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Zeitgeschehen und Gesellschaft Gedichte über aktuelle Ereignisse und über die Menschen dieser Welt.

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Alt 25.12.2010, 12:39   #1
weiblich Ilka-Maria
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Standard Sorry ...

Sorry, das ist nicht perfekt, sondern mit angestauter Wut geschrieben:

Rechtschreibreform

„Im voraus“ schrieb man früher klein,
jetzt schreibt man’s per Verordnung groß,
das findet kaum ein Mensch famos,
doch fügt sich jedermann darein.

Nur frag ich mich, wo ist der Ort,
dem man den Namen „Voraus“ gab?
Nach dessen Wurzeln ich nun grab?
Wem danke ich das „große“ Wort?

Wo ist das Land, das „Voraus“ heißt?
Da, wo die Unvernunft obsiegt
und der Verstand im Graben liegt,
jahrzehntelang regiert Geschmeiß!

Reformen sind oft nichts als Rauch,
sie steigen durch das Schornsteinrohr
und bringen weiter nichts hervor,
als Krampf im Kopfe und im Bauch.

25. Dezember 2010
© Ilka-Maria (wutschnaubend)
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Alt 25.12.2010, 12:55   #2
Thing
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Halli Hallo!


Ich schnaube mit!
Eine längst überfällige Philippika!

Kompliment von

Thing
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Alt 25.12.2010, 12:59   #3
weiblich Ilka-Maria
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Das mußte einfach mal raus!
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Alt 26.12.2010, 01:35   #4
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Ist die Frage nicht, ob man solche Reformen nicht einfach Reformen lassen sein kann und bei der alten Rechtschreibung bleiben, wenn einem neue Wörter oder neue Bedeutungen zu blöd sind?

Sprich: Schöner Denkanstoß, das Gedicht
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Alt 26.12.2010, 02:36   #5
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von ChaosG Beitrag anzeigen
Ist die Frage nicht, ob man solche Reformen nicht einfach Reformen lassen sein kann und bei der alten Rechtschreibung bleiben, wenn einem neue Wörter oder neue Bedeutungen zu blöd sind?

Sprich: Schöner Denkanstoß, das Gedicht
Wenn das so einfach wäre!

Natürlich kann man älteren Semestern nicht zumuten, die neuen Schreibweisen anzunehmen, also haben wir parallele Rechtschreibregeln. Da viele neuen Regeln nicht plausibel sind, werden sie nicht durchgehalten: Auf einer Seite liest man z.B. "Stängel", ein paar Seiten weiter "Stengel". Die Zeitungen halten sich mehr oder weniger an die neue Schreibung, ganz wie es beliebt, manche bleiben allerdings beim alten (neu: beim Alten - wer auch immer das ist). Dazu kommt, daß vieles nicht durchsetzbar war und wieder zurückgedreht wurde. Das reine Chaos. Aber die Mitglieder der KMK haben einen sicheren Job bis zur Rente - auf Kosten des Steuerzahlers, also lohnt sich das herumdoktorn doch recht gut. Wir haben da eine Baustelle, die bis in alle Ewigkeit bearbeitet wird, während das ursprüngliche Ziel, die Rechtschreibung einfacher zu machen, so daß in der Schule bessere Noten erzielt werden, verfehlt wurde - das Gegenteil ist der Fall, jetzt schreibt nämlich jeder wie er will. Wenn ich so manche Texte von sehr jungen Leuten hier im Forum lese, frage ich mich oft, ob die überhaupt noch eine Schule besuchen oder ob die Lehrer unfähig sind.

