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Sonstiges und Experimentelles Andersartige, experimentelle Texte und sonstige Querschläger.

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Alt 06.01.2011, 01:07   #1
männlich Geist zu Staub
 
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Standard Anti-Mensch

Heyho und hallo!

Das hier ist ein Auszug aus einem Gedankenexperiment namens Anti-Mensch, bei dem ich noch nicht sicher bin ob ich es zu etwas Größerem ausweite oder nicht. Die Ansichten, die in diesem Schriftstück dargelegt werden, sind absichtlich stark überzeichnet, dennoch teile ich sie größtenteils in ihrer grundlegenden Aussage.
Wie auch immer, es geht mir hier auch vorrangig um den Ausdruck und die Wortwahl.

"Die Menscheit ist eine parasitäre, eiternde Pestbeule auf dem Antlitz der Erdoberfläche. Das Konzept ihrer Existenz schmeißt jegliche Vorstellung von Harmonie über den Haufen, da sie nicht kooperierend mit der Natur, sondern von ihr lebt.
Sie ist die Inkarnation eines Heuschreckenschwarms, der sich gefräßig und unersättlich an den natürlichen Ressourcen des Erdenleibs vergeht, sich skrupellos neue Wohnfläche für seine exponentiell heranwuchernde Brut aneignet und sich damit das höchsteigene Grab schaufelt.
Sie meuchelt sich gegenseitig mit ätzendem Giftgas, Bleigeschossen, Feuersbrünsten und chemischen Drogen nieder, und wer sich dessen nicht bewusst sein will, der quirlt seine matschige Hirnmasse im Nachmittagsprogramm der Fernsehsender durch den Weichspüler, bis alles nur noch aus fluffigen Marshmellows besteht.

Sie begeht staatlich anerkannten Holocaust an tierischen Lebewesen aller Art mit Folter, Vergewaltigung und Mord, und nennt das Viehzucht. Menschen sind eine Herrscher-Rasse. Sie thronen gebieterisch und selbstverliebt über allen atmenden Organismen, deren intellektuelle Kapazitäten nicht an ihre heranreichen, und definieren den Grund ihres Daseins allein im Nutzen für ihre eigene, verkommene Art.

Und wenn sie genug Verabscheuung in sich bunkern, dann projezieren sie diese eben auf ihre Artgenossen, sei es aufgrund von Hautfarbe, Herkunft, Religion, sexueller Gesinnung, Sprache oder Aussehen, die Vielfalt ist erschlagend.

Nicht zu ignorieren ist ihre omnipotente Gottheit, die bedruckten Papierfetzen und die schillernden Metallplättchen. Blinder Konsum und dummdreistes Werbungsvertrauen sind traditionelle Spezialitäten eines anständigen Steuerzahlers, den auch das Burnout-Syndrom nicht vom Malochen für einen absurden Hungerlohn abschreckt, während parallel 600 Millionen Menschen an Unterernährung krepieren und neureiche Unternehmer sich bereits das aktuellste Sportwagenmodel herauspicken.

Und wenn Krombacher erneut den Genozid an der Regenwaldvegetation in seine Werbetrommel stopft, dann wirkt der Horizont doch gleich viel sonniger, und jeder schnitzt sich das altbekannte Lächeln in die Fratze. Es ist ja nicht alles schlecht. Hier und da eine Fußball-WM, eine Olympiade, eine DSDS-Staffel, ein G8-Gipfel, und schon reibt sich das Volk die prallen Bäuche, und hält sein wohlverdientes Mittagsschläfchen. Utopischer könnte es kaum werden.

Ein Anti-Mensch verinnerlicht. Ignoranz ist seine Nemesis, und es pumpt ihm tagtäglich die Galle in die Speiseröhre, wenn er genug Freizeit zum Nachdenken hat, über diese Zusammenrottung von verachtenswürdigem Dreck. Er zerbricht innerlich an einer Gesellschaft, die sich einkugelt, wenn es ernst wird.

Denn dann steht er alleine und erkennt, in welcher Hölle er gefangen ist."
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Alt 06.01.2011, 01:22   #2
männlich Ex-Schamanski
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I'd like to share a revelation that I've had during my time here. It came to me when I tried to classify your species and I realized that you're not actually mammals. Every mammal on this planet instinctively develops a natural equilibrium with the surrounding environment but you humans do not. You move to an area and you multiply and multiply until every natural resource is consumed and the only way you can survive is to spread to another area. There is another organism on this planet that follows the same pattern. Do you know what it is? A virus. Human beings are a disease, a cancer of this planet. You're a plague and we are the cure.

http://data1.senileteam.com/data/59/20/agent-smith.jpg
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Alt 06.01.2011, 01:35   #3
männlich Geist zu Staub
 
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Ein sehr passendes Zitat aus einem sehr guten Film =)
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Alt 06.01.2011, 01:49   #4
männlich Glasauge Bill
 
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Das ist langweilig, viel zu pathetisch und zu sehr mit dem Zeigefinger. Schon der Titel ist öde, den Inhalt ließt man an jeder Ecke, nichts neues, nichts kreatives, kitschig. Das ist kein Gedankenexperiment, dass kann man in jedem zweiten Weltuntergangsrap hören. Und einen Text so sprachlich zu überladen hat nicht viel mit Poesie zu tun.

Nein, bitte nicht zu etwas größerem ausweiten.

