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Alt 28.02.2019, 07:32   #1
weiblich Ilka-Maria
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Standard Unfertig

„Was hält dich noch an ihm?“

Ich spielte mein jugendliche Überheblichkeit aus, weil ich mir sicher war, ihre Antwort, ihre Erklärungen zu kennen. Ich war zehn Jahre jünger als sie und hatte von Haus aus keine finanziellen Sorgen. Ich konnte ihr alles bieten, und ich hatte sie bereits damit zu ködern versucht. Aber sie setzte ihr Sphinx-Lächeln auf, in das ich vernarrt war, das ich ihr aber in Momenten wie diesen am liebsten mit einem Faustschlag von den Lippen gelöscht hätte.

„Ich habe ihm ein Versprechen gegeben.“

„Das war vor langer Zeit und unter anderen Bedingungen.“

„Wir gehören zusammen.“

„Wir gehören auch zusammen, du und ich. Oder was ist das zwischen uns?“

„Im Augenblick stimmt das.“

„Ich bin also nur für den Augenblick?“

„Nein, ich liebe dich. Wirklich. Wenn es nach mir ginge, für immer.“

„Dann komm zu mir. Wir gehen fort, weit fort von all dem hier.“

„Ich kann nicht. Er braucht mich. Und die Enkelkinder …“

„Dein Mann hat seine Ärzte, und deinen Enkelkindern ist dein Lebensglück völlig egal.“

„Es geht einfach nicht. Er kann doch nichts dafür, dass …“

„… er im Bett nichts mehr bringt. Dafür bin ich dir gut genug. Der Lückenfüller, sozusagen.“

„Ich habe ein Versprechen gegeben.“

„Du bist ein freier Mensch. Niemand kann von dir fordern, dein Leben wegzuschmeißen, weil du einmal leichtfertig etwas versprochen hast.“

„Es war doch nicht leichtfertig!“

„Du liebst ihn immer noch, und mehr als mich.“

„Nein. Ja. Ich liebe euch beide.“

„Hör gut zu: Ich will nicht nur dein Zirkuspferd sein. Entweder du reißt alle Brücken ab und gehst mit mir, oder ich gehe durch diese Tür, und danach siehst du mich nicht wieder.“

Sie öffnete mir die Tür. Mit ihrem Sphinx-Lächeln auf den Lippen. Diesmal schlug ich zu. Was hatte ich noch zu verlieren?

Ich schrieb ihr einen Entschuldigungsbrief, den sie nicht beantwortete. Ein paar Tage später eröffnete ich meinem Vater, dass ich nicht länger in seinem Unternehmen der Junior sein wollte. Den Porsche tauschte ich gegen einen Rucksack ein, in den ich das Notwendigste packte. Dann machte ich mich auf den Weg, um erwachsen zu werden. Der Mensch sei für das Leben draußen geboren, hatte ich mal gelesen. Es stimmte.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.02.2019, 12:22   #2
weiblich AlteLyrikerin
 
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Dabei seit: 11/2018
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Beiträge: 1.706


Ja, manchmal braucht es eine tiefe Krise, damit man sich auf den Weg zu Veränderungen machen kann. In dieser kurzen Erzählung bleibt nicht viel Raum die Charaktere der Personen wirklich herauszuarbeiten. So bin ich mir nicht sicher, ob der junge Mann wirklich aus enttäuschter tiefer Liebe in seine Katharsis gerät oder aus narzistischer Kränkung, weil er mit seiner "Eroberung" letztlich keinen Erfolg hat. Wird wohl eine Mischung aus beidem gewesen sein.

Gerne gelesen, AlteLyrikerin.
AlteLyrikerin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.02.2019, 15:11   #3
weiblich DieSilbermöwe
 
Benutzerbild von DieSilbermöwe
 
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Beiträge: 6.687


Hallo Ilka,

ehrlich gesagt, soviel wörtliche Rede finde ich für einen solch kurzen Text nicht passend.
Dem Leser werden so gut wie gar keine Erklärungen geliefert. Mit dieser Form einer Geschichte kann ich mich nicht anfreunden.

LG DieSilbermöwe
DieSilbermöwe ist gerade online   Mit Zitat antworten
Alt 28.02.2019, 15:29   #4
weiblich Ilka-Maria
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Benutzerbild von Ilka-Maria
 
Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City, auf der richtigen Seite des Mains
Beiträge: 31.042


Zitat:
Zitat von DieSilbermöwe Beitrag anzeigen
Mit dieser Form einer Geschichte kann ich mich nicht anfreunden.
Eine Geschichte soll es gar nicht sein, sondern eine Momentaufnahme. Man könnte es sich für das Ende eines Kapitels oder das Ende einer Geschichte denken, möglicherweise auch als Einstieg in eine Geschichte. Mir kam es auf den Dialog an, den ich so, wie er mir durch den Kopf ging, festhalten wollte.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
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