Poetry.de - das Gedichte-Forum
 kostenlos registrieren Letzte Beiträge

Zurück   Poetry.de > Gedichte-Forum > Fantasy, Magie und Religion

Fantasy, Magie und Religion Gedichte über Religion, Mythologie, Magie, Zauber und Fantasy.

Antwort
 
Themen-Optionen Thema durchsuchen
Alt 09.08.2012, 18:20   #1
männlich Desperado
 
Benutzerbild von Desperado
 
Dabei seit: 03/2012
Ort: Erde, Europa, Deutschland, Bayern
Beiträge: 1.747

Standard Den Gottestreitern

Den Gottesstreitern

Und mögt ihr noch so oft in Gottes Namen streiten
Du sollst nicht töten wird euch in das Grab geleiten
und des erschlag’nen Bruders Blut
verdammt euch in die ew’ge Glut

Die Christen töten ohne Scheu - das ist nicht neu-
sie trennen Weizen von der Spreu
den Halbmond sie mit Schwert bezwungen
bis heut wird dieser Sieg besungen
ob Neger oder Indianer
ob Manichäer Lutheraner
wer nicht wie sie lehrt reinen Glauben
gehört nicht zu den guten Trauben
ob Hexen, Heiler oder Ketzer
ob Hei’lge, Weise oder Schwätzer
wer vor dem Kreuz sein Knie nicht beugt
der ist vom Teufel selbst gezeugt
er wird vom Rebstock abgerissen
und in den Feuerpfuhl geschmissen
die Christen wandeln nicht im Licht
sie kennen ihren Meister nicht
und speien ihm ins Angesicht

Der Halbmondkämpfer krumme Klingen
sich gar dem Satan selbst verdingen
von heil’gem Krieg sie sprechen
begehen skrupellos Verbrechen
und träumen noch vom Paradies
wenn guter Geist sie längst verließ
der Jungfraun Schar’n die ihrer harren
Dämonen sind’s, die ihresgleichen waren
die Märtyrer des gottbefohl’nen Mords
sind Mörder heil’gen unbefleckten Worts
der Lüge Trug sie Wahrheit nennen
und blindlings ins Verderben rennen
es liegt in göttlicher Natur
den Mord befiehlt der Teufel nur
die Moslems wandeln nicht im Licht
sie kennen den Propheten nicht
und schlagen ihm ins Angesicht

Und Gottes auserwählten Volkes Leute
verbünden sich mit selbstgerechter Christenmeute
die Söhne Ismaels zu unterdrücken
sich selbst dabei ins beste Licht zu rücken
ich bin nur Goi, kann dennoch offen sagen
dass unser Stamm mit Schwermut ist geschlagen
mit Fluch belegt bis in das dritte Glied
der wieder Fluch und Unheil nach sich zieht
und ist auch Israel aus dieser Schuld geboren
hat dennoch seine Unschuld es verloren
denn des Verfolgtseins helles Licht
erleuchtet das Verfolgen nicht
mein ist die Rache, spricht der Herr
wer selber rächt, bestraft sich schwer
die Juden wandeln nicht im Licht
sie kennen ihre Väter nicht
und steinigen ihr Angesicht

Und mögt ihr noch so oft in Gottes Namen streiten
der blinde Eifer wird euch in die Irre leiten
die ihr besudelt Schwerter Blut
beschert euch selbst die Höllenglut


.
Desperado ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.08.2012, 18:56   #2
weiblich Ilka-Maria
Forumsleitung
 
Benutzerbild von Ilka-Maria
 
Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City
Beiträge: 31.089

Heiliger Bimbam, Desperado, da hast Du ja einen gewaltigen Text verfaßt! Stellenweise steigerst Du ihn in kraftvolle Bilder. Aber eine Frage hat sich mir beim Lesen gestellt: Wieso folgt die Reihenfolge der Verse nicht der Geschichte, also:

Halbmondkämpfer
Christen
Gottes auserwählte Volk

(oder auch umgekehrt, das ist egal). Ist das Absicht oder Zufall? Sollte es Absicht sein, könnte ich mir etwas dabei denken.

LG
Ilka
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.08.2012, 19:38   #3
gummibaum
 
Dabei seit: 04/2010
Alter: 70
Beiträge: 10.909

Ideenreich und wortgewandt geknüpft, Desperado. Hält sein gutes Niveau über die ganze Länge durch.

