Wenn wir aufwachen wird alles besser sein - wir werden uns an einem Ort wiedertreffen, an dem die Feuer nicht mehr brennen.
Wir werden glücklich miteinender leben können, ohne Hass, ohne Schuld.
Leviathan ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.02.2008, 01:38   #2
Garfield
 
Dabei seit: 01/2008
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Moin Leviathan

Da ich deine Geschichte komplett gelesen habe, will ich auch mal meine Meinung kund tun, sie ist mir aber zu lang um auf bestimmte Dinge näher einzugehen.
Ich fand sie leider ein wenig langweilig. Den Einstieg mit der Nachtblume fand ich gut, er hat auf jeden Fall mein Interesse geweckt. Und auch den Tod von Marius und die Verwandlung des anderen fand ich ganz gut beschrieben. Aber dann habe ich erwartet dass was fetziges passiert und der folgende Verlauf hat mich dann doch enttäuscht. Als der Prot anfängt ducrh die Stadt zu gehen wird es langweilig. Diese Hintergrundgeschichte von Najade hat mir nicht gereicht. Den Teil mit der Blume unter dem Unkraut fand ich so Standard-Weisheit-Mäßig, nicht wirklich beeindruckend.
Und eine Frage hätte ich noch: Am Anfang schreibt der Prot, er hätte Nachtblume kennengelernt. Aber verwandelt sich der Prot nicht zum Schluss in deisen Anderen? Wie kann er dann noch so was schreiben? Ich mein, in den letzten zwei Abschnitten ist das lyrische Ich doch fort und Kakeeru hat seinen Körper, oder?
deine Beschreibungen, wie den Tod von Marius, fand ich vom Ausdruck her gut, nur der Inhalt hats mir nicht angetan

Gruß Garfield
Garfield ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.02.2008, 12:28   #3
Leviathan
 
Dabei seit: 02/2008
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Hallo Garfield!

Vielen Dank erstmal fürs Zeitnehmen und Lesen

Zitat:
Den Teil mit der Blume unter dem Unkraut fand ich so Standard-Weisheit-Mäßig, nicht wirklich beeindruckend.
Ich fand es unglaublich schwierig dem Ganzen zum Schluss einen Deckel aufzusetzen - habe mich bemüht, es kurz zu halten, ohne die Spannung rauszunehmen. Ist wohl nicht geglückt. Ich fand es einfach ein schönes Zusammenspiel von Vergangenheit und jetzt - wo ich auch gleich beim nächsten Thema bin.

Zitat:
Am Anfang schreibt der Prot, er hätte Nachtblume kennengelernt. Aber verwandelt sich der Prot nicht zum Schluss in deisen Anderen? Wie kann er dann noch so was schreiben? Ich mein, in den letzten zwei Abschnitten ist das lyrische Ich doch fort und Kakeeru hat seinen Körper, oder?
Der Anfang ist wie ein Epilog, ich hatte es mir gedacht wie ein Erzählen Kakeerus, der vorneweg etwas zur Story erzählt. Vielleicht etwas verwirrend, da ich im weiteren Verlauf Gabriel ebenfalls aus der Ich-Perspektive erzählen lasse.

Zitat:
deine Beschreibungen, wie den Tod von Marius, fand ich vom Ausdruck her gut, nur der Inhalt hats mir nicht angetan
Das ist tatsächlich immer wieder das einzig Positive, das ich über meine Geschichten, egal welche, höre..

Einen Lieben Gruß
Leviathan ist offline   Mit Zitat antworten
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