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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken.

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Alt 23.10.2010, 01:06   #1
weiblich Lilibell
 
Dabei seit: 10/2010
Alter: 36
Beiträge: 4

Standard ein Gedicht?

stehend, laufe ich davon
und stumm schreie ich
im Aufzug voller Menschen
während ich aufgezogen werde

In der Fußgängerzone
voller Hast
schlendere ich vor mich her
und sehe eine verkrüppelte Taube
wird mit einer Krücke zerstoßen

Darauf erbreche ich mich
in einem Gespräch über’ s Wetter
ohne hungrig zu sein
verhungere ich an einem Kaffee
und frage mich
wer ich bin
während ich meinen Namen sage

Ich bin tot
und lebe vor mich hin
und voll mit Liebe
hasse ich die ganze Welt

Bin ich von Sinnen
oder im Gegenteil
aber ich fühle mich am Leben
weit entfernt davon

Wer hat gesagt, dass sowas Leben ist?
Lilibell ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.10.2010, 07:01   #2
weiblich Ilka-Maria
Forumsleitung
 
Benutzerbild von Ilka-Maria
 
Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City
Beiträge: 31.082

In diesem Text sind einige Gedanken, die ich sehr viel besser finde als in dem "Vom-Stuhl-gefallen"-Gedicht. Und gerade an den kurzen, schlichten Passagen blieb ich hängen:

und lebe vor mich hin
und voll mit Liebe
hasse ich die ganze Welt


Oder diese Stelle:

ohne hungrig zu sein
verhungere ich an einem Kaffee
und frage mich
wer ich bin
während ich meinen Namen sage


Etwa störend wirken die sprunghaften Übergänge, und manche Ausdrücke haben etwas unfreiwillig Komisches. "Aufgezogen" wird z.B. eine Uhr - oder auch ein Mensch, mit dem man seine Possen treibt. Ein Aufzug transportiert oder fährt nach oben.

Das Bild "stumm schreien" ist schon ziemlich abgegriffen.

In der Fußgängerzone
voller Hast
schlendere ich vor mich her


Hier sollte stärker herausgestellt werden, daß die Hast die Fußgängerzone betrifft und nicht in Widerspruch zu "schlendern" steht, denn man könnte lesen: "... voller Hast schlendere ich ...".

und sehe eine verkrüppelte Taube
wird mit einer Krücke zerstoßen


Was bedeutet in diesem Fall "zerstoßen"? Mit einer Krücke erschlagen oder weggeschubst, das könnte ich verstehen.

Darauf erbreche ich mich

Da dachte ich zuerst, wegen der mißhandelten Taube; aber nein, es geht um so etwas Banales wie das Wetter. Dieser Strophenübergang ist völlig daneben.

Wer hat gesagt, dass sowas Leben ist?

Das hat mit Sicherheit noch nie jemand behauptet.

LG
Ilka-M.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.10.2010, 09:26   #3
Thing
R.I.P.
 
Benutzerbild von Thing
 
Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 34.998

Halli Hallo,

das erinnert mich an das Nonsens-Gedicht:

"Dunkel war's, der Mond schien helle...,
Schnee lag auf der grünen Flur..".

Mich dauert das vereinsamte Komma in der ersten Zeile. Es steht so verloren und fehl am Platze!

In meinen Augen ist es kein Gedicht.
Es ist auseinandergerissene Kurzprosa.
Unmetrisch. Unmelodiös.

"Bin ich von Sinnen" hat mich auch unwillentlich zum Lachen gebracht, weil mir die Hella einfiel.



LG

Thing
Thing ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.10.2010, 19:27   #4
gummibaum
 
Dabei seit: 04/2010
Alter: 70
Beiträge: 10.909

Hallo Libell,

der Aufzug, die Fußgängerzone, das Gespräch übers Wetter und der Kaffee könnten das Leben postiv gestalten. Doch wie die Krücke, die der verkrüppelten Taube nicht hilft, sondern sie zerstößt, ist alles ins lebensfeindliche Gegenteil verkehrt. Ich bin tot, heißt es und zur Begründung, weil ich lebe. Ich bin ein Krüppel wie das Leben selbst in dieser Welt.

Eine Aussage, die zu denken gibt. "Gedicht" heißt dicht schreiben, also noch etwas kürzen. Abgegriffene Bilder (vgl. Hinweise von Ilka) vermeiden. Sonst nicht schlecht. Danke.

LG gummibaum
gummibaum ist offline   Mit Zitat antworten
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