Poetry.de - das Gedichte-Forum
 kostenlos registrieren Letzte Beiträge

Zurück   Poetry.de > Gedichte-Forum > Düstere Welten und Abgründiges

Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken.

Antwort
 
Themen-Optionen Thema durchsuchen
Alt 18.09.2012, 00:10   #1
männlich Finrael
 
Dabei seit: 09/2012
Ort: Osthessen
Alter: 32
Beiträge: 4

Standard Voll Einsamkeit erblüht das Licht

Voll Einsamkeit erblüht das Licht
Der dämmernd' Funzel traurig' Klang
Trübt die Gefühle wie die Sicht
Den leeren Hall verinnerlicht:
Die Melodie, die niemand sang

An sie gebunden scheint mein Glück
Die tiefen Töne wie die hoh'n
Flieh'n mein Gedächtnis, Stück für Stück
Das Licht verwelkt, es bleibt zurück
Die Einsamkeit, ganz ohne Ton

Und selbst die Einsamkeit weint mit
Finrael ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 18.09.2012, 00:14   #2
weiblich C.Alvarez
 
Benutzerbild von C.Alvarez
 
Dabei seit: 07/2006
Ort: Mauritius, stella clavisque maris indici
Beiträge: 4.889

Hallo Finrael,

erstmal Herzlich Willkommen hier.
Dein Text wäre viel besser, wenn du wüsstest, wo ein Apostroph hinkommt und wo nicht.
So machen diese kleinen, aber wiederholten Fehler den Text kaputt.

Sei nicht böse, ist aber so.

Freundliche Grüsse

CDP
C.Alvarez ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.09.2012, 10:56   #3
männlich Finrael
 
Dabei seit: 09/2012
Ort: Osthessen
Alter: 32
Beiträge: 4

Welche sind denn deiner Meinung nach falsch?
Finrael ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.09.2012, 12:51   #4
weiblich Poetibus
 
Benutzerbild von Poetibus
 
Dabei seit: 09/2012
Ort: Einfach geradeaus und dann links abbiegen.
Alter: 56
Beiträge: 562

Hallo, Finrael,

ebenfalls ein Willkommen von mir (auch wenn ich selbst erst ein paar Tage hier bin).

Zunächst: Der Inhalt, d. h. die Aussage deines Gedichts ist sehr schön. Allerdings muss ich Corazon de Piedra teilweise zustimmen, denn im Grunde genommen sind einige Apostrophe "falsch" (wobei ich eher sagen würde überflüssig), denn nach den heutigen Regeln wird ein Apostroph am Wortende nur noch angewendet, wenn das Pronomen es ausgelassen wird. Zum Beispiel: wird's anstelle von wird es oder gibt's anstelle von gibt es. Oder im Wortinneren, wenn ein unbetonter Vokal ausgelassen wird: Ew'ge anstatt von ewige, auch als Beispiel.

Das sähe dann so aus:

Voll Einsamkeit erblüht das Licht
Der dämmernd Funzel traurig Klang
Trübt die Gefühle wie die Sicht
Den leeren Hall verinnerlicht:
Die Melodie, die niemand sang

An sie gebunden scheint mein Glück
Die tiefen Töne wie die hoh'n
Flieh'n mein Gedächtnis, Stück für Stück
Das Licht verwelkt, es bleibt zurück
Die Einsamkeit, ganz ohne Ton

Und selbst die Einsamkeit weint mit


Ich meine es ebenfalls nicht böse, ich gebe nur Informationen bzw. Ratschläge. An zwei Stellen (oder genauer, Versanfängen) müsste ich eigentlich mit einem daktylischen Versfuß "starten":

Trübt die Gefühle wie die Sicht - u u - u - u -

Flieh'n mein Gedächtnis, Stück für Stück -(u) u(-) u - u - u -

Trüben und fliehen sind Verben, und daher, betonungsbezogen, "gewichtiger" als der Artikel die - wobei es sich beim zweiten Vers um einen, sagen wir, "Grenzfall" handelt. Verb contra Pronomen (langer Vokal/Diphtong).

Als ich mit dem Schreiben von Gedichten begann, waren meine Machwerke (die ich heute nicht anders bezeichnen kann ), im wahrsten Sinne des Wortes, fürchterlich "verapostropht" (nennen wir diese Wortkreation todesmutig einen Neologismus). Und ich war in völliger Unkenntnis irgendeiner Sachlage der Ansicht, dass a) Apostrophe, b) Wortverkürzungen (Elisionen) und c) Satzverdrehungen zu einem Gedicht unbedingt dazugehören. *Hust*
In dieser Hinsicht mache ich dir also gerne ein Kompliment.