Glasauge Bill
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Alt 06.01.2011, 01:49   #5
männlich Ex-Schamanski
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@ Threadersteller

Ich konnte nicht widerstehen, die Parallele war zu stark.
Dein Text ist wortgewaltiger, tiefer dringend und breiter ausfächernd.
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Alt 06.01.2011, 01:58   #6
männlich Geist zu Staub
 
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Zitat:
Zitat von Glasauge Bill Beitrag anzeigen
Das ist langweilig, viel zu pathetisch und zu sehr mit dem Zeigefinger. Schon der Titel ist öde, den Inhalt ließt man an jeder Ecke, nichts neues, nichts kreatives, kitschig. Das ist kein Gedankenexperiment, dass kann man in jedem zweiten Weltuntergangsrap hören. Und einen Text so sprachlich zu überladen hat nicht viel mit Poesie zu tun.

Nein, bitte nicht zu etwas größerem ausweiten.

Glasauge Bill
Ist berechtigte Kritik. Ich stimme zu, dass es nicht sonderlich originell ist.
Aber einen sonderlich bombastischen Titel für so etwas zu wählen ist meiner Meinung nach garnicht nötig. Er ist kurz, und bringt es auf den Punkt, jeder kann sich etwas drunter vorstellen. Und mit Rap hat das Ganze irgendwie nicht wirklich was zu tun.
Und ich würde dir auch bei der sprachlichen Überladung zustimmen, wenn sich der Text nur abgehackt und stockend lesen ließe, weil er den Leser überfordert mit zu verschachtelten Sätzen, was aber meiner Meinung nach nicht der Fall ist. Mache das von meinem bisherigen Feedback anderer abhängig. Zumal ich nicht unbedingt den Anspruch hege, sonderlich poetisch zu sein. Das geht bei einem derartig frontalen und misanthropischen Thema auch gar nicht, und würde nur die Wucht rausnehmen. Es ging mir mehr um Bildgewalt.

Danke für dein Feedback =)
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Alt 06.01.2011, 02:14   #7
männlich Glasauge Bill
 
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Sprachliche Überladung hat nichts mit abgehacktem Lesen zu tun.
Wen die fehlende Substanz (und Qualität) einer Aussage durch Auffüllen mit schwülstigen Worten und Satzhülsen supplementiert wird um so beim Autor als Erzähler eine Autorität zu assoziieren, dann sollten doch diese Sprache und der Inhalt wenigstens eine gewisse Kohärenz zeigen (bzw. der Erzähler eingebundener wirken) und nicht sichtlich(ausschließlich) dazu dienen, etwas zu evozieren, was ohne diese (und da sind wir uns einig) nicht sehr (und wenn überhaupt) wirken würde.
Ich hoffe du verstehst was ich meine.
Nein mit Rap hat das ganze nichts zu tun. Es hat mich nur auf anhieb an 100erte Songtexte verschiedener Künstler erinnert.
Wie war dein bisheriges Feedback anderer? Wer sind diese anderen?


Glasauge Bill
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Alt 06.01.2011, 11:18   #8
weiblich Ilka-Maria
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Abgesehen davon, daß sich der Text flüssig liest, muß ich Glasauge Bill beipflichten. Der Inhalt geht mir zu sehr in die Richtung: Menschen sind dumme, egoistische Monster. Wenn dies der Fall wäre, hätten wir nicht Greenpeace oder überhaupt die "Grünen". Wir hätten nie Revolutionen auf der Welt und auch sonst keine Widerstände gehabt. Wir hätten nie die Werke von Schriftstellern gelesen, in denen sie Mißstände anprangerten.

Außerdem muß man dem Menschen zubilligen, daß er auch nur das tut, was andere Lebewesen tun, nämlich sich mit den ihm zur Verfügung stehenden Fähigkeiten in der Welt zu bewegen und zu überleben versuchen. Im übrigen sind einige der von Dir als negativ bewerteten Verhaltensweisen auch bei Affen beobachtet worden.

Es wäre gut gewesen, einige besonders neuralgische Punkte aufzugreifen und dafür Lösungen anzubieten, statt nur in einem Rundumschlag draufzuhauen.

Eine Kleinigkeit am Rande: Du meintest "wiederkehrende olympische Spiele"; die "Olympiade" bezeichnet die Zeit von vier Jahren zwischen den olympischen Spielen.

Gruß
Ilka-M.
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Alt 06.01.2011, 11:27   #9
weiblich Ilka-Maria
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Standard Anti-Mensch

Da ich weiß, daß nicht jeder im Forum der englischen Sprache mächtig ist, nehme ich mir die Freiheit, Schamanskys Kommentar für diese User zu übersetzen:

"Ich möchte eine Erkenntnis mit dir teilen, die ich während meines Aufenthaltes hier gewonnen habe. Sie erfaßte mich, als ich versuchte, eure Spezies zu bestimmen und dabei feststellte, daß ihr eigentlich keine Säugetiere seid. Jedes Säugetier auf diesem Planeten entwickelt ein natürliches Gleichgewicht mit seiner Umwelt, aber ihr Menschen tut das nicht. Ihr laßt euch in einem Gebiet nieder und vermehrt euch immer weiter, bis die natürlichen Resourcen aufgebraucht sind und der einzige Weg zu überleben das Weiterziehen in ein anderes Gebiet ist. Es gibt auf diesem Planeten noch einen anderen Organismus, das demselben Muster folgt. Kennst du ihn? Ein Virus. Menschen sind eine Krankheit, der Krebs dieses Planeten. Ihr seid eine Seuche und wir sind die Heiler."
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Alt 06.01.2011, 11:33   #10
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Du sagst die Wahrheit über uns Menschen.
Es ist erdrückend, der wahnsinn wie es ist.
Ich hoffe Du bringst auch noch die Lösung.
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Alt 06.01.2011, 11:46   #11
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Aber Marlenja !!! Jetzt bin ich aber enttäuscht!

