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Liebe, Romantik und Leidenschaft Gedichte über Liebe, Herzschmerz, Sehnsucht und Leidenschaft.

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Alt 04.06.2010, 19:08   #1
Friedrich
 
Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 237

Standard Der Tag danach

Der Tag danach

Ich fühlte es heut’ morgen schon,
der Tag wird ungewöhnlich,
ich wachte ohne Wecker auf
und war so schrecklich fröhlich.

Am Himmel ballen Wolken sich
so dunkel über Bäumen,
ich schau’ auf sie vom Fenster aus
und fange ... an zu träumen.

Ich denk’ an unser Rendezvous
gestern im Palmengarten,
wir fahr’n zu zweit im Ruderboot,
ich konnt’ es kaum erwarten.


Dann, in der Bibliothek mein Buch
bleibt auf derselben Seite,
den Kopf in’ Händen aufgestützt,
blick’ ich hinaus ins Weite.

So zärtlich spielt der Frühlingswind
in Blättern runder Wipfel,
man kann von hier die Berge seh’n
und ihre ... grünen Gipfel.

Und Du sitzt vis à vis von mir,
Dein Haar umspielt die Sonne,
Du strahlst wie eine Königin,
Dir fehlt ... allein die Krone.


Dann plötzlich halt’ ich’s nicht mehr aus,
es ist so öd hier drinnen,
ich renn die Treppen runter, so
als gält’s was zu gewinnen.

Die Leute unten auf dem Weg
begrüße ich mit Lachen,
und wenn es dann erwidert wird,
es kann ... so froh mich machen.

Ich denk’ an unser Rendezvous
gestern im Palmengarten,
wir fahr’n zu zweit im Ruderboot,
ich konnt’ es kaum erwarten.


Der Goetheplatz! Wie konnt’ ich nur
so schnell hierhergelangen?
Ich weiß nichts mehr vom Weg, ich war
in Träumereien befangen.

Die Mädchen auf dem Platz flanieren,
sind offen für die Liebe,
DOCH GEGEN MEINEN SONNENSCHEIN
wirkt Euer ... Licht recht trübe !

Und Du sitzt vis à vis von mir,
Dein Haar umspielt die Sonne,
Du strahlst wie eine Königin,
Dir fehlt ... allein die Krone.

Hoch oben finstre Wolken zieh’n,
es tropft schon auf den Wegen,
die Leute übern Gehsteig flieh’n
und suchen Schutz vorm Regen.

Und plötzlich platzt mit Donnerschlag
die Sintflut auf mich runter,
vor Nässe triefend frag ich mich:
WARUM ... BIN ICH SO MUNTER ?

Und ich denk’ an unser Rendezvous ...
Friedrich ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.06.2010, 07:03   #2
weiblich Ilka-Maria
Forumsleitung
 
Benutzerbild von Ilka-Maria
 
Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City
Beiträge: 31.089

Guten Morgen, Friedrich,

habe Dein Gedicht erst jetzt entdeckt, bin nämlich gerade von einer Reise zurückgekommen.

Hat mir Spaß gemacht, es zu lesen. Du hast die Verliebtheit eines jungen Mannes sehr frisch und harmonisch vor die Frankfurter Kulisse gesetzt, was dem Liebesgedicht etws Originelles gibt. Nicht der übliche Schmalz, sondern über offene Buchseiten hinweg träumen, Erlebtes wiedererleben (Palmengarten, Bootsfahrt) und die plötzliche Besinnung darauf, was jetzt erst einmal wichtiger ist als das Studium - sehr romantisch, ohne ins Banale abzurutschen.

Und dann die Andeutung an Goethe und die unschuldige Ahnungslosigkeit, weshalb man seinem Namen gefolgt ist .... Das gefällt mir.

Eine Kleinigkeit in Sachen Grammatik:

Zitat:
Dein Haar umspielt die Sonne
Das Haar umspielt natürlich nicht die Sonne, sondern umgekehrt, hier ist die Grammatik zugunsten des Rhytmus ein wenig vergewaltigt worden. Vielleicht ginge es auch so: Dein Haar umspielt von Sonne ....

Nur eine Kleinigkeit, denn eigentlich ist klar, wie dein Vers gemeint ist.

Liebe Grüße aus Offenbach,
Ilka-M.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.06.2010, 21:55   #3
Friedrich
 
Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 237

Hallo Ilka-Maria,

vielen Dank für Deinen lobenden Kommentar.

Der Weg des verliebten Li geht vom (ehemaligen) Frankfurter Universitätsgelände über die Bockenheimer Landstraße zum Goetheplatz, jedoch nicht um dem Ruf des Dichterfürsten zu folgen, sondern um zu sehen, ob die Schönen dort den Vergleich mit seiner "Königin" aushalten. Und sie tun es nicht. Im Originalbrief von damals heißt es etwas übermütig: "GEGEN DIE SONNE IST JEDES LICHT EINE TRÜBE FUNZEL!!"

Das Bemerkenswerte an dem Glück des Li ist, daß er in diesem wie in einer Seifenblase über der Realität schwebt, so daß ihm nichts etwas anhaben kann; noch nicht einmal ein sintflutartiger Platzregen:
Zitat:
vor Nässe triefend frag ich mich:
WARUM ... BIN ICH SO MUNTER ?
Mit lieben Grüßen nach Offenbach

Friedrich
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