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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken.

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Alt 22.02.2011, 22:58   #1
weiblich Lux
 
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Dabei seit: 03/2010
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Beiträge: 839

Standard Fremd (bedrohlich)

Wenn man ankommt
Und der Abend droht
Wenn man beschließt
Ruhe zu bewahren

Wenn man entscheidet
Die Tabletten abzusetzen
Oder gleich drei zu nehmen
Auf einmal
Damit heute mal Stille herrscht

Wenn der Rauch der Zigarette
Nicht mehr beruhigt
Sondern
Selbständig Bilder malt

Und die Wände nicht mehr
Bloße Staffeleien
Für die eigenen Träume
Sondern Reflektion
Fremder Eigenprojektion
Sind

Wenn dann alles zerbricht
Fremd klingt
Und nachhallt
Endlos
Bin ich alleine


by Lux, 22. Feb. 2011
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Alt 22.02.2011, 23:10   #2
männlich Noster
 
Dabei seit: 02/2011
Alter: 44
Beiträge: 40

Hey Lux,

das bebildert sich ziemlich gut und wirkt. Ich wünschte mir nur, du hättest dich gegen die "Wenn, dann..."-Form entschieden. Sie nimmt deinem Gedicht ungeheuer viel Punch.

"Der Abend droht und ich bewahre Ruhe" reichte als erste Strophe vollkommen und wirkte in meinen Augen noch mal 'ne ganze Ecke doller.
Was meinst du?

Viele Grüße
Noster
Noster ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.02.2011, 23:18   #3
weiblich Lux
 
Benutzerbild von Lux
 
Dabei seit: 03/2010
Alter: 38
Beiträge: 839

Hallo Noster,

tja, genau das hat mich auch beschäftigt. Sollen die "Wenns" dahin, oder lasse ich sie weg? Weil ich bewusst kein "Dann" folgen lies und mich mit einer Auslassung, bzw. dem "Endlos" zufrieden gab, fand ich es so stimmiger. Vielleicht verzwurbel ich aber grad auch Gewichtiges mit Ungewichtem. Jedenfalls waren meines "Wenns" als Steigerungshilfe während des Lesens gedacht, wenn du verstehst was ich meine. Am Ende des Textes soll sich der Leser jeder Lösung beraubt, ohne hilfreiches "Dann" und alleine gelassen vorkommen. So wie ich. Ich denke über deine Anmerkung nach.

Herzliche Grüße
Lux
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Alt 22.02.2011, 23:28   #4
Ex-Odiumediae
abgemeldet
 
Dabei seit: 07/2010
Beiträge: 1.151

Ich bin zwar kein Fan von freien Versen, aber dieses Gedicht erweckt Bilder in meinem Kopf, deutliche Bilder. Das Thema ist auch interessant und gut angegangen. Was bleibt also, als zu sagen, es gefällt mir gut!

Nosters Vorschlag finde ich zwar gut, aber ich denke, die Wirkung ist auch so gegeben. Was mich an der 'wenn… dann'-Form stört, wenn überhaupt, ist, dass sie im vorletzten Vers streng genommen keine Verwendung findet, da er eine Fortsetzung des vorausgehenden ist.

Vielleicht ist das nur meine neurotische Natur.

Nichtsdestotrotz, ein gelungenes Werk.
Ex-Odiumediae ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.02.2011, 02:01   #5
männlich Glasauge Bill
 
Dabei seit: 07/2007
Alter: 34
Beiträge: 494

Hallo Lux !

Du bebilderst eine melancholische Grundstimmung mit Motiven der Langeweile, nutzt dabei eingängige, assoziationsträchtige Begriffe (Zigarettenrauch, blanke Tapete, Pillen) und bleibst in einer Art locker und sprachlich trocken, die zum Szenario passt. Mir gefallen die Wenns - bis zu dem Punkt, wo du von 'Man' ins 'Ich' kippst. Die einzelnen Abschnitte haben unterschiedliche sprachliche und inhaltliche Qualität die sich bis zur Mitte hin erhebt, um dann mit den letzen eineinhalb Teilen abzustürzen. Das Ende ist banal, die Zeilen vorher hätten mehr verdient.

Glasauge Bill
Glasauge Bill ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.04.2011, 12:27   #6
weiblich Ex-Sabi de Sombre
abgemeldet
 
Dabei seit: 08/2010
Beiträge: 993

insbesondere die letzte strophe, lux, finde ich äußerst theatralisch - im posivitestem sinne - formuliert; sie steht fast (etwas peinlich) "nackt" da > aber toll gemacht.

ein lob aus meiner stuben

lg sabi
Ex-Sabi de Sombre ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.04.2011, 21:18   #7
männlich Ex-Schamanski
abgemeldet
 
Dabei seit: 12/2010
Beiträge: 2.884

Ich finde die Konditionalsatzstruktur gut, und ganz besonders die lakonisch-knappe Konklusion "(dann) bin ich alleine." Nichts Banales daran. Langer Aufbau, abrupter Sturz, das ist es gerade, was diesem Gedicht einen starken Abgang verleiht.
Ex-Schamanski ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.04.2011, 11:07   #8
weiblich Lux
 
Benutzerbild von Lux
 
Dabei seit: 03/2010
Alter: 38
Beiträge: 839

Hallo zusammen,

@Bill:Schön, dass dir zumindest ein Teil gefallen hat. Der Sprung vom "man" ins "ich" ist beabsichtigt (also kein Kippen) und das Ende mag dir vielleicht banal erscheinen, es ist aber die logische Konsequenz aus dem Vorhergegangenen.

@Sabi: Danke für dein Lob :-)
@Schamansky: Auch dir ein Dankeschön :-) freut mich, dass das Gedicht dich so erreicht, wie ich es mir gedacht hatte.

Grüße
Lux
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Alt 21.04.2011, 12:46   #9
gummibaum
 
Dabei seit: 04/2010
Alter: 70
Beiträge: 10.909

Liebe Lux,

es führt ein Trichter aus Wenns hinab zum "allein". Die letzte Strophe, abgestützt durch "endlos" ist für mich die beste. Aber auch die Verkehrungen des Gewohnten ins Gegenteil, die den Weg dahin bahnen, sind gelungen.

Ein Gedicht, dass den Leser über das Nachempfinden hinaus stößt.

LG gummibaum
gummibaum ist offline   Mit Zitat antworten
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