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Alt 27.12.2015, 12:58   #1
männlich Gylon
 
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Beiträge: 4.269


Standard Meine Vorgänger

Um mich direkt zu outen, lasse ich gern verlauten, das meine Vorfahren, eigentlich eher Vorgänger, Wirtschafts oder Kriegsflüchtlinge aus Afrika wahren. Das ist jetzt schon sehr, sehr lange her und da man aus dieser Epoche mehr Ahnung als gesicherte Kenntnisse besitzt, habe ich meine Vorgänger kurzerhand in Ahnen umgetauft. Das Namensregister wurde in dieser Ära schlampig geführt und so weiß ich nicht mit Sicherheit, ob meine Urururur Oma hoch 8, nun Eva oder Lucy hieß. Ich weiß auch nicht, ob sie nur Bananen aß oder schon feste Nahrung zu sich nehmen konnte. Was spielt das auch für eine Rolle. Ich nenne sie einfach liebevoll Omi. Ihre Kinder waren ein munteres Völkchen, die sich gerne den Schädel einschlugen um sich den Nachbarn morgens aufs Butterbrot zu legen. Sie unternahmen lange Wanderungen und durchquerten jeden Ort der zu Fuß erreichbar war. Das alles ohne Schuhe und Kleidung von Jack Wolfskin! Dafür musste das arme Mammut herhalten, dem sie ungefragt hinterher liefen. Ein Vorgängermodell von Essen auf Rädern sozusagen. In der Fremde und des Nachts, hatten sie oft Angst in der Wildnis und sprachen sich deshalb gegenseitig Mut zu, indem sie Wesen erfanden die sie beschützen würden, wenn sie diese nur oft genug mit ihren Namen anriefen. Auf ihren Reisen passierten viele spannende Dinge. Zum Beispiel wurde ein Mammut vom Blitz gebraten und weil der Michelin in der Nähe stand, hat man ihm einen Stern verliehen. Der Mensch verlor mit der Zeit sein Fell und wechselte auch regelmäßig die Hautfarbe. Weshalb er als ein direkter Vorgänger des Chamäleons zuzuordnen ist. Die Augen des Homo sapiens wurden durch die Schwerkraft auf der anderen Seite der Erdkugel zu Schlitzen zusammengedrückt. Das muss sehr schmerzhaft gewesen sein, aber wir sind eine zähe Rasse. Es gab einige gute Beobachter unter den Wandersleuten. So fiel einem auf, wenn man einen Widersacher nur fest genug den Berg hinunter stößt, er einen Teil des Weges sehr schnell und rollend zurück legt, bevor er zerschmettert am Boden liegen bleibt. Die Erfindung des Rades. Andere waren faule Säcke, die nach dem Essen lieber eine Frau gebrauchten als weiter zu marschieren und sind deshalb sesshaft geworden. Das ging viele, viele Generationen hintereinander und weil sie nirgendwo wirklich zufrieden waren, wollten sie immer genau das, was die Anderen hatten. Durch diesen Umstand war für genug Bewegung und Blutvermischung gesorgt und die Populationen und Anzahl der Adressenwechsel stiegen stetig an. Ganz zur Freude der Post. Schwund gab es reichlich, aber wo gehobelt wird, da fallen Späne. Der Überlebenskampf war das beherrschende Thema. Da nur wenige mit dem Stift umgehen konnten und in der Lage waren, die strengen Regeln dafür zu erlernen, gibt es große Lücken in meiner Ahnengeschichte. Phantasievolle Verwandte, die auch gern seltsame Substanzen zu sich nahmen, schmückten die Geschehnisse bunt aus und so verwundert es heute nicht, dass ein Geschichts oder Märchenbuch ein und denselben Autor haben konnte. Jetzt sitz ich hier vor dem dicken Wälzer unseres fehlerhaften Stammbuches und sinniere darüber, wie Deutsch ich eigentlich wirklich bin. Wie viele Generationen meiner Familie haben in Afrika, in Asien oder Europa gelebt, bevor ich hier gestrandet bin. Ich habe gerade eine Mail an alle Länder der Erde gesendet und angefragt, ob noch jemand unserer Familie kennt und ob es noch lebende Angehörige gibt. Vielleicht komme ich dem Rätsel ja auf die Spur.
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Alt 06.01.2016, 19:37   #2
weiblich Merith
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Lieber Gylon,

von deiner Ahnen- und Abstammungsgeschichte inspiriert, erlaube ich mir ebenfalls eine fiktive Wanderung in die Vergangenheit, speziell zu dem Thema "Wie entstand Sprache ?", auch im Hinblick auf unser Mitwirken bei poetry, das ohne Sprache nicht existieren würde.

