Ungeborene Liebe

[Ilka-Maria]

Viele glauben, es sei Liebe,
spüren sie die Glut entfacht,
dabei ist es nichts als Triebe
und die Wut der Leidenschaft.

Falsch verstandene Gefühle
laden zum Geschlechterkampf,
drehen an der Alltagsmühle,
werfen ins Getriebe Sand.

Kaum verheilt sind alte Wunden,
schlägt die nächste schon ins Fleisch,
und es zählen nur die Stunden,
bis einander Haß erreicht.

Die Liebe harret aus verborgen
und wartet auf das Licht der Welt,
sie bleibt ein Kind, das ungeboren,
weil Leidenschaft den Blick verstellt.

12. Mai 2009
© by Ilka-M.

[Ex-phönixe]

Hallo Ilka-Maria,
finde dein Gedicht sehr treffend,
selber könnte ich es so nicht hinbekommen,
meistens fängt sowas mit dem ersten "Nein" an...und wird danach erst dramatischer( sind aber nur meine Werte, nach Erfahrung)
Ich finde es immer gut, wenn Gedichte zum weiterdenken einladen,
bei diesem bin ich mittendrin.
Echt gerne gelesen


lg phönixe

[Katerchen]

Ich denke, dass es zu unterscheiden gilt zwischen Intensität und Tiefe.
Ich glaube nicht an Liebe auf den ersten Blick und bin der Meinung, dass
Liebe (ein tiefes Gefühl der Zugehörigkeit und Zuneigung) erst mit der Zeit entstehen kann... zu unterscheiden von der Verliebtheit -
diese ist das Feuer und die Leidenschaft, die Raupen und Schmetterlinge im Bauch. Wann und ob überhaupt dieses Kind Liebe geboren wird, liegt
viel mehr in unserer Biologie als wir ahnen. Mit "Nein" sagen hat das nichts
zu tun, denke ich. Auch wenn Frau und Mann keinen Sex mehr miteinander haben,
sich entschließen dennoch zusammen zu bleiben um sich gemeinsam allen
Widrigkeiten des Lebens zu stellen, sich zu unterstützen und in Krankheit zu pflegen,
in schweren wie in leichten Zeiten... wenn man sich bewusst ist dass
dieses (ZUSAMMEN)SEIN vergänglich ist, dann hat man den Anfang von
dem erreicht, was ich als Liebe bezeichnen würde...

[Ilka-Maria]

- versehentlich gelöscht, macht aber nix -

[Ex-phönixe]

Hallo Ilka-Maria,
ich betrachte eine Leidenschaft ohne Sexualität,
mir war in erster Linie, die Lyrik im Sinn, weniger die zwischen zwei Menschen,
meine ist im verborgenen, bleibt sie auch,
ausgelöst durch ein "Nein", als ich die Frage stellte, ob sich möglicherweise ein mir bekannter, unter einem Usernamen verbirgt,
vorher hatte ich noch nicht mal im Traum darüber nachgedacht, jemals Gedichtversuche zu starten,
das ist jetzt 3 Jahre circa her,


lg phönixe

[Katerchen]

Ilka.
für mich nennt sich das, was du hier als Ideal bezeichnest,
einfach nur (Alltags-)Leben, zu dem eine gehörige Portion Pragmatismus gehört.

[raffael]

Guten Morgen Ilka-Maria

Ich habe mir mit Vergnügen grade ein paar deiner Gedichte - alte und neue - angeschaut und muss sagen: wirklich toll! da sind passender ausdruck, die gesetze der lyrik und tiefsinn glücklich gepaart.

besonders dieses gedicht hat mir gefallen. ich möchte aber auf eine verkennung aufmerksam machen, die dann besteht, wenn man auf die psychologische Konvention achtet und Liebe in drei Komponenten aufteilt: Leidenschaft, Vertrautheit und Festlegung.
Nach dieser Ansicht ist Leidenschaft kein "Störgefühl", welches die Liebe überschattet oder irgendwie infiltriert, sondern ein notwendiger Teil davon.
Sicherlich aber ist es auch schwierig, Liebe auf psychologischer Ebene zu analysieren wie es oben gemacht wurde..

