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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt. |
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21.08.2016, 15:42 | #1 |
Dabei seit: 10/2006
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Beiträge: 7.879
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Durst
Brennende Sonne
nirgends ein Baum zum Schutz vor sengenden Strahlen auch kein Geriesel eines Baches im Wiesengrund um mit frischem Trunk die gedörrte Gurgel zu netzen dürstend stolpert ohne Hoffnung der Verirrte schattenlos Eine Fata morgana täuscht trübe Augen im Fieberwahn dort in der Senke schilfumgrünt die Vision eines Teiches Geschnatter von Gänsen und klimperndes Lachen von feuchten Mädchenlippen zum Ufer treibt es ihn doch – kein Spiegelbild lacht dem Sandfressenden freundlich entgegen Hebe dein Antlitz oben im Hitzegeflirr erhört dein Röcheln der Lenker des rösserbespannten Sonnenwagens Erbarmen wird sein bei den Göttern jedoch – kein Echo ist hörbar der Himmel ist weit |
31.08.2016, 10:22 | #2 |
abgemeldet
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Also wenn man da keinen Durst kriegt.
Gefällt mir gut. LG Letreo |
31.08.2016, 11:10 | #3 |
Dabei seit: 10/2006
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Hallo, Letreo
ich danke Dir für Deinen Kommentar. Genau das wollte ich erreichen - dass die Leserin oder der Leser selbst ein Durstgefühl empfindet. Beste Grüße, Heinz |
31.08.2016, 13:40 | #4 |
dem Sandfressenden ...
den Rand der Verzweiflung kann ich hier schmecken ... den Wahnsinn des Sterbenden. Die Erlösung durch das Entgleiten in Göttergründe ... welch Erleichterung. Sehr gern gelesen! Fließend Wasser Zen |
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31.08.2016, 13:48 | #5 |
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Beiträge: 7.879
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Liebe Zen.yu
wenn es so rüber kommt, freut es mich natürlich. Aber das Ende des Gedichts ist: Erbarmen wird sein/bei den Göttern!jedoch – kein Echo/ist hörbar/der Himmel ist weit Das war mal ein Versuch in freien Rhythmen. Liebe Grüße, Heinz |
31.08.2016, 13:57 | #6 |
R.I.P.
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Weder Götter noch ein irgendwie gearteter Gott erlösen den Verdurstenden.
In der Wüste ist Verdursten besonders schlimm. Bist Du eventuell latent sadistisch angehaucht? Oder ist es der Dichter in Dir? |
31.08.2016, 14:08 | #7 |
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Hallo, Thing
verdursten ist tatsächlich wirklich schlimm; zwar war ich noch nie in so einer Situation, konnte mich aber bei Leuten schlau machen, die hatten so ein Bändchen am Jackenärmel, was auf ihre Teinahme an kriegerischen Handlungen in Afrika hinwies. Zur Frage: Nein ich bin weder latent noch angehaucht. Dass da keine Götter helfen und keine Gebete, glaube ich durch die letzten Verse deutlich gemacht zu haben. Danke für Dein Interesse, Heinz |
31.08.2016, 14:58 | #8 | ||
Zitat:
habe das Echo ganz anders interpretiert! Zitat:
Und da ich wohl zu den Leuten zähle, die behaupten, dass dieser Baum in jedem Fall ein Geräusch macht, auch wenn es keiner hört habe ich den letzten Vers deines Gedichtes wohl anders wahrgenommen ist trotzdem ein happy end für mich... hmm .. also der vergleich ist schon entfernt .. aber: ich habe meinen lieben, alten Damen auch gegönnt, wenn sie nach Jahren der Unfähigkeit zu kommunizieren oder sich überhaupt zu erinnern in einem Altersheim endlich gehen durften. Obwohl so weit ist es für mich dann auch gar nicht weg ... die jahre im altersheim, ohne erinnerung, familie oder sonstige kommunikation nach aussen (ist ja jeweils sehr unterschiedlich) kann man sehr gut mit einem Weg durch die Wüste vergleichen ... dieser unlöschbare Durst ... die Fatamorghana (das vor sich hin brabbeln u.a. .. viele merken es ja auch und werden nur noch verwirrter ... können aber auch nicht aufhören) der weite Himmel, der das Echo verschluckt... wir wissen nicht, was in demenzkranken wirklich vorgeht ... aber wenn ich mich in einen hineinversetze ist das ein unfassbar traurig schönes bild für das, was langsam und schleichend passiert ... aba nun gut das ist ja auch wieder eher eine persönliche Interpretation und ich hoffe die sei mir gegönnt. Ich glaube an etwas ähnliches wie Götter. Auf jeden fall bräuchten diese kein Echo, um ein noch so leises Röcheln wahrzunehmen. Nur ... sterben müssen wir alle allein.. und das ist so oder so grausam. Mit oder ohne Gott, ganz egal. Jetzt interessiert mich aber auch, wie du das selbst gemeint hast. Versucht der Dürstende zu den Göttern zu beten und verliert noch vor dem Tod jede Hoffnung? Glaubte er an die Götter bis zum Tod, aber die traurige Wahrheit ist, dass es keine Götter gibt? Wie hast du das gemeint? Ich mag freie Gedichte! Aber die anderen auch. Es sind alles Werkzeuge. Nicht alle kann man miteinander Vergleichen. Ein Messer ist nutzlos, wenn man einen Löffel braucht. Aber der Löffel ist ebenso nutzlos, wenn es um ein Messer geht Liebe & Gelassenheit Zen |
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31.08.2016, 19:49 | #9 |
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Liebe Zen.yu
wenn dieses in freien Rhythmen geschriebene Gedicht zu weiteren Gedankenverknüpfungen anregt, habe ich ja eine Menge erreicht. Was habe ich gemeint? Ich könnte jetzt ganz fies sein, mich an zwei Erlebnisse erinnern und das dann so stehen lassen. 1.Erlebnis: Der Dichter Peter Huchel (ein recht bedeutender Lyriker aus der damaligen DDR, der da rausgeekelt wurde) war mal zu Gast in der Europa-Akademie in Vlotho. Ich hatte ca. 10 Kommilitoninnen überredet, da mit mir hinzufahren (die hübscheste hieß Petra). Peter Huchel las aus seinem Gedichtband und stand natürlich für nachfolgende Gespräche bereit. Die besagte Petra: "Herr Huchel, das letzte Gedicht ging mir sehr nahe. Bitte - interpretieren sie es doch mal für uns." Ich fand seine Antwort einer jungen Dame (sie war ja nicht nur hübsch, sondern auch noch blitzgescheit) gegenüber ziemlich schroff: "Junge Dame, es steht alles in meinem Gedicht." 2. Erlebnis: Bei meinem hochverehrten Professor, seines Zeichens Altphilologe und Märchenforscher, bekamen wir eine "Hausarbeit" - eine Gedichtinterpretation (jeder Seminarteilnehmer ein anderes Gedicht). Von mir wusste er um meine Goetheverehrung - also ich bekam den Prometheus aufgebrummt. Für unsere Interpretationen bekamen wir Noten (die Note wurde auf der Sem.-Teilnahmebescheinigung eingetragen). Ich will jetzt hier nicht protzen, aber ich war der einzige, der eine eins bekam. Bei der Aushändigung bewunderte ich sein diabolisches Grinsen - ich hatte den Prometheus auf ein weißes Blatt kopiert. (Er hat mich später mal gefragt, wie ich auf die Idee gekommen sei. Da hab ich ihm die Huchel-Story erzählt und sein Grinsen wurde noch um eine Nuance diabolischer. So einen Quatsch macht man nur einmal; Dir sage ich, was ich mir dabei gedacht habe: 1. Strophe: Alles Sch..., Sonne brennnt - nix zu trinken - Kehle trocken - veerirrt hat er sich auch noch - hoffnungslose Situation 2. Strophe: Jetzt wird er auch noch von einer Fata Morgana veräppelt - statt Wasser zu trinken "frisst" er Sand - Fieberwahn 3. Strophe: Sein offenbar vorhandener Glaube sagt ihm, er solle "sein Antlitz heben´" (kann man als Beten verstehen) - der Sonnengott (Helios, der Lenker des Sonnenwagens) würde sein Beten, das nur noch als Röcheln heraus kommt, erhören und sich seiner erbarmen - aber: Nix, keine Antwort - der Himmel ist weit (was nun bedeuten kann "Vorhang geschlossen" oder "die Hoffnung stirbt zuletzt". Liebe Grüße und danke für Dein Interesse, Heinz |
31.08.2016, 22:57 | #10 |
Durst
Da ich neuerdings in der Häschenschule sitze und Jamben, Trochäen und dergleichen interessantes Dichterwerkzeug und -wissen kennenlerne (in der Schule vor langer, langer Zeit habe ich das zwar auch erlernt, aber es war nicht interessant) frage ich mich und euch, ein freier Rhythmus ist der nicht einer formlosen Form vergleichbar oder schlicht und einfach ein Gedicht ohne Rhythmus?
