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Lebensalltag, Natur und Universum Gedichte über den Lebensalltag, Universum, Pflanzen, Tiere und Jahreszeiten.

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Alt 06.04.2023, 07:47   #1
weiblich DieSilbermöwe
 
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Standard Erinnerung an einen Sonntag auf dem Dorf

In die morgendliche Stille
tönt der Glocken lauter Klang,
und die Menge strömt nach Gottes Wille
in die Kirche zum Gebet und zum Gesang.

Bangen Herzens lauscht die Menge
ihres Pfarrers Predigt von der Kanzel dort herab,
größere Kinder fürchten Gottes Strenge,
und ganz Große schalten in Gedanken ab.

Später vor der Kirche steht der Pfarrer,
schüttelt jedem Gläubigen die Hand,
er bedankt sich freundlich bei den Gästen
und er lächelt währenddessen unverwandt.

Überstanden ist der Sonntagmorgen
und der Mittag strahlt in voller Pracht.
Zu Hause fühlt man sich geborgen.
Und die Sonne lacht.

Geändert von DieSilbermöwe (06.04.2023 um 19:06 Uhr)
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Alt 06.04.2023, 13:04   #2
männlich MonoTon
 
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Hallo Silbermöwe

Zitat:
In die morgendliche Stille
wohin der Glockenklang tönt ist richtig, aber wäre es nicht ratsamer sich auf das "wann" zu fokussieren?
in der morgendlichen Stille?
Oder ist das ein Gedankenfehler von mir? Ich bin mir nicht sicher, aber was durch lauten Glockenklang gestört wird (die Stille), kann doch gar nicht mehr in Stille sein.

ich stoße mich auch etwas an der Strophe 2
die bezeichnung Größere Kinder und Große darauf wirkt auf mich erst einmal doppelt gemoppelt und die Steigerungsform in der Reihenfolge irritiert mich, kommen nicht erst "Große" dann "größere" Kinder? Größere als was?
Ich verstehe es so, dass in deinem Text alle Kinder Gottes sind. Ich verstehe die "größe" da gar nicht als wichtig, oder Kontextvertiefend. Es ruft allenfals eine unweigerliche Trennung auf, vor jemandem der ja eigentlich alle als Gleich betrachtet.

Ich glaube man könnte die Informationen in deinem Text tatsächlich noch weiter Komprimieren und ihm so mehr Dichte verleihen.

Nebelmorgen, zur Kapelle
tönt der Glocke schwerer Klang.
Menschen folgen Gottes Wille
schreiten zum Gebet heran.

Ich finde der Trochäus hätte gerne etwas mehr durch kommen können, die Zeilenanfänge waren fast etwas schwach und zu undefiniert gesetzt.
Ich dachte erst es wurde ein Anapäst angestrebt. Bis ich dann Worte wie "tönt, Bangen, größere" am Zeilenanfang sah, die auf erster Silbe betont werden.

Ich hoffe es ist ok, dass ich anhand deiner ersten Strophe ein beispiel dargestellt habe. Ich bitte um Verzeihung, falls ich dir damit zu nahe getreten bin. Es war nicht meine Absicht.

Lg Mono
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Alt 06.04.2023, 14:30   #3
weiblich DieSilbermöwe
 
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Hallo MonoTon,

zu nahe trittst du mir nicht, aber du siehst manchmal Fehler, wo keine sind.

Zitat:
. wohin der Glockenklang tönt ist richtig, aber wäre es nicht ratsamer sich auf das "wann" zu fokussieren?
in der morgendlichen Stille?
Nein, das wäre grammatikalisch falsch. Die Glockenklänge hauen ja in die Stille hinein. OK, ich würde mich nicht wundern, wenn man laut Duden mal wieder beides schreiben kann.

Zitat:
. Oder ist das ein Gedankenfehler von mir? Ich bin mir nicht sicher, aber was durch lauten Glockenklang gestört wird (die Stille), kann doch gar nicht mehr in Stille sein.
Wo steht im Gedicht etwas von Stören?

Selbst wenn: Wenn es still ist und irgendwas fängt an zu läuten oder sonstwie Krach zu machen, ist es nicht mehr still, aber vorher war es still. Bis dann Krach gemacht wurde. Ich verstehe dein Problem hier nicht.

