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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt.

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Alt 16.08.2007, 21:15   #1
Inline
 
Dabei seit: 07/2006
Beiträge: 626

Standard An den Vater

Ich weiß, du warst.

Ich weiß, du warst der frischene,
aus rarem Holz entspante Bogen.

Und nur wegen der Verstoßenheit,
ein schrittarmer Fährtengeber.

Ich weiß, dass du das warst.


Komm Vater, lass uns schweigen.
Lass uns in Ruhe reden.

Lass Maklum Bahasa in dem Mund,
damit ich endlich glauben kann,
ich könnte dich verstehen.


Alle die Türen,
welche ich durchschreite

hast du noch nie gesehen.

Und alle die Türen
die danach ins Schloss fallen

und die sich nicht
mehr öffnen lassen

blicken schweigend
zum Durchquerer

der sein Herz da drin
von deinem separiert.

__________________________________________________ _
Inline Mitte 2006
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Alt 14.09.2007, 15:40   #2
Last One Left
 
Dabei seit: 03/2005
Beiträge: 151

Hi Inline,

auch dieses hier gefällt mir sehr. Da verbergen sich ja noch einige vergrabene Schätze von dir im Datenfriedhof, ein gefundenes Fressen für mich

Inhaltlich sehe ich Parallelen zu "Wabbert", nur steht die explizit benannte Autorität hier im Vordergrund. Der Sohn, der sich vom Vater trennt, dabei aber keine Schuldzuweisung vornimmt, sondern eher betont, warum beide sich nur aneinander vorbei entwicklen konnten.
Zu Beginn gefallen mir die Wiederholungen, sie verstärken die Unsicherheit lyr. Ichs, was eben eigentlich nicht weiß, was der Vater war, sondern viel mehr die Verstoßenheit entschuldigt.
"Maklum Bahasa", kein Plan, was das sein soll, vielleicht irgendetwas persönliches für dich, vielleicht auch etwas, was gar keinen Inhalt haben soll um das Unverständnis auszudrücken.
Das Türenbild halte ich für überzogen, was aber nicht gravierend ins Gewicht fällt. Als Bild für die Seperation funktioniert es vorzüglich. Das Highlight sehe ich aber in der Formulierung "Durchquerer", die leider ein wenig untergeht.

Evtl muss man dir den Vorwurf machen Kafkas Brief an den Vater nachzueiferng und daher stellenweise zu sehr in dieser Stimmung zu versinken.

LG
Last
Last One Left ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.09.2007, 15:59   #3
apnoe
 
Dabei seit: 01/2007
Beiträge: 785

hi, inline,
das ist seit langem der erste text von dir, der mir richtig gut gefällt.
ich mag die wortschöpfungen, die für dich unübliche kürze und ja, auch den inhalt. schön.
ich finde nicht, dass das thema kafkas brief an den vater im vordergrund der assoziationen steht, den vorwurf könnte ich nicht nachvollziehen, sehr wohl aber die zwiespältigkeit des erwachsenen sohnes, der mit seinem vater nicht mehr klar kommt, da die verhältnisse von vater- sohn
altersgemäß nicht mehr zusammenpassen...oder so, ich hoffe, du weißt, was ich meine.
lg a
apnoe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.09.2007, 17:20   #4
Lunch
 
Dabei seit: 09/2007
Beiträge: 11

Standard RE: An den Vater

Der zweite Teil des Gedichtes berührt mich schon , hingegen find ich den ersten Teil nicht so gelungen, auch wenn ich nicht genau begründen kann, warum. Es ist mir irgendwie zu trocken.

Nur noch wegen der Rechtschreibung ein paar Tipps:
edit: oh, sry, stimmt
V.4: Verstoßenheit
Lunch ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.09.2007, 18:33   #5
Inline
 
Dabei seit: 07/2006
Beiträge: 626

Schön, dass so viele geantwortet haben!

@Last: Ich muss dir ehrlich sagen, dass ich dieses Kafka- Gedicht nicht kenne.

Auch dieser Text hat persönlichen Bezug, ohne jedoch direkt zu werden. Das ist mir wichtig.

Mit deiner Interpretion liegst du sehr richtig. Tatsächlich soll der Text nicht zuweisen, sondern eher "er"klären (klarer machen) die Situation an sich aus der Ferne betrachtet. Und dies auf behutsame Weise.

Maklum Bahasa ist malaiisch und bedeutet ungefähr: "Du weißt schon Sprache". Es soll die Differenz vermitteln die besteht. Schön finde ich selbst den Ausdruck, wenn man die Worte durch Bindestriche zu einem Ausdruck vereint, der dann eine Vorgehensweise des Vaters beschreibt.

Es geht um Verständnis und auch um Vermissen.

@Apnoe: Freut mich, dass ich dir auch mal zu gefallen weiß! Es ist nicht mein Betreben lange Texte zu schreiben - Mein Bestreben ist der Intensität des Themas gerecht zu werden. Und meistens meine ich, dass hierfür eine gewisse Länge erforderlich ist. Außerdem haben meine Gedichte häufig eine anteilige geschichtenartige Struktur. Und um Verläufe klar darzustellen, bzw. sie logisch klingen zu lassen, glaube ich entsprechende Wörter verwenden zu müssen. Ich weiß Stockungen im wechsel mit Fluss noch nicht richtig zu gestalten. Danke für deine Antwort!

@Lunch: Ich denke die ersten 2/3 sind recht abstrakt und viele Worte unüblich, so dass man verstehen muss sie recht zu deuten. Das ist vielleicht nicht ganz so leicht und auch missverständlich.

Tatsächlich soll es "entspante" heißen. Es ist ein Bogen aus Holz. Wenn du jetzt etwas weiter denkst, wirst du evtl. auf den Spruch "aus Holz geschnitzt sein" bzw. "hat den Bogen raus" stoßen. Dies soll das tiefe Verständnis des Sohnes für die Situation des Vaters zum Ausdruck bringen. Evtl. kann man noch tiefer assoziieren.

Verstoßenheit kann ich umsetzen...

Auch dir danke für den Kommentar!

Liebe Grüße Inline

Freut mich dass es gefällt.
Inline ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.09.2007, 18:52   #6
the unforgiven
 
Dabei seit: 02/2007
Beiträge: 26

ich sage: wow. keine kritik angebracht.

lieben gruß, the unf.
the unforgiven ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.09.2007, 13:29   #7
Inline
 
Dabei seit: 07/2006
Beiträge: 626

Danke für deine Antwort!

Freut mich, wenn es dir so gut gefällt.

LG Inline
Inline ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.09.2007, 13:57   #8
Mo.-
 
Dabei seit: 05/2007
Beiträge: 531

hi,

ich würde vieleicht noch ein paar leerzeilen streichen und das ganze etwas zusammen zu bekommen. das gibt dem text etwas geschlosseneres. passt meiner meinung nach mehr zum inhalt, sonst wirkt es eher wie ein fiebertraum.

gruß mo.-
Mo.- ist offline   Mit Zitat antworten
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