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Alt 31.10.2014, 00:47   #1
männlich Thodd
 
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Ort: Landkreis Cuxhaven, Halbtags in Mittelerde
Alter: 26
Beiträge: 61


Standard John-Boy

Johnny schmeckt Blut.
Mein Kopf! Was ist passiert zum Teufel?
Langsam wird seine Sicht wieder klar, seine Augen gewöhnen sich an das dämmerige Licht. Seine Hände und Füße sind an einen alten Holzstuhl gefesselt, mit einem dreckigen Seil, welches ziemlich fies einschneidet. Nachdem er ein paar mal vergeblich versucht, die Fesseln zu lockern, mustert er seine Umgebung.
Eine Lagerhalle, ziemlich klein, baufälliges Gemäuer, Fischgestank, nichts besonderes. Hier und da ein Haken, der von der Decke hängt. Die wenigen Fenster zum Großteil verriegelt, zum hindurchsehen sowieso zu hoch.
"Guten Morgen John-Boy!"
Scheiße, Tempton!
"Du hast anscheinend nicht sauber gearbeitet. Was für eine Schande, da war ich endlich kurz davor, Tiffany 'rumzukriegen, da ruft der Boss an. "Was gibt's?", frag ich.
"Schwing deinen Arsch hoch, Billy, wir haben die Ratte gefunden.", sagt er.
Bin dann natürlich sofort los, schade um das liebe Mädchen, Highschoolschnitten sind die besten, musst du wissen. Aber da musste ich Prioritäten setzen. Mein lieber alter Freund, mein lang vermisster Bruder, mein dreckiges Stück Abschaum, mein verdammter Nagel zu meinem Sarg!"
Tempton wird immer lauter, während seine Wut immer größer wird. Zu guter Letzt macht er sich Luft, indem er Johnny zwei Zähne herausschlägt.

Das wirst du bereuen, du kleines Mafiosi-Bückstück! Jetzt muss ich aber erst einmal Zeit schinden.
Der Schmerz ist beinahe unerträglich, aber Johnny lässt sich nichts anmerken.
"Nun Billy, was hast du nun mit mir vor? Sollst du mich umlegen oder willst du auf den Boss warten, damit dir nicht aus Versehen ein Fingernagel abbricht?"
"Rede nur, du Hund! Der Boss ist in ein paar Stunden hier, und er will dich lebend. Lebend hat er gesagt, aber nicht, in welcher Verfassung. Warte kurz und staune dann." Lachend verlässt Tempton den durch alte, verdreckte Trennwände abgetrennten Bereich der Lagerhalle. Geräusche von Metall und Plastik sind zu hören.
Alles klar, Johnny, denk nach. Du bist nicht das erste Mal in einer solchen Situation. Du musst diese Fesseln loswerden, solange der Mistkerl noch weg ist. Das Messer! Hat er dich durchsucht?
Seine Hände gleiten - soweit es geht- zu seinem Hosenbund, und tatsächlich, da ist sein kleines Messer. Billy mag zwar ein eiskalter Killer und ein Experte auf dem Gebiet der Folter sein, aber er ist ein Vollidiot mit einem Gedächtnis wie ein Sieb.

Tempton blickt sich noch einmal um. Hat er alles aufgeladen? Neben ihm steht ein Wagen aus Aluminium, voll beladen mit netten Geräten, einer Rohrzange zum Beispiel und einigen Startkabeln. Insgesamt eine magere Auswahl, angesichts der Umstände und des Zeitdrucks aber in Ordnung.
Er greift noch schnell in die Innentasche seines schwarzen Jacketts, holt eine Lucky Strike ohne Filter aus seiner Metalldose und zündet sie mit seinem ganzen Stolz, einem goldenen Zippo, an, bevor er den Wagen mit einem Lächeln auf den Lippen zurück zu Johnny schiebt.
"So Kleiner, womit wollen wir denn anfangen? Hättest du lieber eine Zange im Sack oder ein Messer unterm Zehnagel?", fragt er mit einem hämischen Grinsen.
"Du musst doch am besten wissen, wie du gerne versagst, Süße.", stichelt Johnny ihn an.
Das geht zu weit, so etwas kann er sich nicht bieten lassen. Nein, nicht mit William "Billy" Tempton.
"So, du willst es also auf die ganz harte Tour, du Wurm? Mal sehen, wie dir das hier gefällt!"
Er geht rasch auf Johnny zu, mit der Absicht, ihm die Zigarette im rechten Auge auszudrücken. Doch genau das ist es, worauf Johnny nur gewartet hat.

