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21.04.2017, 18:11 | #1 |
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Am Abgrund des Unglaubens
Am Abgrund des Unglaubens
„Wir beginnen mit dem Üblichen. Ein paar Details über sie. es macht ihnen doch nichts wenn ich das auf Tonband mitschneide – oder?“ „Keineswegs Doktor.“ „Diese Vorgangsweise ist die Norm, denn die Unterhaltungen zwischen Arzt und Patienten sind im Rahmen der Psychoanalyse eine absolut intime Angelegenheit. Es geht – genau gesagt – weit über die normale Schweigepflicht des Arztes hinaus. Das wollte ich noch andeuten.“ „Ja – das ist mir bekannt!“ Er schob das Tonbandgeräte in ihre Richtung und steckte das Mikrophon in die Eingangsbuchse des Gerätes. „Wunderbar, dann lassen sie uns beginnen. Wie ist ihr Name, bitte den Vornamen zuerst.“ „Ich bin Gott!“ Sagte sie und blickte mit unübersehbarer Arroganz in seine Richtung. „Ah...okay...das haben schon viele Patienten vor ihnen behauptet.“ Er nimmt seinen Kopf zurück und schiebt das Tonbanggerät noch einige Zentimeter von sich. „Obschon - von einem weiblichen Wesen hab ich´s zwar noch nie gehört, aber man hört alles irgendwann mal ein erstes Mal. Gut...hm...und welche Beweise können sie für ihre, na ja, doch ein wenig gewagte Behauptung bringen, junge Frau?“ „Wollen Sie wissen wie es im Himmel aussieht?“ Ihre Augen blickten fragend und - diesmal – fast unschuldig in seine Richtung. „Wenn, dann schon eher wie es dort drunten – unter uns – in der Hölle aussieht!“ Seine Mundwinkel krümmen sich – fast wie gegen seinen Willen - zu einem Schmunzeln in Richtung Ohren. „Gut.“ Flüsterte sie. Die Stimme fast unhörbar mit einem zarten Heisern. „Dann lehnen sie sich nun mal zurück und schließen sie ihre Augen!“ Er blickte irritiert in ihre Richtung und setzte zu einem Widerspruch an. Doch irgend etwas verließ ihn im gleichen Moment und er schloß seine Augen: Der Mann kniet vorgebeugt im Rasen. Ein winziger Fuß, der in einem weißen Söckchen steckt, lugt an seinem rechten Knie vorbei. Das gesockte Füßchen ist schmutzig und das weiße Söckchen am oberen Rand schwarz gefleckt. Das winzige Schienbeinchen ist mit einer schwarzen Flüssigkeit verschmiert. Die Szenerie wäre farblos, wenn man davon absieht, dass Schwarz und Weiß Farben wären. Eine reine schwarz-weiße Szene also. Der Mann erhebt sich, wendet sich mit gebeugtem Kopf um. Der Körper des kleinen Mädchens ist für den Seher jetzt unverdeckt. Das Kind ist nackt bis auf die Socken an den Füßen. Ihr Körperchen ist übersät mit grauen Flecken und eine schwarze Flüssigkeit strömt in kleinen Rinnsalen träge aus ihrem mageren Brüstchen - ähnlich einer Quelle - die zu vielen winzigen Bächen wird. Der Mann ist von großem hagerem Körperbau. Wallendes weißes Haar umweht seinen Kopf als würde ein Wind sich in ihnen verfangen. Um seine Schulten gehängt – der finstere Talar eines Richters. Sein nackter Körper trübt fahl zwischen dem schwarzen Umhang hervor, wie hinter den Teilen halb beiseite geschobener Vorhänge. Er hebt seinen Kopf. Blicklose Augen tasten in Richtung des geheimen Sehers. Schwarze Tropfen hängen viskos an seinen Lippen, ziehen langsam Linie neben Linie nach unten zum kantigen Kinn. „Oh Gott - Vater was hast du getan!“ . Es war seine Stimme, die ihn lautlos in Millionen Teile zerriß. Und er spürte, wie seine Seele in diesem kurzen Blick-Moment verwelkte. Er öffnete die Augen. Sein Blick war ein Fenster zum Pandemonium. Sie lächelt ihn an, nickt ihm aufmunternd zu. „Was denken sie nun, Doktor?“ Geändert von Ex-Ralfchen (21.04.2017 um 23:06 Uhr) |
21.04.2017, 22:37 | #2 |
Eine sehr interessante Erzählung, die ich mehrmals lesen werde.
Sehr wortstark und ausschweifend und trotzdem durch die Szenerie souverän führend. Auch hier äußerst intrikat. Dieser Satz: "Eine reine schwarz-weiße Szene also." Ist in meinen Augen überflüssig und unpassend. Hier vielleicht mehr Sicherheit, dem Leser Wissen zuzutrauen, dass Schwarz-Weiß Kontraste sind und die Metapher graustufig ist. Außerdem ist's doppelmoppel. Allergernst gelesen. |
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21.04.2017, 22:59 | #3 | |
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Zitat:
ein sehr interessanter vantage-point - warum habe ich das so formuliert? Greenblatt und Rosenblüt gingen zum rabbiner. "Wir ham a Problem Rebbe." "Erzählt." "Greenblatt will ma erklären, das weiß eine farbe is." "Ich werdas klären Jingeles - kommt in einer woche zurück." *** "Weiß ist a Farbe ihr meschiggenen und?" "Rebbe ist schwarz auch a Farbe?" frägt Rosenblatt. "Ich werde klären Jingeles - kommt in einer woche zurück." *** "Schwarz is a Farbe." Greenblatt: "Na siehste Rosenblüt...hab ich da doch a Farbfernseher verkauft!" |
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22.04.2017, 14:40 | #4 | |
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Zitat:
dass der doppelmoppel einer meiner größten kritikalien in texten und vor allem auch in lyrik ist. allerdings frage ich mich ob er nicht doch manchmal für die hinter-oder vordermalung eines textaufbaues notwendig ist ev. um eine aussage einbläuend und dramatischer zu gestalten ohne dem leser dabei einfältigkeit zu unterstellen? |
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22.05.2017, 23:47 | #5 | |
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Zitat:
danke für dein lob und viel spass beim herumschnüffeln in meinen texten. Viele liebe Grüße! r |
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Lesezeichen für Am Abgrund des Unglaubens |
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