Das lag daran, dass ich Goethe, Schiller und andere "Klassiker" las - und sowohl die völlig anderen Regeln als auch den damaligen Sprachgebrauch kurzerhand in unsere heutige Zeit übertrug. Was zu den Zeiten Walthers von der Vogelweide richtig/regelgerecht oder üblich war, traf in Goethes Zeiten nicht mehr zu (er schrieb ja auch nicht so). Und was in Goethes Zeiten üblich war, trifft heute nicht mehr zu. Nachdem mir das klar wurde, begann ich ernsthaft zu arbeiten.

Heute verwende ich Elisionen in ernsten Werken nur, wenn ich nach langem Hin und Her (Aussage des Verses/Formulierung gegen Elision) zu der Ansicht gelange, dass ich muss, weil mir die Aussage wichtiger ist oder ich die Formulierung unbedingt beibehalten möchte. Aber selbst dann knirsche ich mit den Zähnen ... und am Wortende bringe ich es wirklich nicht über mich, dann schreibe ich, wenn es sein muss, auch eine ganze Strophe um. Wobei es Ausnahmen gibt, was Gedichte betrifft, die in Richtung Umgangssprache gehen, denn im alltäglichen Sprachgebrauch verwenden wir sie ja ständig. Es kommt also auch auf die Gesamtsprache des Gedichts an.

Apostrophe eignen sich allerdings (wobei das nur meine persönliche Meinung und keine Regel ist!) sehr gut für ein lustiges Gedicht, da sie heute eben ganz anders - manchmal auch unfreiwillig komisch, da unüblich - wirken.

Jambische Verse können den Autor, was die Abwechslung seitens der Versanfänge betrifft, manchmal vor ein Problem stellen. Die deutsche Sprache ist von ihrer Natur her trochäisch - und das lässt schon einmal alle zweisilbigen Worte wegfallen, Worte mit Vorsilben ausgenommen.

Ich las häufig in Lyrikforen, dass geschrieben wird: Aber die "Großen" haben das auch gemacht. Stimmt. Allerdings, wenn, dann sehr selten - und es gilt auch zu beachten, ob es sich um ein langes oder kurzes Gedicht handelt. In einem langen Gedicht fällt ein "grenzwertiger Versbeginn" (nur als Beispiel) kaum auf. Der Leser ist im Rhythmus "drin", und betont "ganz automatisch" entsprechend. In einem kurzen Gedicht dagegen kann es ihn aus dem (Lese)Rhythmus bringen.

Aus (meiner) bisherigen Erfahrung heraus: Üben - und lesen, was das Zeug hält (nicht nur Gedichte). Denn je größer der Wortschatz und je größer die Übung, desto mehr Möglichkeiten eröffnen sich.

Wobei ich, was die Versanfänge betrifft, diese auch in lustigen Gedichten absichtlich einsetze, wenn es "paßt". Oder in ernsten Werken ganz bewusst, um einen bestimmten Effekt zu erzielen - aber in diesem Fall nur an einzelnen Stellen.

Um das unbedingt festzuhalten: Natürlich mache ich Fehler und übersehe auch Stellen in meinen Gedichten - mehr, als mir lieb ist. Niemand ist perfekt. Das ist mit ein Grund, warum ich poste - vier Augen sehen nun einmal mehr als zwei, und ich hoffe immer auf Kommentare, die mich auf Schwächen oder Fehler aufmerksam machen.

Inhaltlich gefällt mir dein Gedicht, wie ich schon schrieb. Das ist wieder eine persönliche Ansicht: Ich habe kein Problem damit, meine Fantasie zu nutzen. Daher finde ich den "Klang" einer "Funzel" (hier entschuldige bitte, aber dieses Wort würde ich ersetzen, es passt überhaupt nicht zur übrigen Sprache des Gedichts) zu hören oder ein Licht verwelken zu lassen. Bei mir gibt es schon mal so etwas wie "helle Schatten".

Selbstverständlich darfst du ganz anderer Ansicht sein, ich gebe nur Hinweise. Ob du etwas davon für dich "herausziehen" möchtest oder nicht, bleibt dir überlassen. Generell ist ein Kommentar von mir keine Kritik im eigentlichen Sinne, daher hoffe ich, du verstehst diesen hier nicht falsch.

Gerne gelesen.

