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Liebe, Romantik und Leidenschaft Gedichte über Liebe, Herzschmerz, Sehnsucht und Leidenschaft.

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Alt 07.11.2007, 16:47   #1
männlich Ex Albatros
abgemeldet
 
Dabei seit: 12/2005
Beiträge: 1.227

Standard Eigenartig

Du meintest,
er sei ein Wolf
im Schafspelz.

Doch wenn er vorbeigeht,
drehst du dich
jedesmal nach ihm um,

und wenn er
mit den Augen winkt,
trottest du ihm
allzu bereitwillig nach.

Dabei hat er
sein Fell
nie abgestreift,

geschweige denn
dich
zu vernaschen versucht.
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Alt 07.11.2007, 17:20   #2
cute_fighter
 
Dabei seit: 02/2006
Beiträge: 1.123

ui. das zeigt gerade ein riesiges Stück von dem, über das ich nachdenke. Man merkt irgendwie, dass der andere sich gar nicht für einen interessiert und sobald da doch ein kleiner Funken Hoffnung ist, springt man gleich drauf an. Trotzdem war da wohl nie was. Man glaubt, den Wolf, das andere Gesicht, dahinter zu sehen und doch kennt man den anderen aus seiner Sicht gar nicht.

Das Bild vom "wolf im Schafspelz" ist irgendwie... ein wenig veraltet? zumindest wirkt es so auf mich. Wahrscheinlich weil es ein zu oft gehörtes Sprichwort ist. trotzdem liefertes mE nach einen interessanten Einstieg in das Gedicht.
Dass in der zweiten Strophe noch einmal das "schaf" aufgegriffen wird, widerstrebt sich mir irgendwie... ich musste den zweiten Vers drei mal lesen, bevor er sich klanglich ein wenig gefügt hat und ich mir Kommata um das Tierchen vorgestellt hab.
Ich weiß nicht, irgendwie würde ich hier das streichen, dass das lyr.Du metaphorisch ein Schaf darstellen soll. Unterstützt zwar die erste Strophe bildlich gesehen, wirkt aber auf mich irgendwie überflüssig...
Ein Mensch würde sich nicht unbedingt nach einem Schaf umdrehen , man stellt sich schon zwei Schafe oder eben Menschen vor...
Dafür gefällt mir die folgende Strophe wieder ziemlich gut. Das 'trotten' als Verb würde auch schon den Schafcharakter hervorholen. Ich überlege, ob das lyr.Du nicht vielleicht hinterher trotten sollte? Vielleicht zu einfach.
Das mit dem "wahren Gesicht" finde ich auch zu leicht formuliert irgendwie. Würde vlt eher auf die Schafsmaske eingehen und nicht so offensichtlich sagen, dass er dem lyr.Du "noch nicht einmal | sein wahres Gesicht [...]zeigt".

glg.
cute_fighter ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.11.2007, 20:24   #3
Jeanny
 
Dabei seit: 04/2007
Beiträge: 660

Standard RE: Eigenartig

Hallo Albatros,
ist es denn nicht vielleicht das, was vielen reicht?
Die übertünchte Wand...
Und mitunter braucht man sein geträumtes Glück um glauben zu können "glücklich" zu sein.
Deshalb? trabt so mancher den 2Wolf im Schafspelz" hinterher
und deshalb fallen irgendwann so viele Träume zusammen,
die es doch garnicht gab...
Naja, immer nur mein Gefühl zu dem Gedicht und ich lieg nicht
immer voll im Trend.
Und doch ist dieses Gedicht nach wie vor aktuell
und immer aktuell bleiben.
Wo ich diese Weisheit schon wieder her hab ?
Gern gelesen Jeanny
Jeanny ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.11.2007, 20:52   #4
el Fön
 
Dabei seit: 08/2006
Beiträge: 345

Standard RE: Eigenartig

da meint jemand einen wolf in einem schaf zu erkennen.

und merkt nicht, dass dieser wolf gar keiner ist, sondern ein schaf im schafspelz.

die gefahr geht doch eindeutig vom betrachtenden schaf aus.

der sogenannte wolf ist doch völlig teilnahmslos, er entsteht als "gefahr"doch nur im kopf des betrachters.

das schaf erträumt sich einen wolf, eine faszination. wenn du darauf hinauswolltest, habe ich es eigentlich gern gelesen. die angst vor der teilnahmslosigkeit des anderen?

sprachlich überzeugt es nicht wirklich, war sicherlich ein kurzer einfall.

mfg
el Fön ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.11.2007, 19:03   #5
männlich Ex Albatros
abgemeldet
 
Dabei seit: 12/2005
Beiträge: 1.227

Standard Hallo Ihr,

@cute fighter

Zitat:
Dass in der zweiten Strophe noch einmal das "schaf" aufgegriffen wird, widerstrebt sich mir irgendwie...
Habe ich entnommen, obwohl ich damit eigentlich die Sehensweise oder Meinung des lyrD über das lyrI demonstrieren wollte. Aber wahrscheinlich ist das unnötig.