Gerade Du müßtest doch die Lösung parat haben.

Gruß
Ilka-M.
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Alt 06.01.2011, 12:44   #12
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Wie gesagt, das hier soll kein Aufsatz oder eine Erörterung darstellen, sondern die Welt aus Sicht einer lyrischen Ichs, das quasi an einem Tiefpunkt angelangt ist. Deshalb muss und will es auch gar keine Ansätze zur Verbesserung anbringen, denn die Hoffnung hat es längst aufgegeben. Es soll stark überzeichnet sein.
Und ich finde, man muss da die Grenze ziehen zwischen "schwülstig" und einfach nur abwechslungsreichem Ausdruck. Ist etwas für dich schwülstig, nur weil ich versuche ein möglichst hohes Maß an Varianz in meine Ausdrucksweise zu packen? Ich finde, so erschafft man eine größere Visualisierung seiner Worte und macht den Text spannender. Ein trockener Standard-Ton wäre hier völlig fehl am Platze, denke ich.

Und die "anderen" sind Personen in einem anderen Forum gewesen, bzw. Leute, die meinen Blog besucht haben, also nicht Eltern oder Verwandte, bei denen man keine konstruktive Kritik erwarten kann.

Also wie gesagt, das Ganze ist nicht als pure Meinungsäußerung meiner selbst gedacht, sondern aus Sicht eines überspitzt dargestellten, imaginären Charakters, der alle Hoffnung verloren hat.
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Alt 06.01.2011, 12:56   #13
männlich Geist zu Staub
 
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Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
Abgesehen davon, daß sich der Text flüssig liest, muß ich Glasauge Bill beipflichten. Der Inhalt geht mir zu sehr in die Richtung: Menschen sind dumme, egoistische Monster. Wenn dies der Fall wäre, hätten wir nicht Greenpeace oder überhaupt die "Grünen". Wir hätten nie Revolutionen auf der Welt und auch sonst keine Widerstände gehabt. Wir hätten nie die Werke von Schriftstellern gelesen, in denen sie Mißstände anprangerten.

Außerdem muß man dem Menschen zubilligen, daß er auch nur das tut, was andere Lebewesen tun, nämlich sich mit den ihm zur Verfügung stehenden Fähigkeiten in der Welt zu bewegen und zu überleben versuchen. Im übrigen sind einige der von Dir als negativ bewerteten Verhaltensweisen auch bei Affen beobachtet worden.

Es wäre gut gewesen, einige besonders neuralgische Punkte aufzugreifen und dafür Lösungen anzubieten, statt nur in einem Rundumschlag draufzuhauen.

Eine Kleinigkeit am Rande: Du meintest "wiederkehrende olympische Spiele"; die "Olympiade" bezeichnet die Zeit von vier Jahren zwischen den olympischen Spielen.

Gruß
Ilka-M.
Natürlich entsprechen nicht alle Menschen dem Bild, das ich hier darstelle. Das grundlegende Problem hierbei ist nur, dass der Mensch allein mit seinem Dasein auf diesem Planeten seine Umwelt zerstört. Er ist ein Dorn im Auge der Ökologie und des natürlichen Gleichgewichts, ich denke da kann man mir zustimmen.

Und ja, Menschen tun alles um zu überleben. Der Knackpunkt ist: Wir berufen uns darauf, zivilisiert, sozial und logisch denkend zu sein. Doch nur sehr sehr wenige machen von letzterem aktiv Gebrauch. Sonst würden sie erkennen, welchen Schaden sie allein durch die Unterstützung der Viehzucht den Tieren, anderen Menschen und dem ganzen Planeten antun. Und der Vergleich mit den Affen hinkt, denn wie gesagt, wir betiteln uns selbst als logisch denkend und zivilisiert. Affen handeln nach Instinkt, aber wir haben die Wahl aktiv Dinge zu durchdenken und zu hinterfragen! Da kann man sich nicht mit so einer Aussage rausreden =)

Oh okay, danke für den Hinweis, wusste ich gar nicht =) Werde mal versuchen die Änderung zufriedenstellend einzubauen.
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Alt 06.01.2011, 13:08   #14
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Zitat:
Affen handeln nach Instinkt, aber wir haben die Wahl aktiv Dinge zu durchdenken und zu hinterfragen! Da kann man sich nicht mit so einer Aussage rausreden =)
Nur ist es so, daß wir Menschen von unserem (unbewußten) Denken und Handeln noch immer in der Urzeit leben. Logik mag eine (philosophische und teilweise auch mathematische) Disziplin sein, aber wir Menschen sind nicht dafür gemacht, nur logisch und rational zu denken und zu handeln; in extremen Fällen könnte das sogar lebensgefährlich werden. Deshalb sind wir immer noch stärker von Emotionen als von Ratio bestimmt.

Die Ausbeutung des Planeten und der miserable Umgang mit den Zuchttieren hat gerade deswegen bereits begonnen, sich am Menschen zu rächen. Unser Körper ist z.B. immer noch auf die Tätigkeiten in der Urzeit programmiert, also viel Bewegung, hohe Anstrengungen, Kampf um die tägliche Nahrung usw. Deshalb verkraftet er die heute üblichen hohen Kalorienmengen nicht mehr und erkrankt durch zuviel Trägheit an Muskelschwund, was sich wiederum auf die Organe und die Knochen ungünstig auswirkt. Wir werden den Preis für die Ausbeutung zahlen, da können wir sicher sein.