Sprachwissenschaftler haben herausgefunden, dass der Urmensch, der sog. "Menaffe" , dessen Kehlkopf und Hörvermögen erst ansatzweise entwickelt waren, sich mit Hilfe von Gesten und Gebärden, durch Mimik und später auch durch Interjektionen auszudrücken vermochte .Es war eine Art "Erstsprache" der Menschen überhaupt und die einzige mögliche Kommunikation.
Im Mittelpunkt dieser Verständigungsart stand das Zeichengeben mit den Händen. Für Grundbedürfnisse wie Essen und Trinken wurden die Hände mit einer schöpfenden Bewegung zum Mund geführt. Der Wunsch nach Schlaf äußerte sich im Bedecken des Gesichts mit den Händen. Schütteln oder Nicken mit dem Kopf entwickelte sich zum gebräuchlichen Zeichen für Zustimmung oder Verneinung.
Erst viel später wurde emotionales Äußern in Form von Interjektionen in diese "Ursprache" übernommen. Schmerz und Angst äußerten sich in langgezogenen, aufeinanderfolgenden Vokalreihen wie aaaaa oder uuiuuiuui, Nachahmen von Tierlauten wie z.B. das Zischen einer Schlange der Warnung vor Gefahr diente, der kehlige, krächzende Ruf eines Raubvogels galt als Hilfeschrei.
Eine Verschriftung dieser Laut- und Gebärdensprache konnte im herkömmlichen Sinn natürlich nicht erfolgen. Wissenschaftler aber gehen mit Recht davon aus, dass gewisse Schriftzeichen, z.B. ähnlich unserem jetzigen A, in Baumrinde eingeschnitten, dazu dienten, umherirrenden Menaffen die Nähe einer Behausung zu signalisieren. Natur- und Verhaltensforscher fanden nämlich heraus, dass sich de sog. Menaffe ausnahmslos im Schutz der Wälder ansiedelte und sehr bald "Familiengruppen" bildete. Dieses Vorgehen diente der Überlebensstrategie und war bereits von erstaunlichem sozialen Empfinden geprägt. Jede Familiengruppe nahm junge oder kranke Menaffen in ihrem Verbund auf und sorgte so lange für sie, bis diese eine neue Familiengruppe bildeten oder starben.

In Susan Schallers Buch "Ein Leben ohne Worte" wird von der Sprache als Revolution , als Offenbarung gesprochen. Die Autorin berichtet auf eindrucksvolle Weise von einem Taubstummen, der "die Sprache sehen lernt" in einer Welt ohne Sprache.

Merith
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Alt 10.01.2016, 21:18   #3
männlich Gylon
 
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Liebe Merith,
danke für deinen schönen und überaus interessanten Beitrag. Viele Entwicklungsschritte unserer Spezies werden sich wahrscheinlich nie lückenlos und wahrheitsgemäß erforschen lassen. So wird man immer annahmen treffen müssen, wie es gewesen sein könnte. Ich hatte zu unserer Sprachentwicklung auch schon einmal einen Gedanken nieder geschrieben, den man bitte nicht zu ernst nehmen sollte


Wer sich mit der Evolution auseinander setzt
wird vielleicht auf die Fährte gesetzt
dass unser pausenloses Geschwätz
nur eine zufällige krankhafte Mutation
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Alt 10.01.2016, 22:50   #4
männlich dr.Frankenstein
 
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Schöne Sache eure Geschichten.

Ja wir Männer könnten heute noch wunderbar mit uiiiii und iiiiiiiie und ohrrrrrr leben, gebe es nicht die Frauen die sich in der Höhle versteckten und ein besonderes Geschenk erwarteten um Paarungsbereit zu sein.

