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Sonstiges Gedichte und Experimentelles Diverse Gedichte mit unklarem Thema sowie Experimentelles.

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Alt 19.12.2007, 17:17   #1
männlich Ex Albatros
abgemeldet
 
Dabei seit: 12/2005
Beiträge: 1.227

Standard bahnfahrn

Früher boten Jugendliche
Erwachsenen ihren Sitzplatz
in der Bahn an.

Heute steht höchstens einmal
ein Erwachsener auf,
um einem Älteren Platz zu machen.

Morgen werden sich
Greise erheben,
wenn ein Toter den Zug betritt.
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Alt 19.12.2007, 20:07   #2
mabel
 
Dabei seit: 04/2006
Beiträge: 93

Standard RE: bahnfahrn

So ein Scheiss. Es gibt verdammt viele sehr, sehr liebenswürdige, höfliche junge Leute, die Respekt vor Älteren haben. Immer werden sie schlecht gemacht und jeder gutgemeinte Versuch wird abgewürgt. Im Gegenteil. Oft kann man beobachten, wie die Älteren zu motzen haben, wenn Kinder, oder Jugendliche Plätze anbieten. Es geht nicht schnell genug, nicht perfekt genug. Also wirklich, wie kann man in solchen Klischees denken. Also in meinem Bus würdest du bestenfalls auf dem hinteren Trittbrett mitfahren dürfen.- WERTSCHÄTZUNG ist das Zauberwort, was viele junge Menschen stärken und begleiten sollte, um ihnen ihre Träume und ihre Zukunft nicht zu verstellen mit solchem reaktionären Scheiss. Ich könnte heulen. WIESO hört das nie auf? Beim nächsten, der dir einen Platz anbietet, wirst du dich entschuldigen, hörst du!
mabel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.12.2007, 20:23   #3
Elve
Gast
 
Beiträge: n/a

Ich finde die Aussage spiegelt jediglich ein Vorurteil wider. Die allgemeine Ansicht, dass Jugendliche es nicht für nötig halten, anderen Menschen ein vernünftiges Verhalten entgegen zu bringen, in deinem Gedicht an dem Beispiel mit der Straßenbahn gezeigt, wo kein Jugendlicher bereit ist seinen Platz einer älteren Person zu überlassen.
Für mich ist der Inhalt daher zu klischeehaft. Mag sein, dass Jugendliche insgesamt eine Verhaltensweise, die nicht optimal ist und nicht den gesellschaftlichen Wünschen entspricht, vorzeigt, trotzdem sollte man diese Thematik nichz zu sehr verallgemeinern.
Formal gesehen finde ich das Gedicht in Ordnung.
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Alt 19.12.2007, 20:36   #4
Joana
 
Dabei seit: 07/2006
Beiträge: 424

-
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Alt 19.12.2007, 23:21   #5
männlich Ex Albatros
abgemeldet
 
Dabei seit: 12/2005
Beiträge: 1.227

Standard Hi Ihr Dreie,

@mabel

Zitat:
So ein Scheiss.
Das ist genau das, was ich als Kritik unter der Gürtellinie ansehe. Ich würde dir gegenüber aufgrund meiner Erziehung eine derartige Formulierung nicht benützen, auch wenn es nachher wieder heißt, damit ist nur der Text gemeint. Das nur soweit. Also wenn du mir nächstesmal eine Kritik schreibst, dann ohne solche Kraftausdrücke oder lass es lieber.

Sei mir böse oder nicht, wenn ich daher auf deinen polemischen Beitrag nicht weiter eingehe.

@Elve

Zitat:
Für mich ist der Inhalt daher zu klischeehaft. Mag sein, dass Jugendliche insgesamt eine Verhaltensweise, die nicht optimal ist und nicht den gesellschaftlichen Wünschen entspricht, vorzeigt, trotzdem sollte man diese Thematik nichz zu sehr verallgemeinern.
Ich fahre jeden Tag mit dem Zug zur Arbeit und habe es in den 17 Jahren, in denen ich nun fahre, noch nie erlebt, dass ein Jugendliches einem älteren Menschen einen Platz anbot, obwohl sehr viel jüngere Menschen mit diesem Zug fahren. Ich bin trotzdem bereit, über deinen Einwurf der Klischeehaftigkeit meiner Aussage nachzudenken und danke dir dafür.