Was daran am meisten nervt, ist die Gängelei und die Ignoranz der Politiker. Was einmal beschlossen ist, wird durchgepaukt, egal, ob das Volk das will oder nicht. Die Mehrheit wollte den Euro nicht, wir haben ihn. Die Mehrheit sah keinen Grund für eine Rechtschreibreform, sie wurde erzwungen. Jetzt sollen die Fernsehgebühren in Form einer Haushaltsabgabe (sprich: Sondersteuer) erhoben werden, auch wenn jemand gar kein Fernsehgerät hat. Wir bezahlen Eintrittsgeld für die Arztpraxen, obwohl wir hohe Krankenkassenbeiträge entrichten und um Leistungen betteln oder sie extra bezahlen müssen.

Fazit: Von Demokratie kann schon lang keine Rede mehr sein in Deutschland.

Hier mache ich mal Schluß, denn das Thema ist schon oft genug im Forum aufgekocht worden.
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Alt 27.12.2010, 17:41   #6
männlich Ex-Schamanski
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Ich habe mich seinerzeit entschlossen, die sogenannte Rechtschreibreform komplett zu ignorieren. Sie ist und bleibt Stuß mit Eszett.

Mußte raus.
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Alt 27.12.2010, 19:44   #7
Thing
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Halli Hallo, Schamansky!

Willkommen im Club!

Daß ich das noch erleben darf!

Thing
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Alt 28.12.2010, 16:53   #8
männlich Perry
 
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Standard Hallo Zuammen,

ich bin im Allgemeinen auch dafür, dass es einheitliche Schreibregelungen geben sollte, finde aber den hier zum Teil etwas überzogenen Hang am Herkömmlichen etwas übertrieben. Das Leben und damit auch die Sprache ist fortschreitend. Dass es nicht immer leicht ist den geraden Weg einzuhalten lehrt uns die Erfahrung. Außerdem kommt es m.M. nach immer noch mehr darauf an was geschrieben wird und nicht wie.
LG
Perry
PS: Nicht umsonst bin ich als Lyriker ein Anhänger der durchgehenden Kleinschreibung.
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Alt 28.12.2010, 17:20   #9
männlich Ex-Schamanski
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Zu faul, mich mit neuen Regeln abzugeben ... nein ... ja... ähm ... also ...

Ich sah und sehe einfach keine Notwendigkeit, überhaupt neue Regeln einzuführen.

Wären es Regeln gewesen, die zu einer wirklichen Vereinfachung geführt hätten, hätte ich mich gerne darauf eingelassen. Aber nicht auf diese halbgare Flickschusterei RSR, die nichts vereinfacht hat, sondern die Komplikationen nur von Pontius nach Pilatus verschoben hat und im Endeffekt nur zusätzliche Verwirrung stiftet.

Hinkender Vergleich: in Deutschland wird in Zukunft links gefahren. (Es darf aber auch rechts gefahren werden. Oder in der Mitte.)

Unnötig, da auch nicht einfacher als rechts fahren. Teuer, da alle Schilder umgedreht werden müssen. Gewonnen wird nichts. Anzahl der Kollisionen steigt gewaltig an. Nur Schilderfabrikanten machen einen Reibach.
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Alt 28.12.2010, 17:30   #10
Thing
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Halli Hallo,

nicht umsonst habe ich für den W a n d el der Sprache plädiert und ein gewaltsames Korrektiv abgelehnt.

Die künstlerische Freiheit ist im Neuen Duden nicht berücksichtigt.
Groß- oder Kleinschreibung als künstlerisches Mittel findet ihre Berechtigung.
Mag sie (die permanenten Kleinschreibung) gefallen oder nicht.

Das wichtiger was als wie ist sehr aufmerksam zu betrachten!

Winziges Beispiel:

ich bin so licht!

Licht oder licht?
Ein Baum spricht.
Im Frühling bin ich Licht.
Im Winter bin ich licht.

Auch ein Grund, bei permanenter Kleinschreibung zuweilen irritiert zu sein.
"ich bin gegen federn."

Thing
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Alt 28.12.2010, 17:32   #11
männlich Ex-Schamanski
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Dichter fahren ohnehin, wo sie wollen.
Nach eigenen Regeln und auf eigene Gefahr.
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Alt 28.12.2010, 17:40   #12
Thing
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Das i s t das Ergötzliche an der Dichtung!