Zitat:
.die bezeichnung Größere Kinder und Große darauf wirkt auf mich erst einmal doppelt gemoppelt und die Steigerungsform in der Reihenfolge irritiert mich, kommen nicht erst "Große" dann "größere" Kinder? Größere als was?
Die großen sind die Erwachsenen. Jetzt mache ich das G doch groß.

Zitat:
Ich verstehe es so, dass in deinem Text alle Kinder Gottes sind..
Habe ich aber nicht gemeint.

Zitat:
. Nebelmorgen, zur Kapelle
tönt der Glocke schwerer Klang.
Menschen folgen Gottes Wille
schreiten zum Gebet heran.
Auch nicht schlecht, ist mir aber ein wenig zu getragen im Ton.

LG DieSilbermöwe
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Alt 06.04.2023, 15:25   #4
männlich MonoTon
 
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Ok, vielen Dank
Lg Mono
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Alt 06.04.2023, 16:13   #5
männlich Nöck
 
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Hallo Silbermöwe,

"In die morgendliche Stille" oder "durch die morgendliche Stille" finde ich okay.

Zitat:
größere Kinder fürchten Gottes Strenge,
und und die Großen/Alten schalten in Gedanken ab
Was genau heißt größere Kinder?

LG Nöck
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Alt 06.04.2023, 17:25   #6
weiblich DieSilbermöwe
 
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Hallo Nöck,

ich dachte mir das so: Kleine Kinder verstehen das ja noch nicht und haben keine Angst vor dem Pfarrer und vor Gott. Deswegen habe ich „, größere Kinder" geschrieben.

LG DieSilbermöwe
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Alt 06.04.2023, 18:15   #7
weiblich DieSilbermöwe
 
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@MonoTon

Zitat:
.Ich finde der Trochäus hätte gerne etwas mehr durch kommen können, die Zeilenanfänge waren fast etwas schwach und zu undefiniert gesetzt.
Ich dachte erst es wurde ein Anapäst angestrebt. Bis ich dann Worte wie "tönt, Bangen, größere" am Zeilenanfang sah, die auf erster Silbe betont werden.
Ich i-x das jetzt mal durch:


In die morgendliche Stille
XxXxXxXx
tönt der Glocken lauter Klang,
XxXxXxX
und die Menge strömt nach Gottes Wille
XxXxXxXxXx
in die Kirche zum Gebet und zum Gesang.
XxXxXxXxXxX

Bangen Herzens lauscht die Menge
XxXxXxXx
ihres Pfarrers Rede von der Kanzel dort herab,
XxXxXxXxXxXxX
größere Kinder fürchten Gottes Strenge,
XxXxXxXxXx
und ganz Große schalten in Gedanken ab.
XxXxXxXxXxX

Später vor der Kirche steht der Pfarrer,
XxXxXxXxXx
schüttelt jedem Gläubigen die Hand,
XxXxXxXxX
er bedankt sich freundlich bei den Gästen
XxXxXxXxXx
und er lächelt währenddessen unverwandt
XxXxxxXxxXx (OK, die Zeile ist falsch)

Überstanden ist der Sonntagmorgen
XxXxXxXxXx
und der Mittag strahlt in voller Pracht.
XxXxXxXxX
Zu Hause fühlt man sich geborgen.
XXxXxXxXx (auch falsch)
Und die Sonne lacht.
XxXxX

Aber bis auf die zwei Zeilen würde ich sagen, es ist Trochaeus.

Das Versmaß lässt sich nicht immer an einzelnen Wörtern festmachen. Man muss Gedichte im Zusammenhang lesen.
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Alt 06.04.2023, 20:32   #8
männlich MonoTon
 
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Huch, ok
Ich hab mich nicht getraut weil ich nicht wusste wie es aufgefasst wird wenn ich xe.