@Joana

Zitat:
so engstirnig, nicht in der lage, differenziert zu denken und früher-war-alles-besser-mäßig wie der sprecher in deinem gedicht.
Ich habe leider andere Erfahrungen gemacht (siehe Antwort an Elve).

Der Text behandelt eigentlich 2 Ebenen, wobei dir wohl nur die Vordergründige auffiel. Es geht auch um den Generationenkonflikt und das Leben als Zugfahrt, was zugegebenermaßen keine Novität darstellt.
Wie dem auch sei, wüßte ich nicht, wie ich die Problematik deutlicher darstellen könnte. Es ging mir hier auch nicht um eine verschleierte Darstellung oder darum, dem Leser eine Denksportaufgabe zu unterbreiten, sondern mehr darum, die Thematik vielleicht im Stile Fried's darzustellen. Von dem her bringen mir deine Einwürfe nicht wirklich was.

Mag sein, dass es etwas zu klischeehaft klingt, aber auch Klischee kann Wirklichkeit widerspiegeln.

LG Albatros
Ex Albatros ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.12.2007, 14:22   #6
mabel
 
Dabei seit: 04/2006
Beiträge: 93

Standard RE: Hi Ihr Dreie,

Werter Albatros,
je ne regrette rien...

du vergleichst an anderer Stelle die Ablehnung Deines Werkes damit, wie es wäre, wenn man Dir sagen würde, Dein selbstverdientes, neues Auto sei eine Schrottkarre. Das allein sagt ja schon genug aus. Weißt Du, mit dem neuen Auto hat sich wenigstens der Hersteller etwas Mühe gemacht. Wenn Du nur ein wenig jener Mühe auf das Verständnis, oder zumindest die Auseinandersetzung mit jungen Menschen aufgewendet hättest, wäre mein Kommentar zu Deinem Gedicht sicher nicht so miserabel ausgefallen. So wie Du, sollte man nicht mit anderen Generationen umgehen. Wenn man das dann noch Lyrik nennt, dann ist es - tut mir leid - doch wirklich Mist. Das sag ich Dir, wannimmer Du es hören willst. Da läuft doch bei Dir etwas schief, nicht bei den Kritikern. Außerdem, wenn man so ein dickes Fell hat, dass man solche Behauptungen aufstellen kann, wie Du es über die Jugend tust, dann tut plötzlich die Kritik weh?

In Zukunft werde ich nichts mehr von Dir lesen. Gestrichen.

Mabel
mabel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.12.2007, 14:44   #7
männlich Ex Albatros
abgemeldet
 
Dabei seit: 12/2005
Beiträge: 1.227

Jetzt bin ich zutiefst getroffen. 8o

Albatros
Ex Albatros ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.12.2007, 16:34   #8
Tamiflu
 
Dabei seit: 02/2007
Beiträge: 129

Ich kann nicht wissen, wie Albatros' Intention ausschaut. Zuvorderst lese ich auch Klischeebilder. Doch weshalb sollte man nicht mit Klischeebildern spielen dürfen, wenn sich mir als Leser dadurch verschiedene Gedankenwelten erschließen. Das sind dann wiederum natürlich meine Gedankenbilder.
Das ganze läuft für mich gedanklich jenseits aller Bigotterie vom guten Verhalten und dem vermeintlichen Anspruch älterer Fahrgäste auf einen Sitzplatz.

Vielmehr lese ich die Erwartungshaltung einer Generation gegenüber der nachfolgenden. Die Nachfolgenden werden weniger und sind in der Zukunft kaum in der Lage, die an sie gestellten Erwartungen zu erfüllen.

Ich glaube kaum, dass sich aus diesem Gedicht eine Sehnsucht nach Vor-68er-Zuständen lesen lässt.


lg tamiflu
Tamiflu ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.12.2007, 16:46   #9
Lyrika
 
Dabei seit: 06/2007
Beiträge: 247

Zitat:
Früher boten Kinder und Jugendliche
Erwachsenen unaufgefordert
ihren Sitzplatz in der Straßenbahn an.

