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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken.

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Alt 12.08.2019, 11:20   #1
weiblich dema11
 
Dabei seit: 08/2019
Beiträge: 2

Standard Der Psychiater

Sie rannte und rannte, bis das Wesen verflog.
Doch was war‘s gewesen?
Ein Mensch, ein Tier, oder gar der Tod?
Das Licht scheint hell.
Sie wacht auf.
Ein Kitzeln auf der Nase.
Es war doch nur ein Traum.
Kein Mensch in Sicht, kein Tier, kein Geist.
Wieso war nur wieder überall dieser Schweiß?
Die Kratzspuren am Rücken, die neuen blauen Flecken -
Wo kommen sie wieder her?
Schnell verstecken.

Ein langer Tag.
Zur Arbeit geht’s nicht.
Krankgeschrieben bis zum nächsten Arztgespräch.
Pillen runter.
Ein Schlückchen zum Wohl.
Ein Schnittchen links und rechts.
Schnell anziehen und los.
Es ist sehr kalt.
Die Mütze zu den Augen, den Schal zur Nasenspitze.
Die Bahn kommt schnell, einsteigen und sitzen.


Am Treffpunkt angekommen wird sie gleich angegriffen.
Die Wut überfällt sie.
Die Sucht schlägt zurück.
Sie setzt sich zur Wehr und hat gerade noch Glück im Unglück.
Das Zeug eingesteckt.
Unbezahlt.
Die Polizei fährt vorbei.
Sie guckt und nickt.
Das Zittern beginnt, der Schweiß läuft runter.
Nervosität und Angst – kein Wunder.
Zur nächsten Parkbank ist es nicht weit.
Schnell setzen, schniefen, schlucken, ziehen.
Die Zeit vergeht sehr bald.

Wieder zu Hause.
Erstmal umziehen, dann ab ins Bett.
Doch irgendwas fehlt.
Was war es nur?
Achja, das Abendbrot.
Die letzten Schlucke, nun ist der Wein leer.
Die Flasche fliegt durch den Raum.
Das Glas zerbricht.
Sie nimmt sich eine Scheibe und ein schweres Gewicht.
Die Wut wird zu Trauer.
Das Blut, das fließt, die Haut wird blauer.
Zu viel Schlafmangel.
Pillen geschluckt.
Sie schließt die Augen.
Kein Glied mehr, das zuckt.

Sie rannte und rannte, bis das Wesen verflog.
Doch was war‘s gewesen?
Ein Mensch, ein Tier, oder gar der Tod?
Sie wacht weinend auf.
Da war er wieder!
Er wollte sie fangen, sie quälen und töten.
Doch wieder kein Mensch in Sicht, kein Tier, kein Geist.
Es war nur wieder überall dieser Schweiß.
Neue Kratzspuren am Rücken, neue blaue Flecken.
Zack, aufstehen.
Und sie schnell verstecken.

Ein Tag wie jeder andere.
Eintönig und lang.
Heute wieder zum schwarzen Mann.
Erst die Pillen runter.
Zwei Schlückchen zum Wohl.
Vier Schnittchen links und rechts.
Schnell anziehen und los.
Der Winter wird eisiger.
Die Bahnen überfüllt.
Bei ihm angekommen heißt es jetzt nur noch schweigen,
Bis der Wecker klingelt.
Er starrt sie an.
Sie starrt zurück.
Zu viele Fragen, doch ohne Antwort.
Die Zeit ist um.
Sie geht. Er winkt.

Das Zittern beginnt, der Schweiß läuft runter.
Nervosität und Angst – kein Wunder.
Der nächste Bahnhof ist gleich um die Ecke.
Schnell setzen, schniefen, schlucken, ziehen.
Entspannung pur.
Auf nach Hause.

Umziehen und dann schlafen gehen.
Die Flasche wird wieder leergemacht.
Lautes Klirren als sie gegen die Wand kracht.
Sie nimmt sich eine Scheibe und das schwere Gewicht.
Die Wut wird zu Trauer.
Tränen fließen durchs Gesicht.
Das Blut, das trieft, die Haut wird blauer.
Zu viele Schlafprobleme.
Pillen geschluckt.
Sie schließt die Augen bis irgendwann kein Körperteil mehr zuckt.

Sie rannte und rannte, bis das Wesen verflog.
Doch was war‘s gewesen?
Ein Mensch, ein Tier, oder gar der Tod?
Das Licht erscheint hell.
Sie geht hinein.
Kein Mensch in Sicht, kein Tier, kein Geist.
Sie fühlt sich geborgen.
Und bemerkt keinen Schweiß.
Keine Schmerzen zu spüren, nichts Neues zu sehen.
Keinen Drang nach Wein und Pille zu spüren.
Sie genießt die herrlich neue Stille.
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probleme, sucht, tod

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