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Alt 29.07.2018, 16:08   #1
männlich Tiberius
 
Dabei seit: 03/2014
Beiträge: 50


Standard Die Erscheinung

Meine liebe Maria,

wenn du jene Zeilen lesen wirst werde ich schon mein geliebtes Leipzig seit verlassen haben.
Ich hoffe ich war die in den zwanzig Jahren unserer Ehe ein guter Ehemann, der dir die Liebe Zuneigung und Achtung gewidmet hat, wie sie deiner würdig sein sollte. Ich weiß es war nicht unbedingt immer einfach mit mir verheiratet zu sein.
Aber wozu sollte ich dies dir in aller Länge wiederholen. Du kennst unser Eheleben.
Darum möchte ich gleich zur Sache kommen. Du hattest mich in all den Jahren immer wieder gefragt ob ich nicht eine Wunde mit mir trage, eine Wunde welche aus einem dunklen Geheimnis, aus meiner Vergangenheit rührt. All die Jahre hab ich es geleugnet. Bitte vergib mir das ich dich all die Jahre, in bezüglich dessen belogen habe, aber die Wahrheit über alles ist doch wohl so fantastisch als dass du sie mir geglaubt hättest. Wenn ich dich je belogen hatte dann nur um dich
vor dem zu bewahren, das zu grauenvoll ist als das ich es wagen könnte dir davon zu erzählen.
Und auch wenn dies die letzte Hinterlassenschaft ist, welche dich noch daran erinnern kann das es mich gab, wage ich auch jetzt nicht die Wahrheit zu erzählen über jene Vergangenheit.
Bitte Verzeih mir!
Wisse einzig das ich dich immer geliebt habe, wenn auch wir uns sehr wahrscheinlich nicht mehr wieder sehen werden. Zumindest nicht in diesem Leben


Es grüßt dich in Liebe dein Ehemann.




























