Wiegenlied bei Poetry.de

Miss Mono · 07.11.2013, 14:55

Auch hier ein Hallo!
Wollte mal ein älteres Gedicht dalassen, ich weiss, dass das Metrum stellenweise holpert, mag es aber gerade deswegen irgendwie gern... ein bisschen "Element of Crime" inspiriert. Freu mich über eure Gedanken dazu!

Wiegenlied

Der Himmel ist uns irgendwann mal auf den Kopf gefallen.
„Es regnet wieder.“ Haben sie gesagt.
Stücke haben uns am Kopf getroffen.
„Welch ein Hagel!“ haben sie geklagt.
Die Fluten, die dich von mir fortgerissen,
spülen jetzt noch sanft um meinen Fuß.
Sie bringen hin und wieder mir ein Haar von dir.
Ich sammle Himmelsstücke, so zum Trost.

Die alte Kneipe hat noch immer auf,
in jener Gasse wo von drei Laternen nur noch eine geht,
und jeden Abend um halb sieben
der alte Mann mit seinem Sack voll Steinen steht,
aus dem er jedem einen gibt, dem es zu leicht ums Herz ist.
Die Pflastersteine schweigen in der Dämmerung,
und alle Spuren die wir hinterliessen,
hat morgens pfeifend jemand weggekehrt.

Der Wirt erinnert sich nicht mehr,
seit ihn das Hagelkorn erwischte,
und jeglicher Beweis, dass wir je hier war’n, fehlt.
Und doch, auch wenn der Mond, der breite volle,
Jetzt träge auf dem Grund des Flusses liegt,
von Sand und einem Damenfahrrad halb begraben,
so singt er immer noch sein Wiegenlied.

simbaladung · 07.11.2013, 17:40

Hallo, Miss Mono,

dein Wiegenlied lässt eine längst vergangene Szene wieder lebendig werden.
Ein Unwetter, ein Sturm, es hagelt, zwei Menschen unterwegs mit einem Fahrrad, am Fluss entlang, der über die Ufer tritt, eine Frau verliert den Halt,
wird mitgerissen, Hilfe ist unmöglich, (oder kommt zu spät?) ... Begleiter/in
kommt immer wieder an den Ort zurück ... sie klagt nicht, der Mond singt sein Wiegenlied

Ich mag dein Gedicht, besonders die Zeilen mit dem alten Mann, der Steine an die verteilt, denen das Herz zu leicht ist. Schöne, ungewöhnliche Idee.

gern gelesen,
auch wenn es noch nicht ganz rund und perfekt ist,
simba

Miss Mono · 12.11.2013, 08:51

Ich habe es noch nie so wörtlich gesehen, ein sehr schönes Bild was du da hervorrufst... Es geht tatsächlich um einen Freund, der verstorben ist. Er hat die Welt immer sehr fantasievoll und positiv betrachtet, sich selbst nie sehr ernst genommen und selbst in der Tragik irgendwo noch was Komisches gesehen.

07.11.2013, 14:55	#1
Miss Mono Dabei seit: 01/2013 Alter: 38 Beiträge: 7 Meine Gedichte	Wiegenlied Auch hier ein Hallo! Wollte mal ein älteres Gedicht dalassen, ich weiss, dass das Metrum stellenweise holpert, mag es aber gerade deswegen irgendwie gern... ein bisschen "Element of Crime" inspiriert. Freu mich über eure Gedanken dazu! Wiegenlied Der Himmel ist uns irgendwann mal auf den Kopf gefallen. „Es regnet wieder.“ Haben sie gesagt. Stücke haben uns am Kopf getroffen. „Welch ein Hagel!“ haben sie geklagt. Die Fluten, die dich von mir fortgerissen, spülen jetzt noch sanft um meinen Fuß. Sie bringen hin und wieder mir ein Haar von dir. Ich sammle Himmelsstücke, so zum Trost. Die alte Kneipe hat noch immer auf, in jener Gasse wo von drei Laternen nur noch eine geht, und jeden Abend um halb sieben der alte Mann mit seinem Sack voll Steinen steht, aus dem er jedem einen gibt, dem es zu leicht ums Herz ist. Die Pflastersteine schweigen in der Dämmerung, und alle Spuren die wir hinterliessen, hat morgens pfeifend jemand weggekehrt. Der Wirt erinnert sich nicht mehr, seit ihn das Hagelkorn erwischte, und jeglicher Beweis, dass wir je hier war’n, fehlt. Und doch, auch wenn der Mond, der breite volle, Jetzt träge auf dem Grund des Flusses liegt, von Sand und einem Damenfahrrad halb begraben, so singt er immer noch sein Wiegenlied.

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07.11.2013, 17:40	#2
simbaladung Dabei seit: 07/2012 Alter: 67 Beiträge: 3.073 Meine Gedichte Meine Favoriten	Hallo, Miss Mono, dein Wiegenlied lässt eine längst vergangene Szene wieder lebendig werden. Ein Unwetter, ein Sturm, es hagelt, zwei Menschen unterwegs mit einem Fahrrad, am Fluss entlang, der über die Ufer tritt, eine Frau verliert den Halt, wird mitgerissen, Hilfe ist unmöglich, (oder kommt zu spät?) ... Begleiter/in kommt immer wieder an den Ort zurück ... sie klagt nicht, der Mond singt sein Wiegenlied Ich mag dein Gedicht, besonders die Zeilen mit dem alten Mann, der Steine an die verteilt, denen das Herz zu leicht ist. Schöne, ungewöhnliche Idee. gern gelesen, auch wenn es noch nicht ganz rund und perfekt ist, simba

12.11.2013, 08:51	#3
Miss Mono Dabei seit: 01/2013 Alter: 38 Beiträge: 7 Meine Gedichte	Ich habe es noch nie so wörtlich gesehen, ein sehr schönes Bild was du da hervorrufst... Es geht tatsächlich um einen Freund, der verstorben ist. Er hat die Welt immer sehr fantasievoll und positiv betrachtet, sich selbst nie sehr ernst genommen und selbst in der Tragik irgendwo noch was Komisches gesehen.