miau |
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31.08.2016, 23:33 | #11 |
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Hallo, miau
kaum etwas ist so schwierig zu erklären, was "freie Rhythmen" sind. Ich glaube, Klopstock hat sie "erfunden", um sich aus strengen metrischen Zwängen zu befreien. Aber da gilt wohl der Spruch (sinngemäß): "Der Meister darf die Form zerbrechen." Ganz allgemein kann man sagen, dass Verse ( 1 Vers ist immer 1 Zeile) in freien Rhythmen reimlos sind, die Silbenzählerei fällt weg und sie sind nicht an ein Metrum (an bestimmte Versfüße) gebunden. Die Kunst ist, dass beim Rezitieren ein Rhythmus - und das kann ich leider nicht erklären, sondern nur Lese- und Sprechbeispiele empfehlen - erkennbar ist. Bei mir laufen Beispiele immer auf Goethe raus, aber natürlich gibt es noh eine Menge anderer Sprachkünstler, die in freien Rhythmen geschrieben haben. Mein empfohlenes Beispiel ist der Prometheus: Bedecke deinen Himmel, Zeus, Mit Wolkendunst! Und übe, Knaben gleich, Der Disteln köpft, An Eichen dich und Bergeshöhn! Mußt mir meine Erde Doch lassen stehn, Und meine Hütte, Die du nicht gebaut, Und meinen Herd, Um dessen Glut Du mich beneidest. xXxXxXxX xXxX xXxXxX xXxX xXxXxXxX XxXxXx XxxX xXxXx xXxxX xXxX xXxX XxxXx Könnte ich es Dir vorsprechen, würdest Du den Rhythmus wahrscheinlich erhören. Liebe Grüße, Heinz |
01.09.2016, 14:10 | #12 |
Danke für die Aufklärung Heinz
Hast ja recht! Ist jetzt das zweite Gedicht, wo mir nochmal richtig krass deutlich wird, dass ein Mensch sehr häufig zuerst von einer persönlichen Ebene aus spricht (oder schreibt) und danach anfängt andere Blickwinkel einzunehmen. Ich glaube, das gehört vllt sogar so... Ich glaube auch das viele Gedichte erst wirken, weil sie jemand persönlich aufnimmt und das Gedicht sich so besser in seinen emotionalen Zustand einfügt und eben einschlagen kann. Hmm ... Man kann nix über einen Kamm scheren natürlich, gibt immer solches und solches. Ich danke dir für die kleine, interessante Geschichte und entschuldige mich ob der Dreistigkeit es genauer wissen zu wollen OBWOHL ich nichma besonders hüpsch bin ^^ das hätte bestimmt erst sonen richtigen Anpfiff gegeben .. Oder Herr Huchel hat eine wie auch immer geartet hüpsche Frau daheim und hätte sich so oder so (auch nich von nem Kerl) dazu verleiten lassen, wer weiß, wer weiß ... Durst Zen |
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01.09.2016, 17:00 | #13 |
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Liebe Zen,
Du hast völlig Recht: Es ist eine völlig verständliche, menschliche Reaktion, wenn er seinen Erfahrungsschatz als Basis für eine Interpretation nimmt. Er produziert spontan ein Vor-Urteil (das ist erstmal nichts Schlechtes), wenn er schlau ist, behauptet er nicht "Die Kiste ist blau", sondern nimmt eine andere Position ein und sieht: Vorne - vom alten Standpunkt aus - ist sie wirklich blau, aber hinten ist sie rot angemalt. Vielleicht ging es mir mit der attraktiven Petra auch so. Ich war a bisserl verliebt und für mich war sie die Schönste unter den anderen Kommilitoninnen. Wenn Du ein Mann wärest, würdest Du dieses Beispiel sofort verstehen: Wenn ein Mann wie ich knapp drei Jahre im Zuchthaus verbracht hat (nix Fun, nix Allohol, nix Sex), dann sieht die erste, dicke Klofrau aus - und du schwörst, dass das die Wahrheit ist - wie Sofia Loren oder Claudia Cardinale. Was denkst Du, weshalb meine Tochter Petra Claudia heißt? Was den Peter Huchel angeht: Ich war ja richtig heiß darauf, einen der großen Lyriker kennen zu lernen. Seine Reaktion auf Petras Frage hat meine Begeisterung für ihn merklich abgekühlt. Aber seine Gedichte, die haben schon was! Liebe Grüße, Heinz |
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