Mit einer sentimentalen Zärtlichkeit strich er noch einmal über seinen Rand, des Schreibtisches, auf dem er dieses Schreiben verfasste und war im Begriff vor dem, was er tun wollte, zurückzuschrecken. Sein ganzes bisheriges Leben könnte man mit Ausnahme jener Kette von Ereignissen, welche sein Leben auf derart drastische Weise veränderte, als bieder und gewöhnlich bezeichnen. Er war in einem normalen Elternhaushaus aufgewachsen. In der Schule war er ein Intelligentes, aber eher zurückhaltendes Kind, das weder durch herausragende Leistungen, noch durch besondere Verhaltensweisen je aufgefallen war. Und an diesem Lebensstiel hatte sich auch nach seinem Abitur nichts geändert. Er studierte an der Universität Leipzig Lehramt Deutsch und Religion, auch wenn er niemals sehr viel mit Gott anfangen konnte. Er verbrachte seine komplette Studienzeit in einem Einzelappartment in einem Wohnheim, wobei er nur wenig an studentischen Aktivitäten teilnahm. Kneipengänge oder der Besuch von Parties hätte von ihm zu viel auffallen verlangt. Und so viel er auch im Studium weder durch besondere Verhaltensweisen noch, durch herausragende Leistungen vor seinem Kommilitonen und Professoren auf. Von einem derart ereignislosen Lebensverlauf zeugte auch jener Schreibtisch, über dessen Rand er nun zum zweiten mal strich. An diesem war einzig ein Räuchermann aus dem Erzgebirge, den er vor etlichen Jahren auf einem Leipziger Weihnachtsmarkt erstanden hatte, außergewöhnlich. Mit ausdrucksloser Mine Trommelte dieser schon seit etlichen Jahren lautlos auf seinem Schreibtisch. Im Grunde hätte er sagen können dass, das wirklich erste und einzige einschneidende Erlebnis in seinem Leben war, als er seine spätere Frau kennen lernte, unmittelbar nachdem er seine Bachelorarbeit verfasst hatte. Diese war ebenso wie er das was man einen Einzelgänger nennen konnte, welcher nur mit wenigen Menschen zu tun hatte und für das Leben bereits sich in seiner ganzen Fülle wie eine Blume entfaltete wenn sie, genau wie er, ihre kleineren Freunden des Lebens genießen konnten. Zu diesen hehörte neben drei Mahlzeiten am Tag auch das tägliche gemeinsame Kaffeetrinken, sowie das gemeinsame Serienschauen und auf andere Weisen die gemeinsame Zweisamkeit zu genießen. Dem einschneidenden Ereignis, des Tages an dem sie sich zum ersten mal sahen, folgte zwei Wochen nach ihrem zusammenkommen eine Schwangerschaft, als Folge der gemeinsamen Zweisamkeit. Seine einzige Tochter Rita. Und auch wenn er keine Kinder je haben wollte, stellte sie doch für ihn zusammen mit seinem wenige Jahre folgenden Examen den Abschluss all seiner Lebenswünsche dar. Er könnte zwar nebenbei nicht sagen, das ihm der Beruf des Lehrers sehr erfüllte, doch stellte er für ihn ein sicheres Leben dar. Denn er war kein Mensch, der sich gerne in ein längere Zeit an ein berufliches Projekt binden konnte, oder der ein ungesichertes Leben in Kauf nehmen wollte. Das Leben hatte für ihm den idealen Verlauf gehabt, bis seine Tochter Rita vor einigen Jahren einen jungen aus ihrer Klasse kennen lernte, der nicht nur sehr wahrscheinlich mit ihrem Verschwinden zu tun hatte, sondern auch sein Leben Jahre nach ihrem Rätselhaften Verschwinden nachhaltig zerstörte. Es waren genau fünf Jahre, die seit ihrem Verschwinden vergangen waren. Eine lange Zeit. Als er in Gedanken jene Ereignisse noch einmal durchging, begann er für einen Moment zu zögern. War er nicht schon durch das Verschwinden, und wahrscheinlich ableben seiner einzigen Tochter genug gestraft vom Schicksal. Wieso sollte er den traurigen Rest seines Lebens, seine Frau, die ihm die Erfüllung seiner Genügsamen Lebenswünsche darstellte, verlassen. Genau jene biedere Lebenseinstellung war es die ihn am Tage des Verschwindens seiner Tochter vor Fünf Jahren, dazu brachte noch so etwas wie Freude am Leben zu empfinden. Seine Frau welche er nun im Begriff zu verlassen war, war ihm geblieben, und seine kleinen Freuden des Alltags, welche für ihn der Hauptbestandteil des Lebens war. Dann aber kam ihm der Gedanke das er nicht mehr so leben könnte wie er es die letzten fünf Jahre getan hatte, denn selbst wenn alte Studienfreund sie in Ruhe lassen würde, wovon nicht auszugehen