Wo ist sie hin? bei Poetry.de

Gylon · 24.12.2015, 11:54

Ich vermisse sie, die weiße Weihnacht, mit ihrer winterflockenzarten Landschaft. Wo ist sie hin, die einstige Pracht, die meine schönsten Erinnerungen erschafft. Viele meiner Kinderträume hing ich damals in die festlich geschmückten Bäume. Wo sind sie alle hin, sind sie einfach nur verflogen, oder der weißen Weihnacht hinterher gezogen? Warum kommt das alles nicht wieder? Zurück, blieben nur die alten Lieder, die nun niemand mehr singt. Irgendwie fühle ich mich verstimmt. Als Kinder durchtobten wir die schneebedeckten Felder und bewarfen uns selber mit dem himmelszarten Flaum. Wir schlugen Engel in den Schnee und beobachteten am Waldrand das scheue Reh. Wir bauten Iglus und Höhlen, aus denen hörte man uns stundenlang grölen. Wie Kinder in dem Alter halt so sind. In der ganzen Siedlung duftete es nach Gebäck, das nahmen wir gern mit als Gepäck, bei unseren Streifzügen unter den Laternen. Da konnte man ausgiebig und ganz ohne Angst schwärmen. Von Mamas und Omas Rezepten. Vater zog uns mit dem Schlitten, auf dem wir wie auf einem Rentier ritten. Wir liefen Schlittschuh auf dem Weiher, schlürften heißen Kakao im Klang der alten Leier und schmausten dazu heiße Maronen. Die ganz frischen aus dem Ofen. Lang ist es her. Wo ist sie hin, die weiße Weihnacht, und warum hat sie nur meine Kindheit mitgenommen.

DieSilbermöwe · 24.12.2015, 12:24

Vor einigen Jahren noch hatten wir eine ganz furchtbare weiße Weihnacht, ich weiß nicht mehr, vier oder fünf Jahre her. Also ich versteh ja, dass man das romantisch findet, aber ich brauche es wirklich nicht. In Australien ist es an Weihnachten immer warm, und in Bethlehem ist es auch gerade 13° und sonnig. Und Weihnachten an sich feiert man ja kaum, weil es schneit

Warum klammern sich manche so an die Äußerlichkeiten der Weihnacht, die man gar nicht braucht, um Jesu Geburt zu feiern? Das habe ich mich schon oft gefragt.

Ilka-Maria · 24.12.2015, 12:37

Mir geht es wie Dir, Silbermöwe: Ich vermisse diesen Papp und Matsch auch nicht, und auf frostige Temperaturen kann ich verzichten. Andererseits: Solange der Schnee frisch und unberührt ist, verleiht er der Natur einen festlichen Glanz. Es ist die diese Schönheit, glaube ich, die viele Menschen vermissen. Das strahlende Weiß hellt die dunkle Jahreszeit auf, was wiederum - ebenso wie das Sonnenlicht - positiv für das seelische Befinden sein soll.

Weiß gilt als königliche Farbe (sie war die Lieblingsfarbe Josephine Bonapartes), sie steht außerdem für Reinheit und Unsterblichkeit.

Dann gibt es noch die Sicht der Kinder: Schlittenfahren, Schneeballschlachten, Schneemänner bauen - das alles macht ihnen einen Riesenspaß.

Wer den Schnee gar zu arg vermisst, könnte sich ja mal den Film "Antarctica" ansehen, der taugt für die ganze Familie.

In diesem Sinne allen Usern eine gesegnete Weihnacht!

Beste Grüße
Ilka

24.12.2015, 11:54	#1
Gylon Dabei seit: 07/2014 Beiträge: 4.269 Meine Geschichten	Wo ist sie hin? Ich vermisse sie, die weiße Weihnacht, mit ihrer winterflockenzarten Landschaft. Wo ist sie hin, die einstige Pracht, die meine schönsten Erinnerungen erschafft. Viele meiner Kinderträume hing ich damals in die festlich geschmückten Bäume. Wo sind sie alle hin, sind sie einfach nur verflogen, oder der weißen Weihnacht hinterher gezogen? Warum kommt das alles nicht wieder? Zurück, blieben nur die alten Lieder, die nun niemand mehr singt. Irgendwie fühle ich mich verstimmt. Als Kinder durchtobten wir die schneebedeckten Felder und bewarfen uns selber mit dem himmelszarten Flaum. Wir schlugen Engel in den Schnee und beobachteten am Waldrand das scheue Reh. Wir bauten Iglus und Höhlen, aus denen hörte man uns stundenlang grölen. Wie Kinder in dem Alter halt so sind. In der ganzen Siedlung duftete es nach Gebäck, das nahmen wir gern mit als Gepäck, bei unseren Streifzügen unter den Laternen. Da konnte man ausgiebig und ganz ohne Angst schwärmen. Von Mamas und Omas Rezepten. Vater zog uns mit dem Schlitten, auf dem wir wie auf einem Rentier ritten. Wir liefen Schlittschuh auf dem Weiher, schlürften heißen Kakao im Klang der alten Leier und schmausten dazu heiße Maronen. Die ganz frischen aus dem Ofen. Lang ist es her. Wo ist sie hin, die weiße Weihnacht, und warum hat sie nur meine Kindheit mitgenommen.

24.12.2015, 12:24	#2
DieSilbermöwe Dabei seit: 07/2015 Alter: 61 Beiträge: 6.721 Meine Geschichten Meine Favoriten	Vor einigen Jahren noch hatten wir eine ganz furchtbare weiße Weihnacht, ich weiß nicht mehr, vier oder fünf Jahre her. Also ich versteh ja, dass man das romantisch findet, aber ich brauche es wirklich nicht. In Australien ist es an Weihnachten immer warm, und in Bethlehem ist es auch gerade 13° und sonnig. Und Weihnachten an sich feiert man ja kaum, weil es schneit Warum klammern sich manche so an die Äußerlichkeiten der Weihnacht, die man gar nicht braucht, um Jesu Geburt zu feiern? Das habe ich mich schon oft gefragt.

24.12.2015, 12:37	#3
Ilka-Maria Forumsleitung Dabei seit: 07/2009 Ort: Arrival City Beiträge: 31.109 Meine Geschichten Meine Favoriten	Mir geht es wie Dir, Silbermöwe: Ich vermisse diesen Papp und Matsch auch nicht, und auf frostige Temperaturen kann ich verzichten. Andererseits: Solange der Schnee frisch und unberührt ist, verleiht er der Natur einen festlichen Glanz. Es ist die diese Schönheit, glaube ich, die viele Menschen vermissen. Das strahlende Weiß hellt die dunkle Jahreszeit auf, was wiederum - ebenso wie das Sonnenlicht - positiv für das seelische Befinden sein soll. Weiß gilt als königliche Farbe (sie war die Lieblingsfarbe Josephine Bonapartes), sie steht außerdem für Reinheit und Unsterblichkeit. Dann gibt es noch die Sicht der Kinder: Schlittenfahren, Schneeballschlachten, Schneemänner bauen - das alles macht ihnen einen Riesenspaß. Wer den Schnee gar zu arg vermisst, könnte sich ja mal den Film "Antarctica" ansehen, der taugt für die ganze Familie. In diesem Sinne allen Usern eine gesegnete Weihnacht! Beste Grüße Ilka