Gleich zu beginn möchte ich anmerken, ja es ist ein Trochäus, aber mein Einwand bezog sich mehr auf die Schwäche der von dir erzeugten Hebungen. Du setzt auf das Gewohnheitsmetrum, nicht auf die Lautbarkeit der Silbe selbst. Der Kontext tut da nichts zur Sache. Betonung auf Begleitworte (in, und, zu) ich glaube man nennt diese Präpositionen, solche Worte tragen Flexionen auf sich, die sich deklinieren/beugen lassen. Eigentlich zeigt es mir eher, dass du sehr zaghaft damit bist und dich eventuell nicht recht traust den Einstieg klingen zu lassen. Ich hätte aber gerade zu beginn lieber klare Hebungen gesehen, damit ich gleich zu Anfang definieren kann, dass es sich um Trochäen handelt.


Wenn dir mein Beispiel nicht zusagt ist das vollkommen ok, aber es zeigt dir viel mehr, dass dort klar definierte Betonungen am Anfang jeder Verszeile stehen.
Es tut mir leid, wenn das von mir zu kleinlich wirkt.

Ich sehe nur Bestimmte Worte bei dir, die sich am Anfang der Zeilen klar betont darstellen
(tönt, Bangen, ihres, größere, Später, schüttelt, Über..,)
Alles andere ist eher schwammig und erhält seine betonung nicht durch sich selbst, sondern gerade weil der von dir erwähnte Kontext ihn im Gewohnheitsmetrum in Position bringt.

Zitat:
Das Versmaß lässt sich nicht immer an einzelnen Wörtern festmachen. Man muss Gedichte im Zusammenhang lesen.
Das Gewohnheitsmetrum sollte nur einspringen müssen, wenn Worte bestehend aus Komposita auftreten, oder undefinierte unbetonte, welche das Versmaß gleichbleibend eine Deklination erfahren lässt.
Es richtet sich dann nach Wurzelstämmen (Stammsilben) welche es im deutschen ja gibt. Diese ändern sich allenfalls in ihrem Wurzelvokal, aber nicht in ihrer Hebung und auch Affixe verändern es nicht.
trennen, trennungen, getrennt, abgetrennt, abtrennungen, unzertrennlich
Die Stammsilbe "trenn" ändert zwar die Position, nie aber seine Betonung, da es sich um eine Wortwurzel handelt. Nach dieser richtet sich für gewöhnlich ein Gewohnheitsmetrum.
Wäre in deinem Text nicht jedes dritte Wort nach Zeilenbeginn ein Substantiv, wäre es schwer einen klaren Versfuß zu definieren.

Aber ich vermute das geht meinerseits schon wieder zu weit...entschuldige bitte.

Wie gesagt, ich hätte mir einfach ein Paar stärkere Betonungen zu Beginn jeder Zeile gewünscht, um den gewünschten Trochäus besser und gleich zu Anfang, erkennen zu können.

Ich hoffe ich habe mich korrekt erklärt.
Das Problem ist, dass ich weiß was ich sagen möchte, mich aber anscheinend immer schwer damit tu, es auch so auszudrücken. Ich meine es nicht böse.

Lg Mono

Ich kann es dir gerne mal im Sinne eine Gewohnheitsmetrum X-en
vielleicht hilft dir das zu erkennen, worin im Text das Problem sitzt, dass ich habe.
Ich halte mich darin nur an klar definierte Betonungen die auch erkennbar/hörbar sind.

In die morgendliche Stille
tönt der Glocken lauter Klang,
und die Menge strömt nach Gottes Wille
in die Kirche zum Gebet und zum Gesang.

xxXxxxXx
XxXxXxX
xxXxXxXxXx
xxXxxxXxxxX

Bangen Herzens lauscht die Menge
ihres Pfarrers Predigt von der Kanzel dort herab,
größere Kinder fürchten Gottes Strenge,
und ganz Große schalten in Gedanken ab.

XxXxXxXx
XxXxXxxxXxxxX
XxxXxXxXxXx
xXXxXxxxXxx

Später vor der Kirche steht der Pfarrer,
schüttelt jedem Gläubigen die Hand,
er bedankt sich freundlich bei den Gästen
und er lächelt währenddessen unverwandt.

XxxxXxXxXx
XxXxXxxxX
xxXxXxxxXx
xxXxXxXxxxX

Überstanden ist der Sonntagmorgen
und der Mittag strahlt in voller Pracht.
Zu Hause fühlt man sich geborgen.
Und die Sonne lacht.