war, so war ihm doch bewusst das selbst jene kleinen Freuden des Lebens nicht mehr auf Dauer die Lehre füllen könnten, welche das Verschwinden seiner Tochter und die daraus resultierenden Ereignisse füllen könnten. Er war nicht mehr der jüngste. Und darüber hinaus, ein Mann der seinen Kummer über das verschwinden der einzigen Tochter und die daraus folgenden Schuldgefühle in Alkohol ertränkte. Dieser Angewohnheit ging er zu ihren Anfängen nur heimlich nach, um einen offenen Konflikt mit seiner Frau aus dem Weg zu gehen. Irgendwann aber fand sie sich damit ab, denn jene Ereignisse hinterließen auch in ihrem Leben eine Lehre, welche bei beiden dazu führte das sie sich auf lange Sicht begannen zu sticheln. Als sie dann merkte, dass er anfing regelmäßig Spirituosen zu trinken, obwohl er zuvor aus Angst vor ihr nahezu nie nur ein Glas Wein angerührt hatte, stellte sie ihn Anfangs zur Rede. Dabei aber musste sie feststellen das er sich zwar demütigt zeigte, vor ihr Katzbuckelte, aber dann dennoch weiter Trank. Als er dann schließlich auch entgegen seiner Gewohnheiten Anfing zu rauchen, distanzierte sie sich innerlich von ihm und konnte diese neue Angewohnheit schließlich jedoch auch akzeptieren. Dies wiederum aber erleichterte ihr Zusammensein. Was war es schon, wenn er hin und wieder ein wenig trank oder rauchte. Es war nicht außergewöhnlich viel. Sein Konsum in beiderlei Dingen entsprach vielmehr dem durchschnittlichen Konsum, eines normalen Ehemannes. Er war immer noch der Mann ihres Lebens. Wenn auch von diesem Schicksal gebeugt war. Vielleicht war es gerade jene Enge aus Trauer, der Lehre des Lebens die ihm über die vergangenen Fünf Jahre derart quälte, sodass er sich kurzerhand entschloss seine Frau im heimlichen zu verlassen. Und damit auch vermutlich mit seinem Leben abzuschließen. Denn er wusste das er mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr zurückkehren würde, wohin er nun gehen würde. Erneut strich er ein letztes mal zärtlich über seinen Schreibtisch, ehe er ihm den Rücken zuwandte. Er verließ sein eigenes Büro, machte trottete noch einmal zur Küche zurück und holte dort aus dem obersten Regal eine halb leer getrunkene Flasche Jim Beam. „Darum steht der Schnaps immer in obersten Fach,“ dachte er dabei und konnte sich dabei ein leichtes Grinsen nicht unterdrücken. Von der Garderobe nahm er seinen Mantel, welchen er vor einiger Zeit im Engelhorn in Mannheim, jener Stadt in der er seine letzte Stelle hatte, als für ihn die Welt noch in Ordnung war und seine Tochter noch in seiner Gegenwart weilte, erworben hatte.
Angezogen hatte, schob er jene Wiskeyflache in die Jacke. Im Anschluss kontrollierte er ob in seiner Jackentasche noch ein packen Zigaretten vorhanden war. Als sich dieser Test als positiv erwies schien ihm nur noch der Autoschlüssel zu fehlen. Seine Frau würde nicht daran sterben wenn sie fortan zur Arbeit wieder mit dem Fahrrad fahren musste. Auch sie hatte wie er Lehramt studiert, ergriff den Beruf jedoch erst wieder als ihre Tochter verschwunden war. Dies war noch, als er und seine Frau in Mannheim lebten. Nach dem verschwinden ihrer Tochter wurde ihnen aber der Aufenthalt in dieser Stadt, die in sich ihren eigenen Charme aus Finsternis und Schönheit hatte.
Als er dann aber zur Tür ging merkte er das sie verschlossen war, und als er nach dem Schlüsselbrett blind Griff musste er feststellen das sein Autoschlüssel, zusammen mit seinem Schlüsselbund nicht mehr an seinem Platz war. Für einen Moment hielt er inne, weil er nicht glauben konnte das gegen seine Gewohnheit, an der sich nie etwas änderte der Autoschlüssel und sogar sein Schlüsselbund mit Hausschlüssel nicht an ihrem Platz hingen. Er war in seiner eigenen Wohnung im wahrsten Sinne des Wortes eingeschlossen. Diese Erkenntnis brachte ihm eine so unerwartete Wende, dass er sich nicht anders zu Helfen wusste als in seine Manteltasche zu greifen, den Wiskey herauszunehmen und einen kräftigen Schluck zu sich zu nehmen und dann, gegen seine Gewohnheit, auch noch in seine innere Manteltasche zu greifen und sich eine Zigarette aus der Packung in jener Tasche zu nehmen. Er hatte sie kaum angezündet und zwei Züge zu seiner Beruhigung