Spiegelbild

[webdel]

SPIEGELBILD

Du schaust mich an
siehst Furchen
in meinem Gesicht
Falten der Freude
Spuren der Trauer
hängende Ohren
und graues Haar
als Kranz
um den Kopf
drapiert
meine Augen
halb geschlossen
faltige Hände
zerfurcht
von der Arbeit
fast möchte ich
dir glauben
dass ich alt bin
sogar gebrechlich
doch wenn ich
in den Spiegel schaue
sehe ich noch immer
den kleinen Jungen
voller Freude
ein schelmisches Lachen
um den fröhlichen Mund
trotz der Jahre
fühle ich mich
noch immer
wie er
frei

[AlteLyrikerin]

Hallo webdel,

Dein Text gefällt mir sehr gut. Zunächst beschreibst Du einen Menschen, der sein alt gewordenes Gesicht ohne Selbstmitleid im Spiegel schaut.

fast möchte ich
dir glauben
dass ich alt bin
sogar gebrechlich

Mit diesen Zeilen leitest du einen Umschwung ein. Im Altersantlitz steckt noch immer der lächelnde Junge. Das ist sehr glaubhaft beschrieben und nicht zu verwechseln mit dem "Jugendwahn", den unsere Marketingstrategen in den Medien verbreiten.

Herzliche Grüße, AlteLyrikerin.