Zum Glück hat es die "Reformation" nicht geschafft, auf Dichter zuzugreifen.
Graß, Walser, Enzensberger beharren auf ihre unreformierten Schreibweise.
Man stelle sich Heinrich Heine korrigiert vor!

Selbst G. (aus PARDON) wäre dagegen.


Thing
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Alt 28.12.2010, 17:47   #13
weiblich Ilka-Maria
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Ich muß hier doch mal energisch gegen diese Unterstellungen vorgehen, Verfechter der altbewährten Rechtschreibung seien "Verweigerer" oder "zu faul", Neues zu lernen. Man kann die Sache nämlich auch umdrehen:

Der deutsche Volkscharakter ist dafür bekannt, nicht sonderlich rebellisch zu sein, mit uns kann man so ziemlich alles machen. So gesehen ist die Bequemlichkeit nicht bei den Verweigerern, sondern bei den "Bucklern" und bei denen, die wie unsere Verlage in vorauseilendem Gehorsam, aber auch aus Geldgier, neue Wörterbücher drucken ließen, bevor die Reform überhaupt durch war. Schließlich hatten Sprachwissenschaftler diesen Murks längst vor dem Inkrafttreten der neuen Rechtschreibung entlarvt. Die Mehrheit der Bevölkerung, soweit befragt, hält die Rechtschreibreform für einen Schildbürgerstreich - bestenfalls. Ich habe nicht einen einzigen Kollegen, der die Sache gut findet, sondern für eine Katastrophe hält. Im Juristendeutsch ist die Neuregelung (wie ich wiederholt angeführt habe) in vielen Fällen unbrauchbar, weil sie mißverständlich und sinnentstellend ist. Sie kann nicht funktionieren. Fazit: Viele Fachverlage schreiben nach ihren eigenen Regeln oder nach der alten Rechtschreibung. Diese Parallelwelten können gar nicht anders als auf Dauer angelegt sein. Wer dies nicht sehen will und glaubt, das wird schon von alleine werden, ist nicht nur ein "Buckler", sondern obendrein mit Blindheit geschlagen.

Zum Schluß noch eine Frage: Nach der Einführung neuer Rechenmethoden und der Mengenlehre in den 70er Jahren wurde auch erkannt, was für einen Blödsinn man den Lehrern und den Schülern zugemutet hatte. Rechnen wird wieder so gelehrt wie früher, und die Mengenlehre wurde abgeschafft. Und bei der Rechtschreibung soll es nicht möglich sein, einen Irrtum zuzugeben?
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.12.2010, 18:01   #14
Thing
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Halli Hallo, Ilka-Maria!

Du wirst doch nicht im ernst erwarten, daß eine sog. KMK Fehler zugibt!
Da kannst du lange warten.Solange bis n stängel wieder stengel wird...

Aber in Einem hast Du wahr gesprochen:

mengenleehre isst genauso kwatsh wie als die rechtsschreibreform -

Tänzelnd:

Thing
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Alt 28.12.2010, 18:09   #15
männlich Ex-Schamanski
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Sieht aus, als hätten wir hier eine Schnittmenge.
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Alt 14.01.2011, 15:34   #16
männlich huntablunt
 
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sehr geiles gedicht....

manchmal sitz ich rum und frag mich...wie wird das jetz noch gleich geschrieben.......da verblödet man doch^, hehe

vor allem die letzten 4 zeilen finde ich echt klasse und treffend
huntablunt ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.01.2011, 16:13   #17
männlich Ex-Schamanski
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Ich nehme mir unbefugt heraus, an der letzten Zeile zu schrauben:

Reformen sind oft nichts als Rauch,
sie steigen durch das Schornsteinrohr
und bringen weiter nichts hervor,
als Krampf im Kopf und Wut im Bauch.
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