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Humorvolles und Verborgenes Humorvolle oder rätselhafte Gedichte zum Schmunzeln oder Grübeln.

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Alt 12.03.2012, 12:08   #1
männlich Fridolin
 
Dabei seit: 04/2010
Beiträge: 1.026

Standard Frau Lyrik und ich

Ein Mensch, der schon seit Kindheit dichtet
und lyrisch dies und das berichtet,
und der, zum Glück humorgesegnet,
der Welt mit Heiterkeit begegnet,

hat sich der Lyrik einst verschrieben
und ist ihr seither treu geblieben.
Der Mensch, von dem die Rede ist,
ein graubehaarter Pensionist,

ist mit Frau Lyrik so verbandelt,
dass sie ihn innerlich verwandelt,
das heißt, weil ihn die Dame lenkt,
der Mensch nur noch in Versen denkt.

Denn selbst in seinen wirrsten Träumen
pflegt reimend er nichts zu versäumen.
So hat er schon so manche Nacht
mit Versen traumhaft zugebracht.

Mitunter ist ihm auch geglückt,
dass ihm Geträumtes nicht entrückt,
nein, dass es vielmehr ganz und gar
am Tag noch gegenwärtig war.

Auch dieser lyrische Bericht
blieb so zum Glück kein Traumgedicht.
Der Mensch hat ihn noch in der Nacht
schlafwandelnd zu Papier gebracht.
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Alt 12.03.2012, 23:38   #2
gummibaum
 
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Beiträge: 10.909

Lieber Fridolin,

hier mischen sich beschwingt Lebensgeschichte und Lebensweisheit. Das Private hat Niveau und zeigt noch im leicht Verschrobenen Lebensstil und Lebenskunst. Ein von Phantasie erfülltes Leben ist kein leeres.

LG gummibaum
gummibaum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.03.2012, 23:43   #3
weiblich Ilka-Maria
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"Ein Mensch ..." - da läßt natürlich Eugen Roth grüßen. Und deshalb nehme ich das Gedicht von der parodistischen Seite. Flott gedichtet!

LG
Ilka
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.03.2012, 01:05   #4
Thing
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Beiträge: 34.998

Nicht nur Roth, auch G.R. Mostar läßt freundlichst grüßen!
D a s mach Dir mal einer unserer so kryptographischen Jungdichter nach...!
(Schaffen sie nicht!).

Lieben Dank
von
Thing
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Alt 13.03.2012, 10:21   #5
männlich Fridolin
 
Dabei seit: 04/2010
Beiträge: 1.026

Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
"Ein Mensch ..." - da läßt natürlich Eugen Roth grüßen. Und deshalb nehme ich das Gedicht von der parodistischen Seite. Flott gedichtet!

LG
Ilka
Diese Verse habe ich vor zwei Jahren für einen Lyrikwettbewerb mit dem Thema "Lyrik und ich" geschrieben. Obwohl es wie eine Parodie klingt und wohl auch so bewertet wurde, entspricht es wirklich meiner Beziehung zur Lyrik, wobei ich meine Reimereien nur ungern als "Lyrik" bezeichne. Leider ist es mir nie gelungen, einen unverwechselbaren, eigenen Stil zu entwickeln. So ist bei mir halt alles etwas epigonenhaft. Schon Professor Schlurch, mein Lehrer und Mentor, hat mir ins Stammbuch geschrieben:

Du rychnerst, rilkst und ringelnatzt
und morgensternst zuviel,
und hast schon manchen Reim verpatzt,
weil du in fremden Zungen schwatzt.
Ring um den eignen Stil!


Ich finde, Verse im Stil von Eugen Roth eignen sich sehr gut für Erzählgedichte; auch Lebensweisheiten lassen sich so gut verdichten. Drei Vierzeiler:

Ein Mensch, der schon als Kind gelesen,
dass alles schon mal da gewesen,
behauptet seither unbeirrt,
dass was schon war, auch noch mal wird.

Ein Mensch tut im Geheimen Gutes,
er denkt nicht viel an Ruhm. Er tut es.
Ein andrer, der sich sonst meist drückt,
sich stolz mit einem Orden schmückt.