Liebe Grüsse
Philipp

[Ilka-Maria]

Schön, daß Euch alle das Thema so beschäftigt. Ich finde, daß Liebe schwer definierbar oder zumindest auf vielfältige Weise erklärbar ist. Das ist auch gut so, denn sonst könnte man darüber nicht soviele Gedichte und Geschichten schreiben.

Raffael, ob die "Gesetze" der Lyrik bei meinen Gedichten erkennbar sind, weiß ich nicht. Ich gehe nicht nach dem Lehrbuch vor, das ist mir zu dogmatisch. Lieber verlasse ich mich auf mein Gefühl. Nur dann, wenn ich tatsächlich ein Lehrbuch durchgehe und die einzelnen Aufgaben abarbeite, versuche ich mich an die Vorgaben zu halten.

Freue mich, daß Dich meine Gedichte interessieren.

LG
Ilka-M.

[Rollce]

Hallo Ilka Maria,

Leidenschaft ist eine starke Energie und ich würde hier nicht von Wut der Leidenschaft, höchstens von der Kraft oder Macht der Leidenschaft sprechen.
Alles was man mit oder durch Leidenschaft tut, ist meistens von Erfolg gekrönt.

Was die Liebe betrifft, hat mir mal ein weiser, alter Mann gesagt,
"man liebt diejenigen, von denen man bekommt was man braucht"

lG
Rollce

[fiw]

..."Kaum verheilt sind alte Wunden,
schlägt die nächste schon ins Fleisch,
und es zählen nur die Stunden,
bis einander Haß erreicht."

Tja, leider haben wir nur unzureichend gelernt, ins Gestern hinein zu fragen.

Ich glaube zu wissen, was du sagen willst … - Und doch fällt es mir schwer,
eine derartige (negative?) Bewertung des Triebhaften vorzunehmen.

Nicht, daß ich dem Strandkörbchen weiblicher Heiratshoffnung eine typisch
männliche Position entgegensetzen möchte, nein, das ist es nicht … - Es ist
vermutlich die Bewertung an sich … zumal in jenem Triebhaften unsere
Wurzeln liegen. - Übrigens auch für jene kulturelle Leistung, die wir "lieben-können" nennen.

Naja, nach Glut und Wut setzt die Entschleunigung ohnehin automatisch ein.
Und dann kommt ja - teuer für beide - meist das hohe Lied vom tiefen Leid.
Alles für die Katz? - Keine Ahnung. - Auf jeden Fall vieles für die Anwälte …

Großes Thema.

Dir ein schönes Wochenende.



fiw

[Ilka-Maria]

Und doch fällt es mir schwer,
eine derartige (negative?) Bewertung des Triebhaften vorzunehmen.

Es geht mir um jene Triebe und Leidenschaften, die ausgelebt werden, ohne sich darüber im klaren zu sein, ob Liebe dabei eine Rolle spielt. Ich habe in meinem Leben nur drei Paare kennengelernt, deren Liebe stark genug war, zusammenzubleiben und Krisen zu überstehen. Alle anderen Paare in meinem Bekanntenkreis endeten vor dem Scheidungsanwalt oder haben nebenher weitere Beziehungen laufen. Die Lockerung des Scheidungsrechts in den 70er Jahren sowie die Auswirkungen der 68er-Ereignisse (Individualisierung, freie Entfaltung, Konsumorientierung, Psychologisieren von Problemen, endloses Diskutieren) haben nicht dazu beigetragen, sich weiterhin die Mühe der Konfliktbewältigung zu machen oder auch nur die eigene Verantwortung zu hinterfragen. Aussagen über Zuneigung, Zusammengehörigkeitsgefühl, Versprechungen, die Pflichten gegenüber Kindern - das alles gilt heute nicht mehr. Lieber wirft man sich in die Arme des nächsten Partners und wundert sich dann, daß dieselben Probleme auftauchen. Das meine ich damit, wenn ich sage, daß die Liebe oft gar keine Chance erhält.

[fiw]

Okay, @Ilka-Maria, so erklärt, kann ich Deine Ressentiments gut nachvollziehen.
Wir scheinen zwar in unserem jeweiligen Bekanntenkreis unterschiedliche
Haltungen zu o. a. Aspekten zu erleben, dennoch beklage ich - gesamtgesell-schaftlich betrachtet - diese von Dir skizzierte Entwicklung sicher ebenso wie Du.

Danke für Deine Mühe.



fiw