LG gummibaum
gummibaum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.08.2012, 19:50   #4
weiblich Rebird
 
Dabei seit: 05/2011
Ort: wonderland
Alter: 41
Beiträge: 1.462

Hallo Desperado,
ich habe beim Lesen eine Gänsehaut bekommen - der Inhalt ist, anhand des Wahrheitsgehaltes gemessen, gewichtig und fühlt den gemeinschaftlichen Glaubens-Herrschaften und ihrer Anhängerschaft gewaltig auf den Zahn, wenn hier nicht der ein, oder andere Zahn sogar gezogen wurde...
Finde ich klasse Dein Gedicht, hab es auch gleich mit meinen F-B-Anhängern geteilt, hoffe das ist ok.
Die Menschen müssen wirklich aufwachen und handeln -
erst gestern sah ich eine schreckliche Schlagzeile, die "angeblich" (was niemand sicher weiss) von iranischen Medien herrührte:
CIA Terrorists in Syria hang child in public after executing his family, mit Foto eines erhängten Kindes...
Ihre Gründe für ihren kranken Krieg? Wer hier wer ist - alle in einen Sack, wie es Dein Gedicht aussagt, diese alle sind in meinen Augen schuldig! Ob die Schlagzeile nun tatsächlich die grauenvolle Realität war, oder ein fake, Propaganda, das mag ich gar nicht beurteilen, allein der pure Gedanke daran ist mehr als schlimm, als ein Zeichen, dass ihre heiligen Kriege und die Kranken zwischen uns Menschen stehen...
Man das macht mich wütend!!!
trotzdem lg an Dich
Rebird ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.08.2012, 23:20   #5
männlich Ex-Ralfchen
abgemeldet
 
Dabei seit: 10/2009
Alter: 77
Beiträge: 17.302

desperl iss ermüdend. kann man so nen quargel nicht in 4 kurze strophen komprimieren. das liest ja nichmal der luzerl.
Ex-Ralfchen ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.08.2012, 07:16   #6
männlich Ex-Bane
abgemeldet
 
Dabei seit: 08/2012
Beiträge: 366

Da muss ich Ralfchen recht geben. Sehr aufwendig gedichtet, aber irgendwie zu langatmig. Der Aussage des Textes stimme ich zu und mehrere Strophen halte ich für sehr gut formuliert.
Auch wenn es platt klingt, aber: In der Kürze liegt die Würze!

Trotzdem: Hut ab!
Ex-Bane ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.08.2012, 07:50   #7
männlich Martand
gesperrt
 
Dabei seit: 04/2012
Beiträge: 745

Dabei könnten ein paar Satzzeichen nicht schaden.
Trotzdem starker Ausdruck!

LG
Martin
Martand ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.08.2012, 10:29   #8
weiblich Persephone
 
Benutzerbild von Persephone
 
Dabei seit: 08/2012
Ort: Na, in der Hölle natürlich.
Beiträge: 425

Ich find es toll.

Aber die Satzzeichen fehlen mir auch ein bisschen.
Persephone ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.08.2012, 10:48   #9
männlich Desperado
 
Benutzerbild von Desperado
 
Dabei seit: 03/2012
Ort: Erde, Europa, Deutschland, Bayern
Beiträge: 1.747

Puh! erstmal danke für Eure Zuschriften!
Und dann schön der Reihe nach...

Ilka-Maria,
Bimbam hat's gemacht im Kopf und hingeschrieben war's, über die Reihenfolge hab ich mir offengestanden keine Gedanken gemacht, aber die Deinen -wenn's denn Absicht gewesen wär- würden mich jetzt schon interessieren.

gummibaum, ein aufrichtiges Dankeschön!

Rebird, danke für deine engagierten und zornigen Zeilen!
Hier Steinigungen und barbarische Bestrafungen nach angeblich göttlichem Gesetz, dort Giftspritzen mit pastoraler Begleitung, dreh die Hand um...

Ralfchen,
der muss es ja nun wirklich nicht lesen, andrerseits...wenn er denn schon niemals schläft, kann seine Ermüdung sicherlich nicht schaden.

Bane,
zu langatmig? Find ich eigentlich nicht, passt locker in einen Vierminutensong, pack's in einen RAP, und es ist runtergerattert, ehe du ausgeatmet hast. Mit weniger Worten hätt ich nicht das sagen können, was ich wollte.