Was die Affen angeht, so habe ich in Dokumentationen gesehen, daß es bei einigen Arten durchaus üblich ist, aus Habgier zu raffen oder z.B. völlig grundlos Affenjunge der eigenen Herde totzubeißen. Instinkt? Vielleicht - aber wozu? Der Unterschied zu uns Menschen besteht doch wohl eher darin, daß wir ein Strafsystem für solche Vergehen haben und Affen nicht.

LG
Ilka-M.
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Alt 06.01.2011, 13:23   #15
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Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
Nur ist es so, daß wir Menschen von unserem (unbewußten) Denken und Handeln noch immer in der Urzeit leben. Logik mag eine (philosophische und teilweise auch mathematische) Disziplin sein, aber wir Menschen sind nicht dafür gemacht, nur logisch und rational zu denken und zu handeln; in extremen Fällen könnte das sogar lebensgefährlich werden. Deshalb sind wir immer noch stärker von Emotionen als von Ratio bestimmt.

Die Ausbeutung des Planeten und der miserable Umgang mit den Zuchttieren hat gerade deswegen bereits begonnen, sich am Menschen zu rächen. Unser Körper ist z.B. immer noch auf die Tätigkeiten in der Urzeit programmiert, also viel Bewegung, hohe Anstrengungen, Kampf um die tägliche Nahrung usw. Deshalb verkraftet er die heute üblichen hohen Kalorienmengen nicht mehr und erkrankt durch zuviel Trägheit an Muskelschwund, was sich wiederum auf die Organe und die Knochen ungünstig auswirkt. Wir werden den Preis für die Ausbeutung zahlen, da können wir sicher sein.

Was die Affen angeht, so habe ich in Dokumentationen gesehen, daß es bei einigen Arten durchaus üblich ist, aus Habgier zu raffen oder z.B. völlig grundlos Affenjunge der eigenen Herde totzubeißen. Instinkt? Vielleicht - aber wozu? Der Unterschied zu uns Menschen besteht doch wohl eher darin, daß wir ein Strafsystem für solche Vergehen haben und Affen nicht.

LG
Ilka-M.
Ich stimme zu, dass wir natürlich nicht permanent, in jeder Situation von unserem Verstand gezielt machen können bzw. sollten. Es kann durchaus lebensrettend sein, sich ab und zu von seinen primitiveren Zügen leiten zu lassen.
Nur was mich an der Sache so stört, ist, dass der Mensch sich so selbstverliebt über alle anderen Lebensformen erhebt, und sich das Recht nimmt sie als weniger wert einzustufen, nur weil sie nicht seinen Intelligenzgrad teilen. Dabei spielen sie im Gefüge der Natur eine essentielle Rolle. Er hat den Titel "zivilisiert" meiner Meinung nach also gar nicht verdient, er ist ihm zu Kopf gestiegen, und nun ruht er sich auf seinen zwielichtigen Lorbeeren aus.

Und ja, das sehe ich auch so. Den Preis werden wir noch zahlen müssen. Besonders die Kritik an der Viehzucht ist Herrschaftskritik, denn der Mensch herrscht ja systematisch über diese "Nutz"tiere. Ihr Lebenssinn besteht allein darin, für ihn zu sterben, abgesehen davon, dass sie ebenso zu Emotionen und sozialen Bindungen fähig sind wie er. Und ungesund ist es ohnehin, richtig =D Hoher Blutdruck und Calcium-Schwund aus den Knochen sind nur 2 Faktoren.

Mh, da zeigt sich scheinbar, dass wir doch näher an den Affen stehen als wir denken, wenn sie wirklich solche irrationalen Entscheidungen treffen und ohne ersichtlichen Grund töten oder nehmen. Sehr interessant.
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Alt 06.01.2011, 13:43   #16
männlich Ex-Schamanski
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Ich fand den Rundumschlag gar nicht schlecht. So als reinigendes Gewitter.

Thema Mensch - was ist Leben? Eine molekular abgelegte Information, deren Inhalt lautet: Reproduzieren.
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Alt 06.01.2011, 13:51   #17
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Zitat:
Zitat von Schamansky Beitrag anzeigen
Ich fand den Rundumschlag gar nicht schlecht. So als reinigendes Gewitter.

Thema Mensch - was ist Leben? Eine molekular abgelegte Information, deren Inhalt lautet: Reproduzieren.
Mehr sollte es auch nicht sein, ein brachialer Rundumschlag =)
Natürlich sollten auch Verbesserungsvorschläge hinzukommen, wenn das Ganze als sachliche Erörtung gelten würde, aber das tut es in dem Fall ja nicht.

Zumal es in diesem Fall an jedem selbst liegt, Einsichten zu gewinnen und sich zu "verbessern", da kann man bei vielen Menschen so lange labern wie man will, denen ist alles egal außer ihr eigenes Wohl =)
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Alt 06.01.2011, 13:54   #18
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Wenn Du jetzt noch statt "die Menschen" oder "der Mensch" sagst "Teile der Menschheit", dann kann ich Dir zustimmen.

Wenn Dich das mit den Affen interessiert (ich hatte die Beispiele schon mal im Forum präsentiert), dann folgende Doku-Szenen:

1.
In der Nähe einer Schimpansenherde ist eine große Menge Melonen ausgelegt worden. Zuerst nähern sich die ranghöheren Affen, die anderen müssen nehmen, was übrig bleibt - ganz normal. Dann im Viesier der Kamera ein nicht so ranghohes Männchen, das sich unbeobachtet fühlt und rafft, was es tragen kann. Dabei setzt der Verstand aus, denn die runden Dinger lassen sich nicht unendlich türmen. Beim Fortschleichen - dabei immer argwöhnisch um sich blickend - fällt eine Melone herunter. Statt abzuhauen, bückt sich der Affe, um sie aufzuheben. Dabei fallen noch mehr Melonen runter. Wieder bückt er sich - usw. "Logisch", daß er dabei kaum von der Fundstelle fortkommt und die Entdeckungsgefahr immer größer wird.

