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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken.

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Alt 16.07.2014, 13:59   #1
männlich SplittedColour
 
Dabei seit: 07/2014
Beiträge: 1

Standard Anna Frentrop

Es soll jetzt geschehen.
Du hast genug gesehen.
Sie sollen büßen,
endlich den Tod begrüßen.
Du wirst nicht kapitulieren,
denn du hast nichts zu verlieren.


Viel Blut solltest du lassen,
die Schönheit des Lebens verpassen.
Doch nun erfolgt die Rache.
Du siehst sie in der Blutlache,
wie sie schreien, dich ansehen,
vergeblich um mehr Leben flehen.
Doch es ist zu spät, zu spät!
Niemand da, der die Zeit zurückdreht.


Niemand ahnt oder weiß von deinem grausamen Plan,
doch nun wird aus der schwarzen Ente ein blutroter Schwan…
so kannst du hoch hinaus fliegen, zu Gott empor –
er hat für deine Klagen sicher ein Ohr.
Du sprengst die menschliche Fessel, zerschneidest die moralische Kette
und erhebst dich sachte und zärtlich vom kalten Sitz der Toilette.


Die MP stets im Anschlag
huscht du durch die Gänge.
Erlösend ist dieser Tag;
befreiend aus der alten Enge.
Du lauscht, wie sie kreischen, schreien und brüllen –
die Stimme aus dem Leib, bis zur äußersten Hysterie.
Die Schüsse hörst du kaum, doch der Tod kann nicht füllen –
zu lasch und künstlich wirkt die Szenerie.
Die greifbare Panik ist, was dir am besten gefällt…
das Blutbad hattest du dir etwas belebter vorgestellt.
Wenn sie einfach umfallen, ist es fast wie gewollt
und fast gleichgültig, selbst wenn die Waffe grollt.


Erstmals fürchten sie dich,
denn sie kennen deinen Plan nicht.
Du kannst die Entscheidungen fäll’n,
nur du kennst die Spielregeln.
Für einen kurzen Moment fühlt es sich an, wie Gott zu sein,
doch wenn du über Leichen steigst, begreifst du: es ist Schein.
Selbst die Erwachsenen machen keinen Ärger,
doch ertönen die Sirenen, kommen die Spielverderber.


Du feuerst dich munter von Klasse zu Klasse,
und endest auf dem Schulhof und in einer Sackgasse.
Hier kommst du nicht heraus, das Gelände ist umstellt –
du bist abgeschnitten von der großen, weiten Welt.
Sie warten und wollen erzwingen deine Kapitulation,
doch weißt du, sie werden töten und es verkaufen als ihren Lohn.


Sollen die Gaffer ruhig krabbeln wie verängstigte Schaben;
du könntest sie alle längst schon vernichtet haben.
Es ertönen laute Worte, die Polizei spricht,
doch du hörst nicht hin, sie interessieren dich nicht.
Wie ein König ohne Armee stehst du auf dem Schlachtfelde –
alle gegen einen, es ist und bleibt dasselbe.
Du schießt lieber in die Menge, triffst einen von ihnen;
er fällt um. Volltreffer? Zumindest bleibt er liegen.
Doch betritt auf einmal eine Gestalt die Sackgasse,
achtet nicht auf die Schreie, löst sich aus der Feindmasse.


Er geht ruhig auf dich zu, zeigt keinerlei Angst;
du willst feuern, doch stockst, weil du innerlich bangst.
Fragt ohne Trauer, Wut, Abscheu oder Hass:
„Hey … was machst du … warum tust du das?“
Deine Zweifel erwachen, die Scham wächst groß:
„Anna“, fragt er, „was ist denn eigentlich los?“


Du hättest dir nicht geträumt, dass ein Solches passiert;
vielleicht hast du dich im Menschsein verkalkuliert.
Die mögliche Seltsamkeit hast du unterschätzt;
nur: wie setzt es sich fort – was tust du jetzt?
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