Martand,
Satzzeichen... empfinde ich als störende Tintenkleckse, ich gesteh's.
Freilich sollten sie den Lesefluss nicht hemmen und das Verständnis nicht erschweren, wert, drüber nachzudenken.

Persephone,
siehe oben, ursprünglich hatte das Ding überhaupt keins, hab sogar noch ein paar Kommas eingefügt.

Jedenfalls hab ich mich wirklich gefreut über Echo und Lob, baut schon auf, geb ich offen zu.

Lieben Gruß
Desperado
Desperado ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.08.2012, 19:25   #10
weiblich Ex-Suzette
abgemeldet
 
Dabei seit: 04/2010
Beiträge: 603

Hallo Desperado,
ein riesiger Schinken, doch gut gewürzt und saftig!

Will sagen, du machst einen imposanten Rundumschlag
in deiner gewohnten dramatischen und gekonnten Manier.
Gefällt mir also sehr!

Dem LI stimme ich jedoch nicht in allem zu, denn der Bogen
ist hier einfach zu stark gespannt, da ist kein Platz mehr
für die feineren Zwischentöne, die es aber durchaus geben
soll ...

LG
Suzette
Ex-Suzette ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.08.2012, 19:38   #11
weiblich Ilka-Maria
Forumsleitung
 
Benutzerbild von Ilka-Maria
 
Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City
Beiträge: 31.089

Zitat:
Zitat von Desperado Beitrag anzeigen
Ilka-Maria,
Bimbam hat's gemacht im Kopf und hingeschrieben war's, über die Reihenfolge hab ich mir offengestanden keine Gedanken gemacht, aber die Deinen -wenn's denn Absicht gewesen wär- würden mich jetzt schon interessieren.
Hoppla - Deine Anmerkung hier, Desperado, habe ich vergessen.

Ich habe natürlich danach gesucht, was Du Dir bei der Reihenfolge gedacht haben könntest, weil die Reihenfolge historisch nicht stimmig ist. Und da hatte ich mir vorgestellt, daß das Christentum als die Religion der (scheinbar) überlegenen westlichen Welt sich über den Islam und das Judentum stellt und deshalb zuerst in dem Gedicht auftritt. Ungeachtet der Tatsache, daß der Islam sich zur Zeit am stärksten von allen Religionen ausweitet.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.08.2012, 18:25   #12
weiblich Ex-Nitribitto
abgemeldet
 
Dabei seit: 08/2011
Ort: Berlin
Beiträge: 407

Standard Den Gottesstreitern

@Desperado

Mir ist das Problem der Religionen und ihrer Kriege hier doch ein wenig zu sehr versimpelt, zu sehr auf Äußeres, den ersten Anschein ausgerichtet. Wenn man das Gedicht liest, könnte man glauben, die Religionsanhänger streiten sich um Kaisers Bart, streiten sich deshalb, weil sie sich streiten wollen. Dass aber diesen Auseinandersetzungen handfeste politische Probleme zugrunde liegen, wird in dem Gedicht völlig übergangen.

Und dann gebe ich auch noch zu bedenken: Inwieweit trägt dieses Gedicht dazu bei, gegen Antisemitismus und Islamophobie aufzutreten? Meines Erachtens nach überhaupt nicht. Im Gegenteil, beides wird verstärkt.

Ich verstehe deinen Standpunkt, dass Religionen zum Frieden beitragen sollten, wie ja jede der genannten Religionen den Frieden als Kernaussage hat. Ich will jetzt nicht darauf eingehen, wer nun Schuld hat an den Kriegen, die im Namen einer Religion geführt werden, was sowieso Humbug ist, denn Kriege werden immer um Macht, Besitz, Einfluss, Materielles geführt. Die religiöse Ideologie dazu ist immer nur Begleitmusik, Mittel zum Zweck, um die Anhänger bei der Stange zu halten. Dass die sie todernst nehmen und bereit sind, für sie zu kämpfen und zu sterben, steht auf einem anderen Blatt. Zum Beispiel der 30-jährige Krieg in Mitteleuropa war ein Krieg um die Vormachtstellung des Hauses Habsburg gegenüber den deutschen Landesteilen bzw. Staaten, die sich um eigener Vorteile willen von Habsburg und damit dem Papst lösen wollten - obwohl er im Namen der katholischen oder protestantischen Religion geführt wurde.