XxXxxxXxXx
xxXxXxXxX
xXxXxxxXx
xxXxX

Es zeigt das nur 2 Zeilen einen wirklichen Trochäus als kompletten Versfuß im Versmaß führen, (S1/Z2 und S2/Z1) die unbetonten dazwischen sind entweder Präpositionen oder Füllworte, die deklaniert werden können und keine Eigenbetonung in sich tragen. Das Gewohnheitsmetrum füllt diese Stellen automatisch mit Hebungen auf, sie gelten aber nicht als klar definierte Hebungen. Sie werden nur für den erhalt der Form und dessen Funktion angepasst, zumindest wurde es mir so vermittelt.
MonoTon ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.04.2023, 11:10   #9
weiblich DieSilbermöwe
 
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Hallo MonoTon,

Zitat:
Ich hab mich nicht getraut weil ich nicht wusste wie es aufgefasst wird wenn ich xe.
Mich stört das nicht, wenn Kommentatoren i-xen, ich freue mich sogar darüber.

Zitat:
Du setzt auf das Gewohnheitsmetrum, nicht auf die Lautbarkeit der Silbe selbst. Der Kontext tut da nichts zur Sache. Betonung auf Begleitworte (in, und, zu) ich glaube man nennt diese Präpositionen, solche Worte tragen Flexionen auf sich, die sich deklinieren/beugen lassen. Eigentlich zeigt es mir eher, dass du sehr zaghaft damit bist und dich eventuell nicht recht traust den Einstieg klingen zu lassen. Ich hätte aber gerade zu beginn lieber klare Hebungen gesehen, damit ich gleich zu Anfang definieren kann, dass es sich um Trochäen handelt.
So bin ich in letzter Zeit nicht an ein Gedicht herangegangen (ich bin schon froh, wenn es mir überhaupt gelingt, ein Versmaß einigermaßen durchzuhalten), aber es klingt ganz interessant. Obwohl nicht nur von mir, sondern auch von anderen Autoren bei Gedichten im Forum durchaus solche Begleitworte verwendet werden. Ich fand das eigentlich ganz in Ordnung.

Edit: Jetzt ist mir wieder eingefallen, dass ich ganz zu Anfang doch genau so versucht habe, Gedichte zu schreiben, wie du es vorschlägst: die Wörter voranstellen, die auf der ersten Silbe betont werden und das Gedicht drumherum zu basteln. Genau das ging immer gründlich daneben.

Ich könnte mal versuchen, das auszuprobieren mit dem klingenden Einstieg, aber ich verspreche mir nicht viel davon. Dann falle ich meiner Meinung nach eher in meiner dichterischen Entwicklung wieder zurück (ich weiß, dichterische Entwicklung klingt jetzt sehr angeberisch und sie ist ja auch lange noch nicht abgeschlossen).

Ich hab mir bei diesem Gedicht vorher überlegt, was ich sagen wollte und welche Worte ich verwenden wollte. Diese schrieb ich auf (habe sie dann aber nicht alle eingefügt) und hatte dann erstmal ein paar Tage lang keine Idee, was ich damit machen sollte. Dann kam mir die erste Zeile mit dem Rhythmus in den Sinn (vorher hatte ich mich noch nicht mal entschieden, ob es Jambus oder Trochaeus werden sollte), und der Rest schrieb sich sozusagen von selbst bis auf die zwei falschen Verse.

Zitat:
Ich sehe nur Bestimmte Worte bei dir, die sich am Anfang der Zeilen klar betont darstellen
(tönt, Bangen, ihres, größere, Später, schüttelt, Über..,)
Alles andere ist eher schwammig und erhält seine betonung nicht durch sich selbst, sondern gerade weil der von dir erwähnte Kontext ihn im Gewohnheitsmetrum in Position bringt.
Ja, wie gesagt: Das war noch nicht mal Absicht. Die Worte fügten sich, sobald ich die erste Zeile hatte, von selbst ein.

