Schon ... aber

[Ex-DrKarg]

Schon …. aber…

©Hans Hartmut Karg
2014

Die Tugend hat sich weg geschlichen,
Die Sprache muss jetzt alles mildern.
Zwar ist man offen, wird verglichen,
Doch lässt sich blind in Sätzen wildern.

Spricht einer, kommt es „Schon…“ zurück:
Der kleinen Pause folgt Verständnis,
Weil damit dann mit feinstem Blick
Der Satz zieht ohne scharfen Biss.

Danach folgt stets ein „….aber…“,
Einwände kann man so platzieren
Und scharfsinnig wie homo faber
Muss man sich dafür nicht genieren.

Vollkommen kann das manche Frau,
Wenn sie gefragt, ob es war schön.
Mit einem „Schon…“ wird himmelblau
Der Casanova sich versteh´n.

Das „…aber…“ schränkt nur wenig ein,
Wenn es die Liebe korrigiert.
Man kann so weiter Partner sein
Und nicht beleidigt, nicht pikiert.

*

[Schreibfan]

Hi!

Inhaltlich gefällt mir das Gedicht sehr gut, es ist schön beobachtet, dass man heutzutagen immer dieses "schon...aber" verwendet, was natürlich leicht paradox ist. So ähnlich ist es mit dem Wörtchen "irgendwie". z.B. "Das passt irgendwie genau". Rhytmisch holpert das Gedicht manchmal, aber wie gesagt - inhaltlich ist es prima.

[Ex-DrKarg]

Lieber Schreibfan,
danke für das interessierte Verständnis! Tatsächlich sind es die Holpersteine, die immer wieder verwässern und einschränken, was doch eigentlich glasklar auf dem Tisch liegt....
Herzliche Grüße H. H. Karg

[Thing]

dieses "schon - aber.."
ist lediglich ein verklausuliertes NEIN!
Denn es bedeutet immer, daß der Standpunkt des Anderen vollständig abgelehnt und verneint wird.

Aber im Zeichen der "political Correctness" (die sich auch übertreiben läßt), ist das schon-aber
zu einer nichtssagenden Worthülse verkommen.

Dann lobe ich mir die Direktheit eines klaren NEIN! SO NICHT!

Freundlichen Gruß
von
Thing

[Ex-DrKarg]

Lieber Thing,
danke für diese wichtige Ergänzung! Es nervt schon sehr, wenn die Leute nicht mehr direkt kommunizieren können/wollen und Mitmenschen nur hinhalten.
Herzliche Grüße H. H. Karg

[Ex Pedroburla]

Zitat von DrKarg

(...) Es nervt schon sehr, wenn die Leute nicht mehr direkt kommunizieren können/wollen ...

Manchmal ist jedoch die "indirekte" Formulierung wirkungsvoller weil "nachhaltiger"; der/die Angesprochene macht nicht gleich "zu", indem er/sie aus dem Affekt heraus reagiert, so das Gemeinsame unwiderruflich zerstört > und etwas mit Charme "rüberzubringen", macht das Miteinander "erträglicher", respektiert es doch die Tatsache, dass KEIN Mensch - vor dem Hintergrund seiner Lebenserfahrungen bzw. aktuellen -situation - wie ein anderer "gewichtet"! Außerdem: Wer nicht "bösartig" (niederträchtig, intrigant, ...) ist, möchte und sollte niemandem weh tun - denn damit schadet(e) er mehr sich selber als dem anderen > Karma ...

Buddhistisches Gebet:

Mögen alle Buddhas, Bodhisattvas
und Mahasattvas aller großen
spirituellen Traditionen
uns segnen und helfen -

alle Wesen zu schützen, große und kleine;
Zuflucht zu sein für alle die Leid erfahren,
psychisches oder physisches;
mit sanfter Zunge zu sprechen,
mit großzügigem Herzen zu geben,
mit liebender Güte zuzuhören,
mit den Augen der Liebe zu sehen;
die Schreie derer zu hören,
die nach Hilfe rufen -
und die stummen Schreie jener,
die Angst haben zu rufen.

Mit aufrichtiger Absicht und Gebet,
auf jede Weise die uns möglich ist,
mögen wir Freude bringen den Traurigen,
Wohlbefinden den Kranken,
Frieden jenen in Aufruhr,
und Licht jenen in Finsternis ...

[Ex-DrKarg]

Lieber Pedroburla,
das ist eine schöne Ergänzung zu meinem Gedicht, die aber möglicherweise von der Sprachbetrachtung abgeht und in die religiöse Meditation einmündet.
Herzliche Grüße H. H. Karg

[Ex Pedroburla]

Zitat von DrKarg

Lieber Pedroburla,
das ist eine schöne Ergänzung zu meinem Gedicht, die aber möglicherweise von der Sprachbetrachtung abgeht und in die religiöse Meditation einmündet.
Herzliche Grüße H. H. Karg

Für MICH ist der Buddhismus mehr "philosophische Lebenshilfe" - so wie für sehr viele, die nach der "mystischen Tiefendimension" von Spiritualität suchen, dem inner circle "der Erkenntnis", dem allem gemeinsamen "Ziel" ...

Ibn'Arabi, Sufi-Gelehrter - sinngem.: "Ich folge der Religion der Liebe, wo immer sie mich hinführen mag > darum sind ALLE Religionen mein Glaube und mein Weg ..."


LG Pedro

[Ex-DrKarg]

Lieber Pedroburla,
der Buddhismus ist seiner ganzen Gedankenstruktur nach etwas vollkommen anderes als das Christentum. Mit dieser Aussage ist keine Wertung oder gar Rangordnung verbunden! Aber: Da gibt es inzwischen viele, die nicht mehr Unterschiede akzeptieren wollen....
Herzliche Grüße H. H. Karg

[Ex Pedroburla]

Zitat von DrKarg

Lieber Pedroburla,
der Buddhismus ist seiner ganzen Gedankenstruktur nach etwas vollkommen anderes als das Christentum. Mit dieser Aussage ist keine Wertung oder gar Rangordnung verbunden! Aber: Da gibt es inzwischen viele, die nicht mehr Unterschiede akzeptieren wollen....
Herzliche Grüße H. H. Karg

Darüber könnte ich sehr viel schreiben - doch jetzt nur das: Nach allem, was man über jene Zeit weiß, scheint es mir sehr wahrscheinlich, dass der Rabbi Jesus Christus auch vom Buddhismus inspiriert wurde > dessen Lehren über die Handelswege (Seidenstraße, ...) - von den dort sehr geachteten Geschichtenerzählern in den Karawansereien - bis in den Nahen Osten getragen wurden ...

LG Pedro

[Ex-DrKarg]

Lieber Pedroburla,
da kann ich nur auf Hans Küngs bedeutendes Werk seines "WELTETHOS" verweisen (siehe auch im Internet). Dort stellt er fest, dass eigentlich alle großen Religionen dieselben Humanitätsnormen besitzen, die Küng dann auch in den jeweiligen Schriften nachweist.
Herzliche Grüße H. H. Karg