inhaliert, da erregte ein Geräusch, welches vom hinteren Teil ihres Apartments kam, seine Aufmerksamkeit. War da nicht eben ein Geräusch von einer sich öffnenden und sich schließenden Tür, welches vom hinteren Teil ihres Wohnung kam. Oder um es genauer zu sagen von seinem Schlafzimmer. Ein ungutes Gefühl befiel ihm. Was wäre wenn nun eben seine Frau aufgewacht wäre, und feststellen musste das er gegen seine Angewohnheit an einem Samstag schon vor 12:15 aufgestanden war. Seine Tochter, war in ihrer Kindheit, wenn sie Angst vor dem Mann mit den gelben Augen hatte, oftmals zwischen ihm und seiner Frau, übernachtet. Doch weder der eine noch die andere, konnten von seinem Schlafzimmer kommen. Wie spät war es eigentlich fragte er sich. Er schob seinen Ärmel hoch und schaute auf seine H. u. F Armbanduhr, welche den Luxus von Leuchtzeigern besaß. Es war gerade einmal 6:23. Seine Frau stand gemäß ihrer Gewohnheit immer eine dreiviertel Stunde vor ihm auf, und machte für sie beide das Samstag Frühstück, auch wenn sie schon lange nicht mehr als Hausfrau arbeitete. Dazu gehörte es auch, dass sie Samstag zum Becker fuhr um Brötchen zu besorgen. Dabei nahm sie aber nie das Auto sondern stets das Fahrrad. Nun aber war der Autoschlüssel nicht da. Ein ungutes Gefühl beschlich ihn. Er blickte erneut auf seine Uhr es war immer noch 6:23, dann aber überschritt der lange Minutenzeiger seiner Uhr die 24. Als er wieder von seiner Armbanduhr aufblickte und ratlos im Gang stehen blieb, bemerkte er erstmals, dass sich ein schmaler Schemen von Richtung, jenes Geräusches, welches er aus Richtung des Schlafzimmers vernommen hatte, langsam auf ihn zu bewegte. Im dunkeln wirkte er leicht gespenstisch, auch wenn ihm in seiner Kindheit immer eingeredet wurde das es so etwas wie Gespenster nicht gibt. Schon damals tat er sich mit diesem Gerede über Gespenster nicht leicht. Denn es nahm ihm nicht die Angst vor Dingen, die im Dunkeln liegen und aus diesem nicht hervortreten wollen. Weil sie sich dort vielleicht wohlfühlen oder weil sie in ihrer Existenz dort nicht erkannt werden können. Wie leicht doch der Mensch Dinge in das Reich des Aberglauben stieß, wenn er sie nicht erkennen konnte weil sie in jener Dunkelheit waren. Oder wie leicht er ihre Existenz verneinte, ohne dafür einen treffenden Beweis zu haben, das es sie nicht geben könnte. Obwohl er dabei die leichte Ahnung oder die Furcht vor jenen im Schatten sich bewegenden Schemen nicht ausblenden konnte, wenn auch sie nur sehr selten ihre Scheue vor dem Licht überwanden und einen leichten Hauch ihrer Existenz zeigten.
Aber dieses Wesen das da im Dunkeln, Wortlos stand konnte kein Gespenst sein. Das redete er sich ein. Auch wenn es einfach nur da Stand und sich nicht regte. Er wusste in jenem Moment nicht recht mit der Situation umzugehen, und nahm erneut einen tiefen Zug mit der Zigarre. Ihr glühen durchdrang, im Moment vor dem Inhalieren, die noch nicht vom werdenden Tag weichende Dunkelheit. Er sah für den Moment jenes Aufleuchtens seines Glimmstängels eine menschliche Gestalt. Anhand ihrer körperlichen Konturen, welche jener kurze Augenblick zum Vorschein brachte konnte er erkennen das dies eine Frau sein musste. Sie trug vermutlich ein weißes Kleid und hatte langes schwarzes Haar, das sich in braunen Korkenzieherlocken von ihren Schultern herabschlängelte. Das Haar reichte ihr beinahe zur Hüfte. Sie war kein Kind mehr. Dass konnte er feststellen. Er schätzte ihr Alter auf fünfzehn Jahre. Aber diese weibliche Gestalt war nicht seine Frau. Diese hatte seit ihrem Examen ihre Haare stets zu in Form eines Pagenschnittes getragen, diese Gestalt aber hatte langes Haar und einen sehr weiblichen Körperbau. Der Körper seiner Frau dagegen war schmal und eher Knabenhaft weswegen sie gegen ihren eigenen Kinderwunsch nur zu einem einzigen Kind in der Lage gewesen war. Bei diesem Gedanke realisierte er, dass jene Gestalt nicht seine Frau sein konnte, welche vom Schlafzimmer aus ihm entgegengekommen sein konnte um ihn zur Rede zu stellen. Es war eine fremde Frau oder doch nur ein Gespenst, vielleicht eines, dass nur in seiner Fantasie existierte, aber gerade auch auf diese Weise in irgendeiner Weise real