Zitat:
Das mit dem "wahren Gesicht" finde ich auch zu leicht formuliert irgendwie.
Habe hier umformuliert:

Zitat:
Dabei hat er
sein Fell
nie abgestreift,
Hoffe, dass es dir so besser gefällt. Wenn nicht, melde dich nochmals.

Auf jeden Fall danke ich dir sehr für deine wie immer sehr konstruktiv empfundene Kritik.

P.S. Was heißt glg bei dir am Schluß?


@Jeanny

Zitat:
Und mitunter braucht man sein geträumtes Glück um glauben zu können "glücklich" zu sein.
Deshalb? trabt so mancher den 2Wolf im Schafspelz" hinterher
und deshalb fallen irgendwann so viele Träume zusammen,
die es doch garnicht gab...
Das habe ich genauso bei anderen auch schon erlebt. Nachgelaufen bis zur Selbstaufgabe und dann ein blaues Auge geholt, wenn's denn gereicht hat.

Zitat:
Und doch ist dieses Gedicht nach wie vor aktuell
und immer aktuell bleiben.
Solange es Männer und Frauen gibt.
Schön, dass es dir gefallen konnte.


@el Fön

Man kann es von zwei Seiten betrachten. Von der des lyrI's und der des lyrD's.

Zitat:
da meint jemand einen wolf in einem schaf zu erkennen.

und merkt nicht, dass dieser wolf gar keiner ist, sondern ein schaf im schafspelz.
Man sieht immer das im anderen, was man sehen will.

Zitat:
die gefahr geht doch eindeutig vom betrachtenden schaf aus.
Die Gefahr für sich selbst.

Zitat:
der sogenannte wolf ist doch völlig teilnahmslos, er entsteht als "gefahr"doch nur im kopf des betrachters.
Nun, ich würde sagen, er nützt die Situation zu seinen Gunsten aus, ohne selbst größeres Interesse am lyrD zu haben.

Zitat:
das schaf erträumt sich einen wolf, eine faszination. wenn du darauf hinauswolltest, habe ich es eigentlich gern gelesen. die angst vor der teilnahmslosigkeit des anderen?
Das war eine der Intentionen. Aber selbst wenn es eine andere gewesen wäre, hätte es doch dennoch gefallen können. Du bist nicht von der Meinung des Schreibers abhängig.

Zitat:
sprachlich überzeugt es nicht wirklich, war sicherlich ein kurzer einfall.
Hier hätte ich gerne Verbesserungsvorschläge. Habe hin und her sinniert und bin nicht darauf gekommen, wo ich hier eleganter formulieren könnte.

Euch Dreien wie immer besten Dank für Euer Interesse.

LG Albatros
Ex Albatros ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.11.2007, 19:12   #6
Rod Wima
Gast
 
Beiträge: n/a

Standard RE: Eigenartig

Ein tolles Gedicht, was mir echt riesig gefällt.
So wie es sich liest, könnt man fast meinen,
dass das Schaf im tiefsten Inneren ein Wolf
ist und sich aber das Wolfsfell nicht überziehen
kann, da dies zu einfach wäre. "Auch egal,
weis jetzt nicht einmal mehr ob dies überhaupt
noch so rüber kommt, wie ich es gemeint habe"
Auf jeden Fall, sehr gern gelesen, ist mein vorläufiger
Favorit für das November-Gedicht.

Gruß, dendelma
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Alt 08.11.2007, 19:29   #7
Sateb Deis Rhi
gesperrt
 
Dabei seit: 12/2006
Beiträge: 327

Standard RE: Eigenartig

Zitat:
Original von dendelma
Ein tolles Gedicht, was mir echt riesig gefällt.
So wie es sich liest, könnt man fast meinen,
dass das Schaf im tiefsten Inneren ein Wolf
ist und sich aber das Wolfsfell nicht überziehen
kann, da dies zu einfach wäre. "Auch egal,
weis jetzt nicht einmal mehr ob dies überhaupt
noch so rüber kommt, wie ich es gemeint habe"
Auf jeden Fall, sehr gern gelesen, ist mein vorläufiger
Favorit für das November-Gedicht.