2.
Die Herde einer kleineren Affenart. Ein Junges hat sich ein wenig von seiner Mutter entfernt und sitzt einem älteren Affen im Wege. Der fackelt nicht lange und beißt dem Jungen ins Rückgrat. Folge: Lähmungserscheinungen bis zur Unbeweglichkeit. Die Affenmutter versteht das nicht und sieht zu, wie das Kleine stirbt.

3.
Ein kleiner Affe hat durch Beobachtung gelernt, daß in einem Baumloch Leckereien (von den Forschern ausgelegt) zu holen sind. Er saust regelmäßig dorthin, greift in das Loch und holt sich die Leckerei heraus. Plötzlich ist die Beute aber so groß, daß er sie mit geschlossener Faust nicht aus dem Loch ziehen kann. Ein Forscher nähert sich dem Affen. Loslassen und fliehen? Oder bleiben, weil die Gier nicht zu bezähmen ist? Der Affe entscheidet sich, die Beute nicht aufzugeben und wird so selbst zur Beute. Zweit Instinkte, von denen nur einer, und zwar der schlechtere, siegreich bleibt.
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Alt 06.01.2011, 14:05   #19
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@Ilka-Maria
Danke für den Post, sowas interessiert mich sehr =)
Finde das sehr beeindruckend. Man hat ja die Annahme, dass in der unberührten Natur alles einen in sich schlüssigen Sinn hat, und dass jedes Lebewesen einen Zweck erfüllt.
Und wenn dann solche Beobachtungen gemacht werden, lässt das grübeln.
Jedoch bei dem letzten Beispiel sehe ich da schon eine gewisse Rationalität. Der Affe muss sich hier entscheiden: Setze ich mein Leben auf's Spiel vom Feind getötet zu werden, oder setze ich es auf's Spiel nicht genug Futter zu finden und daran möglicherweise zu sterben? Das Leben ist ja für diese Tiere ein täglicher Überlebenskampf.
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Alt 06.01.2011, 14:19   #20
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Zitat:
Finde das sehr beeindruckend. Man hat ja die Annahme, dass in der unberührten Natur alles einen in sich schlüssigen Sinn hat, und dass jedes Lebewesen einen Zweck erfüllt.
Da bin ich anderer Meinung: Ich sehe in der Natur überhaupt keinen Sinn, sondern nur ein Versuchslabor, das ständig Gelingen und Irrtum produziert und selbst gelungene Lebensformen irgendwann wieder vernichtet. Das war auch schon so, bevor der Mensch die Erde betrat. Den einzigen Zweck, den ein Lebewesen erfüllt, ist zu leben. Die "Sinn"-Diskussion hatten wir allerdings auch schon in anderen Threads ausführlich gehabt.

Davon mal abgesehen, ist nicht der Mensch allein dazu fähig, Entscheidungen zu treffen. Ich habe mal einen Amateur-Film gesehen, da wurde ein Zebrafohlen von einem Löwen gerissen. Die Zebramutter floh zunächst ein paar Meter - das ist die übliche Verhaltensweise - kam dann aber plötzlich zurück, bäumte sich auf und ging mit den Hufen auf den Löwen los. Natürlich war der Instinkt stärker, und sie lief dann wieder davon. Aber so etwas ist zuvor noch nie beobachtet worden - reiner Zufall.
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Alt 06.01.2011, 15:33   #21
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Mit Sinn meinte ich auch eher, dass alles voneinader abhängt und jede Lebensform für eine andere wiederum eine besondere Bedeutung hat. Zum Beispiel symbiotische Beziehungen zwischen Bäumen und Pilzen, Vögel die Krokodilen die Zähne reinigen oder einfach nur die Räuber-Beute-Beziehungen.

Natürlich ist die Natur in gewisser Weise chaotisch, sie hat ja keinen "Geist" der sie in eine bestimmte Richtung lenkt, aber sie schafft es immer wieder, sich selbst zu regulieren und das Gleichgewicht zu wahren, nur ist da der Mensch mittlerweile sehr im Weg und muss selbst eingreifen, damit es nicht ausartet.

Und ja, jedes Lebewesen ist einfach nur da, um zu sein. Nur leider ignoriert der Mensch das und ordnet beispielsweise Kühen und Hühnern neue Rollen zu. Nämlich eingesperrt zu sein, zu leiden und zu sterben, nur für ihn. Das wollte ich damit sagen =)

Und was das Zebra angeht, ist das nur ein Beweis dafür, dass Tiere eben auch emotionale Bindungen eingehen können und es auch tun. Liebe ist erstmal nur ein Begriff der von Menschen geschaffen wurde, aber vorrangig ist es nur ein Hormon-Cocktail.
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Alt 06.01.2011, 15:46   #22
weiblich Ilka-Maria
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Wenn Dich Fragen des Tierverhaltens interessieren, kann ich Dir die Literatur von Vitus Dröscher empfehlen.
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Alt 06.01.2011, 19:37   #23
männlich Ex-Schamanski
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Ich erinnere mich an den Pavianfelsen im Zoo von Budapest, 2007.