existierte. Er nahm erneut einen tiefen Zug in seiner Zigarette und konnte dabei noch einmal schemenhaft die Konturen jener Frauengestalt erkennen. War es als ob da einige Tränen an ihrem Gesicht herunterrannen. Die Züge ihres Gesichtes erschienen vor seinen Augen nur in kurzen Momenten, wenn er an seiner Zigarette sog. War da eine gewisse Ähnlichkeit zu seiner Tochter. Oder hatte er sich dies nur eingebildet. Aber das war unmöglich. Seine Tochter war vor fünf Jahren verschwunden. Also musste es ein Hirngespinst sein oder ein Geist. Auch wenn ihm von Kindheit an eingeredet wurde das es so etwas nicht gibt, war er sich sein ganzes Leben nicht sicher darüber, er hatte sie lediglich sein ganzes Leben lang ignoriert. Wie war das noch in seiner Kindheit. Geister scheuen Licht. Er blickte erneut auf seine Uhr es war 6:30. Er musste jenes Wesen einige Minuten angestarrt haben, und ehe er sich besinnen konnte wo der Lichtschalter war, hörte er aus der Richtung jenes Schemens das Geräusch nackter Füße, die über den Boden Schlurften. Und dann schließlich hörte er ein leises Klacken und das Licht ging im Flur an.
Das Wesen war verschwunden, stattdessen stand ihm nun seine Frau leibhaftig gegenüber. Gegen seine Erwartungen aber sah sie ihn eher verwundert als vorwurfsvoll an. Ob sie seinen Schlüssel genommen hatte, fragte er sich. Aber wieso tat sie ihn nicht zur Rede stellen.
Schließlich brach sie das schweigen und fragte ihn was um Himmelswillen er den vor der Tür mache. Ihre Frage war für ihn, wie das Erwachen aus einem bösen Traum. Und just in jenem Moment spürte er das die Zigarette heruntergebrannt war und ihm an seiner Hand senkte. Erschrocken ließ er sie fallen.
„Was zum Teufel machst du hier, hast du deine Zunge verschluckt?“. Als sie ihre frage wiederholte war ein deutlich schärferer Klang in ihrer Stimme zu hören, ja sogar zu spüren, als beim ersten mal. „Ich mach nen Morgenspaziergang,“ war seine Knappe Antwort. Er hoffte das sie ihn ihrer Erstauntheit nicht bemerkte, das er eine Wiskeyflasche in seiner Manteltasche hatte. „Ist das etwa verboten in dieser Ehe,“ setzte er nach und legte dabei auch in seinen Ton eine leichte schärfe. Diesmal wollte er sich um keinen Preis wieder von seiner Frau unterkriegen lassen, er war ein Mann, und ein Mann durfte sich nicht von seiner eigenen Ehefrau in seinem Haus wie ein dummer Schuljunge behandeln lassen. So war zumindest seine Sicht über das ideale bürgerliche Leben. Die Praxis sah nun leider anders aus. Sie war vier Jahre Älter als er und bei weitem nicht so emotional wie er. Von daher hatte sie ihn schon von Beginn ihrer Beziehung leicht dominiert und sich auch in den meisten Konflikten ihm gegenüber durchsetzen können.
Für einen Moment schien sie nicht zu wissen was sie antworten sollte. Dann aber machte sie eine Kehrdrehung, und begab sich mit den Worten, dann mach doch, wenn du spazieren gehen willst, wieder in Richtung ihres Schlafzimmers. Ihn ließ sie im Gang stehen. Ratlos. Er wusste nicht ob er die Gunst der Stunde nutzen sollte und gehen sollte, oder ob es nun vernünftiger wäre seine Vergangenheit hinter sich zu lassen, indem er seinen Mantel wieder auszog und sich zu seiner Frau gegeben würde. Er sah noch einmal zum Schlüsselbrett und musste feststellen, dass sowohl der Autoschlüssel als auch sein Hausschlüssel dort hingen wo er sie gestern und sein ganzes Leben immer hingehängt hatte. Es war als ob sich nichts verändert hatte.
Dann aber nahm er den Schlüssel schob ihn ins Schloss, drehte ihn zweimal nach Links zog ihn wieder heraus und öffnete die Tür. Im Treppenhaus herrschte nach wie vor der dunkle Schummer der Morgenröte, welcher seinen leichten Schein durch die Fensterscheiben schob. Er gab sich einen innerlichen Ruck, trat durch die Türe und verschloss die selbe wieder hinter sich. Gespenster lieben die Dunkelheit, weil sie dort nicht erkannt werden. Wenn aber sie in der Dunkelheit nicht erkannt werden interessiert man sich auch nicht ob es sie gibt, sondern Ignoriert sie kurzerhand. So wie alles was im Ungewissen lauert, und nicht hervordringt und uns gerade auf Grund seiner ungewöhnlichen Fremdheit Furcht einflößt. So entschied er sich es jenen Nachtgestalten gleich zu tun und schaltete absichtsvoll kein Licht an. Auch wenn er sich gerade in jenem Haus sehr vor der Dunkelheit fürchtete. Mit der Hand hielt er sich am Treppengeländer fest, weil es ihm das Gefühl von Sicherheit in der Dunkelheit nicht über eine übersehene Stufe zu Stolpern. Schritt für Schritt ging er das Treppenhaus hinunter. Er hätte im Grunde auch den Fahrstuhl nehmen können.