Sowieso, viele religiöse oder auch nichtreligiöse Bewegungen der Gegenwart reagieren auf Entwicklungen in anderen Kulturkreisen, zum Beispiel ist der Islamismus entstanden als Reaktion auf die krisenhafte Entwicklung in den nördlichen Industriestaaten. Das mag für viele im ersten Moment nicht einsichtig sein, und erst, wenn man sich umfassend über diese Zusammenhänge informiert hat, wird das einem klar.

Man kann zu Religionen stehen, wie man will, sie haben Vor- und Nachteile.
Religionen verbinden Menschen, Religionen trennen sie aber auch. Ob man überhaupt eine Religion braucht, um leben zu können, ob man irrational an einen von Menschen geschaffenen allmächtigen Gott glaubt, ob es nicht viel besser ist, man bevorzugt die Rationalität des menschlichen Denkens und Handelns, darüber streiten sich die Gelehrten, und nicht nur sie. In Zeiten, in denen die menschliche Entwicklung Tendenzen zum Negativen aufweist,
hat gerade die Religiosität Konjunktur. Immer dann aber, wenn die Menschheit einen positiven Weg ihrer Entwicklung einschlägt, lässt auch die Religiosität nach. Das kann man jetzt sehr gut in Russland sehen, wo sogar eingefleischte Materialisten plötzlich fromm geworden sind und den Popen die Hände küssen. Abgesehen davon, ist man ja auch hierzulande bemüht, die Macht der beiden Staatskirchen auszuweiten und gegen den Trend der Kirchenaustritte vorzugehen.

Kurz, Desperado, ich kann nicht sagen, dass ich das ein gutes Gedicht finde. Du hast dir Mühe gegeben, da einiges zusammenzutragen, da warst du sehr fleißig, aber die Tendenz geht meiner Ansicht nach in die falsche Richtung, oder besser gesagt, in gar keine Richtung, sondern es ist ein allgemeines Wehklagen darüber, dass die Welt sich leider, leider in den Haaren liegt, und es könnte doch so schön sein, wenn sich alle Religionen vertragen würden.
Das aber, wie gesagt, ist eine sehr oberflächliche Betrachtungsweise, die gesellschaftliche Entwicklungen nicht berücksichtigt und die der Realität noch niemals standgehalten hat.

Nitribitto
Ex-Nitribitto ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.08.2012, 19:49   #13
männlich Desperado
 
Benutzerbild von Desperado
 
Dabei seit: 03/2012
Ort: Erde, Europa, Deutschland, Bayern
Beiträge: 1.747

Hallo Nitribitto,

danke Dir für Deinen sehr ausführlichen Kommentar.
Wollte man dem Gedicht das Gewicht geben, das Du ihm gibst, dann hättest Du in allem recht, dann wär's sogar tendenziell antisemiislamitisch, nur hatte es nie diesen Anspruch und soll es auch nicht haben.

Es geht genau genommen einzig und allein um das gemeinsame Scheitern am Gebot der Nächstenliebe, das sich ja eigentlich von der Gottesliebe ableiten sollte, das in diesen drei großen monotheistischen Schriftreligionen eine, wenn nicht die zentrale Verhaltensregel für den menschlichen Umgang miteinander darstellt- und von keiner bisher überzeugend vertreten wurde und wird.

Der Rest ist nur ein grober Bogen historischer Beispiele. Würden die jeweiligen Vertreter dieses gemeinsame Gebot wirklich leben, gäb's weder sogenannte Religions- noch sonstige Kriege, weil niemad mehr sie vor ihren ideologischen Karren spannen könnte.

Du hast weitaus mehr hineingelesen, als wirklich drin ist, aber das ist ja durchaus okay und spricht nur für Dich!

Lieben Gruß
Desperado
Desperado ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen für Den Gottestreitern




Sämtliche Gedichte, Geschichten und alle sonstigen Artikel unterliegen dem deutschen Urheberrecht.
Das von den Autoren konkludent eingeräumte Recht zur Veröffentlichung ist Poetry.de vorbehalten.
Veröffentlichungen jedweder Art bedürfen stets einer Genehmigung durch die jeweiligen Autoren.