Er lässt Tempton nur nahe genug herankommen, da springt er auf, sodass endlich sichtbar wird, dass die Fesseln schon lange durchtrennt sind. Ein gut platziertes Knie und schon ist der überraschte Billy im Begriff zusammenzusacken, nur um von Johnny abgefangen zu werden un eine Kopfnuss zu bekommen. Den inzwischen außer Gefecht gesetzten Tempton setzt er auf dem Stuhl ab.
So du kleiner Pisser, gucken wir mal, was du dabei hast.

Er findet eine 9mm und einen Schlüsselbund in der rechten und eine Schachtel Lucky Strike ohne Filter sowie ein goldenes Zippo in der linken Innentasche. Wie soll er den großen Billy nur effektiv beseitigen, wo er doch endlich die Chance dazu hat? Gerade als er sich diese Frage stellt, fällt sein Blick auf einen großen, roten Benzinkanister, an dem auf der Vorderseite ein großer, schwarzer Ölfleck die Farbe verdeckt. Diesen nimmt er nun und übergießt den bewusstlosen Mafiosi, bevor er den Kanister in die Ecke donnert. Gerade als er Billys glühenden Zigarettenstummel vom Boden aufhebt, erwacht dieser mit einem Prusten.
"Scheiße Johnny, was hast du vor? Das war doch nichts persönliches, ich kann dir hier heraushelfen, wenn du-"
In diesem Moment schnippst die Ratte den Stummel auf Tempton, der seinen Satz nie zu Ende bringen konnte, denn in dem Moment geht er in Flammen auf.
Was für ein Vollidiot.

Johnny blickt sich um. In der Halle gibt es nur eine einzige Tür. Auf diese geht er nun zu und öffnet sie mit einem gezielten Tritt, wobei er das Schloss zerbricht. Helles Tageslicht fällt in die Halle und er geht hinaus. Direkt vor dem Eingang steht ein schwarzer 1970er Dodge Challenger.
Den Wagen wird er wohl nicht mehr brauchen.
Johnny sucht an dem Bund, bis er den Autoschlüssel gefunden hat und schließt auf. Er fährt ein Stück weit die Straße entlang, bis er eine große Einfahrt sieht, in der er sich so hinstellt, dass er von der Straße aus nicht direkt gesehen werden kann.
Nun wird gewartet.
Etwa eine Stunde wartet er, da fährt ein schwarzer Van die Straße entlang, in Richtung Lagerhaus. Der Boss.
Sobald der Van außer Hör- und Sichtweite ist, fährt Johnny wieder auf die Straße und entfernt sich weiter vom Lagerhaus.
Schade, dass ich keine Bombe mit Fernzünder hab oder so etwas, dann wäre das Arschloch direkt dran.
Aber auch so ist es ein perfekter Tag. Ein toter Mafiosi, ein neuer Dodge, eine Lucky Strike ohne Filter im rechten Mundwinkel und Gott sei Dank ein paar Dosen Bier auf dem Beifahrersitz.
Johnny "John-Boy" Benton ist ein Typ, mit dem man sich nicht anlegt. Er ist ein Outlaw. Er ist am Leben.
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Stichworte
action, gangster, mafia



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