Oben sitzt der Pavian-Patriarch. Um ihn sind seine Weibchen gruppiert, etwas tiefer sitzen die Pavian-Paladine erster Ordnung. Diese werfen den Weibchen des Patriarchen begierige Blicke zu, werden aber von ihm weggekreischt bzw. weggebissen, sollten sie zu nahe kommen. So begnügen sie sich damit, regelmäßig auszuloten, ob der Alte schon Schwäche zeigt. (Manchmal ist der Patriarch allerdings unaufmerksam, in solch seltenen Momenten kommen die Paladine zum Zug.)

Dies setzt sich Stufe für Stufe, die Hackordnung herunter, fort.

An diesem Nachmittag bildete ich mir ein, die Menschheit begriffen zu haben, und hatte schwere Anfälle von Misanthropie, mittlerweile überwunden.

Das wäre ein Thema für ein Gedicht, aber es will nicht werden. Vielleicht besser so.
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Alt 08.01.2011, 13:17   #24
männlich Ex-Abendstern
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Zitat:
jedes Lebewesen ist einfach nur da, um zu sein. Nur leider ignoriert der Mensch das und ordnet beispielsweise Kühen und Hühnern neue Rollen zu. Nämlich eingesperrt zu sein, zu leiden und zu sterben, nur für ihn
Wenn es keinen Sinn im Leben gibt, dann ist ein Lebewesen noch nicht einmal dazu da, einfach zu sein. Es ist einfach. Das, was es ist. Ein Fresser, der das frisst, was er zu Fressen bekommen und verdauen kann - ohne dass er etwas dafür könnte. Endgültig festgelegte Rollen kann es dann ebenfalls nicht geben. Und Unnatur auch nicht. Lebewesen fressen Lebewesen und tun ihnen dabei Gewalt an. Lebewesen reprodu- zieren sich und gebären Lebewesen, die anderere Lebewesen verdrängen oder sich diese einverleiben. Mag sein, dass man, bei einer Löwin beispielsweise, von einer Mutterrolle sprechen kann, wenn sie ihren Kleinen Nahrung bringt. Doch um diese Rolle leben zu können, muss sie z.B. ein Antilopenjunges reissen. Das aber heisst ebenfalls: Sie muss ein anderes Lebewesen zwingen, für das eigene Interesse zu leiden und zu sterben. Man könnte sogar sagen: sie muss das junge Tier mit Gewalt in eine Rolle zwingen, die es auf Antilopenebene niemals hälle einnehmen "wollen".

Tiere sind nicht besser als Menschen, nur weil sie mangels entsprechender Hirnmasse (Hirnwindungen) nicht dazu in der Lage sind, anderes Leben (vordergründig) effizienter für sich zu zerstören, bzw. in ihre Dienste zu zwingen; mit all den negativen Folgen, die sich daraus ergäben. Wenn Tiere es "besser" könnten, würden sie nicht zögern, es uns Menschen gleich zu tun. Sie sind nicht klüger oder prinzipiell friedfertiger als wir. Steine tun auch niemandem etwas zuleide, aber nicht, weil sie weiser, besser oder natürlicher wären als die Menschen.

Der Mensch. Der böse, böse Mensch. Findest du das nicht etwas zu verallgemeinernd? Und warum der Mensch? Ist er nicht Teil der Natur, nichts Anderes? Immer dann, wenn der Mensch sich über die Tiere erhoben hat, hat er sich auch über diejenigen Aspekte seines eigenen Seins erhoben, die er mit den Tieren gemeinsam hat - und sie als tierhafte Triebe dem Reich des Bösen zugeschrieben. Aber das Reich des Bösen gibt es so nicht, der Mensch ist einfach selbst noch ein halbes Tier, Teil der gesamten Natur mit all ihren "Schwächen". Er ist nicht wirklich besser als die Natur (nur in zwiespältigen Teilaspekten), aber eben auch nicht schlechter.

Erst sollen sie a l l e böse s e i n , die Menschen. Oder krank. Dann soll dieses Böse oder Kranke essentiell auch darin bestehen, dass sie es im jeweils Anderen sehen - es in ihn hineinprojezieren... Erst wird die Natur für gut (unschuldig, rein, harmonisch oder was auch immer) erklärt, dann sind es die Viren, mit denen der böse, widernatürliche Mensch verglichen wird, der sich über alles erhebt, als ob die Viren nicht auch ein Teil der Natur wären...

Nein, nein, so geht das nicht. Diese Art der verallgemeinernden Schwarz-Weissmalerei führt sich selbst ad absurdum.

Wir sind, was wir sind, mit all unseren natürlichen Schwächen, die sich aufgrund unserer gewaltigen und doch sehr beschränkten Fähigkeiten ins Uferlose auszuweiten scheinen. Aber egal was geschieht, wenn es nur Natur gibt, zerstört auch hier wiedereinmal nur Natur Natur, woraus neue Weisen von Natur entstehen. Nichts Anderes. Die Frage bleibt allerdings, ob nicht gerade der Mensch als Teil der Natur durch sich selbst über sich selbst hinauswachsen und seine Probleme in den Griff bekommen kann. Wenn das Bewusstsein / Selbstbewusstsein im Laufe der Evolution hat entstehen können - warum sollte nicht auch eine tiefere Einsicht in die Zusammenhänge des Lebens entstehen können? Verbunden mit mehr Verantwortungsgefühl (inklusive echter Solidarität) und weniger nacktem (voreiligem, starrem, oberflächlichem, unreflektiertem) Egoismus.


LG
Abendstern
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Alt 08.01.2011, 16:26   #25
männlich Geist zu Staub
 
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Wie bereits gesagt, diese Schwarz-Weiß-Malerei ist pure Absicht, denn hier spricht ein lyrisches Ich, und nicht ich selbst. Natürlich teile ich die Grundaussage in gewissen Zügen, aber letztendlich ist es nur meine eigene, subjektive Meinung.

