Abschiedsbrief

[jozepe]

Nach der unendlich langen Zeit,
die wir als Paar das Leben lebten,
möcht ich dir nun den Briefe geben,
der mich mit Schmerz von dir befreit.

So oft hast du dich schon beklagt,
dass niemand dir zur Seite steht,
dein Alltag sich im Kreise dreht,
und dir dabei den Geist zernagt.

Bewohnen doch so viele diese Welt,
doch keiner nähm' dich richtig war,
und sind mal schwere Zeiten nah
sei keiner da, der dich dann hält.

Doch hast du mal an mich gedacht,
der Tag und Nacht über dich wacht?
Der jedes Wort von dir empfängt
und es in sein Gedächtnis hängt?

Der jedes Mal ein Stückchen stirbt
wenn eine Träne dein Gesichte küsst;
der um Beachtung deiner Augen wirbt,
doch für die jenen selbstverständlich ist?

Treuer war ich als man treu es nennen kann,
auch wenn es manchmal nicht so schien.
Doch glaube mir, du bist mir so affin,
dass ich mich deiner dabei stets entsann.

Ich war und bin für immer dein,
ich wollte mit dir in den Sarg.
Doch möcht ich mich an diesem Tag
erlösen von dem schweren Stein
den du auf meine Brust mir schmeißt,
und das noch jeden Tag auf's Neue.
Das Schlimmste ist das Fehlen jeder Reue
wenn du durch Ignoranz mein Herz zerreißt!
Zu jener Zeit, die wir zusammen hatten,
so paradox man es auch nennen kann,
da warst du Freund und Feind in einem Mann.
Zu letzterem sag ich nun Lebewohl - dein Schatten.