Zitat:
. Das Gewohnheitsmetrum sollte nur einspringen müssen, wenn Worte bestehend aus Komposita auftreten, oder undefinierte unbetonte, welche das Versmaß gleichbleibend eine Deklination erfahren lässt.
Es richtet sich dann nach Wurzelstämmen (Stammsilben) welche es im deutschen ja gibt. Diese ändern sich allenfalls in ihrem Wurzelvokal, aber nicht in ihrer Hebung und auch Affixe verändern es nicht.
trennen, trennungen, getrennt, abgetrennt, abtrennungen, unzertrennlich
Die Stammsilbe "trenn" ändert zwar die Position, nie aber seine Betonung, da es sich um eine Wortwurzel handelt. Nach dieser richtet sich für gewöhnlich ein Gewohnheitsmetrum.
Wäre in deinem Text nicht jedes dritte Wort nach Zeilenbeginn ein Substantiv, wäre es schwer einen klaren Versfuß zu definieren.

Aber ich vermute das geht meinerseits schon wieder zu weit...entschuldige bitte.
Kein Grund, sich zu entschuldigen, wenn du dich mit meinem Gedicht beschäftigst. Jetzt muss ich mir aber mal wieder mein Grammatikbuch vornehmen .... über die Wortwurzeln muss ich mal nachlesen.

Übrigens, noch etwas zum ersten Vers: Ich wollte zuerst auch „In der morgendlichen Stille" schreiben, aber dann hätte es „ertönt der Glocken lauter Klang" heißen müssen, und dann wäre die zweite Silbe betont gewesen.

LG DieSilbermöwe

Geändert von DieSilbermöwe (07.04.2023 um 12:22 Uhr)
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Alt 07.04.2023, 13:12   #10
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Zitat:
Übrigens, noch etwas zum ersten Vers: Ich wollte zuerst auch „In der morgendlichen Stille" schreiben, aber dann hätte es „ertönt der Glocken lauter Klang" heißen müssen, und dann wäre die zweite Silbe betont gewesen.
Wo wäre es ein Problem gewesen, es würde an sich gut klingen.
Der Trick wäre nur, es anderen als gewollt unter zu jubeln.
Ein metrischer Wechsel heißt nicht, das etwas falsch ist, es heißt nur dass der Grundton sich ändert. Mit diesem Grundton kann man spielen und variieren, es ist nur wichtig, das man dabei konsequent vorgeht.
Dann wird auch ein metrischer Wechsel als logisch betrachtet.


Zitat:
In die morgendliche Stille
tönt der Glocken lauter Klang,
und die Menge strömt nach Gottes Wille
in die Kirche zum Gebet und zum Gesang.

xxXxxxXx
XxXxXxX
xxXxXxXxXx
xxXxxxXxxxX
Das Gewohnheitsmetrum zeigt hier nur Flexionen, die zwar klanglich nicht sehr von sich überzeugen, sich aber formal in eine Hebung setzen lassen.
Es besteht hier durchaus ein trochäisches Versmaß.

Zitat:
In die morgendliche Stille
tönt der Glocken lauter Klang,
und die Menge strömt nach Gottes Wille
in die Kirche zum Gebet und zum Gesang.

XxXxXxXx
XxXxXxX
XxXxXxXxXx
XxXxXxXxXxX
Auch die unterschiedlichen Zeilenlängen stören optisch nicht, es muss nur für sich entschieden werden, ob diese melodisch Sinn ergeben.
Der Strophe liegt ein Kreuzreim vor. Das heißt dass es auf jeden Fall Sinn macht, diese Zeilen aufeinander abzustimmen, sei es in deren Zeilenlängen, oder deren Grundton. Du kannst ohne Frage soviele Versmaße anwenden wie du es gerne möchtest, sie sollten nur miteinander konform gehen. Damit sie Konsequent sind.
Das kann man Zeilenübergreifend handhaben, oder sogar Strophenübergreifend.
Jedes Versmaß besitzt seinen eigenen Charakter, einen Grundton basierend auf Eigenschaften.

Wenn du traurig bist erstellst du unbedacht (oder absichtlich) einen eher tragenden, zurückhaltenden Ton, mit in sich gerichtet eher schweren Worten und weichen Konsonanten. Das Sprachgefühl meidet dann oft zuviele zisch und knack-laute, weil sie das eigene Empfinden stören.
Diese Emotion überträgt sich oft auf das erstellte Versmaß.