Wenn es aber konkret um so genannte Nutztiere geht, dann hat das nichts mit Subjektivität zu tun, sondern es ist einfach FALSCH, und das lässt sich faktisch beweisen und untermauern.
Nur mal um das anzuschneiden, denn schließlich ist das hier ja immer noch ein Poesie-Forum:

Viehzucht ist der Primärfaktor für den Welthunger, also dass derzeit 700 Millionen Menschen, darunter massig Kinder, an ihrer Hungersnot krepieren. Denn:

Ein Rind, das zu einem späteren Zeitpunkt geschlachtet werden soll, muss über einen mehrjährigen Zeitraum hinweg versorgt werden. Täglich verschlingt es Unmengen an Futter, mehr als ein Mensch jemals verdauen könnte. Dieses setzt sich vornehmlich aus Getreide und Soja zusammen, also Dinge, die auch in Reinform für den Menschen direkt verwertbar sind. Davon frisst es täglich 40 – 70 kg, und trinkt bis zu 150 Liter Wasser am Tag.
Ein ausgewachsenes Rind kann bis zu 1200 kg schwer werden, wobei natürlich Bestandteile wie Hörner, Hufe, Knochen und bestimmte Fleischpartien als reiner Abfall enden. Dennoch ausgehend von den utopischen 1200 kg Reinfleisch und einer durchschnittlichen Futterzufuhr von 55 kg pro Tag, ist man bereits nach 21 Tagen bei +/- 0 angelangt. Jeder zusätzliche Tag lässt den Input steigen, aber belässt die Menge des Endproduktes auf einem statischen Level.

Ungefähre Hochrechnung:
Um 1 kg Fleisch zu produzieren, müssen 7 – 16 kg Getreide bzw. Soja verschwendet werden. Das wird zudem zu großen Teilen in Dritte-Welt-Ländern produziert, die ihre Ernte nicht für sich selbst verwenden können, sondern sie an die reicheren Länder eben als Viehfutter verjubeln müssen.

Mal ganz abgesehen davon, dass man auf einer Weidefläche die nötig ist um 1 kg Fleisch zu produzieren innerhalb des selben Zeitraumes ca. 200 kg Tomaten ernten könnte.

Das alles sind Fakten, das kann man sich sogar mit einfachem logischen Denken ansatzweise herleiten.
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Alt 08.01.2011, 17:00   #26
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Das weiss ich doch alles. Aber was hat das mit deinem sogenannten Gedankenexperiment zu tun, in dem die Menschheit pauschal verurteilt wird?

Meiner Meinung nach sind nicht einmal Menschen, die das alles einsehen und trotzdem Pobleme haben, auf ihren Fleischkonsum zu verzichten, "eiternden Pestbeulen". Warum? Weil man das, was sich in der Natur im Grundsatz über einen sehr langen Zeitraum hinweg (auf natürliche Weise) entwickelt hat, nicht von heute auf morgen ändern kann, und weil wir in unseren Gewohnheiten, ohne dass wir etwas dafür können, oft mehr von unserer grundlegenden Natur geleitet werden, als von logischen Schlussfolgerungen.

Das ändert natürlich nichts daran, dass die Konsequenzen für viele fühlende Wesen, für die Hungernden in der Welt, für die Menschheit insgesamt, für das Weltklima... verheerend sind.

Es liegt aber im WESEN der NATUR, dass sie Teile ihrer selbst immer mal wieder durch sich selbst zerstört... ganz ohne Absicht; einfach nur deshalb, weil es im Rahmen ihrer Eigendynamik g e s c h i e h t .

Da der Mensch allerdings auch keinen freien Willen hat, sondern einfach ein biochemischer Prozess ist, der sich selbst bemerkt, kann man, streng genommen, noch nicht einmal einem einzelnen Menschen in einem konkreten Fall eine Schuld zusprechen. Noch nicht einmal einem habsüchtigen Industriellen.

Aber da drehen wir uns natürlich im Kreis. Denn auch du mit deinem pauschalisierenden Pestbeulen- gedankengang bist als Mensch, genau wie ich, der ich dir widerspreche, nichts anderes als ein Teil der NATUR, die einfach IST. Ohne dass sie dafür etwas kann.
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Alt 08.01.2011, 17:21   #27
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Zitat:
Zitat von Abendstern Beitrag anzeigen
Das weiss ich doch alles. Aber was hat das mit deinem sogenannten Gedankenexperiment zu tun, in dem die Menschheit pauschal verurteilt wird?

Meiner Meinung nach sind nicht einmal Menschen, die das alles einsehen und trotzdem Pobleme haben, auf ihren Fleischkonsum zu verzichten, "eiternden Pestbeulen". Warum? Weil man das, was sich in der Natur im Grundsatz über einen sehr langen Zeitraum hinweg (auf natürliche Weise) entwickelt hat, nicht von heute auf morgen ändern kann, und weil wir in unseren Gewohnheiten, ohne dass wir etwas dafür können, oft mehr von unserer grundlegenden Natur geleitet werden, als von logischen Schlussfolgerungen.

Das ändert natürlich nichts daran, dass die Konsequenzen für viele fühlende Wesen, für die Hungernden in der Welt, für die Menschheit insgesamt, für das Weltklima... verheerend sind.

Es liegt aber im WESEN der NATUR, dass sie Teile ihrer selbst immer mal wieder durch sich selbst zerstört... ganz ohne Absicht; einfach nur deshalb, weil es im Rahmen ihrer Eigendynamik geschieht.