Aber er wollte nun, wenn er sein trautes Heim und den traurigen Rest, welcher ihm von seinem Leben geblieben war nun ein für alle mal hinter sich lassen musste, doch noch einmal jeden Eindruck seiner nun schon seit fünf Jahren vertrauten Umgebung nicht hinter sich lassen ohne jeden Eindruck welchen er ihm vermittelte, noch einmal genau in sich aufgenommen zu haben.
Als er schließlich das Erdgeschoss erreichte trennten ihn nur noch ein paar Stufen hinab vor der Haustüre. Jeden Tag war er jene Stufen hinuntergegangen, wenn er zur Arbeit ging.
Das er diese Stufen auch dieses mal wieder hinabsteigen musste war an sich folglich für ihn nichts besonderes. Er hatte dabei kaum die erste Stufe betreten, da übersah er in der Dunkelheit eine weitere Stufe. Er glitt an ihrem Rand leicht aus, knickte sich den linken Fuß bei der folgenden Stufe aus, nachdem er an jener ausgeglitten war, und stürzte. Unsanft landete er an der Haustür. Die Wiskeyflasche in seiner Manteltasche zersprang unter seinem Gewicht und sein Mantel füllte sich mit Alkohol. Als er sich fluchend erhob trat ein stechender Schmerz in seinem Kopf, der vom Fuß seinen Anfang nahm. Er spürte in jenem Moment das er sich unmöglich einer längeren Belastung aussetzen konnte. Sein Auftrag hin oder her. Er musste umkehren. Fluchend humpelte er die wenigen Stufen wieder zurück, wobei er dieses mal sehr dankbar war das jenes Haus in seinem Erdgeschoss einen Fahrstuhl hatte. Zu diesem Humpelte er mehr auf einen Bein hüpfend als gehend, drückte dessen Knopf und wartete bis er im Erdgeschoss angekommen war.
Dann trat er ein drückte auf die Fünf und als er wieder im fünften Stock angekommen war, zog er den Hausschlüssel aus seiner Hosentasche schloss die Tür seiner Wohnung auf und trat hinein. Er war nicht nennenswert weit gekommen, hatte noch nicht einmal den Eingang des Apartments passiert. Dort angekommen hinkte er in sein Schlafzimmer, die seltsame Erscheinung hatte er dabei völlig vergessen, und öffnete die Schlafzimmertür. Das Fenster dort war geöffnet, was eine für ihn leidige Angewohnheit seiner Frau war. Der kühle Februarwind blies in die Wohnung hinein und ließ des Fensters weiße Vorhänge leicht mit dem Wind tanzen. Seine Frau lag auf die Seite gerollt, dem rücken ihm zugewandt auf ihrem gemeinsamen Ehebett, mit Blickrichtung zum Fenster. Er ließ seinen vom Alkohol völlig durchnässten Mantel zu Boden fallen, öffnete seinen Gürtel und ließ seine Hose zu Boden sinken. Aus den Hosenbeinen Strampelte er im gehen von seinem Körper. Dann ließ er sich wie ein „Sack Kartoffeln“ so pflegte er es zu sagen, wenn er sich in sein Bett fallen ließ, auf ihr gemeinsames Ehebett fallen. Er umklammerte mit seinem Arm den Oberkörper seiner Frau und drückte sie zärtlich an sich und legte seinen Kopf auf ihren Kopf.
„Es ist Samstag, und ich gehöre hier her,“ sagte er und schlief ein. Seine Frau, die ihm mit dem Rücken zugewandt war wendete seinen Körper ihm zu. Schlaftrunken legte sie ihren Kopf in seine Schulter. „Natürlich tust du das.“

Auf dem Schreibtisch lag immer noch der Brief, der ihn so sehr aus der Bahn warf.
Tiberius ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.07.2018, 06:52   #2
weiblich DieSilbermöwe
 
Benutzerbild von DieSilbermöwe
 
Dabei seit: 07/2015
Alter: 60
Beiträge: 6.687


Ich habe in der Mitte aufgehört zu lesen, weil ich den Faden verloren habe und es so schlecht formatiert sowie mit einigen Grammatik- und Rechtschreibfehlern schwer zu lesen ist. Am besten liest du nochmal gründlich Korrektur und überarbeitest den Text, manche Wörter erscheinen auch doppelt.

Die Idee ist aber interessant. Wäre schön, den Text in einer lesefreundlichen Form zu finden.

LG DieSilbermöwe
DieSilbermöwe ist offline   Mit Zitat antworten
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