Im Ton der morgendlichen Stille,
Glockenläuten tönt hindurch im Klang,
es strömt herbei die Menge, frei nach Gottes Wille
Kirchentüren laden zu Gebet und auch Gesang.

xXxXxXxXx
XxXxXxXxX
xXxXxXxXxXxXx
XxXxXxXxXxXxX

Es wirkt nicht groß anders, als deine ursprüngliche Version, aber die Gleichlangen Zeilen erzeugen den Eindruck eines Wechsels zwischen Behauptung und Beobachtung. Ein hin und her aus 2 Perspektiven und eine einfache Erzählweise in Draufsicht. Das Versmaß ist wechselnd, aber definiert. Es wird allenfalls mit den Kadenzen gespielt, oder mit der Zeilenlänge.
Eine Pause in Form einer Zäsur kann dabei das verfallen in eine monotone Leseart vermeiden. (Menge, frei) Lange Zeilen neigen leider dazu ein leiern beim lesen zu erzeugen. Dem sollte man entgegen wirken, je länger Verszeilen werden.

Nebelmorgen, zur Kapelle
tönt der Glocke schwerer Klang.
Menschen folgen Gottes Wille
schreiten zum Gebet heran.

XxXxXxXx
XxXxXxX
XxXxXxXx
XxXxXxX

Der reine Trochäus hat die Eigenschaft sehr durch zu marschieren, er wirkt wie ein Stechschritt in seinem Grundton. Oft legt er keinen Wert auf nebensächliche Worte, er will laut sein. Er wirkt in vielerlei Hinsicht oft sehr Dominant.

Daher fand ich es zunächst schön, dass ich annahm einen Anapäst zu lesen.
Dieser ist sehr zurückhaltend. Bis ich dann merkte, dass es sich um eine, wortbedingt, etwas leisere Form des Trochäus handelte.
Es passt vermutlich dennoch zum Thema, denn zum Gebet antreten hat ja auch was militärisches. Es trifft nur auf mehr eigene Überzeugung in Form des Glaubens. Ein bedächtiges/andächtiges Marschieren und antreten. ^^
Sorry, ich schweife ab.

In der Schwere des Morgens, der Stille
es ertönen der Glocken verlautbare Klänge,
und die Menge, sie strömet nach gottfrommem Wille
in die Kirche zu bet' und Gesänge.

xxXxxXxxXx
xxXxxXxxXxxXx
xxXxxXxxXxxXx
xxXxxXxxXx

Ok ich belass es dabei, ich hab mich bisher wenig, um nicht zu sagen gar nicht mit dem Anapäst befasst oder ihn angewendet.
Es ist schwer nicht-klingende Zeilenanfänge zu erstellen, wenn man den Drang verspürt klang zu erzeugen. Und es ist nicht sehr abwechslungsreich wenn diese leisen Klänge nur aus Worten bestehen die wenig an Aussagekraft besitzen und eher wie Füllworte agieren.
Ich habe gerade festgestellt, bzw mich erinnert, warum ich den Anapäst eigentlich nicht mag. Er klingt mir zu schwülstig und um den heißen Brei herum.
Ich bin froh, dass du keinen in Erwägung gezogen hattest. Vielen Dank.

Lg Mono
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Alt 07.04.2023, 14:03   #11
weiblich DieSilbermöwe
 
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Zitat:
.Du kannst ohne Frage soviele Versmaße anwenden wie du es gerne möchtest, sie sollten nur miteinander konform gehen. Damit sie Konsequent sind.
Das kann man Zeilenübergreifend handhaben, oder sogar Strophenübergreifend.
Du meinst in ein und demselben Gedicht? Nein, man sollte nicht z. B. Jamben und Trophäen durcheinander schreiben.

Ist mir zwar schon öfters passiert, aber nicht absichtlich und ist auch nicht erstebrenswert.

Zum Versmaß habe ich hier was Interessantes gefunden:

https://www.versmass.de/

Lies dir mal unter diesem Link das Beispiel für den Trochaeus durch, da fangen zwei Zeilen mit einer Präposition und eine mit einem Begleitwort an und nur eine fängt mit einem „Klang" an - in einem Vierzeiler.
DieSilbermöwe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.04.2023, 14:38   #12
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Zitat:
Du meinst in ein und demselben Gedicht? Nein, man sollte nicht z. B. Jamben und Trophäen durcheinander schreiben.
Warum durcheinander? Zeilenübergreifend ist das durchaus möglich.
Gerade bei Kreuzreimen. Und wenn es zum Charakter des Gedichtes passt, ist es legitim. Die Limitierung jeglicher Form, liegt immer bei dir selbst.

