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Sonstiges Gedichte und Experimentelles Diverse Gedichte mit unklarem Thema sowie Experimentelles.

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Alt 23.04.2006, 20:42   #1
Guardian
 
Dabei seit: 12/2005
Beiträge: 597

Standard morgenlied

die Bahnhofsuhr
schlug Verrat
als du abfuhrst

die Stadt der Bilder
ist eine Metapher:
diese ist verloren

in der Wüste
schlug das Schwert
des Waldtemplers

der Glockenturm
schlug Verrat
auf die Stirn

(kainsmal oder schibboleth
bleib offen: aschenwind)

dies sind keine worte
Guardian ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.04.2006, 21:59   #2
Ex ferdi
abgemeldet
 
Dabei seit: 04/2006
Beiträge: 70

"Als du abfuhrst, schlug die Bahnhofsuhr Verrat."

Ein schöner Satz, werde ich mir merken! Der Rest ist mir zu anstrengend
Ex ferdi ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.05.2006, 21:35   #3
oasis.
 
Benutzerbild von oasis.
 
Dabei seit: 11/2005
Beiträge: 764

jaah wircklich schhöne Worte! Alle Zeilen, jeder Vers hat so schöne Wörter.. Alle sind gleich gut! Überall ein schönes Bild eingebaut. Hey, gefällt mir wirklich... Ja vielleicht ein w e n i g schwierig aber man will darüber nachdenken; es regt sehr dazu an!
Wie schon gesagt: Alle Zeilen sind so schön jede einzelne und das macht das GANZE GEDICHT so spitze! Nice Work

oasis.
oasis. ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.05.2006, 02:37   #4
Guardian
 
Dabei seit: 12/2005
Beiträge: 597

So, endlich komme ich auch mal zum Kommentieren der Kommentare

@ferdi: zu anstrengend? Schade, auch wenn ich mich frage, wie vitabel eine solche Einstellung in einem Lyrikforum ist, nicht als Angriff gemeint

@oasis: I say thank ya. Mehr bleibt mir angesichts des Lobes ja kaum zu sagen.

Grüße,
Guardian
Guardian ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.05.2006, 05:05   #5
U-hEXe
 
Dabei seit: 02/2006
Beiträge: 353

Hallo Guardian,

wie bei vielen Deiner Gedichte schwingt auch hier etwas Mystisches mit, das dem Leser trotzdem nichts Kryptisches auftischt... obwohl ich auch nicht behaupten kann, dass mir der Inhalt bereits alles von sich preisgab (s.u.).
Mir gefällt das sehr gut!

Ich habe lange überlegt, ob es mich wirklich stört/ stören muss... und ja: diese Wiederholung von "schlug Verrat" finde ich nicht so gelungen. Abgesehen von der Tatsache, dass diese 2 Worte in eben dieser Kombination bereits in der 1.Strophe stehen, fiel mir beim genaueren Hinsehen auf, dass durch sie in der 4.Strophe eine Aussage getroffen wird, die eigentlich laut der 5.Strophe (also laut des Klammerinhalts) offen gelassen wird - oder wird nur vorgetäuscht, als wäre es noch offen, ob "kainsmal oder schibboleth"? ...oder sehe ich da grad völlig falsche Zusammenhänge?

Falls Du dem "aschenwind" wirklich alle Freiheiten lassen wolltest, fände ich es sprachlich schöner, sowie inhaltlich richtiger, in der 4.Strophe anstatt "schlug Verrat" "setzte Zeichen" o.ä. zu schreiben.
Willst du allerdings dem "aschenwind" nur vortäuschen, dass das Ende quasi noch offen sei, würde ich trotzdem die Wortwiederholung vermeiden. Wie wäre es dann mit "zieht Wunden/Narben"?

Oder möchtest Du durch die Wortwiederholung Strophe 1 und 4 so stark einander angleichen, dass der Leser merkt, dass ab der 4.Strophe genau die selbe Situation nochmals von vorne, nur auf einer ganz anderen Ebene (/aus der Sicht des lyr.Du?) geschildert wird? Wohingegen der Leser sonst vielleicht eher dazu neigt, alles in einen Topf zu werfen, d.h. innerhalb dieser einen Situation zwar schon verschiedene Ebenen zu sehen, aber diese auch nicht so strikt voneinander zu trennen?


wie schon gesagt: es ist nicht so, dass ich an Dein Gedicht keine Fragen mehr hätte...

Liebe Grüße!
U-hEXe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.05.2006, 11:38   #6
Guardian
 
Dabei seit: 12/2005
Beiträge: 597

Huhu hEXe,

Ja, die Wiederholung der Formel, das war so ein Punkt an dem ich lange gesessen bin, habe mich aber letztlich dafür entschieden. Es handelt sich bei den vier Strophen um vier voneinander grundsätzlich verschiedene Episoden, die Angleichung von 1 und 4 ist nötig, weil diese Episoden bis auf Details (Bahnhofsuhr/Glockenturm) gleich sind. Ich mag auch den Ansatz der verschiedenen Blickpunkte, das funktioniert auch.
Was die Klammerstrophe angeht, so ist dies - denke ich - eine Frage, die trotz der negativen Gewichtung des Verrates noch offen bleibt. Verbannung (kainsmal) kann auch gleichzeitig Zugehörigkeit (schibboleth) bedeuten. Wichtig in dieser Strophe ist aber vor allem das "bleib offen" hinter das ich theoretisch auch ein Ausrufezeichen hätte setzen können, was mir aber als zu starkes Zeichen erschien (ich mag diese Dinger im Prinzip überhaupt nicht).
Interessante Fragen, ich hoffe ich konnte in aller Knappheit ein wenig weiterhelfen

Gruß,
Guardian
Guardian ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.05.2006, 13:05   #7
Last One Left
 
Dabei seit: 03/2005
Beiträge: 151

Hallo Guardian,
auch dieses Gedicht finde ich sehr interessant. Die erste Strophe ist richtig gut, der Schlusssatz ebenso. In den restlichen Strophen stört mich immer etwas.
In der 2. Strophe ist es das Wort "diese", es klingt irgendwie umständlich, "die" fänd ich besser.
In der dritten Strophe stört mich die ganze Bildlichkeit, Bahnhofsuhr, Glockenturm und Stadt vermitteln ein ganz anderes Bild, die Wüste und der Waldtempler wirken dadurch in das Gedicht hinein gezwungen.
Die Wiederholung in der 4.Strophe finde ich, wie U-hEXe, nicht so prickelnd.
Das Wort "aschenwind", musste das sein? Es trübt den Flair, und gibt deinem außergewöhnlichem Gedicht etwas banales.
Last One Left ist offline   Mit Zitat antworten
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