Gruß, dendelma
Dein Beitrag erinnerte mich gerade an die Wolfsszene im "Demian" von Hermann Hesse. Die philosophischen Überlegungen, die der Text "Eigenartig" bietet und hervorruft sind interessant, insbesondere El Föns diesbezüglicher Kommentar bringt es auf den Punkt, aber ästhetisch, da schließe ich mich diesem an, mag das Gedicht nicht auf mich zu wirken. Die Sprache ist für einen so hochsensiblen Komplex einfach zu ein wenig zu simpel. Natürlich drückt genau diese stilistische Einfachheit die "Gefahr" aus, bietet mir persönlich aber nicht genug konstruktiven, künstlerischen Impetus des Schreibers. Da es aber ein Liebesgedicht ist (?), oder sein könnte, werde ich wohl noch mal suchen!
Als psychologisch/soziologische Aufgabenstellung aber wie gesagt ganz nett.
Sateb Deis Rhi ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.11.2007, 14:21   #8
el Fön
 
Dabei seit: 08/2006
Beiträge: 345

Standard RE: Hallo Ihr,

Zitat:
Original von Albatros
Zitat:
die gefahr geht doch eindeutig vom betrachtenden schaf aus.
Die Gefahr für sich selbst.
für den sog. wolf auch.

Zitat:
Original von Albatros
Nun, ich würde sagen, er nützt die Situation zu seinen Gunsten aus, ohne selbst größeres Interesse am lyrD zu haben.
dem stimme ich nicht zu, das geht aus deinem text nicht hervor. da steht zwar "mit den augen winken", jedoch wird dies durch das "du meintest" eher in den bereich der illusionen geschoben und wirkt eher wie ein blinzeln, welches vom schaf misgedeutet wird. zudem geht der wolf nur vorbei und man vermutet eher einen freundlich gemeinten gruß vom wolf .

Zitat:
Original von Albatros
Das war eine der Intentionen. Aber selbst wenn es eine andere gewesen wäre, hätte es doch dennoch gefallen können. Du bist nicht von der Meinung des Schreibers abhängig.
auch hier kann ich nicht zustimmen. die andere lesemöglichkeit wäre nicht schlüssig genug (siehe oben) und wäre somit eher unvermögen. außerdem muß ich gestehen, wirkt der text, als hätte der author meine intentionen nicht berücksichtigt, somit wäre dies ein zufallsprodukt. das ist bei bildlastigen texten sicherlich erwünscht, aber nicht bei diesem werk.

Zitat:
Original von Albatros
Hier hätte ich gerne Verbesserungsvorschläge. Habe hin und her sinniert und bin nicht darauf gekommen, wo ich hier eleganter formulieren könnte.
mh, da fällt mir leider auch nichts ein. die einfache sprache ist hier sicherlich angebracht, aber bietet auch wenig veränderungsmöglichkeiten. du bietest eine szene ohne atmosphäre.
vielleicht wenn du die szene an einen bestimmten ort legen würdest?

mfg
el Fön ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.11.2007, 14:45   #9
männlich Ex Albatros
abgemeldet
 
Dabei seit: 12/2005
Beiträge: 1.227

Standard RE: Eigenartig

Hallo,

@dendelma

Schön, dass du dich so dafür erwärmen konntest. Manchmal ist es auch die eigene Eitelkeit, die einem sich in die falsche Richtung verrennen lässt.

@Sateb Deis Rhi

Zitat:
Natürlich drückt genau diese stilistische Einfachheit die "Gefahr" aus, bietet mir persönlich aber nicht genug konstruktiven, künstlerischen Impetus des Schreibers.
Es ist für mich eine Art Glaubensüberzeugung, einfache schnörkellose Sprache zu wählen, da sie eine Situation für den Leser am ungefärbtesten darstellt und er somit seinen eigenen Zugang zum Text finden kann. Dass dies nicht nach jedermanns Geschmack ist und der Text dadurch vielleicht nicht den Spielraum bietet, den du dir erhofftest, daran kann ich nichts ändern.

@el Fön

Da habe ich dich wohl missverstanden.

Allerdings liegt es immer beim Betrachter selbst, was er aus einer Aussage herausliest. Du beurteilst den Text anders, wie ich oder ein anderer. Selbstverständlich war meine Intention, dass das lyrD einen sicheren Hafen im lyrI besitzt, diese Sicherheit aber für etwas vages aufzugeben bereit wäre, aus Gründen, die sich der Leser selbst nach seinem Gusto herauslesen kann.

Tut mir leid, wenn ich hier zunächst Verwirrung gestiftet habe.


Euch Dreien wie immer lieben Dank für Euer Interesse.

LG Albatros
Ex Albatros ist offline   Mit Zitat antworten
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