Heute steht höchstens einmal
ein Erwachsener auf,
um einem Älteren Platz zu machen.

Morgen werden
die Greise aufstehen,
wenn ein Toter den Zug betritt.


Mir gefällt dieses Gedicht.

Zunächst sei gesagt, dass es ja wohl klar ist, dass das ganze hier absichtlich übertrieben und verallgemeinernd dargestellt wird.

Natürlich gibt es Einzelfälle wo es nicht so ist und natürlich sollte man nicht pauschalisieren doch dieses auf die Goldwaage legen ist hier nicht nötig...wenn man hier ankommt mit "Ja aber es gibt auch höfliche Jugendliche" dann hat diese Person wohl die Aussage dieses Gedichtes nicht verstehen können/wollen.
Dieses hier ist ein Gedicht, das einfach einen Prozess widerspiegelt undzwar auf übertriebene Weise.

Es zeigt wie Werte langsam verfallen und vergessen werden, sodass nur noch ältere Generationen sie kennen. Das lässt sich auf diverse Beispiele übertragen.
Natürlich kann man das Gedicht auch so lesen, dass das ganze eine Kriktik an solche Leute ist, die eben vehement auf ihre Werte beharren und dabei übertreiben und unwahrscheinliche Vergleiche anführen "Ja, bald müssen wir Alten aufstehen wenn ein Toter kommt".

Ich finde beide Sichtweisen regen zum Nachdenken an und sind legitim.

Höchstens würde ich den Anfang etwas kürzer machen

"Früher boten Kinder und Jugendliche
Erwachsenen unaufgefordert
ihren Sitzplatz in der Straßenbahn an."

Ich würde hier "Kinder" streichen und lediglich das "Jugendliche" lassen und vielleicht auch das "unaufgefordert streichen"...
So ist es kürzer und es ließt sich besser.

Inhaltlich gefällt es mir jedoch..besonders der letzte Vers, in dem viel Wahrheit steckt.
Lyrika ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 27.12.2007, 17:30   #10
männlich Ex Albatros
abgemeldet
 
Dabei seit: 12/2005
Beiträge: 1.227

Standard Hi Ihr Beiden,

@Tamiflu
@Lyrika

Selbstverständlich wollte ich nicht, wie von Mabel und auch Joana fälschlich verstanden, die heutigen Jugendlichen anprangern. Das liegt mir wirklich fern, wiewohl ich, wie schon bemerkt, den beschriebenen Sachverhalt so erleben musste. Aber darum ging es mir in meinem Text nicht.

Die Aussage von Lyrika

Zitat:
Zunächst sei gesagt, dass es ja wohl klar ist, dass das ganze hier absichtlich übertrieben und verallgemeinernd dargestellt wird.
bringt meine Absichten eigentlich auf den Punkt. Selbstverständlich wollte ich durch die Plakativität oder Klischeehaftigkeit, die leider in gewissem Maße traurige Realität ist, provozieren, sich mit der Thematik zu beschäftigen, was mir, wie ich an den ersten drei Wortmeldungen erleben durfte, auch gelungen ist, wenn auch nicht in der beabsichtigten Weise.

Ich wollte die Kontinuität einer Entwicklung darstellen, die sich nicht weiter fortschreiben lässt und durch das Bild mit den Toten die Aussage dramatisieren. Die Ebene des Zuges umschreibt hier die Lebensgemeinschaft, in der alle Generationen miteinanderleben müssen, ob sie wollen oder nicht. Das verstärkt ebenfalls die Aussage und die Folge dieser verhängnisvollen Entwicklung, dass den Schwachen, in diesem Falle den Alten, kein Respekt mehr entgegengebracht wird.

Man könnte es ganz schwarz interpretieren, wenn man die Toten nicht als Tote an sich ansieht, sondern als solche, denen diese alten Regeln von Rücksichtnahme aufgrund ihrer Erziehung völlig fremd sind und die sich dieses Sitzrecht oder jede Art von Recht einfach dort nehmen, wo ihnen keine ernsthafte Gegenwehr, wie etwa bei den Alten, droht.
Aber das ist vielleicht Zukunftsmusik.


Lieben Dank für eure wohlwollende Aufnahme des Beitrags.

LG Albatros
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