Ein Mensch stellt mit Bedauern fest,
dass sich das Glück nicht fassen lässt.
Doch als das Glück zu ihm gekommen,
hat er es gar nicht wahrgenommen.

Ich könnte noch mehr Reimereien im Stil von Eugen Roth präsentieren, allerdings verliere ich die Lust, wenn sie unkommentiert bleiben.

Thing,

ich habe Mostar noch persönlich gekannt, aber weniger als Lyriker, sondern als brillanten Gerichtsreporter. Die meisten seiner Werke sind vergriffen, ich habe nur ein altes Ullstein-Buch "Meist heiter in Gedichten" und dank deiner Empfehlung "Aberglaube für Verliebte" antiquarisch erworben. In einer anderen Sammlung habe ich einige seiner Nachdichtungen von Martialschen Epigrammen gefunden. Davon hätte ich gern mehr.

Meine Antwort ist umfangreicher geworden als ich sonst zu schreiben vermag. Meine Tochter war gestern zu Besuch und mir beim Tippen behilflich.

LG Fridolin
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Alt 13.03.2012, 12:01   #6
weiblich Ilka-Maria
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Mein Lieblingsgedicht von Eugen Roth ist "Der Philosoph". Das kann ich heute noch auswendig aufsagen.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.03.2012, 16:23   #7
männlich Fridolin
 
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Beiträge: 1.026

Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
Mein Lieblingsgedicht von Eugen Roth ist "Der Philosoph". Das kann ich heute noch auswendig aufsagen.
Liebe Ilka-Maria,

ich kenne eigentlich alles von Eugen Roth und habe in meiner Zeit als Rezitator viele Gedichte von ihm vorgetragen, ein Gedicht mit diesem Titel ist mir nicht geläufig, ich muss allerdings zugeben, dass mein Gedächtnis in letzter Zeit arg nachlässt. Andrerseits hab ich das Gedicht auch nicht in meiner Sammlung mit Roths Gedichten gefunden. Kannst du mir mal ein paar Zeilen auf die Sprünge helfen....?

LG Fridolin
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Alt 13.03.2012, 17:02   #8
weiblich Ilka-Maria
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Du bist ein Goldschatz, ich wußte nämlich nicht, daß es auch eine Langform gibt. In meinem Schulbuch von anno dazumal gibt es nur die Kurzform, und die hielt ich die ganze Zeit für die einzige. Man lernt halt immer noch dazu.

Und außerdem ist es von Wilhelm Busch, deshalb konntest du es nicht finden. Sorry. Der fängt nur im gleichen Stil wie Eugen Roth an.

Also hier:

Viel Vergnügen!
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Alt 13.03.2012, 19:27   #9
männlich Fridolin
 
Dabei seit: 04/2010
Beiträge: 1.026

Liebe Ilka-Maria,

das Vergnügen hatte ich schon, und zwar war mir von vornherein klar, dass du dich täuschen musstest und nicht Roth, sondern Busch meinst, dessen Gedicht "Der Philosoph" auch schon lange zu meinem Repertoire von Vortragsgedichten gehört.

LG Fridolin
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Alt 13.03.2012, 20:22   #10
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Fridolin Beitrag anzeigen
Liebe Ilka-Maria,

das Vergnügen hatte ich schon, und zwar war mir von vornherein klar, dass du dich täuschen musstest und nicht Roth, sondern Busch meinst, dessen Gedicht "Der Philosoph" auch schon lange zu meinem Repertoire von Vortragsgedichten gehört.

LG Fridolin
Na, dann weißt Du ja Bescheid. Mich hat mein Gedächtnis im Stich gelassen, weil mein uraltes Gedichtbuch, das ich noch aus der Schulzeit habe, in Rubriken aufgeteilt ist. Unter "Heiterkeit" finden sich dort Werke von Ringelnatz, Morgenstern, Roth, Busch usw. - deshalb habe ich die Autoren wohl verwechselt.

Wenn wir schon mal beim Thema sind: Es gibt bei Zweitausendundeins einen Gedichtband "Die komischen Deutschen - 881 gewitzte Gedichte aus 400 Jahren" (ausgewählt von Steffen Jacobs). Wahrscheinlich kennst Du es, aber für alle Fälle will ich doch darauf hinweisen.

Lieben Gruß
Ilka
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