in der Kneipe

[ftatateeta]

er zapft sie bringts
man dankt man trinkts
ein Bier ein Korn
nochmal von vorn

mal rechts mal links
sie holts sie bringts
man ruft sie stapft
sie bringts er zapft
drei Bier zwei Korn
nochmal von vorn

sie rennt man winkt
sie holts man trinkt
acht Bier vier Korn
nochmal von vorn

man schreit man johlt
er zapft sie holt
noch Bier noch Korn
und dann von vorn
und hier und mir
auch Schnaps und Bier

und Stund um Stund
gehts rund und rund
mal rechts mal links
sie bringts man trinkts
er zapfts am Quell
sie holts und schnell...

das ist
das Kneipenritornell

[Schreibfan]

Hat was, der Text. Könnte ich mir gut auf einer Prunksitzung vorstellen oder als Warm-up auf dem Wasen/, Oktoberfest

[Erhard Gratz]

Liebe ftatateeta, Dein Gedicht ist ein ausgesprochenes Unikat, ich habe es sogleich zu meinen Favoriten gestellt. Jeder Vers aus nur zwei Hebungen, das muss man erstmal fertigbringen, ebenso wie das Wechselspiel mit den wenigen, immer gleichen Verben.
Es hat mich an Otto Reutters "Überzieher" erinnert, nur ist es viel stringenter.

Leider scheint mir das letzte Wort fehl am Platz, denn es ist ja im ursprünglichen Sinn kein Ritornell. Da gäbe es doch sicher ein anderes Reimwort

Gruß, Erhard

[ftatateeta]

Danke, Erhard und Schreibfan, fürs Lesen und Kommentieren. Mich hat hier vor allem interessiert, ob sich bei gleich bleibendem Rhythmus das Tempo eines Gedichts steigern lässt. Naja, der Inhalt legts nahe.
LG - ftatateeta

[ftatateeta]

Ach noch was, Erhard. Ritornell ist kein Verlegenheits-Reimwort. Es stand von vornherein fest. Das Vergleichsmoment sollte die ständige Wiederkehr des Immergleichen sein. Außerdem ist es - auch rhythmisch - so ein seufzender Abschluss des Ganzen, von mir jedenfalls so empfunden.

[DieSilbermöwe]

Hallo ftatateeta,

ein sehr originelles Gedicht, ich finde es ausgesprochen interessant, wie du hier experimentiert hast (ich hoffe, experimentieren ist das richtige Wort, es ist im positiven Sinne gemeint.)

Schöne Grüße
DieSilbermöwe

[dunkler Traum]

... ups, erst heut bemerkt. Du beschreibst hier aber Sachen, welche vor dem Ausnahmezustand real waren, doch jetzt eher kaum noch, oder?
Gefällt mir, stimme Schreibfan zu, passt.

wsT
dT

[ftatateeta]

Danke Silbermöwe und d.T. für die Kommentare. Experimentieren, ja. Oder spielen. Ist manchmal dasselbe. D.T., was meinst du mit Ausnahmezustand? Die Sufffestivals, die Schreibfan erwähnt? Cheers jedenfalls.
ftatateeta

[Candlebee]

Hey ftatateeta,

hast mich direkt abgeholt mit dieser flotten Kneipennummer. Ich komme aus dem Grinsen ja kaum mehr raus. Ein solches Saufgelage gibt es bestimmt immer wieder in diversen Kneipen. Ich hab eine solche jedenfalls noch nicht mitgemacht. Aber bei dir hier gab's ordentlich was intus. Prost!

Schwankende Grüße, Candlebee

Was Wortspielereien so hermachen, tsss...

[dunkler Traum]

... im Ausnahmezustand wurden nicht nur Kneipen geschlossen, auch Schulen und so. In dieser Zeit sind viele Servicekräfte gewechselt. Deshalb meinte ich, du beschreibst "die gute alte Zeit" vor dem Corona-Ausnahmezustand.

wsT
dT

[ftatateeta]

Achso das. Weißt du, dunkler Traum, es war zwar nicht meine Absicht, aber man könnte argumentieren, gerade weil coronabedingt so viele Servicekräfte*) fehlen, müssen sich die verbliebenen Hol-Bring-Personen*) umso mehr abstrampeln. LG


*) So akzeptabel, ihr Gender-Freaks allenthalben?

[DieSilbermöwe]

In der Gastronomie wechseln Servicekräfte sowieso öfters. Es ist ja meistens Saisonarbeit. Die wenigsten haben das ganze Jahr über Arbeit, und da wechselt man von Saison zu Saison auch schon mal.