Ich gebe recht dass es erstrebenswert ist, ein Metrum gleichbleibend zu erstellen, aber wenn zum Beispiel 2 Personen in einem Text einen Dialog führen, können solche Wechselformen die Standpunkte definieren. Jemand fordert im Trochäus. Ein anderer Duckmausert im Jambus.

Man kann einen Spannungsbogen aufbauen, wenn man 2 unterschiedliche Versmaße miteinander in Verbindung bringt.
Ob man diese gegenüber stellt, oder sie als weiterführend nutzt ist einem selbst überlassen.
Man sollte es nur nicht willkürlich tun, sondern auch dort auf Struktur der Form achten, sonst wirkt es unbeholfen.
Lg Mono
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Alt 07.04.2023, 15:03   #13
männlich MonoTon
 
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Zitat:
Lies dir mal unter diesem Link das Beispiel für den Trochaeus durch, da fangen zwei Zeilen mit einer Präposition und eine mit einem Begleitwort an und nur eine fängt mit einem „Klang" an - in einem Vierzeiler.
Habe ich getan. Es handelt sich um einen Schüttelreim, dessen Betonungen fix sind

Ixe mir bitte folgenden Vers

als ich zu dir stieß und du zu mir
dir erlies was einst ich schenkte dir
du dein herz in meins getan
hielten alle sterne an

starr hielt ich die taschenlampe auf
mond erstrahle hell und immer heller
dreh dich schnell und unbehelligt immer schneller
falle nicht herab, noch gib je auf.

Es interessiert mich, wie du die Betonungen in dem Text setzen würdest.
Und ob es dir leicht fiel, bzw wonach du entschieden hast die Betonungen zu setzen.

Lg Mono

falls dir das zu doof ist, tut es mir leid, ich will dich nicht in Verlegenheit bringen. Ich finde es aber sehr schön, dass du ein derartiges Interesse an Betonung hast. In dem Text gibt es übrigens eine kleine Falle, ich hoffe du verzeihst sie mir.
MonoTon ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.04.2023, 09:34   #14
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Hallo MonoTon,

wenn das ein Gedicht von dir ist, stell es doch in einem eigenen Thread ein, dann können wir uns dort über dessen Betonung unterhalten.

Hier geht es ja um mein Gedicht. Ich sagte es mir heute Morgen noch einige Male laut vor und fand, dass die Betonung tatsächlich überall stimmt. Ich bin sogar ein wenig stolz auf das Gedicht.

Du wirst mich nicht davon überzeugen können, dass meine Betonungen falsch sind.

LG DieSilbermöwe
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Alt 08.04.2023, 10:27   #15
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Zitat:
Du wirst mich nicht davon überzeugen können, dass meine Betonungen falsch sind.
Zitat:
Ich finde der Trochäus hätte gerne etwas mehr durch kommen können, die Zeilenanfänge waren fast etwas schwach und zu undefiniert gesetzt.
Wo und wann sagte ich, es wäre falsch? Ich sagte, es könnten stärkere Betonungen genutzt werden.
Ich freue mich dass du nicht klein bei gegeben hast. Vielen Dank.

Manchmal ist es unumgänglich anhand von mehrsilbern ein Metrum per Gewohnheitsmetrum zu verorten. Auch daran ist nichts verkehrt.

Zitat:
Ich bin sogar ein wenig stolz auf das Gedicht.
Zu recht, denn es wurde mit zarten tönen ein Trochäus erstellt.
Darf ich jetzt auf die zwei Punkte Hinweisen, die mich tatsächlich stören?
S2V3 Größere Kinder XxxXx dreisilber, auf "Kind" liegt eine Hauptbetonung
S4V3 zu Hause - xXx dort hast du selbst schon eingeräumt, allerdings falsch dargestellt als Hebungsprall.

Ich glaube ich betrachte deine Texte jetzt für mich selbst, in einem anderen Licht. Die Diskussion hat mir sehr gefallen.

Lg Mono
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