Freundlichen Gruß,

Poetibus
Poetibus ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.09.2012, 13:47   #5
weiblich Ilka-Maria
Forumsleitung
 
Benutzerbild von Ilka-Maria
 
Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City
Beiträge: 31.140

Zunächst: Willkommen im Forum!

Im ersten Anlauf - also von Klang und Rhythmus her - liest sich Dein Gedicht flott und leicht. Zum technischen Teil ist bereits ausreichend Stellung genommen worden, damit will ich mich nicht aufhalten.

Mein Meckerer bezieht sich auf das Bild am Anfang, das mir Störgefühle verursacht:

Zitat:
Voll Einsamkeit erblüht das Licht
Der dämmernd' Funzel traurig' Klang
Trübt die Gefühle wie die Sicht
Den leeren Hall verinnerlicht:
Die Melodie, die niemand sang
Insgesamt entsteht beim Lesen des Gedichts der Eindruck, es handele sich um nur ein Licht. Deshalb ist mir nicht verständlich, weshalb im ersten Vers das "Licht erblüht", im zweiten Vers aber von einer "dämmernd' Funzel" die Rede ist. Das ist ein Widerspruch, es sei denn, es handele sich um zwei verschiedene Lichtquellen.

Die "dämmernd' Funzel" ist zudem eine Doppelung, denn eine Funzel beinhaltet bereits ein schwaches Licht. Das "dämmernd" ist somit überflüssig. Auch klingt "Funzel" nicht poetisch, es ist Alltragssprache. Hier wären Wörter wie "Lampe", "Laterne", "Kerze", "Sonne" usw. angebracht. Weshalb nicht z.B. "der stillen Flamme traurig' Klang ..."?

Der Doppelpunkt hinter dem dritten Vers gehört gestrichen, er schafft eine unnötige Zäsur.

Dabei will ich es belassen, weil das die Punkte sind, die mich beim ersten Lesen gestört hatten, und weil mir das Gedicht inhaltlich stimmig erscheint.

Besten Gruß
Ilka
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.09.2012, 13:43   #6
männlich Finrael
 
Dabei seit: 09/2012
Ort: Osthessen
Alter: 32
Beiträge: 4

Zum einen: Vielen Dank für die letzten Beiden hilfreichen Kommentare. Schön, wenn man auch qualifiziertes Feedback erhält. Dafür habe ich das Gedicht ja hier eingestellt. Vor allem für die Erläuterung der korrekten Apostrophierung und des Versbeginns.

Zweitens: Das Wort Funzel (verstärkt durch "dämmernd", was also gewollt gedoppelt ist) verdeutlicht in diesem Zusammenhang für mich deutlicher als jedes andere die Schwäche und Brüchigkeit des Lichts. Ein anderes Wort wie dieses gibt es in der deutschen Sprache meines Wissens nach nicht und deshalb habe ich mich für Funzel entschieden obwohl es eher umgangssprachlich ist.

Drittens: Die Hoffnung, die das erblühende Licht gibt soll im zweiten Satz ins Gegenteil verkehrt werden. Das ist anscheinend nicht so deutlich geworden. Zunächst bringt der Schein Licht (und damit Hoffnung) ins Dunkel aber man bemerkt schnell, dass er äußerst brüchig und schwach ist.

Viertens: Der Doppelpunkt stört tatsächlich, das war mir bisher noch nicht aufgefallen, also danke dafür.
Finrael ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen für Voll Einsamkeit erblüht das Licht



Ähnliche Themen
Thema Autor Forum Antworten Letzter Beitrag
Voll Wert Kost marlenja Kolumnen, Briefe und Tageseinträge 2 04.04.2012 14:55
Alles voll Sinn InRotenTränen Sprüche und Kurzgedanken 1 12.02.2012 16:41
Voll-endet Ex-Peace Sprüche und Kurzgedanken 7 18.01.2012 16:58
Abgeordneten Klo`s voll mit Drogenspuren Rollce Düstere Welten und Abgründiges 3 18.11.2009 19:01
(Un)voll - endet susan86 Gefühlte Momente und Emotionen 0 09.11.2009 22:30


Sämtliche Gedichte, Geschichten und alle sonstigen Artikel unterliegen dem deutschen Urheberrecht.
Das von den Autoren konkludent eingeräumte Recht zur Veröffentlichung ist Poetry.de vorbehalten.
Veröffentlichungen jedweder Art bedürfen stets einer Genehmigung durch die jeweiligen Autoren.