Da der Mensch allerdings auch keinen freien Willen hat, sondern einfach ein biochemischer Prozess ist, der sich selbst bemerkt, kann man, streng genommen, noch nicht einmal einem einzelnen Menschen in einem konkreten Fall eine Schuld zusprechen.
Es war deshalb ein Gedankenexperiment, weil es quasi um die Schaffung einer neuen "Spezies" ging, die sich aber vorrangig durch ihre geistige Haltung definiert, eben der Anti-Mensch, der sich selbst nicht mehr die Bezeichnung "Mensch" oder "Homo Sapiens" auf die Brust schreibt.

Und ich stimme auf jeden Fall zu: Von heute auf morgen lässt sich das nicht bewerkstelligen, diese eingefleischte "Tradition" zu verwerfen. Doch genauso, wie wir Grausamkeiten wie die Sklavenhaltung, die Inquisition oder den Holocaust überwunden haben, sollten wir damit beginnen auch diese Abscheulichkeit aus der Welt zu schaffen. Das ist selbstverständlich eine Sache der Erziehung und Aufklärung, die viel Zeit braucht. Und Bildung.

Dennoch sehe ich es nicht so, dass man Menschen von ihrer Schuld freisprechen kann, nur weil sie eben im Grunde nicht konkret eigenständig handeln können, sondern nur sich selber und ihre Handlungen wahrnehmen können.
Schuld ist vorrangig zwar eine Erfindung der Menschen, genauso wie unsere Rechts- und Moralvorstellungen, aber so gesehen könnte man auch Massenmörder nicht verurteilen, denn sie können ihr Handeln ebenso wenig beeinflussen wie alle anderen.

Es ist durchaus schwierig hier zu klaren Aussagen zu kommen. Jedoch rechne ich dem Menschen die Fähigkeit zu, gezielt zu kalkulieren, selbst wenn dieser Vorgang grundlegend nur auf einer chemischen Reaktion seines Organismus fundiert. Und ich denke man kann von jemanden erwarten, der sich bewusst durch seine Intelligenz von anderen Tieren abheben möchte, dass er fähig ist die Folgen seines Tuns auf längere Sicht vorauszusehen, beispielsweise die Schädlichkeit der Viehzucht.

Aber muss sagen, freut mich schonmal dass man hier so angenehm diskutieren kann. In der Regel schlägt mir da nur dümmliche Ignoranz entgegen =)
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Alt 12.01.2011, 17:45   #28
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"Wahr sein - das können wenige! Und wer es kann, der will es noch nicht! Am wenigsten aber können es die Guten! Gute Menschen reden nie die Wahrheit; für den Geist ist solchermaßen gut sein eine Krankheit.
Sie geben nach, diese Guten, sie ergeben sich, ihr Herz spricht nach, ihr Grund gehorcht: wer aber gehorcht, der hört sich selber nicht!
Alles, was den Guten böse heißt, muss zusammenkommen, dass eine Wahrheit geboren werde: o meine Brüder, seid ihr auch böse genug zu dieser Wahrheit?
Das verwegene Wagen, das lange Misstrauen, das grausame Nein, der Überdruss, das Schneiden ins Lebendige - wie selten kommt das zusammen! Aus solchem Samen aber wird - Wahrheit gezeugt!
Neben dem bösen Gewissenwuchs bisher alles Wissen!
Zerbrecht, zerbrecht mir, ihr Erkennenden, die alten Tafeln!"

Das, lieber Geist zu Staub (verzeih mir, wenn ich das künftig zu GzS(Z?) ankürze), stammt aus der Feder von jemandem, der ein ähnliches Menschenbild transportierte, wie Du. Naja, den Willen zur Harmonie hat er dem Menschen dann doch bescheinigt, ihm genau den aber als Makel attestiert. In der Konsequenz forderte dessen Lyrisches Ich, ein gewisser Zarathustra, dass "der Mensch überwunden werden" müsse um Platz zu schaffen für den Übermenschen.
Wenn schon destruktiv, dann wenigstens konsequent.
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Alt 16.01.2011, 20:10   #29
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Ein starker, gekonnt geschriebener Text, bei dem Du es richtig hast krachen lassen. Ich kann mich deshalb den Kritikern des Textes nicht anschließen. Er beschreibt die (traurige) Wirklichkeit, die jede Darstellung, in Wort oder Bild, übertrifft.
In Paris gab es mal ein "Theatre Guignol" (so hieß es m.E.), welches allerlei grausame Horrorszenen aufführte. Es wurde Mitte des vorigen Jahrhunderts geschlossen, weil der Leiter der Meinung war, dass es nicht mit der Wirklichkeit mithalten konnte.
P.S.: Das Theater hieß "Théâtre du Grand Guignol" und wurde 1962 geschlossen.
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Alt 17.01.2011, 19:55   #30
männlich Geist zu Staub
 
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Danke Kurt, freut mich sehr, dass es dir gefallen hat =) Sowas muss man von Zeit zu Zeit einfach mal hinschmettern um Druck abzubauen.
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Alt 17.01.2011, 20:46   #31
männlich Glasauge Bill
 
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Wenn du Druck abbauen musst, weil die Welt so schlecht ist, dann geh was verändern, und quassel nicht drüber.
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Alt 17.01.2011, 20:49   #32
weiblich Ilka-Maria
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Rummmmmms!

Das ist mein Bill, wie ich ihn liebe.
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Alt 17.01.2011, 21:36   #33
männlich Glasauge Bill
 
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Ich liebe mich auch - es ist schön, seine Leidenschaft mit jemanden teilen zu können!
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