Weil ja einer von unsren begabteren Ahnen unbedingt damit anfangen musste die zu verwöhnen mit Windimitationen.
Und das sahen die anderen ganz erstaunt: Eine Horde neugieriger Zuschauer im Nacken umschleicht Wolfgang, mit seiner wilden Frisur, Helene:
HHHHHHHHHauch, Pfffffff. Und pustet ihr in den Nacken, denn wenn man die Frauen zum kooperativen Sex bringt ist viel mehr kreativität möglich.

Langsam entwickelten die schlausten Köpfe immer mehr Laute zur Verführung und die Zuschauer imitierten es natürlich um auch diese besondere Art des Liebesspiels auszuprobieren das sie im Nachhinein beobachteten.

Es galt nicht nur ein starker Mamutfänger zu sein, sondern auch ein Verführer und eine Art märchenerzähler und Schauspieler und aus der Vorführung der Jagd in diesem Schauspiel vor den Frauen um sie zu verführen, wurden in den Frauenköpfen die Geschichten der Geister, welche sie an ihre Kinder weitergaben.

So konnten sie ihr gespühr und ihre Instinkte für die Natur deutlich mehr in eine Art Bewusstsein ziehen, aus der Kreativität heraus, in Geister und Zauberwesen und darin liegt auch heute noch eine Uranlage in meinem Geist, durch die Vorstellung von Zauberwesen mit der Natur in Kontakt zu treten.
Nicht nur mit dem Fernsehen.

Da sind die Anfänge des Bewusstseins in der Mutterliebe und im Paarungsritual um das Weibchen willig zu machen.
Das wurde ja ungemein ausgereift bis Heute.
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Alt 13.01.2016, 21:05   #5
männlich Gylon
 
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Lieber Dr.Frankenstein,
ob die Sexualität für die Entwicklung der Sprache verantwortlich war, wage ich zu bezweifeln. Für die Verführung reicht doch ein gutes Aussehen, gepaart mit einem angenehmen Duft und etwas Imponiergehabe aus. Alle unsere Emotionen teilen wir unseren Mitmenschen doch bereits über die Mimik und Gestik mit, bevor wir überhaupt ein Wort gesprochen haben. Dazu bedarf es keiner Sprache. Die Möglichkeit unterschiedlichste Informationen auszutauschen erleichtert einfach den Alltag. Die Sprache ermöglicht es uns auch besser zu lügen und uns damit einen Vorteil zu verschaffen. So könnte ich mir das jedenfalls vorstellen. Wer weiß es schon genau …. ich jedenfalls nicht!

Liebe Grüße Gylon
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Alt 13.01.2016, 22:20   #6
männlich dr.Frankenstein
 
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heutzutage, weil das Fernsehn schon seine Vorarbeit geleistet hat, klapts so leicht. Woher sollten die damals wissen was gutes Aussehen ist?
Und imponiergehabe kam das jemals bei Frauen an? unter Männern um sich zu messen vielleicht.

Mit dem Lügen ist ne gute Option.
Bei den Menschen haben ja die Schwachen gesiegt, weil se die starken Alphas ausgetrickst haben und benutzt. Dazu war die Lüge und die Erfindung der Manipulation wichtig, dadurch konnten sie das ja auch auf Tiere übertragen.
dr.Frankenstein ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.01.2016, 22:36   #7
weiblich Merith
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Da hast du Recht Gylon, zum Verführen bedarf es keiner Sprache , oft genügt ein Blick in die Augen.
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Alt 13.01.2016, 22:59   #8
männlich dr.Frankenstein
 
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ja aber das unterscheidet einen ja nicht von anderen oder lässt sich beeinflussen.
Ja aber ihr habt recht es war wohl nicht nur darauf bezogen, sondern beeinflussung in vielen Situationen.
Die Traumwelten zu teilen, für den großen Verstand muss es eine sehr große Einschränkung gegeben haben, die sich in der Kunst entläd.
Vielleicht etwas sehr furchteinflößendes, das nur die klügsten überleben konnten und die starken unstratagischen daran starben.
Oder die schwachen haben sich strategisch zusammengetan um sich Paaren zu können, als viele Weibchen gestorben sind und nur noch wenige lebten.

Oder wie soll die Evolution stattgefunden haben? Oder es gab schonmal Aids, und alle Vielvögler sind mit ihren Nachkommen draufgegangen.
Und nur die schlausten Frauen konnten überleben und die verlangten ein Ganz umwerfendes Begattungsritual von jemandem der so aussah als hätte er nie Sex gehabt.
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