Flucht

[Schreiberin92]

Ich muss raus, ich muss weg,
all die Lügen, all der Dreck.
Fühl mich innerlich zerissen,
die Lage ist beschissen:
Von oben unterdrückt,
von den Seiten eingeengt,
seh ich es ungeschmückt,
wie die Hoffnung schlapp da hängt.

Sie haben es verdrängt,
sie schauen mit glasigen Augen,
sie werden es nie glauben.

Vergessen alle Gewalt und aller Hass,
vergessen die Ungerechtigkeit und
Grausamkeit hier und da
und nah und weit.

Ungerecht bleibt nicht ungerächt.

Polizei und Staat schützen Kleingärtner und Gartenzwerge,
Zeitgeist und Freiheit - wo sind eure Särge?
Jeder lebt sein kleines Leben,
was du nicht siehst, das kanns nicht geben.

Kaninchenzüchter auf dem Titelblatt,
Regen gestrichen, es gibt Sonne satt.
Steuern zahlen, Zaun anstreichen,
bloß nicht von der Norm abweichen.

Sie wollen wirtschaftlichen Sieg,
ein Einsatz ist lang noch kein Krieg,
sie wollen Leistung und Erfolge-
eingeschüchterte Pferde mit Scheuklappen sehen nur einen Weg,
sie sind blind für was noch blieb
und die Ziele, die ich verfolge, wohin ich mich begeb.

Eine Zwei in Bio im Abi ist das Ende,
warum ich Zeit auf Cannabis verschwende,
warum ich nicht arbeiten gehe,
warum ich im Weg rumstehe,
andere Kinder haben einen besseren Schnitt,
warum nur kommst du nicht mit?

Sie bemerken nicht ihre eigene Widersinnigkeit,
nicht ihre komplette Wendung im Laufe der Zeit.
Ist es Hirnwäsche oder der Alterungsprozess,
kombiniert mit obligatorischem burn-out durch Stress?

Heute geht alles so schnell, es gibt keinen Halt,
keine Pause, das System zu durchschauen,
Menschen sind abgestumpft und gefühlskalt,
man könnte ruhig auch Maschinen bauen.

Ideale schon lange verraten,
sich links zu nennen
und nur Leistung zu erwarten-
was bleibt da außer zu rennen?

[marlenja]

Zitat von Schreiberin92

es gibt keinen Halt

Sichtbaren Halt gibt es nicht.

[Schreiberin92]

Danke für die Rückmeldung, aber was genau meinst du? Keinen roten Faden?

[Thing]

Halli Hallo -

mit solchen Texten hab ich immer wieder Mühe, weil ich kein musikalisches Talent habe.
Ich versuche, in einen Rhythmus reinzukommen. Es gelingt mir nicht.


Sie haben es verdrängt,
sie schauen mit glasigen Augen,
sie werden es nie glauben.

W e r sind die ominösen "sie" ?

Ich habe Deine Verse bis zum Schluß gelesen, möchte aber darauf noch einmal zurückkommen.

Vorerst:
Ein zorniges Gedicht, ein "Rundumschlag", jedoch ohne eine Alternative aufzuzeigen.
Bis später!


Thing

[Schreiberin92]

Halli hallo Thing,
schön auch mal deine Bekanntschaft zu machen

Auf "sie" gehe ich später noch mal ein, in der siebten und neunten Strophe und in der letzten schließlich wird es ganz deutlich - der komplette Text ist eine Verzweiflung angesichts derjenigen ("sie"), die Opportunisten sind, derjenigen, die in ihrer Jugend für Bildung und Freiheit und Gleichheit etc. einstanden und sich heute damit rühmen, sich aber in Wirklichkeit von ihren Idealen abgewendet haben, vllt. ohne es zu merken und stattdessen stumpf und isoliert, unreflektiert ihr Leben weiterleben ("mit glasigen Augen"). "Sie" haben außerdem die Ideale der Leistungsgessellschaft übernommen, ob bewusst oder unbewusst, was zu ihrer "Widersinnigkeit" führt, weil sie ihre politische Grundhaltung immernoch z.B. "links" nennen würden, aber gleichzeitig völlig entgegengesetzte Dinge wie mehr Aufopferung für die Wirtschaft etc fordern (siehe Strophe 7 und 8)

Keine Alternative, nein, aber auch einfach nur daher, weil der Text einen Eindruck beschreibt, der mich zu dem Zeitpunkt als ich ihn schrieb besonders zur Verzweiflung getrieben hat, und weil ich auch jetzt keinen Ausweg aus dem beschriebenen Dilemma weiß, das seine Wurzeln glaube ich hauptsächlich im Inneren der Menschen hat..

Hoffe, jetzt ist es klarer?

[Thing]

Halli Hallo, Schreiberin!

Selbstverständlich ist jetzt Vieles klarer!
Ich hatte Gedicht vom Dichter getrennt gelesen. Ich bin allzu oft der Versuchung erlegen, Dichter und LyrI als Einheit zu betrachten; die Zeit hat mich Vorsicht gelehrt.

Deine Antwort ist sehr profund und jeden Dankes wert!

Thing

[marlenja]

Zitat von Schreiberin92

was genau meinst du?

An nichts können wir uns halten weil alles vergänglich ist was sichtbar ist.
Es gibt nur einen halt: Jesus Christus - an Ihn glauben und Ihm vertrauen.

[Schreiberin92]

Tja, danke marlenja für deinen Hinweis, aber darauf wollte ich eigentlich eher nicht hinaus..gar nicht. Ich glaube nicht, dass die Flucht in die Religion der richtige Weg ist, um die Ursachen für die beschriebene Einengung durch Leistungsdruck etc zu bekämpfen.

[Ex-Lambo11]

alta
cooler rap

[Thing]

Lambo11:


Du wiederholst Dich.
Gähn.

[KleinerSpecht]

sie= lifestyle linke

wenn ich das richtig verstanden habe.