So wia i hoit bi (Mundart)

[jokal]

So wia i hoit bi !

Waun i da so schau,
über d`Woikn, in Hümmi eini so blau,
siag i ei in dei Seel
und um mia wird’s ganz hell.
Ganz tief in mia drin, da spüts olli Foarbn,
waunst bist bei mia, waunst liegst in mein Oarm.

Denn du bist mei Regnbogn, mei flüstan im Wind,
du bist mei Wetta, dös woaß i bestimmt.

De Zeit is vabei, woi mi üba ois gfrei.
Eppas mocht mi a ernst,
monchmoi deppat und gfeanzt.
So wia i hoit bi, in meina Seel , gonz tiaf drin,
san a poar Foarbm scho vablosst,
vor lauta Unruah und Host.

Doch du bist mei Regnbogn, mei flüstan im Wind,
du bist mei Wetta, dös woaß i bestimmt.

Auf oimoi geht’s Licht au und wia ma so schaut,
do siag i a Gsichtl, so liab und vatraut.
Dia koann i a drucka, bussln und hobn,
wei zwischn uns zwoa, gibt’s koan tieafn Grobn.
Deini Augn ho i gschaut,
ho di so gean, ho da oiwei vatraut.

Denn du bist mei Regnbogn, mei flüstan im Wind,
du bist mei Wetta, dös woaß i bestimmt.

Hiazt is scho a Zeit her, dass ma uns haum,
haum uns oft gstrittn und wieda vatrogn.
Mog sei, dass die Zeit ob und zua an uns nogt,
dass uns monchmoi wos zwickt und zeitweis wos plogt.
Doch zu zweit, haumas meistens in Griff,
steian durch d`Wölln dös gemeinsami Schiff.

Denn du bist mei Regnbogn, mei flüstan im Wind,
du bist mei Wetta, dös woaß i bestimmt.

Etla Joahr san hiatzt uma, dö sand scho vabei,
soin nu a moi so vü sei, auf de i mi gfrei.

[Ilka-Maria]

Lieber Jokal,

du hast seit deinem "Einzug" in Poetry schon fleißig Beiträge geleistet, leider bisher aber wenig Resonanz bekommen. Nun bist du u.a. ein Mundart-Dichter, und da ist es für viele Leser natürlich eine Geduldsprobe - falls überhaupt möglich -, sich durch ein solches Gedicht durchzubeißen. Mit der Ruck-zuck-Methode funktioniert das Lesen nicht, wenn man selber nicht mit dem Dialekt großgeworden ist.

Ich finde dein Gedicht recht virtuos geschrieben, wobei ich nicht weiß, ob du nach dem Hören geschrieben oder ein Mundart-Lexikon zur Hilfe genommen hast. Jedenfalls kam ich, obwohl gebürtige Hessin, gut damit klar.

Allerdings musste ich das Bayerische vor langer Zeit erst verstehen lernen. Das klappte nur in mehreren Ferienaufentalten bei einer Bauersfamilie in dem Geburtsort meiner Großmutter, einem Dorf in der Oberpfalz. Der erste Satz, den meine Spielgefährtin dort zu mir sprach, war: "Kumm, ma gahn'd Schlosbag affe." Ich hatte keine Ahnung, was das heißen sollte. Großmutter klärte mich auf: "Komm, wir gehn den Schlossberg hinauf."

Ich finde es begrüßenswert, dass es noch Menschen gibt, die in den Dialekten kein niederklassiges Deutsch sehen, sondern sie pflegen. Auch wenn es manchmal Mühe macht, solche Texte zu lesen. Aber schließlich gewöhnt man sich an (fast) alles.

LG
Ilka

[ftatateeta]

Hallo Jokal.

Endlich mal ein Mundartgedicht! Auch wenn es mir wie eine Mischung aus Bayrisch und Österreichisch vorkommt - egal. Ich habe mich sehr gefreut.
Wie poetisch Mundart sein kann und, Ilka sagte es ja, absolut nicht zweitrangig, lässt sich auch bei H.C.Artmann nachlesen (Österreich) und bei Kurt Sigel (Hessen).

Viele Grüße
von ftatateeta

[jokal]

Danke vorerst für die netten Worte. Meine Mundartgedichte werden nach dem Hören verfasst. Es handelt sich dabei um den Dialekt aus Oberösterreich, dieser hat daher auch leicht bayrische Einschläge. Genau genommen ist er aus dem Salzkammergut, Raum Altmünster am Traunsee. Es ist gar nicht so leicht die Gedanken im Dialekt auch halbwegs richtig zu verfassen, daher bin ich nicht in der Lage zu behaupten, dass alles richtig ist. Tatsächlich ist es so, dass ich wenn ich ein solches Gedicht vorlese, verdammt aufpassen muss mit der Betonung, damit alles die Form hat die ich eigentlich will.

Ich bin wohl in der Lage auch ganz gute Gedichte in Hochdeutsch zu verfassen, aber auch der Dialekt ist mir sehr wichtig, denn er bringt meine Gedanken und meine Heimat so wieder, wie ich und mein Umfeld bin.

Hinsichtlich der Resonanz mache ich mir keinen Kopf, bin ja auf Poetry ein totaler Newcomer, obwohl ich schon einige Jahre verschiedene Dinge niederschreibe. Speziell bei Gedichten liegt es immer wieder in den Augen des Betrachters ob Empfindungen hochkommen, daher freue ich mich über eure Rückmeldung und hoffe, dass auch dann und wann Verständliches für euch dabei ist.

Glg Jokal

[Ilka-Maria]

Zitat von jokal

Meine Mundartgedichte werden nach dem Hören verfasst.

Hast du super hingekriegt.

[jokal]

Dankeschön!